2015 Barcelona – Südfrankreich
April bis 1. Mai 2015 – 2‘646 Kilometer
Barcelona sollte eine Überraschung werden für meine Töchter. Einige Wochen früher waren Sie nur einen Klick von der Buchung entfernt. Allerdings war es bloss ein Wunschtraum. Als ich mich dann mit der Jüngeren für eine fünftägige Reise nach Südfrankreich entschied und einen Blick auf die Strassenkarte warf fiel mir auf, dass es bis Barcelona gar nicht mehr so weit war. Also «überredeten» wir die Ältere zum Mitkommen.
Vor Genf erlebte ich erstmals eine Autobahnsperrung. Wir standen eine Weile, doch dann ging es zügig voran bis Port Leucate. Wie immer träumte ich von einem Hotel am Meer – und problemlos fanden wir eines.
Der Strand war breit, endlos lang und menschenleer. Noch hatte die Saison nicht begonnen. Wir parkierten vor dem Hotel hinter dem einzigen Auto weit und breit, mit Schweizer Kennzeichen. Bei einem leckeren und gemütlichen Znacht erholten wir uns von der langen Reise und freuten uns auf Barcelona. Die Töchter kannten inzwischen meinen Plan, denn bei Montpellier, im dichten Regen und etwas müde entschied ich mich doch zu fragen, ob sie sich auch wirklich freuen würden über diesen Abstecher angesichts der langen Fahrt, denn Autofahren lieben sie nicht wirklich. Natürlich waren sie sofort Feuer und Flamme.
Das erste Ziel war natürlich ein Hollister-Shop in einem Einkaufscenter. Danach steuerten wir das Hotel an, welches ich mir ausgesucht hatte, nahe am Park Güell, denn diesen besuchte ich bei meiner ersten Reise noch nicht. Das Hotel steuerten wir auf Anhieb an, doch getraute ich mich nicht vor der Türe, auf der Fahrbahn anzuhalten und plante eine runde um den Block. Damit begann das erste Abenteuer. Wir Schweizer haben eben keine Ahnung von Grossstädten! Durch enge Strassen und Gässchen fuhren wir teils steil bergauf und bergrunter, ich kam mir vor wie in San Francisco. Scharfe Kurven, fast achterbahnmässig, ständig Einbahnstrassen – wir benötigten eine Stunde zurück zum Hotel und hielten dann mutig vor der Kehrichtsammelstelle. Inzwischen wusste ich, dass die Einheimischen auch auf der Strasse halten mussten um ein- und auszuladen. Man hatte keine andere Wahl.
Ein Zimmer erhielten wir problemlos, das Auto musste etwa 100 Meter entfernt in eine Tiefgarage gestellt werden. Zum Glück verpassten wir diese nicht! Wir konzentrierten uns extrem gut!
Am nächsten Morgen brachen wir zu Fuss auf. Natürlich unterschätzten wir die Distanz. Irgendwann betraten wir den berühmten Park durch einen Hintereingang und es dauerte eine Weile, bis wir dessen Reiz entdeckten.
Nun aber schnell in die City! Rolltreppen im Freien erleichterten uns den Weg und hielten uns fit für die Tour durch die Altstadt und die Ramblas.
Einen Snack am Meer hatten wir uns wirklich verdient, denn der angesagte KFC (Kentucky Fried Chicken) war eher enttäuschend. Immerhin rettete er uns vor dem plötzlichen Wolkenbruch.
Als wir dann so gemütlich bei Tapas und Sangria auf der Terrasse sassen, schlenderte eine Zürcher Familie vorbei, deren Kinder mit meinen Töchtern die Pfadi besuchten. Die Freude war gross, die Überraschung noch grösser, als wir sagten, wir seien mit dem Auto hier. Das war fast unvorstellbar. Es gibt doch total günstige Spezial-Flugtickets!
Um uns eine allfällige weitere Übernachtung zu sparen, wollten wir unbedingt noch die La Sagrada Familia sehen. Doch was für eine gespenstische Atmosphäre! Die Kirche war abgeriegelt mit dutzenden Polizeifahrzeugen und -Motorrädern. Vermummte Polizisten mit Schutzschildern und das Maschinengewehr im Anschlag, TV-Kameras – was war da bloss im Gange? Ein Terroranschlag? Da keine Hektik herrschte gaben wir unserer Neugierde nach und sahen uns das Geschehen von möglichst nahe an. Irgendwann kamen Menschen aus der Kirche, Helikopter landeten, …. Den Grund lasen wir am nächsten Tag in der Zeitung: Das Königspaar besuchte den Gedenkgottesdienst für die Opfer des Absturzes der Germanwings Maschine, deren Pilot die Fluggäste bei seinem Selbstmord mit in den Tod riss.
Bei Dunkelheit schlenderten wir zurück zum Hotel, sahen dadurch einen Stadtteil, den man als Tourist kaum kennenlernen würde. Besonders beeindruckend war der Blick auf den beleuchteten Torre Glòries.
Das Hotelzimmer war ok, die Aussicht vom Pool auf dem Dach faszinierend, doch der Strassenlärm liess uns kaum schlafen. Überhaupt fanden wir gesehen zu haben, was uns besonders interessierte und beschlossen, die Stadt entlang der Küstenstrasse zu verlassen. So kamen wir direkt am Torre Glòries vorbei und staunten über die modernen grosszügigen Strassen, die gepflegten Mehrfamilienhäuser und die Sauberkeit in den Aussenquartieren. Noch viel beeindruckender waren dann die Strände, die Strandbars, …. eine solchen steuerten wir auf einem engen Strässchen an, das die Parkplätze hinter jeder Bar verband. Kein Wunder hörten wir überall deutsch – ein Paradies für Rentner!
Für den Ruhestand bin ich noch zu früh dran, also weiter nach Frankreich! Wir machten einen Halt an den wunderschönen Stränden von Le Cap-d’Agde, doch der Wind trieb uns bald zurück ins Auto. Nach Sète fuhren wir durch ein pittoreskes Städtchen, das uns die Skyline geniessen liess, während wir vor einer Brücke warten musste, die gerade hochgezogen wurde um einige Schiffe passieren zu lassen. War es Frontignan?
Gemäss einem Tipp von Bekannten übernachteten wir im schönen Städtchen Palavas les-Flots. Nachdem wir den Spaziergang entlang des Kanals genossen hatten, meldete sich der Hunger. Wir assen eine der besten Pizzas ever!
Montpellier wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Was für eine tolle Stimmung auf dem grossen Platz: Strassencafés, Musikanten, Sonne, Karussell, Shops, emsiges Treiben – stundenlang möchte man hier sitzen und die Passanten beobachten. So unternahmen wir eine recht kurze Tour durch die Innenstadt bevor wir im Auto aus der Tiefgarage unter dem Place rausfuhren, immer exakt geradeaus bis auf die Autobahn. Ich war beeindruckt!
In Le Grau-du-Roi verbrachten wir 1999 zwei Nächte in der Résidence de Camargue, die wir jedoch nicht finden konnten. Wie ich später recherchierte, ist sie inzwischen geschlossen. Die Enttäuschung währte nur kurz, denn die Festung von Aigues-Mortes liess uns staunen! Wir flanierten durch das Städtchen, genossen ein Eis und liessen uns von der Sonne verwöhnen.
Unser nächstes Ziel war Stes-Maries-de-la-Mer. Wir fuhren nach Navi, doch eine Abzweigung auf eine Seitenstrasse liess mich wenden, um noch mehr von der Landschaft sehen zu können. Es dauerte nicht lange, das tönte es aus dem Navi: nach 200 m an Bord fahren ….. Fähre verlassen???? Und schon mussten wir hinter stehenden Autos anhalten, worauf das Navi diese Meldung ständig wiederholte. Die Kinder konnten es nicht fassen, und hörten es sich immer wieder an. Diese Meldung kannten wir noch nicht. Wir verliessen das Auto und standen tatsächlich vor einem Fluss mit Fähre.
Das war ja eine tolle «Zugabe»! In Stes Maries entdeckten wir beim Parkplatz eine Stierkampf-Arena. Die zog mich magisch an. Wie kann es sowas geben in Frankreich? Ich kann nicht verstehen, dass Tiere auf derart bestialische Art getötet werden. Doch meine Neugierde ….. ich begab mich zur Kasse und liess mich informieren. Nein, die Stiere werden hier nicht getötet. Wir können uns das unbesorgt anschauen. Also kauften wir Tickets für den «Kampf» einige Stunden später. Bis dahin schauten wir uns im Städtchen um. Berauschend war es nicht, doch für mich steht es für Jugend, Abenteuer, Freiheit, Erinnerungen an frühere Reisen.
Doch nun auf in den Kampf …
Schön anzusehen war es nicht, auch wenn kein Blut floss. Als zum ersten Mal ein Stier hinter die Bande sprang und dort verwirrt umherging, konnte ich fast nicht mehr hinsehen. Zum Glück «stahlen» die Toreros relativ zügig die Bändchen um die Hörner. Nach drei «Durchgängen» hatten wir es gesehen und wollten lieber friedlich auf dem Rücken eines Camargues-Pferdchens die eindrückliche Landschaft geniessen.
So friedvoll! Eine ganz spezielle Abendstimmung, ungewohnte Laute. Einige Tiere der Gegend liessen sich sogar blicken. Dennoch gebe ich es zu: unglücklich war ich nicht, von diesem Rücken zu steigen. Ich hatte schon Bammel. Ob sich das auf meine Uhr übertrug? Kurz vor der Rückkehr fiel sie zu Boden. Wie ich das überhaupt bemerken konnte? Die Pferdehalterung versprach sie nach dem Ausritt zu suchen – und sie brachte sie mir tatsächlich zurück.
In der wilden Natur der Camargues stellten wir unser Navi auf Marseille ein. Wir genossen eine lange, wunderschöne Fahrt über Land und entlang des Meeres. Mal mussten wir einer grossen Schafherde den Vortritt auf der Strasse überlassen.
Die Sonne malte beim Untergehen die schönsten Farben an den Himmel – ein traumhafter Abend. So fuhr es sich leicht bis kurz vor Marseille, wo wir gleich nach dem Einchecken ein Restaurant in der Nähe fanden.
Die Fahrt am nächsten Morgen war weniger berauschend. Wir standen gefühlte Stunden lang im Stau vor Marseille. Immerhin auf einer Brücke mit Aussicht auf Meer, Hafen und architektonisch interessanten Gebäuden. Umso begeisterter waren wir vom alten, grosszügig gestalteten Hafen, wo am Fischmarkt emsigen Treiben herrschte. Der Blick auf den frischen Fang auf steinernen Tischen liess uns das Mittagessen noch etwas hinausschieben.
Nach einem gesunden Zmittag kämpften wir uns durch die Strassen der Stadt zur Autobahn und fuhren bis Hyères. Von dort wählten wir Küstenstrassen und genossen die Meeresbrise.
Auf der Landstrasse näherten wir uns St. Tropez. In einem kleinen Dorf kippte plötzlich ein Baum Richtung Strasse. Wir schafften es grad noch vorbeizufahren, bevor der Stamm hinter uns auf den Asphalt donnerte. Glück gehabt! Vom Schreck erholten wir uns dann am Beach von Pampelonne, bevor wir uns in den Trubel am berühmten Hafen-Stadt stürzten.
In den schmucken Ort kamen wir durch die «Hinterstrasse» problemlos, doch auf der Weiterfahrt standen wir bis St. Raphaël im Stau.
Die traumhafte Küstenstrasse danach versöhnte uns wieder mit der Côte mit ihren roten Felsen in eindrücklichen Formationen.
In Nizza fanden wir auf Anhieb ein Hotel mit Restaurant in der Nähe. Einmal mehr entschieden wir uns für Pizza. Für Abstinenzler von Fisch und Meeresfrüchten sind Küstenregionen hartes kulinarisches Pflaster.
Am nächsten Morgen mussten wir früh am Airport sein für einen gebuchten Flug nach Genf. Erstaunlich das Gewimmel von Menschen mit Trolleys. Offenbar auf Weekend-/Feiertags-Trip. Für wenige Franken werden zig europäische Destinationen angeflogen.
Etwas traurig, nur noch zu zweit zu sein, fuhren wir zur Sight-Seeing. Unsere Gedanken schienen nicht wirklich geordnet, als wir auf der Prachtstrasse wendeten, um nochmals die prachtvollen Villen an uns vorbeiziehen zu lassen. Wir sahen doch vorher den 1. Mai-Umzug entgegenkommen! So genossen wir die City länger als gewollt im Schritttempo.
Nicht sehr weit nach Nizza biegt ein Strässchen ab nach Eze. Von dieser Seite kam ich nie vorher in das schmucke Dörfchen, das wie ein Adlerhorst auf den Felsen hoch über dem Meer thront. Spektakulär war die Wetterlage: schwarzer Himmel, blaues Meer, sonnenbestrahlte Flecken auf Villen und Gärten.
Die Fahrt durch Monaco ist immer ein Ereignis, wie auf einem anderen Stern!
Der Aufstieg vom Parkhaus auf der Rückseite des Felsens ist direkt ein Gegenpol.
Nach der Besichtigung der Kathedrale, der Palastmauern und einem Snack als Stärkung fuhren wir zum Boxenstopp. Die Pole-Position nimmt man selten ein am Steuer, doch lustigerweise waren wir auch 1999 kurz vor dem Rennen vor Ort, so war für mich diese Situation nicht ganz neu.
Wer aus der Box startet, soll auch Gas geben! Doch wir wählten die gemütlichere Route auf Küstensträsschen, durch pittoreske Dörfchen, kleine Häfen, bis nach Menton. Das Meer bot uns zu wenig, ich versuchte es mit dem Bergpreis. Von oben dann fuhr ich auf den Kirchenplatz und sah im letzten Moment die Treppe vor dem Auto …. beinahe noch Rallycross! Nur ein Stau konnte mich stoppen. Und das während fast zwei Stunden. Die italienischen 1. Mai-Ausflügler waren auf dieser Strecke auf dem Heimweg. Sehr anstrengend! Trotzdem hielt mich das düstere Regenwetter um Mailand von einer Stadtbesichtigung mit Übernachtung ab und ich fuhr fast non-stop nach Zürich.
Ja, reisen und unterwegs sein halten meine Lebensgeister immer wach. Da entwickelt sich eine unglaubliche Energie. Wen wundert’s also, dass wir in den folgenden Jahren weitere Europa-Trips unter die Räder nahmen?
SO: Zürich – Port Leucate
Hotel la Côte rêvée www.coterevee.com, € 68.-
MO: Barcelona
Hotel Catalonia Park Güell, Pool auf dem Dach mit Sicht über die Stadt: http://www.hoteles-catalonia.com/es/nuestros_hoteles/europa/espanya/catalunya/barcelona/hotel_catalonia_park_guell/index.jsp
- Park Güell
- Platz Catalunya mit Shopping
- Ramblas mit Markt Boqueria, Gässchen, KFC, Platz Reial
- Shopping und Sangria am Meer
- La Sagrada Familia während Trauergottesdienst für die Opfer des Absturzes der Germanwings Maschine mit König und Königin von Spanien
- Nachtwanderung bis Metro und Umweg zum Hotel
DI: Barcelona – Küstenstrasse bis Palavas les-Flots (Strände!)
Hotel Brasilia, www.brasilia-palavas.com, € 95.-
- Le Cap-d’Agde, super Strand, aber sehr windig
- Sète
- Stadt mit Brücke, welche gerade hochgefahren wurde (Frontignan?)
- Spaziergang in Palavas am Kanal
- Znacht in Pizzeria, eine der besten Pizzas überhaupt!
MI: Palavas bis Marseille
Hotel Benidorm, www.hotelbenidormlestaque.fr € 68.70
- Le Grau-du-Roi (Anlage nicht gefunden, in welcher wir 1999 übernachteten,
Résidence de Camargue, mittlerweile geschlossen) - Montpellier
- Aigues-Mortes mit Stadtmauer
- Nach Stes-Maries-de-la-Mer mit Fähre, Flanieren, Pizza, Stierkampf, Ausritt
- Lange Autofahrt über Land, entlang dem Meer, wundervoller Sonnenuntergang
DO: Marseille bis Nizza
Hotel Tierce Beach in Cagnes sur Mer, € 106.40, www.hoteltiercebeach.com
- Zentrum/Hafen besichtigt
- Autobahn bis Hyères
- Strandfahrt bis St. Tropez, vorher am Beach Pampelonne
- Im Stau bis nach St. Raphaël
- Traumhafte Küstenstrasse mit roten Felsen bis Cannes
FR: Nizza – Zürich
- V zum Airport gefahren (sie flog nach Genf)
- Nizza besichtigt, danach im Stau wegen 1. Mai-Umzug
- Küstenstrasse bis Eze, auf Bergsträsschen ins Dorf einzigartige Stimmung und Aussicht
- In Monaco den Palast und die Altstadt besichtigt
- Menton: Rundfahrt und auf Berg gefahren, wunderbare Aussicht
- Küstenstrasse mit Abstecher in traumhafte Fischerdörfer
- Nach italienischer Grenze sehr viel Stau, 1. Mai-Ausflügler
- Direkt nach Zürich