Seit über einem Jahr leben wir mit Corona. Reisen ist praktisch unmöglich. Doch per 17. Mai 2021 wird die Quarantäne-Pflicht in den meisten europäischen Ländern aufgehoben. Ich packe, der Antigen-Schnelltest ist negativ und 48 Stunden gültig. Was liegt näher als Italien und eignet sich als Ausgangspunkt zu weiteren Ländern wie den Balkan? Noch das Einreiseformular ausfüllen (https://app.euplf.eu/#/) und auf geht’s nach Turin mit dem Flixbus.
Turin 23.-27. Mai 2021 Sehenswürdigkeiten
Ich lasse mich einfach treiben, schlendere unter den Arkaden, die sich über eine Länge von 18 Kilometern durch die Stadt erstrecken und finde automatisch zum Piazza Castello, wo mich das Tor zum Palazzo Reale magisch anzieht. Ich durchschreite es und finde mich in einem parkähnlichen Garten, inmitten in der Stadt. Zurück auf der Piazza beeindruckt mich der Palazzo Madama.
Zeit für den Aperitivo! Ab ca. 17 Uhr gibt es zum Drink jeweils ein Apero-Plättli.
Da sind wir beim Essen! Das Piemont ist ja bekannt als Paradies für Feinschmecker. Weisse Trüffel, Wein, …. Ich geniesse lieber mit den Augen:
Doch ein Bicerin muss natürlich sein! Eine Lage heisse Schokolade, übergossen mit einem starken Espresso, gekrönt mit frischer Sahne – himmlisch! Und das auf einem der grössten Plätze der Welt, der Piazza Vittorio Vinetto mit Blick über den Po auf die Chiesa della gran madre di dio.
Da ich tagsüber arbeite, muss ich mich abends sputen um noch in Museen eingelassen zu werden. Für den gläsernen, freihängenden Aufzug im Mole Antonelliana, welches das Filmmuseum beherbergt, ergatterte ich das letzte Ticket des Tages. Die Aussicht über Turin ist wirklich spektakulär.
Auch dort oben schweift mein Blick immer wieder zur Basilika Superga. Also nichts wie rauf auf den Berg!
Am letzten Tag schlendere ich durch die Via Roma, die Shopping-Meile der edlen Labels. Unterbrochen wird sie von der Piazza San Carlo. Ein ruhiger Ort für eine Pause zum Entspannen.
Durch die Galleria San Federico geht es wieder zur beeindruckenden Piazza Castello.
Dieses Mal besuche in den angrenzenden Dom, in welchem das Turiner Grabtuch aufbewahrt wird.
Alba 27. bis 31. Mai 2021
Nach Alba reise ich per Bahn in einer guten Stunde. Der Bahnhof in Turin war total verlassen, drei Versuche ein Ticket zu kaufen am Automaten scheiterten. Bargeld akzeptierte er nicht. So stieg ich in den Zug und hoffte. Die Durchsage erschreckte mich etwas: Wer ohne gültiges Ticket fährt, wird mit einer Busse von 270$ bestraft. Die Gebühr beim Kauf eines Tickets beim Schaffner beträgt € 5.-. Ich winkte den Bahnmanager sofort zu mir und erklärte meine Situation. Er war sehr verständnisvoll und druckte mir ein Ticket ohne Aufschlag aus. Bloss den einen Ausdruck über den Abbruch am Automaten wollte er. Glück gehabt.
Alba erwartete mich zwei Stunden vor dem Check-In. Also ein Apero auf der Piazza. Ein herrlicher Empfang!
Ein Spaziergang durch die Altstadt zeigte sofort die Wichtigkeit der kulinarischen Erzeugnisse der Gegend:
Doch ich war satt und besichtigte Kirchen und Gässchen, bevor ich mich auf der Piazza auf ein Bänkchen setzte, die Menschen beobachtete und las.
Dies zu wiederholen fiel mir auch an den beiden nächsten Tagen leicht, wobei ich am Samstag einen Ausflug nach Asti unternahm.
Ich kaufte mir im Palazzo Mazetti ein Ticket für 10.- €, das den Besuch von fünf Museen und des Turms beinhaltet. Drei Museen besuchte ich, in jedem war ich die einzige Entdeckerin. In zweien führte die Tour durch Katakomben. Es war fast etwas unheimlich so allein, die klassische Musik zauberte eine dramatische Stimmung. Gut, konnte ich danach im Torre Trojana 199 Stufen hochklettern und frische Luft geniessen beim 360°-Rundblick auf die Stadt.
Dann fand ich, einen Prosecco aus Asti verdient zu haben, auf der Piazza Secondo.
Am Sonntag freute ich mich auf die Fahrt ans Meer und auf mein reserviertes Zimmer direkt am Lido. Die Zug-Info kündigte eine 50minütige Verspätung an, auf der einzigen Pendellinie Turin-Alba – die Fahrzeit beträgt eine Stunde! Im Zug richtete ich es mir sofort bequem ein, packte meine Antipasto aus und genoss … bis der Schaffner kam und uns alle raus spedierte: Heute streiken die Bahnangestellten!
Zum Glück hatte ich noch die Telefonnummer vom Vermieter, der sofort zur Stelle war und mich zurück in mein bereits gereinigtes Appartement führte. Ob ich es morgen ans Meer schaffe?
Sonntagsspaziergang durch die Altstadt. Die Ausflügler schubsen sich fast durch die Gassen. Die Geschäfte sind offen. Ich gönne mir den allerersten Cappuccino auf dieser Reise.
Ein paar Schritte von der Piazza, entdecke in einer Blumenrabatte eine Schlange. Ob sie sich unbewegt sonnt, oder tot ist? Jedenfalls sehe ich von einem Spaziergang durch die Rebberge ab.
Varazze (Savona) 31.5.-6.6. 2021
Am Montag fuhren die Züge wieder und ich sah das Meer gleich bei der Ankunft von der gepflegten Promenade aus glitzern! Dazwischen, wie ich es nur von Fotos kenne – Sonnenschirme, Liegen, Garderobenhäuschen und Bars. Nur an wenigen, engen Abschnitten ist der Strand frei zugänglichen. Ich sah mir den Ort mal von dem vorgelagerten Felsen an.
Varazze liegt wunderschön, ist gepflegt, die Restaurants am Meer sehr sympathisch, das Hotel Lido wird von einer sehr netten Familie geführt, liegt direkt über der Strasse zum Beach, dahinter die Flaniermeile mit Restaurants und Shopping – was will ich mehr?
Das Beste aber war, dass am Dienstag meine jüngere Tochter mich besuchen kam. Und von Freitag bis Sonntag auch die ältere.
Nicht nur dolce far niente war angesagt. Ich arbeitete und verfolgte nebenbei die Vorlesungen in Psychologie. Die Mittagspausen und Abende genossen wir umso mehr. So spazierten wir entlang der Promenade Richtung Genua. Türkisblaues Wasser, wunderschöne Aussicht, doch es war zu spät um weit zu gehen. Das holten wir gleich am nächsten Tag nach. In eineinhalb Stunden gelangten wir nach Cogoleto. Eine traumhaft schöne Route am Meer, offenbar entlang eines früheren Bahntrasses, denn der geteerte Weg für Velos und Fussgänger führte durch viele Tunnels. Sehr speziell – und schattig! Zurück fuhren wir mit der Bahn.
Zur Erholung entschlossen wir uns am nächsten Tag spontan dazu, Sonnenschirm und Liegen in der ersten Reihe zu mieten. Das war für mich eine Premiere. Ich stellte mir das immer als eine Bestrafung vor. Nichts hatte ich für einen Beach-Nachmittag dabei – und vermisste nichts. Um 13 Uhr legte ich mich auf die Liege, kurz vor 19 Uhr stand ich wieder auf! Unglaublich! Das tat einfach gut!
Sehr eindrücklich ist der Yachthafen bzw. die Schiffe, die dort vor Anker liegen und die Infrastruktur, Restaurants, Mini-Eisenbahn für Schiffsbesatzung. Eine andere Welt!
Tipp für Zug-Tickets, z.B. Varazze, Fahrzeit ab Zürich ca. 6 Stunden, Preis hin und zurück ca. 140.- bei https://simpletrain.ch/, ein Start-Up von drei jungen Zürchern aus dem Bekanntenkreis meiner Töchter. Die Anfrage für Offerte ist kostenlos, für die Buchung werden Fr. 17.- Bearbeitungsgebühren in Rechnung gestellt.
La Spezia 6.-10.6.2021
Am Sonntag reisten wir zu dritt bis Genua, wo es Abschied nehmen hiess von der Lehrerin, die am Montag unterrichten musste. Die Studentin begleitete mich bis La Spezia, wo wir ein Appartement mit Dach-Terrasse buchten. Herrlich, auf den Liegestühlen unter dem Himmel zu liegen. Und auch zu arbeiten!
Am Montagmittag brachen wir spontan zu einer Wanderung ins Cinque Terre auf. Am Bahnhof in La Spezia kann im eigens dafür eingerichteten (Souvenir-) Shop eine Tageskarte gekauft werden für € 16.-, welche den ganzen Tag gültig ist für Zugfahrten zwischen den Orten, den Eintritt auf die Hauptwanderroute beinhaltet (€ 7.50), Shuttle-Busse, WiFi an Bahnhöfen und WC.
Von Corniglia erreichten wir in eineinhalb Stunden Vernazza.
Die anderen Routen waren wegen Bergstürzen gesperrt. Nur wenige Leute begegneten uns. Eine wunderschöne Wanderung! Danach fuhren wir noch an den Beach in Monterosso bevor wir in Manarola einen letzten Stopp einlegten. Hier sah ich Einzigartiges! Weil der Hafen sehr klein ist, werden die Boote an einem Seil hinauf ins Dorf gehievt und dort am Rand der «Hauptstrasse» parkiert.
Rimini 10.-19.6.2021
Ich in Rimini! Und es gefällt mir super! 15 Kilometer Strand zum Abwandern!
Doch die Altstadt von Rimini bietet Interessantes. Die Ponte di Tiberio wurde vor über 2000 Jahren vom römischen Kaiser Augustus erbaut. Sie führt über das Ende des Kanals, wo sich ein sehr schöner Park befindet.
Gleich rechts nach der Brücke bog ich ins Quartier Borgo San Giuliano ab. Eine Welt für sich! Bunte Häuschen mit mehr als 50 Wandmalereien, die an Federico Fellini und seine Filme erinnern.
1993 wurde Fellini hier begraben. Als ich über die Brücke zurückschlendere Richtung Altstadt stelle ich mir vor, wie der Trauerzug hier passierte. Ein Foto dazu gibt es mit vielen weiteren und Infos auch Schautafeln bei der Brücke.
Der Weg durch die Altstadt endet beim Arco di Augusto, der zur Zeit seines Baus im 27. JH v.Chr. das Ende der römischen Strasse markierte. Er ist heute der weltweit älteste noch existierende römische Triumphbogen.
Vor dem Marsch zurück nach Miramare gönne ich mir noch eine kleine Abkühlung und Stärkung.
Ich genoss noch weitere zehn Tage in Rimini und entschloss mich am 20.6.21 kurzfristig zur Heimreise. Einerseits hob Deutschland jegliche Einreisebeschränkungen auf, so dass unser Familientreffen Mitte Juli stattfinden kann, andererseits sind mir alle Wege Richtung Osten durch Quarantäne-Pflicht verschlossen. Noch!
Gerne wäre ich noch etwa zehn Tage geblieben, hätte meine Freundin am 28.6. auf Elba besucht und davor den Tarot-Garten von Niki de Saint Phalle südlich von Grosseto. Doch doch dies ist mit ÖV sehr aufwändig, verfügbare Unterkünfte liegen fernab im Grünen. Irgendwann werde ich auch dieses Ziel noch schaffen. Sollte jemand dorthin fahren …
Für die Einreise in die Schweiz auf dem Landweg sind aktuell keine negativen Tests erforderlich, einzig das Online-Formular muss ausgefüllt werden, worauf man einen QR-Code erhält, der beim Grenzübertritt vorgezeigt werden muss.
Ich hoffe, Fortsetzung folgt bald.