2010 Ägypten

2010 Ägypten – Nilkreuzfahrt und Badeferien

travel route egypt
Reiseroute

Der Nil, die Pyramiden, der Orient faszinierten mich seit Kindheit. So entdeckten wir mit unseren Teeny-Töchtern das Land der Pharaonen, tauchten ein in die Geschichte dieser einzigartigen Kultur.

Es war unsere erste von nur zwei Familienreisen mit Flugzeug. Diese Destination ist ideal mit Kindern, die Nilkreuzfahrt mit Führer bietet sich an zum Entdecken der Kulturstätten.
Für Ferientage buchten wir eine Woche Hotel all inclusive in Hurgada. Das blieb bis heute eine Premiere, denn mein Ding ist das nicht. Die Kinder liebten es natürlich so luxuriös, anders als sonst in Ferienwohnungen. Sie hatten zusammen ein eigenes Zimmer und konnten sich frei und selbstständig in der Anlage bewegen. Dass es ständig irgendwo Eis, Hamburger, Pommes und andere Leckereien gab, liess sie ab und zu doch aus dem Pool oder dem Meer steigen.

Für mich hingegen war dieses Hotelleben eine Herausforderung. Nicht nur die gegen 50°C heisst Luft – nur mit Schulkindern geht man wohl im Sommer nach Ägypten -, auch das Rumhängen ist einfach nichts für mich. Wasser auch nicht, doch hier liess ich mich gerne im warmen, nicht tiefen Meerwasser treiben. Was mich etwas verunsicherte, mich etwas nackt fühlen liess: kaum jemand unter 60 Jahren trug kein Tattoo. Das fiel mir bis dahin nie auf. Wie auch, wenn ich nie ans Wasser gehe?

Ein Glück, mussten wir nur zwei Nächte vor der Nilkreuzfahrt im Hotel sein! Es blieben noch fünf danach. Diese Zeit verkürzte ich mit einem 24-Stunden-Ausflug nach Kairo. Dazu später mehr.

Am dritten Tag wurden wir im Bus nach Luxor gefahren, zu «unserem» Schiff.

Es gibt 300 Kreuzfahrtschiffe in unterschiedlichen Kategorien. Deren Grösse ist jeweils gleich, gegeben durch die Schleusen die zu passieren sind. Das Navigieren sei schwierig auf dem Nil mit seinen Untiefen. Es brauche sehr viel Erfahrung. Daher seien praktisch alle Kapitäne Söhne von Schiffsführern, die ihre Väter seit Kindheit auf den Fahrten begleiten. Es wird nur tagsüber gefahren, nachts liegen die Boote vor Anker, eins neben dem anderen. Meist müssen welche durchquert werden, um zum eigenen zu gelangen. Von Schiff zu Schiff kommen abends auch die «Künstler», welche die Passagiere unterhalten: Bauchtänzerinnen, Derwische, Musikgruppen, Fotografen, usw.
Die Anlegestellen sind jeweils gut gesichert, Bewaffnete bewachen die Schiffe. Zu den wartenden Bussen sind es meist nur ein paar Schritte.
Alle Boote absolvieren dasselbe Programm, so dass man auf den Ausflügen immer denselben Touristen begegnet.

Über die Sehenswürdigkeiten will ich nicht berichten, dazu finden sich im Internet viele Informationen. Wer sie je mit eigenen Augen gesehen hat, war bestimmt genauso beeindruckt wie wir.

Karnak Tempel bei Luxur

Der unvollendete Obelisk

Hatschepsut Tempel
Die Memnon-Kolosse
Im Botanischen Garten in Assuan. Er befindet sich auf einer Insel im Nil. Dort wurden wir von einem Sturm überracht und konnten lange nicht mit dem Boot zurück in die Stadt übersetzen.
Im Basar in Assuan bei gegen 50°C
Auf dem Assuan-Staudamm. Würde dieser gesprengt, versinkt ein Grossteil der ägyptischen Bevölkerung innert Stunden in den Fluten.
Übersetzen nach Philae

Einer der Höhepunkte war der zusätzlich gebuchte Ausflug per Bus von Assuan zum Tempel von Abu Simbel. Dieser Felsentempel gehört zum UNESCO Weltkulturerbe, wurde im 13. Jahrhundert v. Chr. unter König (Pharao) Ramses II erbaut und in den Jahren 1963 bis 1968 Stein für Stein abgetragen und 64 Meter höher auf der Hochebene von Abu Simbel wieder aufgebaut um nicht im Nassersee zu versinken, weil das Wasser durch den Bau des Assuan-Staudammes anstieg. Absolut beeindruckend!

Abu Simbel

Unser Konvoi, bestehend aus mehreren Touristenbussen, welche in der Nacht in Assuan starteten, wurden von bewaffnetem Militär begleitet. Auf der Fahrt durch die Wüste konnten wir eine Fata Morgana sehen.

Ein weiterer Höhepunkt für mich war der Besuch des ägyptischen Museums in Kairo. Einfach unglaublich, welche Kunstwerke hier vor tausenden von Jahren erschaffen wurden. Die Mumien-Ausstellung konnte ich leider nicht anschauen, denn ausgerechnet hier wurden für den zusätzlichen Eintrittspreis ausschliesslich ägyptische Pfunds akzeptiert. Mein Bestand reichte nur für zwei Personen – ich liess den Kindern den Vortritt.

Den 24 stündigen Ausflug nach Kairo buchten wir im Hotel in Hurgada. Dort konnten sämtliche Reisen im Lande in vielen Varianten gebucht werden. Wir starteten um 00.30 Uhr in der Nacht, nachdem wir im Hotel noch ein Lunch-Paket holen durften. Von der Fahrt erinnere ich mich besonders an einen endlos scheinenden Park von Windrädern zur Stromgewinnung eingangs des Armes des Roten Meeres. Verwundert war ich über die vielen Ferienanlagen, meist Neubauten: Identische Häuser reihten sich kilometerweit entlang der Strasse bzw. des Strandes. Menschen waren kaum zu sehen.
In Kairo genossen wir eine Stadtrundfahrt mit wenigen kurzen Stopps, erhielten viele Informationen und fuhren an einigen Sehenswürdigkeiten vorbei wie an der Moschee, in welcher sich das Grab des Schahs von Persien befindet:

Rechts die Moschee, in welcher der Schah von Persien beigesetzt wurde

Die meiste Zeit blieb so zum Besuch des ägyptischen Museums und den Pyramiden:

pyramids kairo, gizeh 

Die Fahrt auf dem Nil empfand ich traumhaft schön. Ich hätte wochenlang das Leben am Ufer beobachten können, die Bauer auf den Feldern, die Frauen beim Waschen am Ufer, die spielenden Kindern, die Wüste, die Felder, Sonnenuntergänge, Boote, Fischer – wie im Märchen. Wobei mich die Armut entsetzte. Wohin wohl die Einnahmen aus dem Tourismus fliessen?
Stundenlang sass ich vorne auf der Bank neben der Kapitäns-Kabine und sog die Eindrücke in mich auf.

An einer der Schleusen

Die Kinder hielten sich fast ausschliesslich im Pool auf dem Schiffsdach auf. Sie genossen es so sehr. Zur Tea-Time kamen sie natürlich immer pünktlich zum Crêpe-Stand. Dieses Dessert genoss auch ich jeden Tag. Die Mahlzeiten auf dem Schiff waren vielseitig, kreativ angerichtet, das Personal äusserst zuvorkommend.

 

Tourismus in Ägypten

Nie sonst buchte ich organisierte Ferien, habe also keine Vergleichsmöglichkeit. Doch besser kann Service, Freundlichkeit, Organisation kaum sein. Alles klappte perfekt, ich staunte. Und machte mir so meine Gedanken.
Viele im Tourismus Arbeitende seien Studienabgänger, die in ihrem Beruf deutlich weniger verdienen würden.
Unser Guide auf der Kreuzfahrt wusste unglaublich viel, betreute uns perfekt, war immer motiviert, kein Aufwand schien ihm zu gross. Er erhielt diesen «Auftrag» für eine Woche kurzfristig, reiste dafür mit der Bahn in acht Stunden von Kairo an. Dort lebt er mit Frau und Kleinkind, ist stolzer Besitzer eines Autos.
Die Angestellten auf dem Schiff taten alles für uns, waren stets freundlich und aufmerksam. Sie liessen unaufdringlich durchblicken, dass ihr Lohn und weitere Anstellung abhängig ist von unserer Bewertung. Und nur «sehr gut» sei gut für den Chef (amerikanisches System). Trinkgeld werde an alle an Bord verteilt, auch an den Kapitän und Mechaniker.

Es war die optimale Familienreise: Kultur, Meer, perfekte Organisation – ein bitterer Nachgeschmack bleibt bzgl. Politik, Armut, Arbeitsmarkt, …. Wir blieben ein Fremdkörper in einer anderen Welt.

Beispiel eines Tagesprogrammes