Anreise via Regensburg – Berlin – Warschau

Regensburg 8. bis 15. Juli

Nach Bayern zog mich das jährliche Familientreffen bei Regensburg. An zwei Tagen erkundeten wir die Stadt, welche mich immer wieder fasziniert mit ihren wunderschönen Plätzen und Parks, der Donau mit der steinernen Brücke, das Schloss von Thurn und Taxis, die lauschigen Biergärten, der Dom, die engen Gässchen in der Altstadt, die kleinen Läden mit erlesenen Produkten, die historische Wurstküche, …. Regensburg ist eine Reise wert!

Nachdem meine Familie zurück in die Schweiz abgereist war, verwöhnte mich meine Schwägerin noch ein paar Tage lang. So blieb auch Zeit zum Besuch unserer Lieblingsorte: Der Nepal-Tempel und die Walhalla.

Die Walhalla wurde am 18.10.1842 nach 12-jähriger Bauzeit von König Ludwig I persönlich feierlich eröffnet. Er liess die Ruhm- und Ehrenhalle von einem der bedeutendsten Architekten des Klassizismus bauen, von Leo von Klenze.

Heute wird in dem Ehrentempel die deutsche und europäische Geschichte mit 130 Marmorbüsten und 65 Gedenktafeln eindrucksvoll widergespiegelt. Diese Ehre wurde all den großen Berühmtheiten jedoch frühestens 20 Jahre nach deren Tod zu Teil.

Berlin 15. bis 18. Juli

Mit dem Flixbus erreichte ich nach sieben Stunden Fahrt Berlin, inkl. City-Tours in Weiden, Selb und Hof. Gleich nach dem Einchecken um 21 Uhr machte ich mich auf die erste Erkundigungstour: Potsdamerplatz – Holocaust Mahnmal – Brandenburger Tor – Reichstag und zurück auf Umweg!

Es war ein traumhafter Sommerabend. Für mich befremdend wie ruhig die Stadt war und über weite Strecken menschenleer. Im Sony Center waren einige Restaurants offen, doch ich wollte nicht drinnen sitzen und ging hungrig weiter, vorbei am Holocaust Mahnmal und Brandenburger Tor bis zum Reichstagsgebäude, das einsam und verlassen im Glanz von Scheinwerfern erstrahlte. Ich war berührt vom Blick auf die noch schmale Mondsichel am rot gefärbten Himmel. Eine wunderschöne Atmosphäre.

Holocaust Mahnmal

Beim Reichstagsgebäude sassen viele Menschen auf den Stufen zur Spree und verfolgten eine Film-, Licht- und Tonprojektion an der Fassade des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses: «Die Geschichte des Parlamentarismus in Deutschland und des Reichstagsgebäudes.» Infos: https://www.bundestag.de/grossbildprojektion

Ich muss ergriffen gewesen sein, denn ich bog nach dem Potsdamer Platz falsch ab in die Tiergartenstrasse. Dunkel und leer. Das war selbst mir nicht geheuer. Ich ging lange auf dem Fahrradweg. Irgendwann erkannte ich in der Ferne eine menschliche Gestalt. Eine Polizistin, welche die türkische Botschaft bewachte und mir sagte, dass ich zurück gehen müsse. Eine kleine Abkürzung gab es, durch das Botschaften-Quartier, das ebenso verlassen war. Dann entlang dem romantischen Schöneberger Uferweg – nicht was ich um diese Zeit suchte. Doch gegen Mitternacht kam ich doch noch im Hotel an. Zum Glück hatte ich noch Schokolade und Biskuits im Gepäck.

Sony Center

Am Freitag ging ich erst zum Covid-Test, der für die Einreise nach Polen verlangt wird. An fast jedem Eck gibt es Test-Centren, ohne Termin und gratis. Negativ! Dann machte mich auf Sightseeing-Tour via den Gendarmenmarkt zum Dom. Als ich 2011 hier war, stand die Humboldt-Box auf der grünen Wiese, nun ist der Bau des Neuen Schlosses fast vollendet. Hinter dem Dom entschied ich mich spontan für eine Spree-Fahrt und durfte dank dem Covid-Test an Bord: GGG. Nur wenige Passagiere getrauten sich nach dem kurzen Regenschauer aufs offene Deck, und so trank ich mal einen Aperol Spritz am Bug eines Schiffes. In der Nähe des Alexanderplatzes genoss ich ein vietnamesisches Znacht, auf Empfehlung einer Freundin. Danke.

Gendarmenmarkt
Angela Merkels Büro im mittleren Gebäude
Ein Wohnzimmer an der Spree

Am Samstag kaufte ich eine 24-Stunden-ÖV-Karte für € 8.80, fuhr per U-Bahn zur Gedenkkirche am Kurfürstendamm, nahm den 100er Bus, der die wichtigsten Sehenswürdigkeiten passiert. Hackerscher Markt, mit der Bahn zur East Side Galery, die ich damals nicht fand, da ich mir diese ganz anders vorstellte. Am meisten beeindruckt hat mich die Erkenntnis, dass ich zur Zeit des Mauerbaus bereits auf der Welt war, während die meisten Besucher*innen nach dem Abbruch der Mauer geboren wurden. Wie sagte mal ein Freund: Wir sind nicht alt, wir sind Zeitzeugen!

Warschau 18.-20. Juli

In Warschau kam ich mit dem Flixbus am Busbahnhof beim Bahnhof Dw Zachodni an. Von dort Busse ins Centrum: 517, 158 und 127. Ich konnte nicht warten …. nach einer Stunde Marsch fand ich das Appartement auf Anhieb und checkte ein. Nicht Glück, dass ich es fand, aber dass ich überhaupt eines hatte! Denn ca. 30 Minuten vor Ankunft des Busses wunderte ich mich, dass ich keine Zugangs-Infos erhielt von Booking.com. Ich las nach und erschrak. Statt vom 18.-20. buchte ich vom 20.-22. Zum Glück hatte ich WiFi im Bus und der Kontakt via WhatsApp funktionierte sofort. Ich erhielt umgehend eine Zusage für die Umbuchung. Uff. Dafür klappte es mit den Codes beim ersten Versuch. Letztes Jahr dauerten unsere Bemühungen ca. eine Stunde lang. Glück und Pech gleichen sich immer wieder aus!

Warschau ist dieses Mal nur Zwischenstation für zwei Nächte, also am Montag gleich die Weiterreise organisieren. Die Tourist Info im Kulturpalast kannte ich ja schon, die Dame war mega nett und gab mir viele wichtige Infos. Der erste Versuch des Covid-Tests scheiterte an der Online-Anmeldung, wie schon unzählige für die Registrierung für die Einreise nach Litauen. Viele Versuche später übernahm der äusserst nette Bus-Ticket-Verkäufer an seinem Computer. Zum Glück machte ich Screen-Shots aller meiner Einträge, die ich dann nicht senden konnte, so konnte er einfach abschreiben. Auch er erhielt nicht auf Anhieb einen QR-Code und holte Hilfe. Der Knackpunkt: Die Schweizer ID-Nr. passt nicht, die CH-Passnummer hat eine Ziffer weniger als andere Pässe. Wenn eine Angabe nicht stimmt, geht einfach gar nichts. Zum Glück hatte ich auf dem Handy ein Foto des Passes. Der lag nämlich im Appartement. Ein noch grösseres Glück: Der kluge Mann fotografierte mit meinem Handy gleich den QR-Code auf seinem Bildschirm. Per SMS habe ich ihn nie erhalten!
Dann zeigte er mir auch die Covid-Test-Station beim Busbahnhof. 200 Slotys (knapp Fr. 50.-, doppelt so viel wie die elfstündige Busfahrt!), in der Stadt mit Online-Anmeldung wären 120 fällig gewesen (Registration für Corona-Test: www.warszawa.d-lab.pl). Hauptsache negativ und …. die Dame druckte mir das Resultat auf Papier aus!! Per E-Mail kam er bis heute nicht an!

Covid-Test in Warschau. Diese Bilder mögen bald Vergangenheit sein und vergessen.
Jeder meiner Antigen-Schnelltests lief anders ab.


Die Dokumente wurden tatsächlich kontrolliert, von der Bus-Hostess. Viele Mitreisende hatten keinen QR-Code, aber die pflichtbewusste Schweizerin! Wobei die Dame bloss einen Blick drauf warf. Ob das Foto vom Bildschirm scannbar gewesen wäre? Die Dame half jenen geduldig, die noch keine Registrierung hatten. Waren die Papiere in Ordnung, gab sie das Bus-Ticket zurück und ich musste unterschreiben. Wofür weiss ich nicht. Dummerweise bemerkte ich nicht, dass sie mir kein Ticket aushändigte für den Anschluss-Bus. So musste für diesen 10 Euro bezahlen, obwohl sich die Mitfahrer nett für mich einsetzten. Die Tücken und Stolpersteine des Reisens!

Dann endlich hatte ich Zeit auf die Aussichtsterrasse des Kulturpalastes zu fahren – nach längerem Anstehen, da (offiziell) nur vier Leute in den Lift dürfen, dazu war nun einer von zweien in Betrieb. Eindrücklich, diese Stadt von oben. Wie viele Flächen unverbaut sind und wie breit die Fahrbahnen für Autos und ÖV sind. Dies merkt man beim Flanieren – endlose Strecken! Doch von oben wirkt das nochmals erstaunlicher.

Ich sah auch mein Küchenfenster, auf dem Foto rot markiert. Und der Blick von dort by night.

Doch hatte die Wohnung auch eine Rückseite, von wo sie über eine Dach-Terrasse erreichbar und einsehbar war. Die Fenster vergittert, die Türe wie im Hochsicherheitstrakt. Ich wohnte am Ende der Terrasse, hörte und sah nie einen Menschen. Einsam über den Dächern. Es fühlte sich komisch an. Beim Duschen hinter dem weissen Vorhang dachte ich an Hitchcocks Psycho. So war ich gar nicht unglücklich, dass meine zweite Nacht kurz war, ich schon um 5 Uhr aufs Tram musste zum Busbahnhof.

Nach der Organisation der Weiterreise blieben mir noch einige Stunden Zeit. Da ich mir zuvor eine 24-Stunden-ÖV-Karte-Karte für 15 Slotys, ca. CHR 4.- kaufte, fuhr ich entspannt mit U-Bahn und Bus in die Altstadt. Was für ein anderes Bild bei schönem Wetter und Touristen!

Mehr über Warschau von meiner Reise 2020: https://www.travel-memories.ch/2020-polen/