1983 Thailand – Tagebuch

Thailand 23.10.-25.12.1983

Travel route Thailand 1983
Reiseroute Thailand 1983

23.10. Bangkok
Der erste Thailänder, der Zollbeamte, dem wir am Flughafen begegneten, war sehr unfreundlich. Doch wir passierten alle Kontrollen sehr schnell und problemlos.

Die Fahrt mit dem Bus in die Stadt dauerte ca. 1 ½ Std. Ein grosser Teil der Strasse war unter Wasser.

Kulturschock: überall Plastiksäckchen von den Softdrinks, Markenartikel wie Coke und Autos, Fernsehantennen überall, westliche Filme im TV, …

Die Preise für Essen und Unterkunft waren doppelt so hoch wie im Reiseführer. EZ ohne eigenes Bad zu zweit 70 Bt, Hotelzimmer 180 Bt.

24. Feiertag, GPO geschlossen
Tour zu Golden Buddha (5,5 t Gold). Danach Chinatown. Überall Fische und Hühner, die vor Ort geschlachtet wurden, Schweinegesichter zum Kaufen. Frösche, deren abgezogene Haut sich um den Hals rollte. Das Brutalste aber waren grosse Fische, welche lebend in einem Wasserbecken schwammen. Der Verkäufer nahm einen nach dem anderen heraus, schnitt ihm lebendigen Leibes den hinteren Viertel ab, zog durch den Vorderkörper eine Schnur und hängte sie, welche noch recht lange lebten, mit dem Kopf nach unten an eine Stange. Wenn das der Tierschutz sähe! Auch alle Hühner und Enten werden zusammen mit Kopf und Füssen verkauft, jene aber auch separat, denn sie werden in der Suppe gekocht. Trotz allem hat mir das nicht so viel ausgemacht. Wahrscheinlich gewöhne ich mich noch daran.

Dann in ein Restaurant, das Chateaubriand anbot für sFr. 6.-. Aber nicht durchgebratenes Fleisch mieden wir, bestellten bloss zwei 7ups, das in riesigen Gläsern serviert wurde, zur Hälfte gefüllt mir Eis, welches wir auch mieden. Wir gabens zurück, mussten dann aber drei Flaschen bezahlen, also 36 Bt.

Dann bummeln: da gabs wirklich alles, nur viel zu teuer, fast schweizerisch. Wir kamen nicht mehr aus dem Staunen. Die Kleider topmodisch. Elektronik auf dem neuesten Stand.

Wir entdeckten ein sauberes Selbstbedienungsrestaurant. Ich ass Poulet (grosses Stück mit Schenkel), Pommes frites, Bohnen und Rüeblis, dazu Kaffee, zum Dessert natürlich noch Patisserie. Auf dem Heimweg nahmen wir dann noch Kaffee und gemeinsam einen Bananensplit. Gar nicht übel hier in Bangkok!

25.
Wir wechselten das Zimmer, bezahlen zwar 110 Bt, aber es ist gross, schön und sauber. Zwar müssen wir die Toilette/Dusche/Lavabo mit dem Zimmernachbarn teilen (Zutritt von beiden Zimmern).

Auf dem GPO erwarteten uns drei Briefe. Unsere Pakete seien angekommen, der Teppich sei wunderschön, doch die Lampe und Flöten seien beschädigt.

Weiter zum Königspalast mit den umliegenden Tempelanlagen. Ist wirklich sehr schön. Dann blieb nur noch Zeit fürs Essen, später Dessert und Café. Im Hotel befasst sich Joschi mit Kleiderwaschen, ich mit Korrespondenz.

Übermorgen wird Borer Georg  ankommen, ein Arbeitskollege. Wir freuen uns sehr.

26.
Besuch des Wat mit riesigem, liegenden Buddha. Der Bus stand länger, als er fuhr, Strassen überschwemmt. Wat mit 32 m hohem Buddha und Marmortempel. Wunderschöne Anlage.

Im Tourist Office reservierten wir provisorisch einen Töff für einige Tage später.

Kauften Fansidar (Tabletten als Malaria-Prophylaxe), Hosen, Gesichtstonic, Watte, Wecker, kopierten Teppichrechnungen, Postquittungen und kauften Klebstreifen um den Brief zu schliessen.

27.
Tagwache um 4 Uhr, vor 7 am Flughafen um Georg abzuholen. Wechselten Geld, kauften Airmail Couverts (jene von Indien waren hier nicht gültig). George brachte uns alles Gewünschte (Duschcrème, Schokolade). Guido und seine Freundin holten uns ab. Per Auto fuhren wir ins Honey-Hotel, wo sich Georg einquartierte.

Am Abend gingen wir per Bus zur höchsten (künstlichen) Erhebung Bangkoks. Auf dem Rückweg fanden wir sogar noch eine Batterie für den Belichtungsmesser.

Um 23 Uhr zurück im Zimmer, entdeckte ich einen kleinen Gecko. Auf mein Flehen wollte Joschi ihn aus dem Zimmer verscheuchen, jetzt ist er allerdings unter dem Bett, wie schrecklich! Ob ich heute Nacht ein Auge zudrücken kann?

28.
Der 4er wälzte sich durchs Verkehrschaos, doch wir trafen doch noch um 11 Uhr in der Schlangenfarm zur Fütterung ein.

Nach einem Bananensplit gingen wir zum Reisebüro, wo wir von einem amerikanischen Wagen abgeholt wurden, in welchem ausser dem Chauffeur und Führer noch zwei Jugoslawen sassen. Und auf ging’s nach Ancient City. Lange dauerte es, bis wir die Stadt hinter uns hatten. Auch ausserhalb war starker Verkehr. Es seien 28km bis ans Ziel. Die Fahrt dauerte so lange. Dann bogen wir in eine Seitenstrasse ein, welche uns während ca. 15km an einem Fluss entlangführte, an welchem es so schöne Häuschen, Brücken, Fischernetze, Boote und Palmen hatte – wie im Paradies. Eine Tafel zeigte, dass wir bereits 56km von Bangkok entfernt sind. Plötzlich wurden wir gestoppt. Wegen Überflutung mussten wir zurück. Das war’s dann. Ohne Ancient City gesehen zu haben, entstiegen wir dem Auto nach fünfeinhalb-stündiger Fahrt. Der Führer meinte, wir sollten mit dem Reisebüro etwas abmachen, damit wir die Reise umschreiben können. Die anderen wünschten ein Thai-Essen mit Tanz. Wir hätten dafür einen Aufpreis bezahlen müssen, denn die Jugoslawen zahlten für die Tour 300 Bt, wir nur 140??!! Die anderen buchten eben in einem Luxushotel.  Als wir später beim Reisebüro ausstiegen, war dieses geschlossen.

Zwei Europäer fragten dann, ob wir das Fredy Guest House kannten. Ich sagte ja, wir wohnten dort. Er fragte nach unserer Heimat, auch sie kamen aus der Schweiz. Da fragte er mich, ob ich Kamber Martha heisse. Ich muss wohl komisch aus der Wäsche gekuckt haben! Im Moment verstand ich gar nichts mehr. Also die beiden heissen Edi und Madelaine, wohnen in Laufen. Sie ist die Cousine von Jeker Guido, und weil die beiden eine Woche ihrer Flitterwochen in Pattaya verbrachten, kamen sie auch noch Guido besuchen. Bei ihm trafen sie Georg, welchem sie sagten, dass sie nach Chiang Mai fahren werden. Georg erzählte ihnen von unseren gleichen Absichten und gab ihnen unsere Adresse. Und da treffen wir uns just auf der Strasse! So was ist mir noch nicht oft passiert! Wir gingen dann zusammen Nachtessen. Die beiden sind sehr nett, in unserem Alter. Ich glaube, wir werden gut miteinander auskommen.

30.
Am Morgen reservierten wir für Edi und Madelaine ein Zimmer im Privacy. Mit dreiviertel Stunden Verspätung starteten wir zur «Ersatztour» in den Rosengarten, wo es praktisch nur Ausländer hatte, alles war Show, ein Querschnitt durch Thailands Sitten und Bräuche. So sahen wir Tänze, Boxen, Hahnenkampf, Hochzeit, Kämpfe, Selbstverteidigung, usw. Die Show war nicht schlecht, aber eben nicht echt. Draussen zeigten dann Elefanten, wie sie arbeiten, …. Der Bus stoppte auf dem Rückweg bei einem Shop. Die Führerin meinte, sie wisse schon, dass die Leute lieber ins Hotel gingen, sie sei aber verpflichtet, diese noch in den Shop zu führen, aber wir sollen nichts kaufen.

Essen im Montien, Jade-Restaurant. Das Dessert schmeckte mir am besten. Die anderen gesellten sich zu uns. Zu fünft (!) fuhren wir per Taxi zu Guidos Wohnung. Seine Freundin empfahl uns Abendessen mit Thai-Tänzen. War nett, für Touristen. Danach tourten wir durch die «Rotlichtstrasse» und besuchten einen Club, in welchem wir die einzigen Gäste waren. Jedes Mädchen hatte einen Zettel angeheftet. Begleitet es einen Kunden aus dem Lokal, muss sie bezahlen. Wieviel weiss ich nicht, für sich behalten darf sie 15 Bt. Gegen morgen, kurz vor «Ladenschluss», gibt es dann so was wie Ausverkauf. Die Mädchen werden immer billiger. Hauptsache, sie finden doch noch «Arbeit». Traurig. Und doch ginge es den Mädchen ohne diese Einrichtungen bestimmt noch schlechter.

Vorgestern hatte Georg Pech – das Portemonnaie wurde ihm geklaut. Eine Dame (oder war’s ein Mann?) stieg aus einem Taxi, spazierte eine Weile händchenhaltend mit Georg durch die Strasse. Georg war sehr verwundert, als sie dann plötzlich wieder ins Taxi stieg, welches die ganze Zeit daneben herfuhr. Kurz danach war’s ihm dann klar …. Traurig war er über den vermeintlichen Verlust des Buddhas, den er von Guidos Freundin hatte. Als er aber vor drei Tagen unsere Adresse aus dem Portemonnaie nahm, um sie Edi zu geben, fiel ihm dieses auf den Boden. Er bemerkte nicht, dass er so den Buddha verlor. Guido hat ihn dann gefunden und ihn gestern Georg gegeben. Komisch, wie das Leben manchmal so spielt! Alles hat immer seinen Grund, ist für etwas gut.

31.
Die Klongfahrt fiel buchstäblich ins Wasser, denn es regnete, und die Bootsstege lagen unter Wasser, vermutlich schon seit Tagen. Wir nahmen dann ein Taxi, mit welchem wir sehr lange Zeit brauchten um durch das Chaos zum Nationalmuseum zu gelangen. Dieses enttäuschte etwas, denn es war sehr klein (zwar das grösste seiner Art in Asien) und beherbergte nicht sehr viele interessante Dinge.

Nach dem Besuch des liegenden Buddhas holten im Touristoffice Infos zur Fahrt nach Chiang Mai, die wir abends noch studierten.

Bangkok public boat
Ich bin auch ein Bus – ÖV-Boot in Bangkok

1.11. Allerheiligen!?
Heute waren wir faul. Wir wollten die Hotelbesitzerin bitten, uns Bustickets telefonisch zu besorgen. Doch sie meinte es sei besser, wir gingen selbst vorbei. Ich wollte Georg anrufen, doch das Telefon hier im Haus funktioniert nicht. Wir fragten einen Iraner, welcher hier Englisch unterrichtet und seit einem Jahr in diesem Haus wohnt – wir trafen ihn schon mehrmals beim Frühstück. Auch er meinte, wir sollten besser zum Busstop fahren und zum Telefonieren die öffentlichen Telefone im Malaysia benützen. Nach etlichen Versuchen klappte es dann wirklich, nur hatte auch das Telefon in Georgs Hotel eine Panne, so dass wir lediglich eine Nachricht hinterlassen konnten. Wir fuhren dann per Bus zum Busstop, wo wir den Schalter noch relativ leicht finden konnten. Auch anstehen mussten wir nicht. So kauften wir Tickets für den No-airconditionned-Bus à 133 Bt. Auch waren erst sechs Plätze in diesem 10.31 Uhr Bus besetzt, so dass wir auf einer Skizze selbst unsere gewünschten Plätze eintragen konnten. Die Fahrdaten wollten wir Georg mitteilen, doch konnten wir ihn im Hotel nicht treffen. Wir hinterliessen eine Nachricht. Nimmt mich wunder, ob er morgen am Busstop sein wird.

Im Hotel wuschen wir unsere Schlafsäcke, schrieben Briefe und Tagebuch.

2. Ganzer Tag im Bus nach Chiang Mai, 10.31 bis 22 Uhr

Bus in Thailand, Bangkob to Koh Samui
Bus in Thailand 1981 mit Video-Gerät

Georg war am Busstop, allerdings las er unsere Mitteilung erst am Abend, als er bereits zwei Tickets für den Airconditionned-Bus für *1200 Bt gekauft hatte. Am Schalter des Busstandes hätten sie nur 484 Bt gekostet. *In Chiang Mai stellte sich heraus, dass es Retour-Tickets sind.

Unser «einfacher» Bus war Luxusklasse gegen indische!

3.11 Chiang Mai, Happy Guest House, wunderschön, 120 Bt
Per Minibus zur Orchideenfarm, zu Wasserfälle mit arbeitenden Elefanten (jene sahen wir zwar nicht).

Coiffeurbesuch von 16.00 bis 20.00 Uhr!! Das Schneiden ging noch schnell, doch auch nach drei Torturen mit Dauerwellenwasser auf kleinen Wicklern war das Ergebnis bescheiden. Von meiner Löwenmähne muss ich wohl weiterhin träumen. Der Spass kostete 500 Bt.

4.
Tempel mit 300 Stufen. Oben leider Nebel. Weiter zur Sommerresidenz der Königsfamilie. Räume konnten nicht besichtigt werden, nur die schöne Gartenanlage.

Dann ging’s in ein Dorf, in welchem man hätte Bergstämme sehen können. Aber welch eine Enttäuschung! Zwar wussten wir genau, dass es für Touristen ist, aber was wir vorfanden, übertraf doch unsere schlimmsten Vorstellungen. Da reihte sich Wellblech-Shop an Wellblech-Shop, und doch konnten wir keinen Bewohner bei der Arbeit sehen. Ob die wohl sogar noch die Ware woanders einkaufen? Da wurden auch Diamanten für US$ 150.- verkauft, welche angeblich über die burmesische Grenze geschmuggelt wurden und somit zollfrei seien. Am Ende des Showdorfes dann winkte uns ein älterer Mann in seine Hütte. Unser Führer zögerte (wohl echt?) hineinzugehen. Wir sahen aber in der Hütte doch noch etwas, was unseren Ausflug lohnend machte, nämlich zwei Opium rauchende Bauern. Zwar wahrscheinlich auch nur Show. Die hatten noch ausschliesslich Opiummocken. Sie wollten unbedingt, dass wir mitrauchten. Ich wäre dabei gewesen, aber Joschi riet dringend ab. Unser Fahrer rauchte zweimal und nahm dann auch noch ein Kügelchen mit. Wir konnten Fotos machen. Zuerst wurde erstaunlicherweise nichts verlangt, doch draussen wollte der Bauer Ansichtskarten von den Opiumfeldern verkaufen, welche wir dann auch nahmen. Der muss doch schliesslich auch was haben, denn seine Show hat uns wirklich beeindruckt.

Opium smoker in north Thailand
Opiumraucher im Norden Thailands

Auf der weiteren Shoppingtour sahen wir Silberhandwerk, Möbelschreinerei und -Schnitzerei sowie das Schirmdorf. War wirklich interessant, denn wir konnten sehen, und das war nicht gestellt, wie die Souvenirs hergestellt werden.

5.
Am Morgen auf ein Bier im Haus München. Um 11 Uhr per Bus zum Laddaland, wo auch Thaitänze aufgeführt werden sollten. Doch dies muss vor einigen Jahren das letzte Mal gewesen sein, denn der Park war recht verwuchert und wie ausgestorben.

Trotz allen Anstrengungen, konnten wir keine genaue Karte von Thailand auftreiben.

6.
Motorrad gemietet, nach Lampoon gefahren. Die Strasse für die vorgesehene Rundreise konnten wir nicht finden. So blieb Zeit, zum Tempel hinauf zu fahren und die Aussicht zu geniessen.

Zurück im Hotel sahen wir, dass Edi und Madelaine auch da sind. Nur, wie sie uns gefunden haben, grenzt an ein Wunder. Also das Schicksal muss etwas mit uns vorhaben. Die beiden gingen nämlich zuerst ins Lek, erhielten dort aber unsere Nachricht gar nicht. Da sie mittlerweile im Besitz des gleichen Reiseführers sind wie wir, waren sie sicher, dass wir uns gemäss diesem im Chiang Mai Hotel befinden. Auf dem Weg dorthin wurden sie angepöbelt und überredet, das Happy House zu besichtigen – just a look. Madelaine war dagegen, sie wollte uns zuerst im Chiang Mai Hotel suchen. Edi jedoch fand, schauen kostet nichts. Sie fanden’s auch gut und billig, wollten aber wirklich nicht bleiben, sondern uns suchen. Das machten sie vor dem Ausgang auch dem Chef klar, welcher wissen wollte, was ihnen nicht gefiel. Als sie dann sagten, sie suchten ihre Freunde, fragte der sofort: from Switzerland? Also die beiden sind fast ausgeflippt, wie wir auch, als wir später die Umstände dieses Wiedersehens kannten.

Nachtessen im Daret (?) und anschliessend auf den Nachtmarkt.

7.
Heute mieteten auch unsere Freunde einen Töff und wir fuhren zu den Wasserfällen, wo es kaum Touristen hatte und wir zuoberst, mitten im Fluss auf einem Stein den Frieden und die Ruhe genossen. Mitten im Urwald, im Getöse des Wassers. Weiter nördlich nach Chiang Dao. Einmalig schön die Landschaft, konnten uns kaum sattsehen, lässig das «Töffle». Mit einiger Mühe fanden wir sogar den Höhlentempel, dessen Ausmasse uns überraschte. Da wurde nun wirklich einmal unsere Vorstellung übertroffen. 400m weit gingen wir durch verschiedene Höhlen in den Berg hinein. Fantastisch!

Cave in North Thailand
Höhle in Nordthailand

8. Von Chiang Mai nach Chiang Rai
7.30 per Bus in vier Stunden Fahrt nach Tuaton (Tha Ton), wo wir in ein Schnellboot einstiegen. Das war ein Hit! Zehn Europäer durch den Dschungel, aber wirklich schön, die Landschaft.

Mekong from Chiang Mai toChaing Rai on boat
Auf dem Mekong von Chiang Mai nach Chaing Rai

(Über diese Fahrt schrieb ich nichts weiter. Doch erinnere ich mich, dass es nicht ganz ungefährlich schien, auf dem Grenzfluss zu Burma, dem Mekong, unterwegs zu sein. Vorne und hinten im Speedboot sass je ein Polizist mit Sturmgewehr. Einmal wechselten wir das Boot, mussten an Land unsere Personalien eintragen.)

Nach dem Einchecken in ein Hotel machten wir einen langen Spaziergang, da wir noch Lust auf Süsses hatten, konnten aber keine Bäckerei finden. Zurück im Hotel genehmigten wir uns einen Mekong (Whisky) mit Cola (zum ersten Mal und schmeckt so gut!). Unsere Männer waren hingerissen von chinesischen Videofilmen, in denen sehr viele Schwertkämpfe gezeigt werden.

9.
Als ich erwachte, hatte Joschi bereits die Wäsche gemacht und auf dem Dach aufgehängt.

Nach dem Zmorge checkten wir Busse und schauten uns zwei Tempel an.

Auf dem Weg zurück zum Hotel hörten wir laute Musik, tönte ganz nach Disco. Dann sahen wir einen Umzug, zuerst zwei geschmückte Wagen, dann einige Bongospieler, gefolgt von etwa dreissig Leuten. Das Ende des Umzugs machte eine Musikgruppe auf einem Auto mit Schlagzeug, Gitarre und diversen Rhythmusinstrumenten. Die Leute tanzten Disco, wir glaubten zuerst, es sei was Religiöses. Dann kamen uns einige holen und wir mussten mittanzen. Es waren vor allem Mädchen dabei, auch etwa drei ältere Frauen. Eine hatte eine 1-Liter-Whisky-Flasche, dieses zwar halb leer. Dann schenkten sie jeweils etwas in einen Becher, und wir mussten ständig trinken. Das Zeug war noch stark. Aber wir tanzten, tranken und zogen so durch die Strassen. Es war wunderbar, nur mit der Zeit erschlichen uns Fluchtgedanken. Die ersten Versuche misslangen, man holte uns immer zurück, respektiv kamen wir gar nicht alle vier los. Schliesslich konnten wir uns nach einigem Stürmen richtig von den Leuten verabschieden. Ziemlich verschwitzt kamen wir im Hotel an.

Party on the street in Chiang Rai
Strassenparty in Chiang Rai

Nach Dusche und Kaffee: Jetzt wollen wir noch Joghurts kaufen und Cakes, dann bei einem Schieber eine Flasche Mekong geniessen, denn es könnte unser letzter gemeinsamer Abend sein in Asien. Viel haben wir heute sowieso nicht gegessen, denn was wir hier so alles auf dem Markt sahen, nahm uns den Appetit: Käfer für Suppe, Fische tote, gedörrte, lebende, Frösche ebenso, Schweinsköpfe, usw. Unwahrscheinlich, was die Leute so alles essen hier!

Das Datum auf den gefundenen Joghurts war vor 5 Wochen abgelaufen, dafür schmeckten die Cocos-Kekse gar nicht schlecht. Wir fanden sogar eine Bäckerei, wohl die einzige in dieser Stadt. Natürlich kaufte ich Schoggischnitten, Moccawürfel und Mailänderli. Unwahrscheinlich, was es hier oben alles gibt: da hat es mehrere Videofilmverleiher, Musikgeschäfte mit den neuesten Kassettenbändlis für 65 und 70 Bt, dazu kann man hier Riesenboxen kaufen. Das Angebot an Schuhen, T-Shirts und Jeans ist grösser als bei uns in Spezialgeschäften. Und wir glaubten uns abseits der Zivilisation.

Das Grösste war dann der Abend. Wir tranken zu viert zwei Flaschen Mekong mit 3 Cocas und jassten! Wir Mädchen gewannen 3:0! So während der zweiten Flasche wurde es immer lustiger. Schon lange nicht mehr so gelacht!  …… mal diskutierten wir eine viertel Stunde lang, wer das Spiel geben und wer trumpfen müsste. Als uns die Leute in der Beiz rauswarfen, spielten wir im Zimmer von Edi weiter, und das erst noch bei Quicksuppe. Das war herrlich, wir amüsierten uns bestens bei diesem Schieber.

10. Chiang Rai
Spiegeleier, Butter-Orangenkonfi-Toast, Orangenjus, Kaffee und Schinken haben wunderbar geschmeckt. Dazu bester Uriah Heep-Sound. Wie in einer Disco, dazu noch Video-Filme, und das im noblen Hotelrestaurant mit rosaroten Rüschenvorhängen.

11. Chiang Mai
Wir wollten Töffs mieten, doch es regnete Bindfäden. Also fuhren wir per Bus zum Schirmdorf, zu Silber-, Holz- und Lackfabriken.

12.
Es regnete noch immer in Bindfäden. Wir waren so faul, dass wir am Nachmittag lasen und schliefen.

13.
Eben haben wir Edi und Madelaine verlassen. Schade, selten oder eigentlich noch nie trafen wir jemanden, der so die gleiche Wellenlänge hatte. Es tat mir so weh, als der Minibus mit den beiden davonfuhr. (Anmerkung: bis heute kreuzten sich unsere Wege nicht wieder.) Abends im Restaurant, James Bond am TV.

14. Phrae
Wir waren den ganzen Tag über im Bus auf dem Weg nach Phrae. Wir hatten uns so gefreut aufs Land zu fahren, viel Natur und wenig Touristen. Per Rikscha fuhren wir zu einem Hotel, wo auch schon die Sprachschwierigkeiten anfingen. Ausser dem Chef sprach keiner Englisch. Da wir keinen Töff zum Mieten fanden, fragen konnte man ja auch niemanden, entschlossen wir uns zur Weiterreise am nächsten Tag.

15. Sukhotai
Wiederum sassen wir den ganzen Tag im Bus. Abends konnten wir einen Töff mieten. Im Hotel schauten wir noch etwas fern, als ein junger Gecko auf meinem Oberschenkel landete, musste ich raus. Wir gingen ins Hotel-Café, wo gerade ein Mann, von einem Sänger begleitet, Orgel spielte. Später sang ein Mädchen mit, brav in einem weissen Kleid. Nach jeweils drei Songs wechselte sie sich ab mit einem sexy angezogenen Mädchen. Es tönte eher wie Gejammer.

Noch bin ich traurig und vermisse Edi und Madelaine. Wir waren halt doch lange nicht mehr allein, zuerst war ja auch noch Georg bei uns. Es ist seltsam, plötzlich nur noch zu zweit zu sein. Ich bekam dann auch etwas Heimweh, Weihnachten, Skifahren, usw.

(Anmerkung: Wir erlebten später weitere schmerzhafte Trennungen von Kurzzeit-Reisegefährten. Ich denke, da solche Begegnungen wohl einmalig sind und man die gleichen Interessen hat, ist man sehr offen, gibt mehr von sich preis als im Lebensumfeld – so ist man sich schnell nahe.)

16.
Mit dem Töff fuhren wir etwa 70 km nordwärts in die beiden Städtchen, die ich schon zu Hause eingeplant hatte, doch konnten wir nichts Interessantes finden. Wir mieteten den Töff (100m3) für drei Tage. Morgen findet ja das grosse Fest statt, es dauert bis am 21.11.83. Schon heute tönts und sieht es aus wie bei uns am 1. August, ausser dass hier fast alle Raketen horizontal davonzischen.

Motor cycle in Thailand

Abends im Hotel waren die Sängerinnen noch raffinierter angezogen. Später entdeckten wir einen «Spanner» vor unserem Zimmerfenster.

17.

Sukothai, Fingerfood at Festival
Sukothai, Fingerfood am Festival

Früh fuhren wir ins alte Sukothai. Wir wollten die Ruinen besichtigen. Aber da war etwas im Gange. Wir stellten uns dorthin, wo es am meisten Menschen hatte. Wir warteten auf diesem Fleck dreieinhalb (!) Stunden lang. Dann kam per Helikopter ein junger Mann. Abends im Hotel erfuhren wir, dass er der Prinz ist (seit 2017 König). Jemand sprach eine Weile, dann kamen hunderte von jungen Knaben und Mädchen, welche sich nach Gongschlag gegen die Buddha-Statuen verbeugten und beteten, das gleiche taten danach die Tänzerinnen. Diese waren wirklich eine Augenweide in ihren traditionellen thailändischen Wickeljupes. Wie ich der Zeitung vor einigen Tagen entnahm, war dies das Fest des 700jährigen Siam-Alphabetes, 700 Tänzerinnen werden erwartet. Der Prinz verliess dann den Platz des Geschehens wieder, ohne ein Wort gesprochen zu haben. Immerhin legte er etwas nieder und entzündete ein Licht.

Die Zähne putzten wir an diesem Abend mit Mekong Whisky.

18.
Heute Morgen wollte der Töff nicht mehr – Kerzendeckel war gestohlen. Wir kauften einen neuen und fuhren los. Wir verloren auch noch den Schalthebel, fanden ihn aber nur etwa 200m weiter zurück. Wir bogen ab Richtung Pfadfinder-Camp. Auf dieser Route folgt eine Tempelruine auf die nächste. Dann trafen wir einen Kunststudenten aus Bangkok auf dem Velo. Er besass eine Karte für Velo- und Töff-Fahrer deren wir entnahmen, dass wir uns auf einer Rundfahrtstrasse befanden. Für Nicht-Studenten allerdings nicht interessant. Auf der Suche nach einem der grössten stehenden Buddhas des Landes, fuhren wir auf einem Feldweg direkt durch ein Militärlager, wo zwei Frauen Verpflegung anboten. Wir kauften ein Fanta, zwei gefüllte Wegglis und einen Minicake für zusammen sage und schreibe 8 Bt. Dann hiess es noch einen Stacheldraht zu überwinden, dann standen wir vor dem imposanten Buddha, und gleich gegenüber standen drei Busse und diverse Essstände. War das die Möglichkeit! Wir fuhren später auf ordentlichem Weg zurück.

19.
Wir machten uns schon früh auf den Weg zum Fest und konnten zum Glück einen Platz im Car ergattern. Die Fahrt dauerte sehr lange, denn es schien, dass alles was Beine hat, unterwegs ist. Tausende von Menschen strömten in unterschiedliche Richtungen, so dass es schwierig auszumachen war, wo sich der Ort des Geschehens befindet. Wir fanden einen Top-Platz auf einem Mäuerchen, auf dem wir immer wieder sitzen konnten zum Ausruhen, stehend über alle Köpfe hinwegblicken konnten. Nach etwa drei Stunden Wartezeit kam die Prinzessin:

Sukothai at Loi Krathong with princess
Sukothai an Loi Krathong. Umzug mit Prinzessin

Zuerst ging sie zum neuen Buddha, wo auch der Prinz vor zwei Tagen war. Später folgte der Umzug mit mehreren Wagen, von Ochsen gezogen. Sie waren wunderschön geschmückt, ebenso die darauf posierende Frau mit ihrem Licht, von einem Mann «beschirmt». Dazwischen 700? Tänzerinnen, hunderte von Gruppen mit verschiedenen Trachten. Wir setzten uns an einen See, wo immer wieder schön gekleidete Mädchen ihr Licht aufs Wasser setzten:

Loi Krathong Festival in Thailand
Loi Krathong (Lichterfest) ist ein landesweites Festival und wird überall in Thailand in der Vollmondnacht des 12. Mondmonats (im November) gefeiert. Die schwimmenden Flöße haben die Bedeutung, allen Ärger, Groll und alle Verunreinigungen der Seele loszulassen, so dass das Leben neu von einer besseren Warte aus begonnen werden kann.

Loi Krathong (Lichterfest) ist ein landesweites Festival und wird überall in Thailand in der Vollmondnacht des 12. Mondmonats (im November) gefeiert. Die schwimmenden Flöße haben die Bedeutung, allen Ärger, Groll und alle Verunreinigungen der Seele loszulassen, so dass das Leben neu von einer besseren Warte aus begonnen werden kann.

Beim Eindunkeln wurden tausende Lichter angezündet, ein kleines Feuerwerk erhellte den Himmel. Auf der Rückfahrt in die 12 km entfernte Stadt kamen uns tausende Menschen entgegen. Das Fest hat bestimmt noch lange gedauert.

Loi Krathong Festival in Thailand in Sukothai

 

20. Lopburi
Heute Morgen standen wir ausflugsbereit im Hotelzimmer als wir feststellten, dass wir noch ziellos waren. Wir entschieden uns für Lopburi. In drei verschiedenen Bussen legten wir die Strecke zurück. Auf den letzten 25 km war ausser der Strasse alles überschwemmt. Von einem Fussballtor ragten nur noch ca. 30 cm aus dem Wasser.

21.
Heute machten wir Sightseeing-Tour. Welch eine Enttäuschung. Der Königspalast hatte keinen Eingang, d.h. wir fanden ihn später zufällig. Es kam uns auch gleich eine Neckermann-Gruppe entgegen. Das Museum war geschlossen, die Ruinen überwuchert und verwildert.

Nach dem Essen in der Stadt gingen wir natürlich beim Bäcker vorbei. Zum Glück assen wir die Patisserie sofort, denn die Plastiktüte mit den Weggli entriss mir doch tatsächlich ein Affe. Das freche Biest! Wir besuchten auch die drei Khmer-Türme, welche auf der 500er Note abgebildet sind:

Khmer towers in Lopburi Thailand
Khmer-Türme in Lopburi

21. Ajuthaya
Wegen der überrissenen Preise der Rikschas gingen wir zu Fuss ca. 6 km. Die Sehenswürdigkeiten sind meist Ruinen, doch sehr schön, denn es hat kaum Touristen. Zudem sind die Bauten noch versteckt in kleinen Dschungeln, wenigstens kams uns so vor, kleine Fusswege durch Slums und Wälder, kaum andere Menschen in Sicht. Abseits der grossen Städte ist’s doch immer schöner! Leider konnten wir kein Restaurant finden. Unser Hotel empfahl uns jenes von einem anderen Hotel. War schön, wir sassen draussen, direkt am Fluss.

Restaurant and street kitchen in Thailand
Restaurant mit Menu-Karte und Strassenküche

Abends kalkulierten wir: Wenn das Geld noch 6 Monate reichen soll, dürfen wir pro Tag zusammen nur sFr. 58.- ausgeben. (Anmerkung: Wir planten eine Reise von 3 Monaten, waren letztlich fast ein Jahr unterwegs. In Australien liessen wir uns Geld überweisen.) Wir berechneten die bisherigen Tagesausgaben ohne Teppiche und Flug Delhi-Karachi und kamen auch auf just sFr. 58.-. Wir wollen versuchen, uns die Ferien nicht vom Geld verderben zu lassen, aber dennoch versuchen, möglichst viel zu sparen.

22. Bang-Pa-In, ehemaliger Sommersitz des Siam-Königs

Summer house of the royal family
Sommerresidenz der Königsfamilie

Jetzt sind wir nur etwa 60 km von Bangkok entfernt, so dass wir mal schnell nachsehen wollen, ob auf dem GPO Post für uns angekommen ist. Ein einziger Brief war da. Von Therese. War so lieb geschrieben, machte mich ganz glücklich. Ansonsten eher enttäuschend, die Schreibfreudigkeit unserer Freunde, aber lieber keine Nachrichten, als schlechte. Wir hatten bloss eine Stunde Aufenthalt in der Stadt, dann fuhren wir schon wieder zurück. Zum Glück! Denn welch ein Lärm, Gestank, Stress, Durcheinander. Und dazu wars nicht einmal möglich, einen Kaffee zu bekommen.

Train to Bangkok, third class
Extrafahrt 3. Klasse zum GPO. 300 km Zugreise in der Hoffnung auf Post von zu Hause

Endlich hat auch hier der Winter Einzug gehalten. Die Temperaturen liegen nur noch bei ca. 28°-31°C am Tag, sinken in der Nacht auf ca. 24°C. Einige Male erwachten wir schon wegen der Kälte. Die Luftfeuchtigkeit beträgt noch ca. 73%. Ist angenehmer als noch vor einigen Wochen.

24. Korat
Nach dem Nachtessen kauften wir einen Mekong und ein Sprite und machten uns bei einem Jass einen gemütlichen Abend. Auch ein Patisserie-Test darf nicht fehlen – schmeckte ausgezeichnet.

25. Pimai
Wir assen die zweite Hälfte der Sapoerlot (Ananas), die beste Frucht, die ich in meinem Leben ass – so süss und fruchtig.

Da es im Ort nicht Interessantes gibt, besuchten wir einen Khmertempel, resp. die Überreste davon. Wir stiegen in einen Stadtbus, zeigten den Tempel im Buch, etwa vier Thais diskutierten, dann zeigten sie auf einen Mann, der in die selbe Richtung fuhr. Dieser stieg dann mit uns aus, zeigte uns den Ausserortsbus, dessen Kondukteur er unser Ziel erklärte. Nach etwa 20 Kilomater Fahrt, die letzten auf Landwegen, kamen wir dort an. Ein wunderschöner, friedlicher Ort. Wenige Mönche, viele Hunde, Hühner und Truthähne. Die Tempel waren in einem erbärmlichen Zustand. Nach der Besichtigung gingen wir ein Stück zu Fuss. Es war wunderbar, weite Reisfelder, Teiche, Palmen – und eine Ruhe!! Die spätere Rückfahrt bis zur Hauptstrasse war wunderbar, auf engen Landwegen durch den Dschungel, stoppend in einer Ansiedlung, wo die Menschen noch in ursprünglicher Form lebten, die Kinder nackt herumhopsten.

Der Zeitung entnahm ich, dass überall im Lande Kälterekorde gemessen wurden.

Wir besuchten ein Shoppingcenter mit vier Stockwerken, unzähligen Angestellte, die Besucher konnten wir an zwei Händen abzählen, halbwegs leere Regale und Flächen. Der einzig belebte Teil war jener mit elektronischen Spielen. Die gleichen wie in der Schweiz. Mit 2 Baht ist man dabei – Ufos abschiessen, Leitern erklimmen, Feinde auffressen, Rennstrecke abfahren, usw. Aber alle ca. 15 Flipperkästen waren abgedeckt, das Karussell stand still, niemand bildete sich im Verkehrsgarten weiter, einzig die riesige Schiessanlage wurde dann doch noch in Betrieb genommen. Spielsachen der Superlative, doch so teuer, dass sich’s der Mann von der Strasse nicht leisten kann.

26. Piwai
Unschlüssig über unser nächstes Ziel. Würden gerne an den Golf im Osten, befürchten jedoch, dass niemand englisch spricht, wir kein Motorrad mieten können, … besteigen spontan einen Bus nach Korat.

Trotz wunderbarem Wetter geht ein frischer Wind. Aber so kalt ist’s auch nicht. Sieht aber herrlich aus, wie die Einheimischen sich in Woll-Roger-Staub-Mützen, Woll-Schals, dicken Pullovern und Jacken einmummeln.

27. Chantaburi
Heute entdeckten wir wieder was Neues der thailändischen Küche: gegrillte Heuschrecken, riesige. Wurden uns gleich säckchenweise angeboten. Ich glaube langsam, dass es nichts gibt, was der Thai nicht essen würde.

Im airconditionned Tea Room geniessen wir Café und Chocolate Sunday und beobachten ein hier übliches Reklame-Auto eines Kinos, das für den heute gezeigten Film wirbt.

Auf jedem Grundstück steht, ein Holzhäuschen oder ein Minitempel, je nach Reichtum der Besitzer. Der Standort wird üblicherweise von einem Astrologen bestimmt. Im Häuschen wohnen die Geister. Damit diese freundlich gesinnt sind, resp. bleiben, werden ihnen jeden Morgen Opfer dargebracht: Obst, Früchte, und Räucherstäbchen werden angezündet. Diese Häuschen stehen auch in jedem Hotel, Spital, Schulhaus, usw. Auch werden täglich frische Orchideen «geopfert». Diese kann man überall kaufen, sogar vom Auto aus an Strassenkreuzungen. Viele Verkäufer warten vor Ampeln. Orchideen finden sich oft auch in Autos und Bussen.

28. Lam Singh Beach
Wir liegen nahe am Wasser auf Liegestühlen. Ein friedlicher Ort. Zwar hat’s dem Strand entlang auf etwas 300m Länge Tisch an Tisch, Restaurant an Restaurant, «nur» keine Menschen, zum Glück. Es hat einen schmalen Sandstrand, aber bedeckt mit Muscheln, Blätter und Holzstückchen von Bäumen. Nicht gerade schön. Nicht eine Kreatur im Badeanzug ist zu sehen, niemand schwimmt. Die Thais schützen sich natürlich vor der Sonne. Sie wollen in keinem Fall braun werden. Je heller, desto schöner. Gerade heute wurden meine weissen Hand-Innenflächen bewundert. Es gibt Motorboote zu den nahen Inseln, da es jedoch keine Touristen hat, fährt auch niemand hinaus. Die Stille wird einzig ab und zu von ein- oder auslaufenden Fischkuttern unterbrochen.

Abends im Hotel TV geschaut mit den Einheimischen. Boxkampf live aus Pattaya. Der Thai besiegte den Venezianer nach Punkten und wurde Weltmeister im Fliegengewicht. Spannender als der Kampf, war das Beobachten der anderen Zuschauer.

29.
Ausflug zum Laphinhügel (?) in Privatauto mit 10 ½ Personen. Dort konnten wir zusehen, wie der Sand aus Löchern geschaufelt wurde und dann von zwei Männern gewaschen. War ganz interessant, nur wollten uns etwa fünf Frauen Steine verkaufen. Zwar waren sie sehr nett, nicht besonders aufdringlich, doch es war mir dennoch lästig. Schliesslich konnten wir mit ihnen auf dem Töff zur Hauptstrasse zurückfahren, zum Bus in die Stadt.
Abends jassten wir bei einem Mekong.

Search for precious stones in Thailand
Suche nach Edelsteinen

30. Rayong, Otani Hotel
Es gibt nichts Wichtiges zu sehen. Wir sassen in einem riesigen Restaurant ganz nahe am Meer als einzige Kunden. Wir spazierten dann einen halben Kilometer weit dem Meer entlang. Den erhofften langen Sandstrand gab es offenbar nicht. Das hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Um die Enttäuschung wettzumachen, gönnten wir uns ein Dinner am Rayong Beach, zu welchem wir einen Bus nahmen. Danach schlenderten wir dem wunderbaren, aber sehr schmalen Sandstrand entlang, genossen den schönen Sonnenuntergang. Der Strand war gesäumt von Fischerhütten, und plötzlich entdeckten wir im Sand hunderte von Tintenfischaugen, welche uns die Lust am Spazieren verdarb.

Hier scheinen selten «Weisse» vorbeizukommen. Wir werden während dem ganzen Aufenthalt in Restaurants und Cafés angestarrt.

Mit Bus an einen Strand westlich von Pattaya. Die Fahrt führte entlang eines traumhaften Strandes, vorbei an unzähligen, zu 95% leerstehenden Bungalows. Aus unserer Anwesenheit wollten sie wohl Profit schlagen –nirgends sonst wurden uns Zimmer zu so hohen Preisen angeboten. Die Gegend sah noch recht unverbaut aus, dem Strand entlang gab’s zwar unzählige Läden, doch Urlauber sahen wir keine.

1.12. Bangkok
Zurück in Bangkok wollten wir den Flug nach Manila buchen, doch bis am 25.12. waren alle Flüge ausgebucht. Auf die Warteliste konnten wir uns nicht setzen lassen, denn wir möchten reisen und sind daher nicht erreichbar. Unsere Visa für die Philippinen laufen am 21.12. ab. Also weitere zeitaufwändige Gänge und mehr Kosten. Wirklich verschissen. Wir entschlossen uns, im direkt neben dem Büro der Airlane liegenden Montien einen Kaffee zu genehmigen. Wir liessen uns bei Guido anmelden, der auch kurze Zeit später an unserem Tisch erschien. Er berichtete uns, wie es Georg ergangen ist. Er verbrachte seine letzten Ferientage in Pattaya und in der Nähe von Rayong (!). Für Edi und Madelaine sei Koh Samui der Höhepunkt gewesen, ein Hit! Guide offerierte uns Club-Sandwiches, 3-stöckig mit Salat, Schinken, Ei, Thon, usw.!! Dennoch hatte ich nach den Enttäuschungen des Tages, und vielleicht auch, weil von Edi und Madelaine die Rede war, den Morelli. Wir besichtigen die Königlichen Bargen, mussten wegen den Überschwemmungen immer wieder über Holzstege gehen. Die Bargen enttäuschten etwas. Mit einem Speedboot fuhren wir über den Fluss – leider war dort schon Endstation.

Zurück im Hotel, machten wir einen Plan für morgen – wir beschlossen, nach Koh Samui zu fahren. Ich bat ein Mädchen, für mich die Busstation anzurufen, von wo wir die Information erhielten, dass morgen ein Bus um 8 Uhr hinunterfährt. Die Fahrt wird zwischen elf und vierzehn Stunden dauern. Hoffentlich lohnt sich das! (Anmerkung: dort lernte ich meinen späteren Mann Max kennen.)

2.
Die Busfahrt dauerte zwar zehn Stunden, während denen wir fast immer lasen. So war die Fahrt sehr kurzweilig. Gleich beim Aussteigen sahen wir «Tourist Information», wo man uns empfahl, morgen den Bus zu nehmen und dann die Fähre, denn das heutige Mitternachtsschiff könnte in Regen kommen und die Speedboots sind eventuell ausgebucht, sie verfügen nur über wenige Plätze. Dieses Büro ist zugleich ein Guest House (!!). Wir quartierten uns ein, es wurden uns auch gleich in einem Minifotoalbum mit Bungalows unter gleicher Führung gezeigt. Zwar sind diese nur aus Bambus, doch wir könnten, falls wir eine ganze Woche bleiben, für 50 Bt pro Nacht wohnen, wo eine einzelne 200 Bt kosten würde! Ich fand die Sache etwas faul, doch der Mann erklärte uns, dass dieses Büro noch keinen Monat lang existiere, die Bungalows etwa ein Jahr alt seien und daher Spezialangebote bestehen als Reklame. Er bot uns auch an, die Fähre zu bezahlen, falls wir eben in diese Bungalows gingen. Ich erklärte ihm auch unser Problem mit dem Flug und erhielt die enttäuschende Nachricht, dass Koh Samui telefonisch noch nicht erschlossen sei. Wir diskutierten lange und kamen zum Schluss, dass der Mann von hier aus am 9.12. die Philippine anruft um in Erfahrung zu bringen, ob wir Sitze bekommen können. Falls der Flug klappt, würde er uns für den 13. nachts zwei Sitze im Airconditionned-Bus reservieren. Kostet zwar doppelt so viel wie regular, doch bei denen kann nicht reserviert werden.

Als wir dieses Büro verliessen, war ich ziemlich niedergeschlagen angesichts der vielen Probleme. Es gibt eben keine wirkliche Freiheit, immer muss alles im Voraus geplant werden. Doch nach einem Teller Reis und einem Kaffee sah alles schon besser aus.

Nachts zog der Mann vom Informationsbüro eine Riesenbambuspfeife. Nachdem wir diese begutachteten, bot er uns noch einen Teil seines «Stoffs» an. Wir könnten ruhig im Zimmer rauchen. Dankend lehnten wir ab. Gut schliefen wir ohnehin, die Matratzen waren noch im Plastik originalverpackt.

3.
Am Morgen um 6 Uhr war der Mann nirgends, mit dem Frühstück klappte es erstaunlicherweise. Dafür trafen wir Paul, einen Australier, der nicht geweckt wurde und den Bus sowie die Anschlüsse nach Singapore verpasste. Er war sehr aufgeregt, seine Begleiterin war verschwunden, obwohl er die Tickets besass. Er empfahl uns die Bungalows von Mister Moon. Er meinte, dies sei der beste Ort. Dies konnte er nach einem einmonatigen Aufenthalt herausfinden. Wir nahmen dann um 8 Uhr den Bus, welcher uns zur Fähre brachte. Wir standen auf dem oberen Vorderdeck, bis wir durchnässt waren. Überwältigend! Das Meer war sehr unruhig, das Schiff schaukelte recht stark. Nach zweieinhalb Stunden standen wir auf Koh Samui, umschwärmt von schönen Mädchen und auch Burschen, Taxifahrern, jeder bot Bungalows und Fahrten an. Per Taxi fuhren wir direkt zu den von Paul empfohlenen Bungalows. Nachdem unser Minibus etwa einen Kilometer Sandstrasse hinter sich brachte, war unser Blick auf den Phalarn Inn und das Meer frei. Zwar ist der Bungalow sehr bescheiden, doch für 50 Bt ok. Steht direkt am Meer zwischen unzähligen Palmen. Davor eine kleine Bank, an zwei Palmen baumelt eine Hängematte. Diese testete ich heute Abend gleich – erstmals in meinem Leben in einer Hängematte!

Hammock on Koh Samui

Kaum hatten wir das Gepäck unter Dach, die Wertsachen deponiert, machten wir uns auf ins nächste Dorf, was recht beschaulich ist. Der Weg wunderbar auf dem Sandstrand. Keinen einzigen Badenden gesehen. Auf dem Rückweg sahen wir einige Jungs, die Drachen steigen liessen.

Der Strand ist ein Traum – gelb-brauner Sand, Palmen und Holzhütten, einige Bungalows, aber kein Mensch. Im nächsten Ort gab es einen Laden. Wir kauften Beachschuhe, Waschpulver, Ansichtskarten, tranken einen Kaffee, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Inzwischen hatte der Sohn des Besitzers einige Bambuspfeifen angefertigt, welche er uns stolz präsentierte. Kurz danach tauchten zwei Schweden auf, welche uns Stoff anboten. Hier scheint alles damit zu handeln. Bringt wohl mehr ein, als Bungalows zu vermieten.

(Die Bungalows wurden etwas abseits des Strandes, im Palmenhain zusammengebaut und bei Fertigstellung wie eine Sänfte zum Beach getragen und dort platziert.)

Bei unserer Ankunft waren wir die einzigen Gäste, inzwischen sahen wir noch sieben andere. Die beiden Bungalow-Siedlungen vor dem nächsten Dorf schienen allerdings menschenleer. Die Atmosphäre hier ist zwar bestens, Jimi Hendrix-Sound, Mekong und Zigaretten. Der Fernseher ist jedoch erstaunlicherweise ausgeschaltet. Einige Leute sitzen am Strand um ein Feuer. Später setzten wir uns zu den drei Deutschen, Max (mein späterer Mann), Gogo und Hans. Wir konnten echt gut miteinander diskutieren über Thailand, Atomkrieg, die grünen Giftschlangen, welche sie auf der Strasse sahen, Skorpione, die sie im Bett fanden. Joschi meinte, ein Stich könnte tödlich sein. Wir tranken zu zweit eine halbe grosse Flasche Mekong, ich rauchte einige Zigaretten (Anmerkung: davor ein Jahr lang nicht, nach 10 Jahren Sucht!!!), guet zwäg gingen wir mit Kerzenlicht in den Bungalow.

4.12 Koh Samui (is great)

Bungalow on Koh Samui Thailand

5.12. Feiertag, der 56igste Geburtstag des Königs
Wir merkten zwar gar nichts davon, wir sind quasi von der Welt abgeschnitten – kein Telefon, Taxi kommt nur morgens um 10.30 Uhr.

Gegen Mittag gingen zu den anderen an den Strand, sie spielten Frisby. Gogo gab mir ein Buch: Frieden ist möglich von Franz Alt. Es fing leicht zu regnen an, mich fror. So ging ich zurück zum Bungalow. Ein überwältigendes Gefühl ergriff mich. Diese Szenerie: Bungalows, Bänkchen, Hängematte, Palmen und Sand, soweit das Auge reicht, Meer, der Mann von hier mit seinem kleinen Boot in der stürmischen See, kein Geräusch ausser dem Tosen des Wassers, das Rauschen der Palmenblätter, das Piepsen der Vögel, dazu kein einziger Mensch in Sichtweite – also überwältigend. Ich glaube, das ist der Platz meiner Träume. Es könnte nicht schöner, nicht friedlicher sein.

Beach on Koh Samui 1983

Ausser den Deutschen hat’s noch zwei Schweden und zwei weitere Weisse hier am Platz. Da wird geraucht, Mekong gesoffen, Cookies gegessen, und gegen Abend sind alle sehr zu. Ja, über diese Cookies wurde viel gescherzt. Wir haben schon mitbekommen, dass es diese hausgemachten Stücke in sich hatten*. Als wir gegen 18 Uhr zurückkamen, noch nichts weiter ausser dem Frühstück gegessen hatten, gingen wir in die Beiz. Joschi nahm vorher noch zwei Schmerztabletten gegen sein Kopfweh. Statt dann aber zu essen, setzten wir uns zu den Deutschen, diskutierten über Autos, erzählten Witze. Joschi ging zu einem anderen Tisch, auf welchem unter Glasglocken Cookies und Tortenstücke ausgestellt waren. Er nahm sich ein Cookie. Ich auch, ass es am Tisch und wir diskutierten weiter. Plötzlich wurde mir ganz komisch, schwindlig. Im Moment wusste ich nicht warum. Trank ich Mekong? Ich dachte kurz, es läge an meinem Getränk – nur schwarzer Kaffee. Cholera, Thypus? War ich krank? – Cookies!!! Aber dann muss doch Joschi auch was merken. Ich schaue ihn fragend an. Keine Reaktion, nur ein Lächeln. Mein Zustand wurde schlimmer. Ich fragte die Deutschen, ob wir etwa von diesen* Cookies assen. Ja! Mich traf’s zwar auch wie ein Schlag, Joschi aber drehte gleich durch. Ich erkundigte mich nach den Wirkungen. Also die Kollegen meinten, nur eines mache nichts, und wir hätten ja keinen Alkohol getrunken. Abe Joschi zwei Tabletten auf leeren Magen. Also bei mir fuhr das Zeug recht ein. Joschi bekam bei der Vorstellung, dass er was erwischt hat, gleich Angstzustände. Er wurde schneeweiss, stand auf, hatte Herzflattern und zitterte am ganzen Körper. Max und Gogo gingen mit uns an den Strand und setzten uns in den Sand. Zum Glück waren die beiden bei uns, brachten Ananas Shake, heissen Tee, Soda. Da Joschi fror, gingen wir in den Bungalow. Er wand sich und schrie fast, dass er ausflippe. Später im Bett schwitzten wir dermassen, dass der Schlafsack nass war. Ich erwachte noch mehrmals, hatte Visionen, drohte auch auszuflippen, öffnete aber immer wieder die Augen, um es zu verhindern, fühlte meinen Körper nicht mehr, so dass ich mich immer wieder bewegte um sicher zu sein, dass noch alles da war und funktionierte. Also jedenfalls haben wir’s überlebt und rissen am nächsten Tag Witze darüber. (Anmerkungen: deswegen habe ich wohl seither nie wieder Drogen angerührt.  * im Tagebuch vermied ich jeweils Namen wie Drogen, Haschisch, Magic Mushrooms, die es natürlich auf der Frühstückkarte zu den Omeletten gab, usw. für den Fall, dass das Buch mal abhandenkommt oder kontrolliert wird.)

6.
Am Morgen war schönes Wetter, wir lagen draussen und lasen. Es ist hier wirklich paradiesisch, kein Laut, ausser dem Rauschen des Meeres und der Palmenblätter. Nur ab und zu sieht man einen anderen Bewohner 100m weiter vorbeigehen, schwimmen oder sonnenbaden.

On the beach on koh samui

Am Abend improvisierten wir eine Fete. Zuerst sassen wir mit unseren Kollegen in der Beiz. Kurz nachdem um 23 Uhr das Licht gelöscht wurde (Anmerkung: Strom gab es bloss abends vom Generator), gingen wir mit unseren beiden Petrollampen an die Beach. Max machte später ein Feuer, was auch nur mit Hilfe meines Magnesiums gelang. Dann wurde getrunken, geblödelt, diskutiert (vor allem Gogo und ich) –  es war wunderschön.

Erst gegen 5 Uhr früh gingen wir zu Bett. Wir machten ab, eine Beachfete zu organisieren, selbst einzukaufen und grillen, Fisch und so. Max und Gogo wollten dann am Morgen mit dem Motorrad in die Stadt fahren um einzukaufen. Wir erwachten erst um 14 Uhr, es regnete Bindfäden. Ich fands’ toll. So schnell stand ich noch nie unter der Dusche (Anmerkung: eigene, im Bungalow! Das war ein Plastikschlauch am Boden, der von draussen reingezogen wurde), denn ich hatte Angst, der Regen könnte aufhören, bevor ich draussen war. Also kuschelte ich mich in meinen Regenschutz und ging etwa zwei Stunden lang Beach auf und ab. Dazwischen setzte ich mich in die Hängematte oder auf das Bänkchen. Es war einfach fantastisch!

Dann gesellte ich mich zu anderen in der Beiz, war tropfnass. Wir sassen da rum, alle liessen wegen des schlechten Wetters die Köpfe hängen. Schliesslich entschlossen wir uns, dem Strand entlang zu den nächsten Bungalows zu gehen um das Nachtessen einzunehmen. Während dem Sonnenuntergang waren wir am Strand unterwegs. Ich ging immer voraus, plantschte in den Wellen, einfach paradiesisch!

Das Restaurant bot eine sehr reichhaltige Auswahl. Ausser dem Kaffee schmeckte auch alles ausgezeichnet. Es hatte dort etwas sechs Gäste, auch zwei Schweizermädchen, aber wie blieben dennoch unter uns. So um ein Uhr wurden wir gegangen. Es war nun ganz finster, der Himmel bedeckt, doch gut erkennen konnten wir die schäumenden Wellen und hunderte von Glühwürmchen im Sand. Um zwei Uhr schwangen wir uns ins Bett.

7.
Das Strandfest fiel buchstäblich ins Wasser. Dabei hatten wir schon Holz gesammelt fürs Feuer.

Beach of Koh Samui Thailand

8.
Joschi und ich fuhren in die Stadt zum Einkaufen, Post, Bank, Tickets für die Fähre kaufen, usw. Danach gingen wir alle zusammen ins nächste Dorf, wo sich Max und Joschi die Haare kurz schneiden liessen. Wieder zurück, schlugen wir die Zeit tot bis zum Auftauchen des (bestellten) Taxis, welches uns in die Disco brachte. Ich habe vorhin extra ziemlich viel Mekong getrunken, denn die anderen erzählten, dass bei ihrem letzten Besuch absolut nichts los war. Und ich wollte, dass die Fetzen flogen. Ich war dann auch in echt guter Stimmung und habe praktisch immer getanzt. Es war einfach höllisch. Ich lebte alle meine Gefühle aus, bis ich leer war. Ich fand’s echt fetzig, hatte dieses Musikerlebnis lange nicht mehr gehabt. Schlapp fuhren wir nach Discoschluss zurück. Nach der Ankunft waren wir aber schon wieder topfit und machten am Strand ein Feuer.

Koh Samui beach

10.
Sonnenbadtime. Nachts waren wir alle wieder ziemlich besoffen. Seit jener Nacht gibt’s auch einen Stern namens Maxma (!). (Anmerkung: nicht mehr nüchtern ging ich mit Max zur Hängematte, kippte runter. Er nahm mich in die Arme und zeigte auf den hellsten Stern am Himmel und meinte, der sei der Maxma – Max und Martha.)

Schliesslich holten wir unsere Schlafsäcke und legten uns an den Strand. Lange schliefen wir zwar nicht, denn schon ging die Sonne auf und es wurde heiss.

11.
Ich lag noch ca. zwei Stunden lang in der Hängematte, sass danach im Restaurant bei chinese Tea, doch essen konnte ich nichts. Dann ging ich bis 17 Uhr im Bett schlafen, und schon startete die Party: Fisch, frites, Salat, Punch und Früchte.

Dinnerparty on Koh Samui
Dinnerparty

Später entdeckte ich im WC einen Tausendfüssler, ca. 20 cm lang, schon fast eine Schlange. Da musste Joschi her. Wir schlugen ihn etliche Male, aber er bewegte sich noch immer. So schafften wir ihn mittels Besen an die frische Luft. Aber der muss vorhin unser Bett bzw. unseren Schlafsack durchwandert haben: überall Kot. Oder gab’s im Bungalow noch andere Tiere? Also riskieren wollten wir nichts. So entschlossen wir uns, in der Beiz auf die Bänke zu liegen. Ich konnte nicht schlafen, fühlte überall was rumkrabbeln.

12.
Wir warten aufs Schiff – Untergangsstimmung.

Das Speedboot war spitze, es sah aus wie ein Jumbo-Jet ohne Flügel. Innen sass man wie in einem Car. Das Meer war recht unruhig, alle Leute schliefen. Da es wenige hatte, konnte sich jeder auf einer Dreierbank hinlegen. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt, ich schlief ebenfalls, mussten wir in den Bus umsteigen, welcher uns zum Bahnhof brachte. Wir entschlossen uns, mit den anderen zu fahren im 1. Klasse Sleeper. Jeder Platz ein Fensterplatz und gut gepolstert. Dazu auch noch eine Klingel. Als wir später vom Speisewagen zurückkamen, war das Bett schon gemacht. Wir schliefen oben. Beim Aufstehen schaffte ich die Leiter nicht ganz und stürzte ab. Mein Zeh!!

13. Bangkok
Die Hotelsuche war schwierig. Wir suchten in Gruppen, hinterliessen Nachrichten und trafen uns alle abends wieder, auch Wolfgang, der von Max und Gogo bereits auf Koh Samui erwartet wurde. Nach dem Znacht gingen wir ins Puff. Also am meisten Chancen hatte ich! Ich glaube, die Mädchen sind lesbisch. Sie bewunderten meine weisse Haut.

14.
Heute Morgen war ich echt down, habe lange geweint. Es tat soo weh. Wieder ein Abschied nahte. Wir erhielten eine Nachricht von Hans, dass wir uns im Bosten am Swimmingpool treffen werden. Danach wieder «Reisealltag»: Fahrt zum GPO (nichts angekommen), zur Philippine Airlane, wo wir vernahmen, dass wir frühestens am 26. nach Manila fliegen können. (Anmerkung: Die katholischen Philippinos, die in Thailand arbeiten, fliegen über die Festtage nach Hause). Da der Compi nicht arbeitete, mussten wir warten. Letztlich liessen wir uns auf die Warteliste setzen.

Mit Hans gingen wir noch auf ein Bier, dann hat auch er uns verlassen. Das war heute ein schlimmer Tag.

Das Paradies ist wie eine Blume – wenn man es mitnehmen will, verblüht es.
Glück ist wie Schnee – will man es festhalten, schmilzt es.
Die Sterne leuchten immer – sie sind unerreichbar.

Leere ist ein Gefühl, das keine Worte kennt.

Abschied nehmen ist auch Hoffnung auf ein Wiedersehen

Hoffnung bedeutet auch Zukunft

Für die Zukunft leben wir heute.

In der Fremde bekommt das Wort Freundschaft eine neue Bedeutung.

Je länger die schönen Zeiten, desto tiefer werden sie empfunden.

Das Glück einer Stunde kann uns jahrelang beeinflussen.

Wie wertvoll müssen unsere Gefühle sein!

15.
Wir haben jetzt das ok für einen Flug am 25., müssen aber die Visa für Thailand verlängern. Gebühr für jeden: 800 Baht!! Eben waren wir im Immigration Office. Erste Bemerkung: Joschi muss nochmals kommen, und zwar mit Hemd. Ohne weitere Fragen erhielten wir zwei Blätter zum Ausfüllen.

Es gibt keinen Schatten ohne Licht!

Jedes Licht erzeugt Schatten.

16.
Eben bekamen wir eine Visaverlängerung bis am 30.12. Das hat uns Zeit gekostet! Fotos machen, frühstücken, Fotos abholen, auf Bus warten, hinfahren, Pass fotokopieren, Immigration, nochmals fotokopieren, Mittagessen, Immigration für Stempel, Zimmer 105 um 600 Baht zu bezahlen, Zimmer 206, warten, Papiere abgeben, warten – und dann endlich wars soweit.

17.
Heute fuhren wir mit dem Bus zum Wat Arun. Ich erklomm die sehr steilen Treppen. Dann nahmen wir ein Boot flussaufwärts, weiter mit Bus zum Weekend Market. Ja, kaufen könnte man dort alles. Am meisten beeindruckte mich ein lebender Adler. Ansonsten war ich zu faul. Es ist so heiss (über 30°C) und feucht. Den ganzen Tag schwitzen. Im Sweet House lese ich die Bangkok Post, auf der Titelseite: Vit pays no-bill price. Vit ist ein Tscheche, seit 14 Jahren in Switzerland. 1981 erklärte er dem Bauer Leo Schmidli, dass ihn die Kuhglocken nachts stören. Dies war mindestens ein Grund für die Adligenswiler, ihm das Bürgerrecht nicht zu gewähren. So macht die Schweiz Schlagzeilen in der Weltpresse.

Ein Traum bleibt nur ein Traum, solange er nicht Wirklichkeit ist

Das Leben ist ein Labyrinth von Wegen,

wer nicht von der Hauptstrasse abweicht, hat das Leben nicht gesehen

Kein Neubeginn ohne Verlust

18.
Beim Frühstück setzt sich eine vermutlich australische Familie an den Nebentisch. Das Ehepaar ist kaum viel älter als 30 und hat sechs Kinder im Alter von ca. zwei Monaten bis sechs Jahren. Bestimmt sitzen sie seit einer halben Stunde da und noch nie ist ein lautes Wort gefallen. Kein Kind trotzig, keines weint, kein Streit, keine Eifersucht. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas möglich ist. Woran das wohl liegt? Später muss ich mir darüber mal den Kopf zerbrechen. Denn wenn (alle) Kinder in Indien und Thailand zufrieden sein können, warum nicht auch die in der Schweiz? Liegt’s an der Umwelt, an den Eltern, an der Gesellschaft? Wahrscheinlich werden hier Kinder mit mehr Liebe als mit Worten erzogen. – Strafe erzeugt Opposition –

Die Sterne sind immer da, aber wir sehen sie nur in der Dunkelheit.

Ich war zu nah am Feuer, es wird noch lange schmerzen.

19.
Wir waren in der philippinischen Botschaft, erhielten die Visa, zusammen 720 Bt. Die Zeit haben wir mit einem Spaziergang und mehreren Restaurantbesuchen totgeschlagen. Es ist zu heiss um mehr zu unternehmen.

20.
Also ich werde jeden Tag fauler! Heute Morgen gingen wir Geld wechseln, bezahlten das Hotel und gingen zum Roten Kreuz um Cholera nachzuimpfen. War echt Massenabfertigung. Ich konnte kaum was sagen, Impfkarte hinlegen, mich hinsetzen, Spritze, nächstes Zimmer, erst 20 Bt bezahlen, dann Stempel holen. Wir hängten die Wäsche auf dem Dach und brachten die Schuhe auf Hochglanz.

Ich habe die Routen für die Philippinen herausgeschrieben.

Morgen fahren wir für drei Tage nach Hua Hin, an den Strand. Ich halte es nicht mehr aus in dieser Stadt! Aber ich freue mich auf Manila, wenigstens auf (gute) Post aus der Schweiz.

Am Abend, wie schon gestern, im Malaysia Videofilme geschaut: Thai-Boxing, Western, Fussball, …

Danach gingen wir zum Zimmer 403, dessen Bewohnerin wir vorgestern 200 Bt geliehen hatten. Sie ist im Hotel angestellt, so dass die Chance, das Geld wiederzusehen relativ gross ist. Sie erzählte uns von ihrem Bruder, der aber jetzt nicht da sei …. Wir bestanden darauf, das Geld sofort zu bekommen. Sie ging hinauf in ihr Zimmer, wo sich ihr Kunde befand und kam dann mit einer 500er Baht-Note zurück.

21. Hua Hin

Beach of Hua Hin

Es gibt in dieser kleinen Stadt dutzende gewöhnliche Hotels wie jenes, in dem wir nach einigem Hin und Her abgestiegen sind. Am Strand hat’s etwa sieben Restaurants. Zusammen verfügen sie über ca. 30 Bambusblätterschirme mit jeweils einem Tisch und vier Liegestühlen. Ausserhalb liegt kein Mensch, also konsumieren. Es hat praktisch nur Weisse hier. Da gibt’ eine Frau, welche sich für Massage anbietet, 50 Bt die halbe Stunde, dann Fruchtverkäuferinnen und ein Mann mit Pferd.

22.
Heute Morgen gingen wir schon früh auf die Piste, einkaufen und Flug bestätigen. Letzteres war gar nicht so einfach. Zuerst gingen wir zur Post, von dort schickte man uns zum Telefonamt. Haben nicht ganz gecheckt, wo das sein soll. Entdeckten dann eine Telefonkabine, doch das Buch war nur in Thai, so dass ich die Vorwahl nicht herausfand. Ich fragte jemanden nach der Vorwahl, er verstand uns nicht und schickte uns ins gegenüberliegende Hotel. Das Mädchen war sehr nett, doch schlugen alle Versuche, etwa sieben, fehl. Sie schickte uns dann zum Telefonamt, wo wir die Nummer angaben und etwa eine Stunde warten mussten, bis ich endlich eine Verbindung hatte. Zwei Minuten kosteten 16 Bt, dafür erhielt ich eine Quittung. Nützliche Sache, denn darauf steht Telefonnummer, Uhrzeit und Gesprächszeit.

Danach setzten wir uns in ein Gartenrestaurant, wo wir uns bei einer Tasse Kaffee von den Strapazen erholten.

23.
Den ganzen Tag am Beach gesessen. So angenehm im Schatten. Es ist herrlich hier.

Abends sassen wir im Hotelrestaurant, bei Kerzenlicht, Weihnachtslieder werden gespielt, direkt neben uns steht ein Weihnachtsbaum mit blinkenden, farbigen Lichtern. Dabei ist nach unserer Zeitrechnung doch erst morgen Heiligabend?

Nachts besuchten wir noch ein nahegelegenes Restaurant, wo alle Bäume, Sträucher und Kaktusstauden mit Watte als Schnee dekoriert waren. Dazu Thaimusik und -gesang.

24.12. Heiligabend
Am Morgen mit dem Bus nach Bangkok. Das GPO erreichten wir kurz vor 16 Uhr, war aber schon geschlossen. Wir kauften noch zwei Flaschen Mekong à 45 Baht.

20.00 Uhr. Ja, jetzt ist Heiligabend! Wir sitzen im Malaysia, schauen uns Filme an und spüren gar nichts von Weinachten. Obwohl ich schon traurig bin, nicht zu Hause zu sein, kann ich mich doch gar nicht in diese Zeit hineinfühlen. Am meisten fehlt natürlich die Familie, dann aber auch die ganze Atmosphäre, besonders auch die Adventszeit. Dazu schwitzen wir den ganzen Tag, ein «Leise rieselt der Schnee» erzeugt höchstens Ironie.

Morgen geht’s nach Manila.

 

Budget Thailand

Wir brauchten zusammen pro Tag, inkl. Coiffeur, Flughafen- und Visagebühren knapp sFr. 45.-! Zudem wurde uns gar nichts gestohlen.

Thailand travel route
Thailand Reiseroute 1983

1983 Pakistan – Indien Tagebuch

Am 30. August 1983 starteten wir zum Abenteuer

Wir sind frei wie Vögel! Keine Wohnung, keinen Job. Nichts, ausser einem vollgestopften, 11 kg schweren Tramper-Rucksack und einer 3 kg schweren Handtasche. Zehn Jahre lang träumte ich von so einem Trip. Heute bin ich doch nicht sooo glücklich. Erstens erschöpft vom Packen (und Wohnung räumen) und zweitens voller gemischter Gefühle. Die Reise wird bestimmt voller Strapazen sein. Mein grösster Wunsch, Rückkehr nach Hause gesund und munter. Gesund zu bleiben ist das wichtigste.
In Frankfurt schluckte jeder 3 Beruhigungstabletten. Nervös sind wir eigentlich gar nicht, wir hatten keine Zeit dazu.
Zwischenstopp in Abu Dhabi: bald geht’s weiter in eine andere, uns hoffentlich gut gesinnte Welt.

31.-3.9. Karachi

Truck in Karachi, Pakistan
Lastwagen auf Karachis Strassen

Ankunft um 5 Uhr: dunkel, heiss, feucht. Erster Besuch eines muslimischen Landes: Moscheen, Kleidung, aufdringliche Taxifahrer, Linksverkehr, kein WC-Papier, kaum englischsprechende Menschen, Basar; Handwerksbetriebe, frühes Einnachten – exotisch!
Doch die Exoten sind wir. Keine weiteren Weissen in der Stadt. Wir sind eine Attraktion. Getraut uns mal jemand anzusprechen, sind wir sofort von einer Menschenmenge umringt.
Unser Plan war, sofort per Bahn nach Indien zu reisen. Nach Karachi flogen wir aus flugplantechnischen Gründen. Unsere Reisetour war nicht anders buchbar. Doch die Eisenbahnlinie, die wir zu Hause im Atlas entdeckten, war bloss für den Güterverkehr bestimmt. Einen Personenübergang gab es lediglich zwischen Lahore und Amritsar. Die Züge waren für 16 Tage ausgebucht. Mit Hilfe von *Arthur Benjamin schafften wir es früher. Erst eine Stunde Marsch zum Ticketschalter. Hunderte Menschen stehen Schlange. Wir brauchten noch Bargeld. Keiner in der Stadt akzeptiert unsere American Express Traveller Checks. Weder am Bahnhof, noch Banken oder gute Hotels, ausser wir buchten ein Zimmer. Nach zwei Stunden checkten wir in ein Hotel ein und beschlossen, zum Flughafen zu fahren, um Cheques einzulösen. Nach ¼ Std. kriegten wir einen Bus. Ohne Arthur hätten wir’s wohl nie geschafft. Nach ¾ Std. Fahrt und ½ Std. Fussmarsch hatten wir Cash!
Tickets gab es aber erst in 17 Tagen. Doch Arthur fand einen Mann, der uns Tickets für den nächsten Tag verkaufte.
Abends Besuch eines Vergnügungsparks. Für uns sehr komischer Anblick: Moslems in wehenden Kleidern auf Berg- und Talbahn, in Scooters, … Erstmals sahen wir auch Frauen und Kinder. Jene gehen erst um ca. 1 Uhr zu Bett, denn davor müssen sie unbedingt TV schauen, vor allem englische Spielfilme. Sie schlafen am Nachmittag. Die Schule beginnt um 7 Uhr, sie wird besucht vom 5. Bis 25. Lebensjahr.

Hotel in Karachi 1983
Im Hotel in Karachi

Arthur sprach uns auf der Strasse an. Er ist gebildet, spricht fliessend Englisch, arbeitet in einem guten Hotel, verdient sFr. 320.-/Monat. Wie alle Leute arbeitet er 8 Std. pro Tag. Er wohnt zusammen mit seinen Eltern und 4 Geschwister in einem 3stöckigen Haus. Wir wurden dorthin zum Essen eingeladen.

3.-6. Lahore: Hotel New Venus Lahore und Park Way Hotel

Die Zugfahrt war schrecklich. Sie dauerte 24 Stunden! Bis wir erst unsere Plätze fanden! Wir waren eingeklemmt zwischen Menschen, Gepäckstücken, Eisenbahn. Drinnen war es nicht besser. Laute reiche Männer, die geschäftlich reisten. Nackte Füsse überall. Alle fünf Minuten kommt ein Bettler oder Händler.
Die Schlafplätze oben konnten abwechselnd belegt werden. Ein Reisender betete regelmässig auf seinem Teppich. Neben mir sass ein Mann, der seinen 13jährigen Sohn in die Schule bringt, er bedrängt mich verbal, er könne ja einer meiner Ehemänner werden.
Irgendwo stieg ein Polizist zu mit einem weinenden Jungen an Handschellen und setzte sich zu uns. Sofort waren wir von ca. 20 lachenden Menschen umzingelt, die den Jungen dann freikauften. Sein Vergehen: er reiste ohne Ticket.
Zum Hotel nahmen wir eine Kutsche.
Joschi fühlte sich bereits während der Zugfahrt krank, im Hotel erhielt er eine Massage, er fühlte sich sehr schwach. Der Hotelboss entschied, mit uns zum Arzt zu fahren. Aufbruch schnell und hektisch. Fahrt mit Rikscha. Der Arzt meinte, typisch Typhus. Wir sagten, wir seien geimpft. Dann ist es typisch Malaria. Wir nahmen die Prophylaxe. Dann ist es Cholera, auch dagegen liessen wir uns impfen. Da meinte er, dann ist es typisch die Klimaveränderung und ungewohntes Essen.
Als Joschi die Glasspritze mit verbogener Nadel sah, musste er sich gleich übergeben. Der Arzt wischte mit dem Fuss mit einem Stück Zeitung zusammen und stiess die Sache nach draussen, auf die Strasse. J erhielt je 3 verschiedene Pillen, die in Papier eingewickelt wurden.

Gestohlene Cheques
Kaum zurück im Hotel, folgte die nächste Aufregung: 2/3 von Joschis Cheques waren weg! 3’000 $. Wir meldeten dies dem Boss, der darüber nicht erstaunt war. Das sei ja kein Problem, wir haben die Nummern der Cheques und können diese problemlos in Delhi zurückerhalten. Allerdings mussten wir den Diebstahl melden. Dazu musste ich mit dem Boss alleine ausser Haus. Ich sagte ihm, dass ich Angst habe. Er lachte mich aus und versprach, dass wir in einer halben Stunde zurück sein werden. Wir nahmen ein Taxi, das in einer Seitenstrasse hielt. Ein Händler sass neben dem nächsten. Wir begaben uns zu einem alten Mann, der unter einem Baum sass (als Sonnenschutz war ein Tuch darüber gespannt) hinter einem Museumsstück von Schreibmaschine. Ich durfte mich setzen, während der Hotelboss dem Mann die Details zum Diebstahl diktierte.
Danach gingen wir durch mehrere Gassen zu einem grossen Platz. Dort waren mehrere Männer mit Schreibmaschinen und Stempeln. Der Boss liess sich das geschriebene Blatt mit zwei Stempeln versehen und bezahlte.
Wir gingen den Weg zurück. Bald bog er in einen dunklen Raum ein, wo sich einige Männer befanden. Wir tranken mit ihnen Tee und gingen weiter zum Telegrafenamt. Unterwegs kaufte er sich ein Schweisstuch und grosses Bild.
Auf dem Amt nahmen wir ein Formular «Ausland-Telegramm». Er füllte dieses aus mit einem Holzstäbchen, das in schwarze Tinte getaucht wurde. Am Schalter bezahlte er 200 Rp. Nun hatte ich das Schreiben und die Kopie des Telegramms für die Kantonalbank Breitenbach sowie die Quittung für den Versand des Telegramms.
Später tauchte ein Mann in unserem Hotelzimmer auf. Er fragte, ob wir etwas verloren hätten und nannte gleich Cheques. Er wollte den Betrag wissen. Etwas ist da faul. Im Reiseführer lasen wir über ähnliche Erfahrungen in Lahore, dass das Hotelmanagement klaut. Es kamen oft mehrere Leute gleichzeitig in unser Zimmer, so dass ich den Überblick verlor. Von Gästen allein kann der Boss ja nicht so reich geworden sein. Das Doppelzimmer kostete Fr. 4.-/Nacht.

Ein weiterer Mann tauchte auf, den wir bei der Ankunft am Bahnhof trafen. Er wollte wissen, was ich am Morgen mit diesem Zettel machte. Erst gab ich mich unwissend, doch er war beharrlich. Ich erzählte vom Telegramm. Er wollte genau wissen warum und an wen. Letztlich fragte er, ob uns wirklich Cheques gestohlen wurden und in welchem Wert. Ob wir noch welche hätten, und diese liquidieren wollten. Später erfuhren wir, dass viele Touris ihre Cheques «verkauften» und gestohlen meldeten. Daher wurde es immer schwieriger, Cheques einzulösen.
Im Reiseführer wurde von noch Schlimmerem berichtet. So soll mehreren Reisenden 1 kg Haschisch unters Bett gelegt worden sein. Die Polizei brachten die Erwischten ins Gefängnis, wo sie sich freikaufen mussten. Das Geld teilten sich dann Polizist und Hotelbesitzer. Das erschreckte mich dann sehr. Lahore sei der gefährlichste Ort auf dem Landweg von Europa nach Indien.

Wir wechselten das Hotel, zogen ins Park Way Hotel. Dort durchsuchten wir unser Gepäck sehr genau nach Drogen. Da es im Hotel einen Plastikkübel gab, machte ich Wäsche. J ging es besser, das Rice Chicken schmeckt auch gut – wir fühlten uns gleich besser!

Indien 31.8. bis 22.10.1983

Scooter in New Delhi
Scooter in Delhi

indian butcher on the market
Metzger auf dem Markt in Indien
Medicin man in India with snakes
Indischer Medizinmann mit Heilsäften von Schlangen, Echsen, usw.

6.-8. Amritsar

Golden Temple in Amritsar, India
Im Goldenen Tempel von Amritsar

Besichtigung des Goldenen Tempels. Wir mussten Kopfbedeckung kaufen und Schuhe gegen Jeton abgeben. Wir waren die einzigen Nicht-Sikhs in der Anlage, wurden von allen angestarrt, mussten uns immer wieder einen Weg bahnen durch die um uns versammelten Menschen. Einige wollten sich mit uns fotografieren lassen.

Golden Temple in Amritsar, India 1983
Goldener Tempel in Amritsar, Indien

Ein alter Sikh übergab mir seine von Hand geschriebene Adresse und erzählte uns die Geschichte der Sikhs und führte uns durch den Tempel.

Amritsar Golden Temple 1983
Im Goldenen Tempel von Amritsar

Abends fuhren wir nochmals hin, um die Beleuchtung mit hunderten bunten Lämpchen zu bewundern.

Golden Temple in Amritsar by night
Goldener Tempel in Amritsar bei Nacht

Ankunft am Grenzübergang. Zeit ist um, wir können nicht mehr durch. Nächster Zug morgen um 08.30 Uhr. Mit Lächeln und Bakschisch von 50 Rp liessen sich die Tore öffnen. Wir konnten auch mehrmals Schlangen von Menschen überholen bei den langwierigen Pass- und Gepäckkontrollen.
In Amritsar wollten wir Bahntickets nach New Delhi kaufen. Nach einstündigem Anstehen wurden wir zu einem anderen Schalter geschickt. Der Beamte teilte uns mit, dass er jetzt Feierabend mache.

Street kitchen in Amritsar, India 1983
Strassenküche in Indien 1983
Holy cows in the street of Amritsar India
Heilige Kühe in der Strasse von Amritsar

Das «Geschäftsviertel» von Amritsar war der grösste Basar, den ich je gesehen habe.

Basar in Amritsar India 1983
Basar in Amritsar
Amritsar - Main Street
Strassenszene in Amritsar

Bei einem Snack machte ich die erste Bekanntschaft mit einem Gecko. Meine Furcht und Ekel vor diesen Echsen konnte ich nie überwinden.
Den bereits geschriebene Brief an die Eltern mussten wir vernichten – die Luftfeuchtigkeit!

Slum in India
Auf der Zugfahrt von Amritsar nach Delhi

8.-13. New Delhi Sunny’s Guest House

New Delhi Sunny’s Guest House 1983
New Delhi Sunny’s Guest House

Ghandi Guest House: teuer, 70 Rp, Etagen-Dusche und WC können nicht abgeschlossen werden.

Fahrt mit dem Luxior-Zug, Ticket dafür gab’s ohne Schlange zu stehen.
Erste Aktion war Gang zum American Express Büro, lang und mühsam, bei der dritten Geschäftsstelle waren wir dann endlich richtig. Wir erhielten ein Formular, welches wir am Folgetag ausgefüllt zurückbringen mussten.

New Delhi Connaught Place
Delhi Connaught Place
Motor bikes at Connaught Place in New Delhi
Motorräder am Delhi Connaught Place

Erster Monsunregen erlebt, Strassen innert Kürze bis ca. 15 cm überschwemmt. Die Cheques wurden problemlos ersetzt, abgesehen vom Papierkrieg. Ich fragte naiv, wie ein Dieb diese einlösen könne, ohne Pass. Da öffnete der Angestellte einen Schrank voller Pässe – das sei überhaupt kein Problem!
Den «Geldsegen» feierten wir in einem Luxus-Restaurant. Doch wegen Stromausfall gab es nur Chicken-Sandwiches.
Sightseeing: Ghandi-Gedenkstätte, Nehru-Grab, Red Fort, dort Demo.
Für Zugtickets nach Agra eine Stunde Schlage gestanden.
Im Hotel liess ein Afghane Joints kreisen bei den Touris aus England, Frankreich und Japan. Wir waren die einzigen Nichtraucher, kamen uns etwas blöd und ausgestossen vor.
Zähne putzen open-air – die Nasszellen befanden sich unter freiem Himmel.

Lawnmower with cow in New Delhi
Indischer Rasenmäher in New Delhi
Snake charmer in New Delhi
Schlangenbeschwörer in Delhi

11.9.13 Wie wohl die Abstimmung in Laufen ausgefallen war? Verbleib im Kanton Bern, oder zu Baselland?

Sightseeing: India Gate, Schneider gesucht, um Paket einnähen zu lassen, GPO. Auf Botschaft eine Stunde gewartet und Formulare ausgefüllt um zu erfahren, dass man sich bzgl. Militär (Joschi, Auslandaufenthalt) seit dem 1.8.83 nicht mehr melden muss.
Unterwegs kamen wir zu einer Bestattung, hunderte Menschen, Polizei. Im Hotel sagte man uns, der Tote war ein Sikh, welcher während einer Demonstration erschossen wurde. «Die Sikhs spinnen, wenn sie einen eigenen Staat haben wollen, denn in Indien sind alle Religionen vor dem Gesetz gleich.»
Nach dem Besuch eines Grabmahls wurde der gesamte Verkehr gestoppt um einige Staatskarossen passieren zu lassen. In der ersten sass Indiens Staatspräsident – unser Fahrer zeigte ihn uns. Er war Sikh, zeigte uns die Metallsäule die jenem Glück bringt, welcher sie hinter mit den Händen hinter dem Rücken umarmen konnten. Auf der Rückfahrt fuhr er uns in ein Juweliergeschäft mit ca. 8 Angestellten, die uns umgarnten. Doch wir schafften es, nur die Gratis-Kola zu trinken.
Auf der Botschaft erfuhren wir, dass der Grenzübergang bei Lahore der einzige auf dem Landweg ist zu Pakistan. Wir beschliessen, später von Delhi nach Karachi zu fliegen.

13. Agra

Taj Mahal in India
Taj Mahal in Agra
Coffin in the Taj Mahal
Der Taj Mahal wurde einst vom Großmogul Shah Jahan für seine verstorbene dritte Frau Mumtaz Mahal errichtet. Sie starb im Jahr 1631 während der Geburt ihres 14. Kindes und erbat als letzten Wunsch von ihrem Mann, dass er ihr die schönste aller Grabstätten bauen müsse.

Ja, der 13te!! Morgenessen verspätet, der Motor der Rikscha zum Bahnhof starb dreimal ab, mussten Gefährt wechseln, im Zug liessen wir uns abschleppen für eine Tagestour, wurden abgezockt und ausgetrickst.
Das Taj Mahal war aber traumhaft!

Agra, cows in the street
Strassenszene in Agra
Kids on the roof in Agra
Kinder auf dem Hausdach in Agra

14.  Zugfahrt von Agra nach Jhansi

Strom mit Halbdampf, lesen nicht möglich, dann Geckos und Frosch im Zimmer.

15.-16. Bus nach Khajuraho. Statt vier Stunden Fahrt, sieben!

Bus-stop in India
Bei einem Bus-Stopo

Durch den Monsunregen gab es Hochwasser, ein Damm war gebrochen, wir mussten zu Fuss zu einer Fähre, die uns zum anderen Ufer brachte. «Antrieb» durch vier Ruderer.

Transport by boat after the street was flooded
Fähre als Ersatz für den Bus – die Strasse war überschwemmt

Mit einem Franzosen gingen wir zum Restaurant unter «Swiss Management» – eine Enttäuschung. Das Klo war das übelste, das ich bis dahin in Indien sah, das Öl der Frites muss schwarz gewesen sein!

Temple in Khajuraho, India
Tempel von Khajuraho

Die Tempel gefielen uns sehr, doch als Nicht-Kunstkenner sehen sie alle gleich aus. Ein Yogi erkannte unsere Charaktereigenschaften ziemlich treffend anhand unseres Geburtsdatums. Das war Akquise, wie wir herausfanden. Weitere drei Männer und ein Junge versuchten uns abzuschleppen in ihre Shops …. Immer wollten sie unsere Adresse, wir gaben eine falsche.
Im Hotelzimmer eine Maus – «Die Hoteltierwelt wird immer vielseitiger.»

16./17. Fahrt über Nacht mit Bus und Bahn nach Varanasi West. Imperial Hotel.

Flooded street in Varanasi
Strasse in Benares nach Monsunregen
Benares - on the flower market
Benares, auf dem Blumenmarkt
Vegitables on the market in Benares
Benares – Marktfrauen mit Gemüse
Boat on the Ganges in Varanasi
Boot auf dem Ganges bei Varanasi

Varanasi war überschwemmt. Darum fanden wir die Ghats nicht. Wir irrten durch enge Gassen, an hunderten Kindern vorbei und noch mehr Kuhfladen.
Ein alter Mann zeigte uns die Sehenswürdigkeiten, führte uns zu den Verbrennungsorten. Drei Leichen wurde eingeäschert, vier warteten darauf, eine wurde durch die Stadt getragen.
Ausnahmsweise waren die wiederkehrenden und lange anhaltenden Stromausfälle eine Wohltat. Denn wegen eines Festivals erschall ständig laute Musik. Vor unserem Hotel war ein Lautsprecher positioniert.
Die Stadt bzw. die Strassen sind überschwemmt. Dank den hohen Sitzen auf den Rikschas bleiben wir trocken.
Am letzten Abend Spaziergang. Um 20 Uhr erstmals Strom. Briefe geschrieben nach Hause, an die Eltern, drei Seiten. «Und heute Morgen erwachte ich mit einem komischen Gefühl – Heimweh, ganz allgemein nach der Schweiz. Plötzlich kam mir wieder Nunningen in den Sinn, später Grindelwald. Auch jetzt, um 15 Uhr, bin ich irgendwie von einem unruhigen, traurigen Gefühl erfüllt. Aber andererseits weiss ich genau, wie’s zu Hause wäre und ich bin sicher, es würde dort bald nicht mehr gefallen, respektive ich würde fliehen wollen vor Stress, Job, kochen, putzen, bügeln, usw. Andererseits macht es mich irgendwie froh, dass ich Heimweh habe. So weiss ich, dass ich eine Heimat habe, dass es einen Ort gibt, den ich liebe, mit dem ich verwurzelt bin und wo ich mich geborgen fühle. ….. Nun, ich hoffe, dass diese Traurigkeit wieder vorbeigeht, denn schliesslich bin ich erst drei Wochen unterwegs. Ich werde jetzt mein Tagebuch einmal durchlesen, zum ersten Mal.»

Incense sticks on indian market
Räucherstäbchen

18. Zug nach Ilarsi – Bhopur – Sanchi

20. Bhopal

Stupas in Bhopal
Stupas von Bhopal

Weil der Express-Zug zwei Stunden verspätet war, verpassten wir die Anschlüsse. Frühstück am Bahnhof Ilarsi, doch Kaffee und Tee ungeniessbar. Dann weiter mit Bus nach Bhopur. Bei diesem schien etwas mit dem Vorderrad nicht zu stimmen. Die Reparatur dauerte eine halbe Stunde. Trotz der selbstmörderischen Fahrt des Chauffeurs, kamen wir heil an.
Schwierig, Cheques zu wechseln. Lange mit schwerem Rucksack auf Hotelsuche. Die meisten waren ausgebucht.

21. Sanchi: Schönes, gemütliches **Hotel für 70. Rp, Ashok-Group-Hotel

Traveller’s Lodge, im Bungalowstil mit Arkade und schöner Gartenanlage. Und es ist so ruhig, kein Auto, gar nichts.
Checks cashen: Der Mann vom Hotel zeigte einen unserer Checks einem Bank- und einem Hotelboss. Bei der Bank konnten wir cashen, doch bis wir diese fanden! Sie war nicht in Englisch angeschrieben. Auf dem Weg dorthin fanden wir immerhin eine Post und konnten endlich unsere Briefe abgeben.
Ausflug zu Stupas. Diese enttäuschten, doch der Abstieg über der Treppe war märchenhaft mit toller Aussicht übers Land und das Dorf.
Danach waren wir ausgeruht und wie frisch aufgetankt.

Indian wash and irioning shop
Bügelservice in Amritsar ohne Strom

22. Zug nach Jalgaor bis 21 Uhr.

Auf dem ganzen Weg gab’s nichts zu essen und zu trinken, wenigstens nicht für unsere Mägen. Wir fanden in einer Lodge ein 2-Bett-Zimmer für 22 Rp. Rundherum standen auf Terrassen etwa 20 Betten unter einem Dach. Ich fühlte mich etwas unsicher, aber am nächsten Morgen war alles ok.

23. Ajanta

Temple in caves in Ajanta
Höhlentempel in Ajanta

Auch hier gibt es kaum etwas zum Essen, aber 24 in den Felsen gehauene Tempel. Ist sehr imposant, vor allem die «weltberühmten» Gemälde.
Wir wurden von «Händlern» bedrängt, widerstanden allen, doch gelinkt hat uns schliesslich der Kellner. Der Luxusbus kostete nicht wie der Regular 15 Rp, sondern 50. Immerhin konnten wir die Rucksäcke im Inneren unterbringen, sogar unter Verschluss. Doch der Monsunregen unterwegs war so heftig, dass trotzdem alles nass und dreckig war, und ich die Jeans waschen musste.
Das schöne Restaurant war ein Reinfall und teuer: 45 Rp – wir verliessen es hungrig und besuchten eines, wo es für 30 Rp Znacht geben sollte. Doch wieder reingefallen. Man kann nur trinken: Glas Tee, Glas Kaffee oder heisses Wasser. Dies allerdings nur von 6-9 und 16-18 Uhr. Na ja, wir hatten am Abend genug zu tun mit Waschen, Geckos und Vogelpaar aus dem Zimmer zu vertreiben.

Cave temples in Ellora, India
Höhlentempel in Ellora
Cave temples in Ellora, India
Höhlenempel in Ellora

Stadtbesichtigung Ellora-Tour, gemäss Prospekt um 07.30 ab Bahnhof. Statt Bus empfing und ein Hotelboy. Billige Tour, 35 Rp. Der Bus kam um 9.30 Uhr wirklich, der Junge stieg ein, nahm unsere 100 Rp und stieg wieder aus. Eine Quittung hatten wir nicht. Wie wir uns nervten. Doch nach Stopps bei zig Hotels, kam der Junge tatsächlich mit dem Wechselgeld zurück. «Glück gehabt. Wenigstens diesmal. Wir lernen nie aus.»
Die Tour war ganz interessant. Grosses Fort mit langem Spaziergang, später ging ein Monsunregen auf uns nieder. Tempel mit Affen. Höhlentempel Ellora, davor Lunch in schrecklichem Restaurant. Ausser Reisplatte gab’s nichts. Zum Glück hatten wir uns gut eingedeckt mit Bananen, Äpfeln und Biskuits. Znacht assen wir zweimal, weil wir nach dem ersten überhaupt nicht satt waren. Dafür fand ich einen besoffenen Verehrer. In einem der seltenen Restaurant mit Alkoholausschank waren die Tische auf jeder Seite durch Trennwände geschützt. In der Mitte alles offen.

Ja, unsere grössten Probleme sind Dreck und Mahlzeiten. Diese sind meist miserabel. Und schmeckt es mal, gehen wir hungrig vom Tisch. Also kompensiere ich mit Biskuits – habe wohl schon mehrere Kilos zugelegt.

Spices at the market in India

25. Aurangabad

Eines der besten Nachtessen, das wir in Indien hatten: 2 Gemüse-Kartoffel-Plätzli, gekochte Tomaten, Pommes frites, gebutterte Toasts plus zwei Kannen Tee für sage und schreibe 15 Rp.
Im vollen Zug erhaschten wir noch 2 Plätze. Beim Umsteigen warteten wir lange auf den nächsten Zug. Doch der war so voll, dass sich die Türen nicht öffnen liessen. Die meisten Leute kamen zwar irgendwie rein, wir zogen es vor, auf den nächsten zu warten. Doch da war es nicht besser. Mitten in der Nacht fand ich doch noch ein Plätzchen in einem Zug bzw. zwischen zwei Wagen, eingeklemmt zwischen Gepäck, ein Fuss fand grad noch Platz zum Abstehen.
Vor dem Einsteigen kam es zu einem Zwischenfall. Ein Mann klaute einer Bettlerin das Geld. Danach wurde er von fünf Männern festgehalten, bis ein Polizist erschien, welcher ihm dann mit dem Bambusstab den Rücken versohlte (unter Gelächter der Zuschauer). Rauhe Sitten zwar, doch ich habe den Eindruck, dass dies positive Auswirkungen hat.

25.-29. Bombay

Bombay, India Gate
India Gate in Bambay

Bus zur Billighotelgegend. Aber erstes Zimmer ohne Dusche/WC 100 Rp. Nächste Etage noch schmutziger 70 Rp, dann 60 Rp. Auf 3. Etage nahmen wir Zimmer mit 2 Betten, Kommode, Tischchen und wunderschöne Sicht auf die Bay mit vielen Schiffen, Gemeinschafts-Dusche und -WC, aber relativ sauber für 80 Rp. Wir sind zufrieden, haben uns die Suche schwieriger vorgestellt.
Wir liefen kilometerweit zu Fuss, konnten Checks einlösen (durch Buchungsfehler machten wir einen Gewinn von 42 Rp Juhihui!), Adressen Philippine Airlane und Thai Embassy ausfindig gemacht, aber doch nicht gefunden!? Auch Luftpost-Couverts konnten wir endlich kaufen, Postkarten und Schreibpapier.
Hängende Gärten, Nehru-Park (wunderschön und wunderbare Sicht auf Stadt). Die schweigenden Türme sahen wir zwar nicht, aber die Geier. (Himmelbestattung: Leichen werden auf einen Turm gelegt und dort von Geiern gefressen. Begräbnisstätte der Sekte der Parsen, sind Anhänger der Zoroaster, die aus Persien kamen.)

The Towers of Silence in the Indian city of Bombay
Turm des Schweigens. Auf diesem umfriedeten Gelände setzen die Parsen ihre Toten den Geiern aus.Foto: picture alliance / arkivi

Im Restaurant bestellten wir ohne zu überlegen Gemüsesandwiches. Hoffentlich ist der Magen guter Laune, wenn die rohen Tomaten und Gurken ankommen. Und ebenso bei unserem heute neu getesteten Milchshake.

Am 28. konnten wir einiges erledigen. Bei der Philippine Airlane (bei der Wahl der Richtung gewann Joschi die Wette – einen Ring), buchten wir Flug ab Karachi am 20.10, dann gingen wir zur Telefonkabine.

Public telephone in Bombay 1983
Bediente Telefonkabine in Bombay

Das ist ein Häuschen, vorne mit Gitter, dahinter ein Mann mit Telefon, ein anderes, von aussen erreichbar. Pro Gespräch 50 Paise, wenn möglich, Gespräch auf drei Minuten beschränken. Dann suchte ich im Telefonbuch India und PIA-Airlanes, wollte den Preis fragen für Flug Delhi-Karachi. Erstes mal PIA langes Hin und Her, dann Unterbruch. Zweites Mal 1’148 Rp. Dann India, Nummer war falsch. Nummer nach neuem Verzeichnis nicht erreichbar. Also gingen wir zu Fuss hin. Flüge nur DI und DO. Wir buchten, müssen aber morgen nochmals hingehen um Bestätigung für Plätze einzuholen. Danach zurück zur Philippine Airlane, buchten für 22.10, wäre perfekt, wenn es dann noch Plätze gibt.

Zugtickets nach Ahmedabad. Zuerst Church Gate Terminal. Keine Inquiry. 1. Klasse-Schalter hat gerade keine Kunden. Der Mann ist sehr freundlich und schreibt alles ganz genau auf. Es gibt drei verschiedene Züge abends. Aber wir müssen mit der Bahn zum Bombay Central, um die Tickets zu kaufen. Gehen hin, marschieren dort einen Kilometer bis zu den Formularen, fülle diese aus, gehe zum Schalter – stehen sehr viele Leute bereits an – und sehe, dass dieser Zug für vier Tage ausgebucht ist. Der Zug um 20.05 ist noch frei. Also zurück, neues Formular ausfüllen. Nach zwei Stunden anstehen macht der Schalterbeamte irgendwelche Einwände, ich werde schon ganz aufgeregt. Einzig 3 Rp mehr pro Ticket verstehe ich und sage ja. Dann erzählt er wieder lange, wir verstehen nur Dadar-Station. Sage wieder ja und bezahle 50! Rp pro Ticket. Dann bin ich mir der Sache doch nicht so sicher und gehe zur Auskunft, denn auf dem Ticket steht Bombay Central. Frau am Schalter meint, dass man nach Ahmedabad keine Sleeper reservieren muss, daher Ticket bis nächste Stadt. Abends Auskunft im Hotel am Bahnhof, dass wir doch Dadar Station einsteigen müssen. Also morgen nochmals checken.
Elephanta-Insel mit guided Tour.
Dann Marsch zu Air India, Flugdatum klappt, $ 114.90 jeder.

Bus zum Thai Konsulat, war aber geschlossen.
Besuch Hl. Grabmahl, ein ca. 300m langer Steg übers Meer führt dazu. Das Benehmen der Menschen war interessant: Tücher küssen, sich mit dem Tuch übers Gesicht fahren, sich segnen lassen, usw.
Besuch des Puffs von Bombay. Wie im Reiseführer beschrieben: Häuserreihenweise Zimmer, untereinander und gegen die Strasse nur durch Gitterwände unterteilt, dann meist hinter einem Vorhang ein Bett, hunderte Mädchen, stark geschminkt. Es soll in Bombay 100’000 Huren geben, Weltrekord. Sie werden von ihren Familien verkauft oder verstossen, verschleppt, usw. Abhauen können sie mangels Finanzen und Heiratschancen kaum. Jedenfalls war diese Strasse schon ziemlich zweifelhaft auch die umliegenden.
Den «Heimweg» mit diversen Bussen und zu Fuss fanden wir nicht auf Anhieb. Waren ca. zwei Stunden unterwegs. Beim Znacht stellten wir den grossen Schnitt in Joschis Tasche fest. Zum Glück kam das Messer nicht durch die Polsterung. Wir wurden von vielen gewarnt. Ein Schweizer erzählte vorgestern, dass ihm aus dem Schlafsack das Necessaire geklaut mit Rupien und Golduhr.

Die meiste Zeit verbringen wir mit dem Besorgen der Tickets. Keinen halben Tag konnten wir echt ruhen.

29. Dadar Station Bombay, Befinden: schlaff, enttäuscht und traurig.

Die Busse lösten einen Wutanfall aus, nervten uns wahnsinnig. Zig mal im falschen, überfüllt, oder keiner hält an, wir wurden vorzeitig abgeladen, ….. Irgendwann landeten wir doch noch bei Air India, dann zum Konsulat um zu erfahren, dass wir ein neues Visum in Delhi einholen müssen und zwar nach Ablauf unseres jetzigen. Wieder warteten wir eine halbe Stunde auf einen Bus, versuchten mehrmals vergeblich einen zu besteigen. Irgendwann kamen wir auf Dadar Station an. Liessen noch die aufgeschlitzte Tasche nähen. Der Schneider wollte partout kein Geld. Er schämte sich für seinen Landsmann, der das getan hat.

Maxi scooter in India
Maxi-Scoouter

30. Ahmedabad.

Bei Ankunft um 5 Uhr wurde ich von Schreien geweckt: Wir sind da! Alles noch geschlossen. Wir marschierten Richtung Fluss, durch enge, dunkle, menschenleere Strassen. Dann gab’s ein Bellkonzert, sogar die Hunde merken, dass wir fremd sind. Da die Stadt uns enttäuschte – verwachsene und zerfallene Stadtmauer und Häuser -, reisten wir am Abend gleich weiter nach Abu Road.

Fast food at the bus stop
Fast food-Angebot vor dem Bus-Fenster

30.-3.9. Abu Road

Abgesehen von den verkommenen Sehenswürdigkeiten ist es noch eine schöne, typisch indische Stadt. Ein Menschengedränge und Verkehrschaos. Hunderte von Läden, kaum Restaurants, gar keine Möglichkeit, sich irgendwo hinzusetzen. Daher machten wir einige Beizenbesuche, doch kaum hat man ausgetrunken, wird man schon sanft «rausgeekelt». Noch sechs Stunden, bis unser Zug fährt. Ist das langweilig!

1.10. Mount Abu

Temple in Mount Abu
Temple in Mount Abu

Sitzen gemütlich auf einem «künstlichen» Schiff, sprich Restaurant, draussen, im Schatten und geniessen den Blick auf den See, die Bötli und Umgebung. Verdient haben wir’s! Im Nachtzug sassen drei etwas durchgedrehte Männer im Abteil neben uns. Wir beschlossen, abwechselnd zu schlafen bzw. zu wachen.
Nach dem Frühstück mit ungeniessbarem Tee und Kaffee, fuhren wir mit dem Bus ca. eine Stunde hierher. War ganz abenteuerlich: enge Strasse, steile Abhänge.
Wunderschön hier. Palmen und gepflegte Gartenanlagen. Schönes Zimmer im Tourist Bungalow für 30 Rp. Nach der Ankunft nahmen wir eine Dusche, wuschen die Haare, und dann auch noch die Kleider inklusive Schlafsäcke und Geldbeutel (Bauchbeutel). Das war auch nötig. Wir mussten mehrmals waschen, so schmutzig war alles. Während dem Prozedere glitt die Seife in den Abguss, Kamm und Joschis neuer Ring folgten. Es kostete einige Anstrengung, alles zu retten!
Spaziergang um den See. Wunderschön, geteertes, kurvenreiches, romantisches Strässchen. Kein Mensch weit und breit. Affen beim Tempel, am Fluss waschende Frauen. Doch dann waren wir alleine, als plötzlich drei gurrende und zähnefletschende Hunde auftauchten. Mir sass die Angst im Nacken. Als sie endlich verschwanden, fiel uns Stein vom Herzen. Tollwut können wir nun wirklich nicht gebrauchen.

Wasching women at lake Mount Abu
Waschende Frauen am See bei Mount Abu

Das Nachtessen mussten wir bis 19 Uhr bestellen, Essen um 21 Uhr. Obwohl wir verschlafen haben, mussten wir noch warten. Die Gemüsesuppe war spitze, aber Poulet und Reis mager wie immer. Bezahlen mussten wir zwar nur 25 Rp. Das Morgenessen kostete gleich viel, war gut, aber Toasts gab’s nur halb so viele wie in anderen Restaurants.
Auf dem Weg zum Tempel trafen wir keine zehn Menschen, im Tempel aber hunderte! Alle sind sie mit Taxis und Bussen gekommen. Der Tempel ist wirklich einmalig!
Kauften Bustickets nach Udaipur für 50 Rp für beide.

3. Nach Udaipur

Shops at a bus-stop in India
Haus und Geschäfte an einer Bushaltestelle

Der Bus war alt, die Strasse holprig, bergauf und bergab, doch wir haben’s genossen. In Udaipur ging der Rummel wieder los. Etwa zehn Jungs mit Pferdekutschen warben für schöne, billige Hotels. Wir wollten sie loswerden, doch zwei folgten uns auch ins Restaurant. Wir gingen mit demjenigen, welcher uns für 1 Rp zum See bringen wollte, ausführlich zwei Personen, inklusive Gepäck. Er wollte dann 5 Rp, Diskussionen, Ärger, Moralpredigt, …. Auf anschliessender Entdeckungstour folgte uns wieder ein Junge, Student für Malen auf Seide. An ihm liessen wir unsere Wut aus. Er führte uns zwar in «seine Schule» (Laden), getraute sich aber nicht mal zu fragen, ob wir was kaufen möchten. Draussen belästigten uns weitere Jungs. Alle gaben vor, Studenten der Kunstmalerei zu sein.
Besichtigung des Maharadscha-Palastes.

Hotel in the lake of Udaipur
Udaipur – Hotel auf Insel im See
Vieuw from the fort in Udaipur
Udaipur, Blick vom Fort

4.-5. Chitogarh, Tourist Bungalow

Wunderschöne Busfahrt hierher. Nur einmal wurde eine Kuh angefahren, später ein aufgebockter Lieferwagen «abgeschleppt». Wir sind dann aber heil angekommen.
Wanderung ca. 4 km zum Bootssteg, Überfahrt zur Insel Nehru-Park. Gepflegt, viele Spritzbrunnen in Betrieb, Restaurant unter guter Führung, und Toiletten geputzt (wie’s aussah, gab’s schon lange keine Wasserspülung mehr). Es wäre ein wunderschöner Ort, doch so, wie wir ihn vorfanden, enttäuschend. Interessant wars, den vielen Frauen und Männern beim Waschen und Baden zuzusehen, die engen Gassen. Weisse, oft mit Elefantenbilder, verzierte Häuser, im Grossen und Ganzen eine schöne Stadt. Endlich kamen wir auch zu einem Post Office und gaben viele Briefe und Karten auf.

Indian farmer

5. Ajmer

Vor Hinfahrt Ausflug zum Fort von Chittorgarh (grösstes Indiens) mit Hotelbus. Imposant, aber ungepflegt.
Mit Rosswagen zum Bahnhof, in letzter Sekunde noch auf den Zug gesprungen. Ein Bummler! War das langweilig und russig. So schlimm war’s noch nie. Während der Fahrt kam plötzlich ein völlig aufgeregter junger Mann in unser Abteil und zog die Notbremse – diese funktionierte aber nicht.
Nach der Ankunft in Ajmer wollten wir erst was essen, doch im Refreshment Room gab’s ausser Wasser keine Getränke. Zu Fuss fanden wir kein Hotel, fuhren per Rikscha zum etwas abgelegenen Tourist Bungalow.

Indian fort
Ein Fort, das wir besichtigten – irgendwo?

6. Ajmer

Nach Kurzwäsche Ausflug nach Pushkar. Vom malerisch gelegenen Dorf inmitten von Bergen an einem See haben wir kaum was gesehen. D.h. das Dorf schon, aber in den engen Gassen sieht man vor lauter Mauern nichts von der Umgebung. Aber es war trotzdem schön. In Pushkar gab es diverse Shops mit deutschsprachigen Büchern, welche Touristen verkauften.
Zum Znacht bestellte ich Omu (?) Alu und fragte, ob das mit Reis sei. Der Kellner nickte und brachte einen Teller Reis. Auf die Beilage wartete ich eine Stunde, ich reklamierte und bestellte nochmals. Nach einer weiteren halben Stunde beschlossen wir, ohne zu essen ins Zimmer zurückzukehren. Doch dann fiel der Strom aus. Und da kam auch schon mein Frass – zwei Kartoffeln an einer zwar guten Sauce, doch im Dunkeln biss ich auf diverse Gewürze – keine Gaumenfreude.

Street food in India
Fahrende Strassenküche

8. Jaipur

Von Ajmer aus nahmen wir den Bus nach Jaipur und standen Todesängste aus. Nach einem Fast-Crash mit einem entgegenkommenden Lastwagen, übernahm ein mitfahrender Polizist das Steuer durch fliegenden Wechsel. Er schien jahrelang keinen Bus gefahren zu sein. Nach einem weiteren selbstmörderischen Überholmanöver vertiefte ich mich in eine Zeitung und war überglücklich, heil aus dem Bus aussteigen zu können. Aber das Glück war nur von kurzer Dauer. Zwei Rikschafahrer und Hotelkommissionsjäger folgten uns dicht auf den Fersen. Es dauerte lange, bis wir ein Hotel fanden. Abends Palast der Winde.

Palace of the wind in Jaipur and Yogi
Palast der Winde und ein Yogi in Jaipur

9. Ausflug nach Amber

Der Bus kostete 3.20 Rp für zwei, ein Elefant hoch zum Maharadscha-Palast 65 Rp. Da keine weiteren Touristen da waren, mit denen wir uns hätten zusammenschliessen können, marschierten wir hoch. Palast war gut erhalten, ein Labyrinth von Gängen, keine Möbel. Das Fort sahen wir nur von unten – es ist riesig.
Zurück in Jaipur besichtigten wir die Sternwarte und den Stadtpalast (Museum). Nicht sehr interessant, aber teuer.

Jaipur street market
Strassenmarkt in Jaipur

Am Sonntag auf dem Weg in die City, konnten wir einen Zahnarzt in Action sehen. Er hatte seine primitiven Geräte auf einem Tuch auf dem Trottoir ausgebreitet und verpasste seinem Patienten, welcher auf dem Boden kniete, gerade eine Spritze. Dann nahm er die Zange und riss wie ein Verrückter. Der Patient war sehr unruhig. Als der Zahn draussen war, bekam er immerhin Wasser zum Spülen.

Dentist on the foot-walk in Jaipur
Zahnarztpraxis auf dem Trottoir in Jaipur

10. New Delhi, Sunny’ Guest House
Ziemlich erschlagen, aber hier sind wir. Sechs Stunden Busfahrt. Zwar sassen wieder auf dem Hinterrad, aber trotzdem sahen wir etwa zweimal, wie glücklich ein Überholmanöver zu Ende ging. Aber unsere Angst wuchs, denn unterwegs sahen wir drei Unfälle: zwei Frontalkollisionen und einen umgekippten Lastwagen.
Nach der Ankunft gleich zur Post, war aber doch nichts, dann WC, schlimmer kann’s nirgends sein, später Businformation für Mussoorie, Café trinken, Schuhe putzen lassen, und der Scootermann war schon wieder da ….. ich schrie ihn an. Wir wollten nur den Preis wissen zum Connaught Place. Um weiteren Ärger zu vermeiden, nahmen wir den Bus. Leider gabs nur noch Dormitery.

11. New Delhi

So verbrachten wir eine wunderbare Nacht draussen. Noch nie habe ich, wenn ich im Bett die Augen öffnete, den Sternenhimmel gesehen. Oft kam ich auch letzte Nacht nicht dazu, denn ich schlief wunderbar.
Beim Fotografen kamen wir eine Stunde zu früh an, er öffnete erst um 10 Uhr, wie alle anderen Geschäfte auch. So gingen wir Cheques einlösen. Danach konnten wir die Fotos für die Visa machen lassen auf eine Art, wie uns schien, wie vor hundert Jahren. Die grosse Linse vorne wurde etwa drei Sekunden lang von einem Mann mittels Deckel geöffnet. Wir mussten dann ganz ruhig halten. War lustig. 4 Fotos 20 Rp. Na, ja.

Danach zur Thai-Botschaft, die wir nicht auf Anhieb fanden. Es fanden Demonstrationen von Tibetern statt, deswegen viel Polizei in den Strassen und Umleitungen. Formulare ausfüllen mit zwei Durchschlägen. Dann schwierige Verständigung mit der anwesenden, ersten Sekretärin des Konsuls, ein halber Mann. Nach langem Hin und Her, während dem sie immer wieder mit irgendjemand anderem sprach, bezahlten wir zusammen 320 Rp und hinterliessen auch noch den Pass, alles ohne Quittung. Die Dame sagte, wir müssen morgen um 09.00 Uhr wieder da sein um Quittung für Geld sowie Pass zurück zu erhalten. So eine hässige, unanständige Frau ist mir selten begegnet.

Nach dem Mittagessen ging’s weiter im Programm: Indian Airlanes (natürlich wurde der Pass, welcher ja bei der Thai Embassy übernachtet, verlangt. Nach einigem Hin und Her zwischen drei Angestellten ging’s dann tatsächlich mit den Kopien), dann Philippines Airlanes (angeschrieben steht nur Jetair, so haben wir länger gesucht und es auch nur dank einem aufdringlichen Geschäftsmann gefunden) und zuletzt, ganz geschafft schon, zum GPO. Für uns war (zum Glück) keine Post da. Keine Nachricht, gute Nachricht. Aber in Bangkok spätestens wäre ich schon glücklich, etwas Gutes vorzufinden. Ich glaube, ich mache mir mehr Sorgen um meine Familie zu Hause, als diese um mich, auch haben mich schon Träume geplagt. Manchmal denke ich, dass während der langen Zeit meiner Reise irgendjemandem etwas zustossen könnte. Aber zum Glück hatten wir auf dem GPO keine schlechten Nachrichten.

Nach dem Essen zur Air India, shoppen, morgen zur Thai-Botschaft, zum Bahnhof, um Tickets nach Mussoorie zu kaufen. Es nimmt kein Ende!

Arm rings in every colour
Armreifen für jeden Geschmack

13. New Delhi

Nach einer Nacht auf schlechten Betten (zu kurz, Löcher im Rost), standen wir um 9 Uhr in der Thai-Botschaft. Die uns bereits bekannte Dame erschien und fragte nur – Swiss? – und legte die Pässe hin. Zum Glück kontrollierte ich die Visa. Jenes von Joschi war für zwei Einreisen, meines aber bloss für eine. Ich sagte es, und die Dame änderte es, indem sie darüber «double» schrieb und dem ganzen einen Stempel verpasste. Ich fragte, ob das nicht Schwierigkeiten am Zoll gebe? Sie sagte, ich soll die Quittung für 160 Rp aufbewahren.

Per Bus fuhren wir für 80 Paise – beide zusammen – zum Connaught Place. Wir erkundigten uns auf dem Tourist-Informationbüro nach Zügen nach Mussoorie und wussten danach nicht mehr, ob wir überhaupt hinfahren wollten. Denn Tickets müssen irgendwo hier (d.h. per Scooter zu erreichen) gekauft werden und für die letzten 50km muss man dann doch einen Bus nehmen. Wir gaben uns eine Galgenfrist und tranken in einem nahen Hotel Tee. Wir haben beschlossen Gepäck hierzulassen, essen zu gehen, dann Dessert an einem Patisserie-Stand und dann zum Busstand. Hoffentlich klappt’s dann wenigstens mit dem Bus um 22.30 Uhr, denn sonst hätten wir kein Zimmer. Es wird zwar eine mühsame Nacht werden, aber Busfahren braucht doch weniger Organisation, sprich Zeitaufwand und Taxigeld, als Zugfahren.

Nach ausgiebiger Shoppingtour fanden wir ein Hotel mit Patisserie-Ecke, Chinarestaurant, Fast Food und Glacé. Letzterem konnte ich nicht widerstehen. Wir assen zusammen drei Cornets und es waren die besten, die ich je gegessen habe. Ich merkte mir die Ecke gut, so dass wir wieder dorthin gehen können in einigen Tagen, bevor wir dann nach Karachi abfliegen.

Ich schreibe jeden Tag mehr in das Tagebuch, erstens aus langer Weile, aber ich habe auch ein gewisses Bedürfnis. Dieses Buch wurde irgendwie zu einem Teil von mir. Ich sehe hier jeden Tag tausend Menschen. Von all dem kann ich aber praktisch nichts aufschreiben, es würde Bücher füllen und unendlich Zeit erfordern. Aber, wenn ich zu Hause dann die hoffentlich gelungenen Dias sehe, kann ich vielleicht das Geschehen doch wieder ziemlich genau in Erinnerung rufen. Auch ist am ganzen Reisen die Atmosphäre das wichtigste, und diese kann man in Worten kaum wiedergeben. Ich selbst fühle mich gut, zufrieden und ewig hungrig. Letzteres kann man von Joschi nicht behaupten, denn er kann, ausser den Suppen, das Essen hier nicht ausstehen, abgesehen von Patisserie und Glacé. Im Moment hat er eine starke Erkältung. Er ist härzig, wie er sich hier durchschlägt mit so wenig englisch. Hätte er nur etwas mehr Geduld und bessere Nerven, es wäre alles noch viel einfacher. Er sitzt mir jetzt gegenüber mit einem Chapati-Essen, denn der Rest hat der Kellner nicht verstanden, was wir erst nach langem Warten erfuhren.
Auf dem Busbahnhof kaufte ich noch eine Zeitung, kratzte die 30 Paise zusammen und legte meinen Geldbeutel in die Tasche, die ich mir – wegen des Gedränge beim Einsteigen in den Bus – so umhängte, dass sie vorne hing, vor meinen Augen. Jemand muss mich beobachtet haben. Obwohl wir uns hinten, abseits des Gedränges anstellten, entdeckten wir im Bus, dass Joschis Tasche aufgeschlitzt war, aber zum Glück nichts fehlte. Erst nach dem Abchecken seiner Tasche bemerkte ich, dass an meiner der Reissverschluss offen ist, und der Geldbeutel mit 230 Rp weg. Hätte schlimmer sein können.

Inside an indian bus 1983
In einem indischen Bus

13.-16. Mussoorie

Den Bus fanden wir einmal mehr nicht auf Anhieb. Mehrere Angestellte verhalfen uns zu Tickets, Bus und Sitzplätzen. Die Fahrt war wieder ganz gefährlich, zumal wir auf dem vordersten Sitz alles genau sehen konnten. Ich finde es grenzt an ein Wunder, dass nicht täglich mehrere Menschen von Bussen totgefahren werden. Unser Bus hatte dann einen Schaden, welcher provisorisch bei einem Halt behoben wurde, später dann bei einem Bus-Stand. Schliesslich kamen wir um 03.00 Uhr in Deha Dun an, wo uns jemand sagte, der Bus nach Mussoorie fahre um 03.00 Uhr. Wir entschlossen uns zu warten. Um 04.00 Uhr machten wir uns mal auf die Socken, doch der abfahrtbereite Bus hatte ein anderes Ziel. Auf der Information teilte man uns mit, unser gesuchte Bus sei schon abgefahren, er fahre aber immer nur ab Bahnhof. Also nahmen wir eine Pferdekutsche und konnten dann um 06.30 Uhr abreisen. Was das eine Strecke! Noch schlimmer als nach Mount Abu. Viele enge Kurven und unendlich tiefe, steile Abgründe. Aber zum Glück kamen wir heil an. Endlich! Und geschlafen hat jeder höchstens zwei Stunden im Ganzen.

Unterkunft im «Regal» für 35 Rp., schön und gross mit Kommode, Clubtischchen und vierplätzigem Esstisch. Nur Warmwasser müssen wir für 1 Rp pro Kessel irgendwo holen.

Nach der Einquartierung machten wir einen Spaziergang und liessen uns von der wunderschönen Gegend überwältigen. Nur froren wir unwahrscheinlich, denn immerhin sind wir im Himalaya-Gebirge auf 2200 m.

Im Rahmen eines mehrtägigen Festivals fand eine Folkloredarbietung statt, unter freiem Himmel. Wunderschöne Tänze wurden aufgeführt, doch wir froren wie Schlosshunde und verliessen die Aufführung vorzeitig, was uns peinlich war, denn Einheimische boten uns einzigen Touristen gute Plätze in der vordersten Reihe an. Wir befürchteten, dass die Leute denken, uns hätten die Tänze nicht gefallen.

15.Mussoorie

Aerial passenger line in Mussoorie
Mussoorie

Wir bestellten heisses Wasser, erhielten sogar zwei Kessel, doch gewaschen hatten wir uns angesichts der eisigen Temperaturen sehr schnell mit wenig Wasser. Das restliche nutzten wir für die Wäsche.

Wir beschlossen, auf den «Gun Hill», den Aussichtspunkt zu klettern. Aber die Bergriesen lagen in Wolken. Für den Rückweg wählten wir den «Hinterkamelweg», 3 km lang und irrsinnig schön, ruhig, ausser ab und zu eine Rikscha oder Pferde.

Später, auf dem Rückweg vom Essen, kamen wir zu einer Prozession. Zuvorderst ein Säbeltänzer, dann eine Musikgruppe, gefolgt von zwei Reitern und einer Rikscha. Der Säbeltänzer war verkleidet wie ein Pirat, mit einer Augenbinde. Die Männer auf Pferden sahen in etwas aus wie Samichläuse, in Glittermänteln, Glitterkopfbedeckung, farbigen Perücken, Schnäuzen und Bärten. Die Musik tönte wie Gugge, dazu knallten Frauenfürze, brannten Raketen und Zuckerstöcklis ab. War also in etwa eine Zusammenfassung vieler verschiedener Schweizer Feste.

Am nächsten Morgen wanderten wir früh zum Aussichtspunkt und konnten bis 6300 m hohe Berge sehen. Vor 08.00 Uhr war auch weit und breit kein Mensch anzutreffen. Nach einem Kaffee und Snack genossen wir auf einer Bank die wärmenden Sonnenstrahlen.

Im Dorf gingen wir auf die Post und trafen auf einen Demonstrationszug von einigen hundert Tibetern. Gegen 16 Uhr fand wieder ein Umzug statt, hauptsächlich mit Kindern und Jugendlichen, etwa ein Viertel der Mitwirkenden waren Weisse. Auf einem Plakat lasen wir Jndo-German … und Book. Ob es deutsche Kinder waren? Jedenfalls gab’s eine Musikgesellschaft, eine Gruppe Kinder auf Pferden, dann eine Gruppe Jungs in blau, welche wie alle andern einen Turban trugen. Nächste Gruppe trug rote Uniformen und die letzte gelbe. Dann folgte noch ein geschmückter Wagen. Die weissen Kinder führten Tänze und «Schlachten» auf mit Dolchen, Speer und Panzern, sowie mit Säbeln. Wir mussten uns regelrecht durch die Menschenmassen zwängen, um noch rechtzeitig ins Kino zu kommen.

Der amerikanische Film war schrecklich. Ein Sängerpaar trennte sich, als das Mädchen einen Vertrag unterschrieb, welcher es zum Star machte. Er verweigerte nach bösen Vorahnungen. Es wurde dann gezeigt, wie das Mädchen zum Weltstar wurde, aber total abhängig war von seinen «Bossen». Der ganze Ego und die persönliche Freiheit gingen verloren. Zudem wurde das Mädchen mittels Drogen willig gemacht. Als sie merkte, dass ihr Freund sie sucht und braucht, kehrt sie zu ihm zurück in das einfache Leben (war zwar auch ein spezielles). Das Ganze war noch verpackt in selbst für uns futuristische Umgebung bzgl. Häuser, Einrichtung, Autos. Echt kitschig, ausser dass wir mal wieder Sound aus der Zivilisation hörten. Als ich aus dem Kino in die indische Welt trat fragte ich mich, wie Inder solche Filme wahrnehmen. Als westliche Realität?

Nach einem einfachen Znacht fiel das Dessert umso grösser aus. Schade, dass wir gerade jetzt Indien verlassen, wo wir gerade anfangen die indische Küche zu lieben, uns getrauen, fast alles zu essen. Damit ich es auch vertrage, gönne ich mir gleich noch einen Whisky. Die Flasche kauften wir in der Schweiz im Duty Free-Shop, weil uns jemand sagte, ein Schluck jeden Tag hält den Magen gesund. Doch tranken wir selten, denn meist war der Whisky zu warm.

Am Abreisetag mussten wir bereits um 10.00 Uhr auschecken. So sassen wir drei Stunden lang auf einer Bank, sonnten, plauderten, lasen und genossen die Aussicht. Einige Patisserien später bezahlten uns Sikhs den Pot Tea und unterhielten sich mit uns. Wir gingen mit ihnen spazieren. Die drei Männer wurden von Tony angeführt, welcher gut englisch spricht und meint, er müsse uns beschützen. Wir verabredeten uns für abends in Delhi, wo er uns abholen wird zu einem Kinoabend. Wir trafen sie dann schon bei der Ankunft um 3.30 Uhr. Sie hatten ziemlich viel Whisky getrunken und blödelten rum.

Den letzten Tag in Delhi verbrachten wir mit schlafen, Körper- und Wäschereinigung (eine Wohltat, mal wieder die Zähne zu putzen), dann Shopping-Tour mit Bewundern von Patisserie und kunstvollen Geburtstagstorten in Form eines Telefons, Schiffes, Strohhauses, usw. Auch Tickets zum Airport kauften wir.

Tony kam wirklich mit einem Freund zusammen. Ich fuhr auf dem Sozi mit Tonys Vespa durch das nächtliche Delhi, Joschi mit dem anderen Mann. Mir war unwohl bei der Sache. Ob der mich wirklich ins Kino fährt? Doch alles klappte. Die Vorstellung war allerdings ausverkauft. Wir setzten uns in einen Park, danach wollten die Männer in unserem Zimmer Whisky probieren. Der eine verabschiedete sich vorher. Im Zimmer wollte Tony, dass Joschi Fotos von ihm macht von ihm mit mir zusammen. Dabei fing er auch an zu fummeln. Dann liess er Joschi die Gläser hinausbringen, ich bat ihn aber zu bleiben. Tony stellte noch zweideutige Fragen und grabschte, wollte uns am nächsten Tag unbedingt noch am Flughafen treffen. Eines habe ich immerhin gelernt: Mann bleibt Mann, auch in Indien, auch ein Sikh. Und somit haben wir nicht einen Freund in Indien gefunden. Ein jeder wollte nur etwas von uns haben. Dieser Gedanke trübt nun die letzten Stunden in diesem Lande. Ich hoffe sehr, dass es mit Arthur nicht dieselben Probleme geben wird. (Anmerkung: Als ich Arthur Monate später schrieb, dass ich mich von Joschi trennte, schrieb er mir einen Heiratsantrag und sandte mal ein «Faden-Bild».)

18. Karachi, Hotel Excelsior

In Delhi gingen wir nach dem Aufstehen gleich noch Glacé essen. Das Einchecken war mühsam, die Beamten überfordert. In Karachi erblickten wir nach der Ankunft gleich Arthur, was uns aufstellte. So weit und so lange von zu Hause weg, und man wird am Flughafen abgeholt. Er reservierte uns bereits ein Zimmer im Excelsior, handelte bei unserer Ankunft den Preis runter auf 23 Rp. Er musste dann wieder in die Arbeit, wir machten einen Abendspaziergang nach einem feinen Vegetable Curry mit Chapati-Znacht. Wir kamen nicht aus dem Staunen bei diesen modernen Einrichtungen. Wir waren’s schon gar nicht mehr gewohnt. Und erst noch die vielen Bäckereien (sprich Süssigkeiten)! Ich glaube, die hatte ich letztes Mal gar nicht gesehen. Und die schönen, billigen Schuhe!

19.

Karachi beach
Am Strand von Karachi

Wir duschten seit langem wieder einmal mit heissem Wasser. Arthur holte uns ab. Wir fuhren zum Strand. War wunderschön. Ausser Business-Männern hatte es keine Leute. Aber von jenen umso mehr. Einige hatten Sofortbildkameras, andere Pferde und Kamele zum Reiten. Für 20 Rp liessen wir uns ablichten, das Bild schenkten wir Arthur. Als er dann aber endlich sah, dass wir auch eine Kamera haben, mussten wir noch einige Fotos machen. Danach ritten wir zu dritt auf einem Kamel. War das lustig, vor allem das Auf- und Absteigen.

Zurück in der Stadt nahmen wir in unserer «Stammbeiz» Lunch. Danach ging Arthur arbeiten, wir zum GPO. Welch Aufsteller! Drei Briefe von daheim – im ersten ein Brief, im zweiten einen Gruss mit Zeitungsausschnitt zur Laufental-Abstimmung und im dritten, am gleichen Tag geschickt, wieder ein Zeitungsausschnitt. Alles fein säuberlich auf Maschine geschrieben. Es war bestimmt Werner (damals 13jährig). Zuerst konnte ich es zwar gar nicht glauben, denn das gute Deutsch überraschte mich vollkommen. – Laufen bleibt also bei Bern (effektiv wechselte es zu Baselland???), dies bei einer Stimmbeteiligung von beinahe 93%!! Die Briefe wurden am 7. resp. 14. September geschickt. Ist schon lange her. Hoffentlich erwarten mich in Bangkok auch wieder gute Nachrichten.

20.
War das heute wieder ein Stress! Frühstücken, Teppichläden suchen. Wir brauchten länger als eine Stunde, bis wir einen fanden. Dann aber reihte sich einer an den anderen. In jedem liessen wir uns einen Teppich reservieren. Als Arthur kam, gingen wir zum GPO um uns über Paketsendungen zu informieren. Das hörte sich ganz einfach an: mit dem Teppich an den Schalter, dort wird er eingepackt und die Papiere ausgefüllt. No problem! Das Problem war aber dann das Cashen von Cheques. Keiner akzeptierte. Einzig am Flughafen liessen sie sich einlösen. Morgen ist aber Holiday. Nicht nur das löste Stress bei uns aus. Irgendwie gefiel uns keiner der Teppiche wirklich. Joschi war dem Zusammenbruch nahe. Der Verkäufer brach ebenfalls in Schweiss aus und rechnete ununterbrochen, nachdem ich ihm sagte, dass 3’400 Rp etwas teuer sei. Das Handeln begann, wir verliessen letztlich das Geschäft mit einem Teppich für 3’000.-.

Arthur lud uns in «sein» Hotel zum Dinner ein. Die Hall befand sich im 8. Stock, die Aussicht auf die Lichter der Stadt ist wunderschön. Und dann erst die Liebenswürdigkeit, mit welcher wir bedient wurden! Wir waren die einzigen Gäste, aber auf unserem Tisch stand réservé. Arthur bat seine Kollegen uns nett zu bedienen. Diese stellten sich uns vor und begrüssten uns herzlich. Mit seinem Chef diskutierte ich lange über das Leben in USA, Asien und Europa. Er war schon überall, auch beruflich. Arthur hat das ganze auch bezahlt und wir merkten wirklich, wie gerne er das für uns tat. Es ist so lieb, so härzig.

Zurück im Hotel bewunderten wir den Teppich während einer Stunde in allen Lagen und Lichteinfällen. Den Trick mit dem Zusammenlegen kennen wir noch nicht.

21.
Arthur holte uns im Hotel ab. Wir fuhren zu ihm nach Hause, lernten seine Mutter, die Schwester, zwei Brüder und den Vater kennen. Ausser seinem Bruder spricht niemand englisch, zumindest sagten sie nichts. Wir assen Spinat, Egg Omelette und Chapati. Für uns gab’s jedem ein Fläschli Cola mit Röhrli. Wurde bestimmt irgendwo extra für uns aufgetrieben. Nach dem Tee wurden uns Fotos der Familie gezeigt, die sehr religiös ist. So machen Arthur und seine Geschwister jährlich bei Ostern- und Weihnachtsspielen mit. Arthur ist auch Mitglied des Kirchenchors, spielt Hammondorgel und war früher Athlet, vor allem Sprinter, dann auch Fussballer. Unter seinem Bett liegt ein Überseekoffer voller Abzeichen und Pokale.

22.
Letzter Tag in Karachi. War einer der schlimmsten bis jetzt überhaupt. Am Vorabend plauderte Arthur noch mit mir bis 01.00 Uhr. Da seine Heimfahrt mit Bus schwierig gewesen wäre, schlief er bei uns. Wohl war mir dabei nicht. Plötzlich traute ich ihm nicht mehr. Doch heute Morgen lebten wir noch und konnten keinen Verlust entdecken.

Wir fuhren zum Teppichgeschäft. Natürlich wurde nun ein höherer Preis genannt, Checks nicht mehr akzeptiert. So fuhren wir zur State Bank. Dort kannten sie allerdings den neuen Dollarkurs noch nicht und schickten uns zur Habib Bank, wo unserer Checks endlich akzeptiert wurden nach einigem Papierkrieg. Wir gingen den blauen Teppich kaufen, holten den roten im Hotel und rasten zur Post mit all den anderen Souvenirs, welche wir zu unserer Entlastung nach Hause schicken wollten. Nach einigem Anstehen erfuhren wir, dass wir das Paket eingenäht bringen müssen. Nach weiterem Hin und Her fanden wir vor der Post Männer, die Pakete einnähen.

Parcel of cotton from Karachi
Pakethülle aus Baumwolle
Parcel for carpet in cotton
Baumwollhülle als Verpackung für den Teppich

Telefonnummer von Arthur: 481605

Das dauerte … So wollten wir mit dem Ausfüllen der Zollpapiere beginnen und gingen zum Schalter. Dort kam dann beinahe der erste Nervenzusammenbruch, denn es ist verboten, Teppiche auszuführen, zudem ist der Wert pro Paket auf 200 Rp !! beschränkt. Wir gingen ins Parterre zum Chefzöllner. Von ihm erhielten wir die gleiche Auskunft. Er sagte, wir müssten auf eine Bank gehen, unsere Situation (Zeitknappheit) erklären, so dass wir eine Ausfuhrbewilligung erhielten. Damit muss man dann wieder an einen anderen Ort gehen, bezahlen und die Erklärung zur Post bringen. Ich dachte, ich höre nicht recht. Mir wurde echt schwindlig. Die Zeit wurde zu knapp. Ich überlegte bereits, ob wir die Teppiche zurückbringen sollen. Doch dies wäre bestimmt nicht einfach. Erstens haben wir beide signiert, zweitens hätten wir wohl das Geld nicht so leicht zurückerhalten. Arthur diskutierte sehr lange, dann sagte er mir, dass der Mann die Pakete durch die Kontrolle lässt, wenn wir Schmiergeld bezahlten. Was blieb mir übrig? Also gingen wir zurück zu Joschi, warteten auf die eingenähten Päcklis, adressierten diese und gaben sie auf. Komischerweise mussten wir keine Formulare ausfüllen, die Quittungen aber waren in Ordnung. Zusammen kostete der Spass 375 Rp plus 50 Rp das Einnähen und 23$ Schmiergeld (300 Rp). Also sFr. 120.-. Und dann war ich trotzdem deprimiert, denn wer weiss, ob die Teppiche durchkommen? Schliesslich kennt der Mann jetzt auch den Inhalt und Wert. Und auch wenn sie nach etwa vier Monaten in der Schweiz ankommen, wie hoch wird der Zoll sein, keine Rechnung beiliegend? Welche Schwierigkeiten wohl unsere Eltern haben werden oder bei Rücksendung Arthur und seine Familie? Aber andererseits kann man jetzt überhaupt nichts mehr machen oder ändern, zudem begehen wir kein Verbrechen, auch ist die Ware nicht «heiss». Zu meinen Bedenken, dass der Mann unsere Pakete abfängt, meinte Arthur, wegen zwei Teppichen wird der sich kaum vom Hocker erheben. Der kassiert so viel Bakschisch fürs Durchlassen von Drogen u.ä. Was für ein Trost!

Abends sahen wir im Flughafen Duty Free ähnliche Teppiche zum doppelten Preis, wie wir bezahlten: 250 $.

Das waren die Stationen unserer Reise

India Tour 1983
Stationen der Pakistan-Indien-Pakistan-Reise 1983

Tagebücher

Tagebücher

Während den Reisen 1981 USA und 1983/1984 Asien, Australien und Neuseeland schrieb ich Tagebücher. Für diesen Blog las ich sie zum ersten Mal und schrieb sie praktisch wortgetreu ab. Nachträge und Ergänzungen stehen in (), meist mit «Anmerkung».

Immer wieder wunderte ich mich, warum ich so detailliert schrieb. Irgendwann fiel mir ein, dass wir damals nicht sicher sein konnten, jemals Fotos zu besitzen über unsere Reisen. So wollten wir das Erlebte schriftlich festhalten. Fast alle Reisende schrieben Tagebücher, manche zeichneten auch. Bestimmt brauchten wir das auch zum Verarbeiten all der vielen Eindrücke. Vor der Reise hatten wir ja keine Ahnung, was auf uns zukommen wird.

An vieles konnte ich mich überhaupt nicht mehr erinnern, anderes wusste ich noch «genau», hielt es aber nicht schriftlich fest. Das Tagebuch musste politisch korrekt sein, denn es hätte ja in falsche Hände geraten können.

Fotografieren

Fotografieren

Fotofilme gehörten zum kostbarsten Gut eines Travellers. Die unentwickelten Filme gab man Heimkehrenden mit. Neugier und Vorfreude auf die Bilder waren riesig. Haben sie die monatelange Reise unbeschadet überstanden, die Luftfeuchtigkeit, die Röntgenstrahlen am Airport, funktioniert die Kamera überhaupt korrekt?

Erstaunlicherweise kamen unsere Dias vollständig und unbeschadet in der Schweiz an.
Wir setzten auf Dias. Wahrscheinlich, weil wir dieses Format effektvoller präsentieren konnten. Unterwegs kauften wir keine Filme, schleppten jene von zu Hause monatelang mit uns rum. Wir schützten sie so gut es ging vor Luftfeuchtigkeit, Röntgenstrahlen am Airport, Verlust. Für sieben Wochen reisen in Südamerika hatte ich 1994 7 Dia-Filme dabei à 36 Bilder, also 5 Bilder pro Tag. Da überlegte ich mir jeweils gut, wann ich den Auslöser betätige.
Die Dias waren schon einige Jahre alt, als ich von ausgesuchten Papierabzüge erstellen liess. Diese vergilbten in Fotobüchern, bis ich sie im Jahr 2012 einscannte.

Reisealltag

Reisealltag

Computer gab es noch keine, Telefonverbindungen kaum. Das machte vieles kompliziert und zeitaufwändig. In Städten verbrachten wir Tage, um Papier zu organisieren, Visa, …

Das entsprechende Büro zu finden war meist schon ein Abenteuer und klappte selten beim ersten Versuch. Doch mussten wir persönlich vor Ort Flüge reconfirmen, Visa beantragen und später abholen, Zug- und Bustickets kaufen, Cheques einlösen, usw.

Doppelzimmer in sehr einfachen Hotels kosteten in den 80ern in Asien meist um Fr. 5.-, room service war selbstverständlich inbegriffen.

Touristen trafen wir selten unterwegs, meistens welche aus Deutschland oder der Schweiz.

Als wir nach der Rückkehr meiner Familie von unseren Erlebnissen berichteten, ergänzte mein damals 18jähriger Bruder oft unsere Schilderungen. Er wusste es vom Fernsehen. Da fragte ich mich: warum nehme ich bloss Strapazen auf mich, wenn ich ferne Länder auch am TV erleben kann?

Kommunikation

Kommunikation

Mit Familie und Freunden blieben wir per Briefpost in Kontakt, liessen postlagernd an die Hauptpost (GPO) senden. Das Anstehen am Schalter gehörte zu den aufregendsten Momenten der Reise. Zum Glück erhielt ich immer gute Nachrichten, doch vollkommen war das Glück nicht, denn die Briefe waren bereits Wochen alt – was geschah seither?

Telefonieren war in Asien praktisch unmöglich und teuer. Auf meiner einjährigen Reise 1983/1984 rief ich ein einziges Mal nach Hause an. Dies bloss, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass von dieser Telefonkabine in Australiens Outback mit der Aufschrift «International Calls» ein Gespräch möglich sein konnte – und wählte die Nummer meiner Eltern. Meine Mutter erlitt beinahe einen Herzinfarkt, als sie meine Stimme hörte.

Das Porto für Briefe war praktisch so teuer wie in Europa. Um Geld zu sparen, kauften wir Aerogramme. Im Preis des leichten Airmail-Papierbogens war das Porto bereits inklusive. Beilegen durfte man nichts.  Natürlich nutzten wir den Platz optimal aus, meine Schrift ist aber generell so klein:

India Aerogramme
Aerogramme aus Indien 1983

Fernreisen in den 80ern

Fernreisen in den 80ern

Wer damals in die Fremde aufbrach, galt für viele als mutiger Abenteurer. Von fernen Ländern wussten wir wenig. Fotos gab es kaum. Wir wagten uns in exotische, unbekannte Welten. Als Heimkehr stiessen daher unsere Erlebnisberichte und Bilder auf grosses Interesse.

Zu planen gab es damals nicht viel, Informationen fehlten. Bücher konnten sich wenige leisten, die zwei bis drei Fernsehsender brachten selten Reportagen über ferne Länder. Tourist-Büros boten Prospekte an. Handbücher für Backpackers waren unentbehrlich, aber natürlich nie aktuell.

Unterwegs besuchten wir Schweizer Botschaften und Bibliotheken um Zeitungen zu lesen. Viel vom Weltgeschehen kriegten wir aber nicht mit.

Eine Herausforderung auf der Reise war die Wäsche der Kleider, die durch Strassenstaub und Russ der Dampfloks immer sofort sehr schmutzig wurden. Zum Waschen bestellten wir einen grossen Kessel ins Hotel-Zimmer, (evtl. heisses Wasser) und kneteten die Kleider, die Schlafsäcke, …. In Australien war es immer eine Riesenfreude, im Waschsalon die Maschinen waschen zu sehen. Noch heute freue ich mich oft, wenn ich bloss auf «Start» drücken kann.

Da es noch keine Kreditkarten gab, Geldüberweisungen kompliziert, teuer und langwierig waren, trugen wir alle unsere Wertsachen in einem Bauchbeutel auf der Haut.  Der war ziemlich dick, unbequem und liess uns schwitzen. Das Kostbarste war das Flugticket. Ohne Ticket keinen Flug und kein Geld zurück.
Kaum im Hotel angekommen, gaben wir die Beutel zur Aufbewahrung ab. Das klappte immer tadellos. Selbst wenn wir in Holz- oder Bambushütten wohnten. Die Besitzer nahmen notfalls die Wertsachen der Gäste mit aufs Feld. Einheimische wurden nie ausgeraubt.

Wasser war für unsere Mägen unverträglich, wir wären wohl erkrankt. Zu kaufen gab es Mineralwasser selten. So pumpten wir jeden Tag mit dem Katadyn-Filter Wasser in unsere Sigg-Flaschen ab. Zur Sicherheit gaben wir noch Micropur-Tabletten dazu. Ich lernte schnell, die Zähne mit nur einem Becher Wasser zu putzen.

Das Hotelzimmer teilten wir nicht nur mit Mosikitos, Käfer und Geckos. Mal kamen Vögel zum Nisten, Frösche hüpften rum, Ratten und Mäuse stritten um unseren Proviant, usw.

About

Die Faszination für fremde Länder und Kulturen bewog mich erstmals 1981 Job und Wohnung zu kündigen um die USA während sieben Wochen zu bereisen.
1983 brachen wir auf zur einjährigen Reise nach Asien, Australien und Neuseeland. Diese Reisen prägen mich bis heute.
Wann immer sich eine Gelegenheit ergab, packte ich den Rucksack bzw. den Koffer.

Mit diesem Blog erlebe ich die Reisen nochmals und berichte meinen nun erwachsenen Töchtern darüber, um ihnen ein Fenster zu unserer damaligen Welt zu öffnen.
Sich auf Fremdes einzulassen weitet den Blickwinkel, verändert die Wahrnehmung und Wertvorstellungen. Der Alltag wird zur Lebensreise.

Reisen bzw. Menschen und Kulturen lassen uns das Leben erfahren und fühlen. Es formt uns. Was mich prägt – so meine ich – sind Respekt vor Mensch und Natur, Optimismus und eine meist positive Sicht der Dinge. Wie oft dachte ich: du stehst auf der Sonnenseite des Lebens, als Glückskind geboren. Ich lernte, dass es fast immer eine Lösung gibt. Eher zu stark ausgeprägt ist das Wert-schätzen.

Ohne Reisen wäre mein Leben ganz anders verlaufen – auf Koh Samui lernte ich 1983 meinen späteren Mann kennen. Vier Jahre danach trafen wir uns wieder und beschlossen nach vier Tagen zu heiraten. Max (gestorben 15.2.22) schlug vor auf Bali, weil er 1988 schon Ferien auf der Götterinsel plante. Ich war sofort einverstanden, denn bereits 1984 faszinierte mich diese spezielle Welt.

Nach einigen weiteren Fern- und Kurzreisen liess ich mich auf das Abenteuer «Familie» ein. Mit den Töchtern genossen wir erste Ferien im Schnee und am Strand von Follonica (Golfo del Sole). Später entdeckten wir auf mehreren Roadtrips Europa, auf Kreuzfahrten zu griechischen Inseln und auf dem Nil liessen uns von der Antike faszinieren.

Heute bedeutet reisen für mich vor allem Freiheit. Ich starte ohne Plan, lasse mich treiben und entdecke immer Unerwartetes. Ob ich meinen Traum, zeitweise als «Rentner-Nomadin» zu leben, noch realisieren werde? Auf diesem Blog würdet ihr es erfahren.

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