Philippinen 15.12.1983 – 16.2.1984
Unser Bekannter wird auf offener Strasse ermordet
Wo Tote in Marmor-Villen mit Gärten ruhen
Boracay, das Inselparadies mit Traumstrand
In diesem Land fühlen wir uns nicht ganz fremd. Philippinos sprechen Englisch, sind katholisch, fahren rechts und sind Weissen gegenüber aufgeschlossen, da ihnen Amerikaner vertraut sind (Militärbasen). Nebst Amerika kennen sie meist nur Russland. Schweiz? Europa? Nie gehört.
Die Amerikaner aus den militärischen Basen bringen Geld in die Stadt. Überall ertönt amerikanische Pop- und Rock-Musik, die Nachtclubs stellen jene in Bangkok in den Schatten.
Wir geniessen sogar american food und essen erstmals nach Monaten Kartoffeln in einem spanischen Restaurant.
Jeepney-Fahrten sind cool. Aus den Boxen dröhnt lauter Sound, oft von Zeppelin, Deep Purple, ….
Kirchen besuche ich gerne, sie vermitteln Heimatgefühle.
Faszination und Entsetzen löst der Besuch des Chinesischen Friedhofs in Manila aus. Es ist eine Stadt mit Strassennamen, Marmorvillen mit Küchen, Bad, TV-Raum, Briefkasten, oft air-conditionned. Und das inmitten eines Slums.
In der Totenstadt
Die meisten Gräber sind zweistöckig, aus Marmor, etwa vier Meter hoch, Garten mit Tischen und Bänken sowie Cheminées. So was haben wir noch nie gesehen!
Ein Porträt des Verstorbenen hängt über dem Sarkophag, jenes des noch lebenden Partners ist noch verhüllt. Auf vielen Tischchen stehen Konserven und Mineralwasserfläschchen.
7 Jahre später erfuhr ich bei einer Führung, dass die Grabstätten den Angehörigen als Wochenendhaus dienen. Der Friedhof kann nur von Angehörigen besucht werden. Er ist streng bewacht, denn viele Verstorbene nehmen ihr Vermögen mit ins «Grab» und oft auch ihre liebsten Dinge. So steht im Garten des verstorbenen CEO der Suzuki-Niederlassung ein Motorrad, mit welchem seine Nachkommen bei Besuchen im Friedhof rumkurven. Diese Totenstadt bietet einen harten Kontrast zu den umliegenden Armenvierteln. Ein Junge soll erschossen worden sein beim Versuch, die Mauer zu übersteigen.
Unsere erste Entdeckungsreise führte uns in den Norden, wo die Menschen noch wenig Kontakt hatten mit der «Zivilisation». Die Strasse ab Baguio auch nicht. Während 6 ½ Stunden durften wir die wunderschöne Landschaft geniessen aus dem klapprigen Bus.
Unsere Ankunft
Im Hotel in Bontoc kam mir doch tatsächlich eine Schulfreundin entgegen! Unglaublich!
Oben auf der Monkey-Bridge, welche damals noch aus Bambus gebaut war und alle drei Jahre erneuert werden musste.
Das Museum in Bontoc beeindruckte mich total. Die Fotos (!) von Kopfgeldjägern dieser Gegend liessen mich erschauern. Diese «Tradition» wie auch Kannibalismus wurde bis vor wenigen Jahrzehnten gelebt. Eine ältere Eingeborene erzählte einem Bekannten, die köstlichsten Stücke des Menschen seien jene unterhalb des Daumens und in der Mitte des Unterfusses, besonders mit Zitronensaft beträufelt.
In Sagada besuchten wir eine Höhle mit Särgen. Praktisch jeder war geöffnet, nur noch einzelne Knochen blieben erhalten. Touristen waren auf Souvenirjagd, ritzten ihren Namen und Besuchsdatum auf die Särge –geschmacklos! An einer anderen Stelle blickten wir auf die «Hanging Coffins». An einem Felsen hängen übereinanderliegend fünf, sehr lange Särge.
Silvester feierten die Einheimischen um ein Feuer auf dem Dorfplatz. Die Männer tanzten sich in Trance, umrundeten im Rhythmus der Gongs das Feuer. Was für eine mystische Stimmung!
Die riesige Höhle war damals noch in ihrem natürlichen Zustand, ohne Wege und Licht. Doch unser Führer kannte jeden Meter und begleitete uns nach acht Stunden wohlbehalten aus dieser fantastischen Welt.
Zum Höhlentrip
Zu viert betraten wir mit unserem Führer die «Unterwelt». Kurz nach dem Höhleneingang mussten wir Schuhe, Socken und Hosen ausziehen. Zu Beginn ein komisches Gefühl – fünf Leute in der Unterhose, kaltes, schlüpfriges Gestein und noch kälteres Wasser. Doch es war einfach fantastisch! Mit den nackten Füssen hafteten wir am Felsen und konnten problemlos Steilwände hoch und runter gehen. Steine und Geröll gab’s nicht, auch keinen Weg. Die erste Schwierigkeit: eine ca. 80 cm breite Schlucht, vielleicht fünf Meter tief. Wir mussten uns anspannen, den Rücken also an die eine Wand, die Füsse gegenüber anstemmen und langsam runter schreiten bzw. rutschen. Dann kam ein Engpass mit beidseits steilen Wänden, am Fusse sehr tiefes Wasser. Der Führer spannte sein Seil, und wir konnten sicher passieren. Manchmal wateten wir durch hüfthohes, eiskaltes Wasser. Das war für mich eine tolle Erfahrung. Hätte im Voraus gewusst was auf mich zukommt, wäre ich bestimmt nicht mitgegangen und hätte dieses unvergessliche Erlebnis verpasst. 7 Jahre später besuchte ich diese Höhle nochmals mit demselben Guide.
Zurück in Bontoc erlebten wir hautnah die alten Traditionen der Eingeborenen.
Mord aus Blutrache
Wir trafen das Paar Michael und Beate sowie Michael, ein Journalist aus Deutschland, der am Vortag einen Touristen aus Manila kennenlernte. Der Philippino (P) wollte gestern eigentlich abreisen, blieb aber, angeblich auf einen Freund wartend. P wohnte wie wir im Mountain Hotel. Er sagte Michael, er hätte noch einen Film auf Kassette vom Mord des Oppositionsführers am 21.8.83. Als Journalist, der auch Filme fürs Fernsehen drehte, war Michael natürlich interessiert. Abends trafen wir die beiden im Happy House, welches gleich gegenüber von unserem Hotel lag. Michael berichtete ganz begeistert von der Beerdigung, an der er mit seinem Freund teilnahm. Die Tote war an einen Stuhl gebunden. Viele Tiere wurden geschlachtet. Später gingen Michael und sein Freund rüber in unser Hotel zum Duschen, wollten danach nochmals vorbeikommen. Kaum waren sie draussen, stürmten einige Leute vom Restaurant auf die Strasse. Joschi meinte, ich soll mal nachsehen, ob unser Hotel brenne, es sei hell draussen. Unser Hotel war ok, auf der Strasse befanden sich etwa 80 Leute. Es war stockdunkel, ich konnte nur das Licht eines Tricycles erkennen.
Etwa um 21 Uhr gingen wir zurück in unser Hotel. Dort trafen wir Michael, der etwas sagen wollte, aber kein Wort hervorbrachte. Seine Hände und Jackenärmel waren voller Blut. Er befand sich in einem Schockzustand. Sein Philippino-Freund wurde auf der Strasse niedergestochen. Daher dieser Menschenauflauf! Es seien etwa sechs oder sieben Männer von hinten gekommen, alle hatten sie Messer. Michael wollte seinem Freund helfen, schrie «help us», aber kein Mensch rührte sich. Er allein konnte nicht viel ausrichten, nur etwas abwehren. Er hatte Glück, selbst nicht mehr abgekriegt zu haben. Es sah so aus, als stachen sie ganz gezielt P nieder. Michael begleitete den Verletzten mit einem Tricycle ins Spital. Eine Stunde später war P tot.
In der Nacht bewachte die Polizei unser Hotel. Michael durfte nicht raus, musste am nächsten Tag zum «Verhör». Der Ermordete war jünger als wir, verheiratet und hatte zwei Kinder. Wie er Michael erzählte, war er als Bewacher des Neffen des Präsidenten (Marcos) angestellt, der in dieser Gegend sehr unbeliebt war. Das könnte ein Grund sein für den Mord. Doch wie wir einige Tage später erfuhren, war es Blutrache.
In Bontoc wartete ein Mann seit einem Jahr im Gefängnis auf seinen Prozess. Angeklagt war er, weil er ein Mädchen aus einem Bergstamm entführte, könnte aber auch sein, dass das Mädchen freiwillig mitging. P Arbeitskollege, welcher mit dem Gefangenen verwandt war, bat P, dem Häftling Nahrung und Literatur zu bringen sowie ihn moralisch etwas zu unterstützen. Dies erfuhr dann die Familie des Mädchens, welche nach Stammessitte das Mädchen rächen musste. Sie wussten nicht, dass P gar kein Verwandter war.
Den Vater des Mädchens hatte die Polizei verhaftet. Den Mord wird man ihm kaum beweisen können. Der Mann ist aber überzeugt, dass dieser Mord nötig und richtig war. Dafür nimmt er auch ganz gelassen lebenslängliche Haft oder Todesstrafe in Kauf.
Michael sollte einen Revolver tragen zu seiner Sicherheit. Wollte er aber nicht, weil er nicht damit umzugehen weiss, und es auch nicht lernen möchte. Er bekam einen Leibwächter. Er wurde zum Stamm des Mädchens geführt, wo man Gegenüberstellungen machte. Erst riet man Michael, möglichst schnell zu verschwinden, doch andererseits war er für weitere Ermittlungen recht wichtig. Er entschied zu bleiben bis zum Eintreffen von Ps Familie. Das dauerte, denn ein Telex von Bontoc nach Manila benötigte fünf Tage. Da in dieser Gegend die Leichen zu Hause aufgebahrt werden, gibt es keine Leichenhalle. So wurde P in eine Scheune gelegt. Michael organisierte dann einen Sarg, der in die Town-Hall gestellt werden konnte.
Am Tag des Mordes wurde versucht, den Gefangenen unter Mithilfe eines scheinbar korrupten Polizisten zu befreien, was aber nicht gelang.
Der Mord brachte einige Unruhe ins Dorf, denn P war tatsächlich in Regierungskreisen tätig. Der Mord geschah vor den Augen der Polizei, mitten auf der Strasse, um 18.00 Uhr, und niemand versuchte ihn zu verhindern. Für die Polizei sollte das ein Nachspiel haben. Sie versuchten den Leuten von den Bergstämmen klar zu machen, dass sie solche Rache nicht mehr ausüben sollten in der «heutigen» Zeit, und wenn doch, dann nicht vor den Augen der Touristen. Sie hätten P doch bestimmt auch woanders erwischen können. Das Ganze gefährdete natürlich den Tourismus resp. Einnahmequellen und Arbeitsplätze. Die Polizei warnte die Einheimischen davor, Verbrechen einfach geschehen zu lassen. Sonst passiere das täglich.
Es war tatsächlich gefährlich in dieser Gegend. Es komme vor, dass Besoffene eine Wette abschliessen, sich irgendein Opfer bestimmen – es kann auch ein Tourist sein -, und den oder die, dann niederstechen.
Darum herrschte ab 22.00 Uhr Ausgangssperre. Als wir zwei Tage zuvor nicht zeitig zurück im Hotel waren, liess man uns von der Polizei suchen.
In jedem Restaurant hing ein Plakat mit dem Hinweis, dass Waffen im Gasthaus verboten sind. Zu jener Zeit waren überall an den Strassen schwer bewaffnete Militärs stationiert. Oft waren sie betrunken und unzurechnungsfähig.
Zwei Tage zuvor unterhielten sich die beiden Michaels in unserem Hotel mit Einheimischen, die total besoffen waren. Einer trug ein Maschinengewehr bei sich. Journalist Michael schätzte die Situation als zu gefährlich ein und verabschiedete sich, während Beates Freund Erfahrungen sammeln wollte. Zum Glück passierte ihm nichts.
In Banaue bestaunten wir eines der Weltwunder, die Reisterrassen. Ebenso beeindruckte uns die Lebensweise der Einheimischen – wie in einer anderen Zeit. Sie wohnten in Holzhütten auf Stelzen, das Dach aus Stroh. Unter und ums Haus gackerten die Hühner, Kinder spielten. Die katholischen Familien sind sehr kinderreich. Im oft einzigen Wohnraum wird abwechselnd geschlafen.
(Anmerkung: Diese Fotos machen mir bis heute ein schlechtes Gewissen. Diese Menschen verboten es, sie zu fotografieren. Sie glaubten, dass ihre Seele in den Apparat wandere. Wir taten es dennoch heimlich. Der Mann rechts muss das Klicken gehört haben und drehte sich um – wie beschämend für uns!)
Zurück in Manila fühlten wir uns in die moderne Welt katapultiert. Wir genossen moderne Live-Musik in Lokalen, bewunderten in Las Piñas die einzige Bambusorgel der Welt und wechselten auf dem Schwarzmarkt Cheques gegen Cash für die folgenden Wochen:
Ein weiteres Highlight bot in Pagsanjan die Fahrt im Kanu über ca. vierzehn Stromschnellen. Unwahrscheinlich, wie geschickt die beiden Ruderer das Boot zwischen den Steinen durchmanövrierten, bei den Schnellen stossend und ziehend. Mehrmals sprangen sie aus dem Kanu und trugen uns über Felsen, ohne an Geschwindigkeit zu verlieren. Was für eine Leistung!
Tagaytay liegt an einem Vulkansee. In diesem befindet sich eine weitere Vulkaninsel mit See. Einige Wochen später bot sich uns ein spektakulärer Blick auf das Naturwunder auf dem Flug von Roxas nach Manila.
1991 setzten wir mit einem Ausleger-Nussschalenboot über und schauten uns die Vulkaninsel an. Auf dem Rückweg überraschte uns ein Unwetter. Ich durchlebte Todesängste.
Bei Legazpi, faszinierte mich der Mayon-Vulkan. Die Philippinos behaupten, dieser habe den perfektesten Kegel der Welt, was die Japaner auf ihren Fujimori verweisend bestreiten.
Auf unserer weiteren Reise von Insel zu Insel sahen wir wundervolle Strände, meist ohne Besucher. Die Unterkünfte waren in miserablem Zustand. In einem Stadthotel stritten sich mal nachts Ratten und Mäuse um unseren Käse. Ein Kinobesuch zeigte, wie philippinische Filme ans Publikum gebracht werden. Nach einer einheimischen Produktion wurden europäische Sexfilme gezeigt. Alles «Heisse» war allerdings herausgeschnitten, die verbliebenen Streifen meist falsch zusammengefügt. Ein irrer Film!
Die Marcos Brücke überquerten wir auf der Hinfahrt im Jeepney, zurück zu Fuss. Die Brücke meine ich war damals mit einer Länge von 2’162 m die längste in Asien. Als wir den höchsten Punkt erreichten, kreuzte ein Lastwagen mit einem Bus. Dadurch kam die Brücke dermassen ins Schwanken, dass wir vor Angst schrien und zum sicheren Festland eilten.
Eine der unbequemsten Fahrten führte uns über die Insel Bohol. Die Bus-Bänke waren durchgehend, schmal und tief, bei jedem Schlagloch schlug es uns von der Bank. Der Bus hielt mehrmals längere Zeit bei Getreidemühlen um die zahlreichen Reissäcke ein- resp. auszuladen. Der Anblick der Chocolate Hills liess uns die Strapazen jedoch schnell vergessen.
Boracay ist/war die schönste Insel, die ich je besuchte. Damals noch ohne Strom, fliessendem Wasser und ohne Fahrzeuge.
Im Inselparadies
Wir mieteten einen praktisch neuen Bungalow mit Veranda für Fr. 5.- pro Tag. Bungalows konnten auch von Ausländern gekauft werden für Fr. 50.-. Allerdings musste der Insel-Rat dem Verkauf zustimmen.
Licht spendete einzig eine Petrollampe, welche abends auf den Verandatisch geliefert wurde. Morgens setzten wir uns draussen an den Tisch. Das heisse Wasser stand bereits im Thermoskrug bereit. Die Verkäuferinnen liessen nicht lange auf sich warten. Eine bot Dreiminuteneier an, im Plastiksäcken verpackt mit einer Prise Salt. Eine andere brachte Toastbrot. Nescafé, Kondensmilch und Margarine kauften wir zuvor in einem Shop.
Das gemütliche Inselleben bot eine perfekte Gelegenheit, unseren Angehörigen einen Einblick in unser Reiseleben zu gewähren und ihnen zu zeigen, dass wir gesund und gut genährt waren. Wir kauften einen Papierfilm und hielten unseren «Alltag» fest.
Ein erster Spaziergang führte zur Post. Der Pfad verlief parallel zum Meer, auf weissem Sand, von Palmen gesäumt. Der Postangestellte war gesprächig, wollte uns Ansichtskarten, Muschelketten und von Schülern handgezeichnete Pläne von Boracay verkaufen. Eine solche Karte erstanden wir (ich habe sie noch irgendwo!). Nebst Kaugummi (in der Dunkelheit ist das Zähneputzen ein Problem) und einem echten Bikini, hergestellt aus dem weissen Boracay-Stoff.
Zur Lunchzeit besuchten wir mehrere Läden, bis wir endlich Tomaten, Zwiebeln und Dosen-Hackfleisch zusammen hatten. Das Angebot war sehr bescheiden.
Genau gegenüber unserer Hütte befand sich die Kirche, noch im Rohbau? Am Sonntag war Gottesdienst. Eine komische Situation: wir in Badekleidern auf der Veranda, die Einheimischen in Sonntagskleidung in der Messe. Der Pfarrer spielte Gitarre. Wunderschöne Lieder wurden gesungen, sogar die Melodie von «Tränen lügen nicht».
Es war eine wirklich schöne, lockere Messe, ein Kommen und Gehen. Kinder haben gespielt, geweint, miteinander getanzt zu den Liedern. Als letzter verliess der Pfarrer die Kirche. Auf seinen Gebetsbüchern lag der Teller mit dem Opfergeld!
Hier getraute ich mich erstmals im Leben in ein offenes Gewässer! Es zog mich magisch an. So sauber, klar, der Grund aus weissen, feinen Sand, endlos weit nur wenig tief, keine Wellen. Ein Traum!
Unsere «Ferienzeit» verbrachten wir mit Lesen, Jassen, Spaziergängen am Strand, Bewundern des Sonnenunterganges.
Eines Tages gab es kein Brot mehr auf der Insel. Mehllieferungen blieben aus. Beate, die uns eines Abends mit Michael am Strand entgegenkam, erstaunte dies gar nicht. Langsam würden die Produkte zurückbehalten. In Manila hätte es keinen Zucker gegeben!!
Auch meine Schulkameradin Lis trafen wir hier wieder und lernten weitere Traveller kennen.
Den letzten Abend genossen wir in der «Kissenbar», dem einzigen Ort auf der Insel mit Generator, also Elektrizität!! Jeweils am Donnerstagabend war Disco!
Vor der Abreise wurde ich nachdenklich, ich war an der Wende angelangt, brach den Heimweg an. Gedanken über meine Zukunft zu Hause kreisten in meinem Kopf.
Auf den Philippinen brauchten wir zu zweit pro Tag im Schnitt sFr. 36.-, haben bis jetzt alles ohne Diebstahl hinter uns gebracht und ohne Krankheiten!
Was die Philippinen speziell machte
Auf dem Trottoir stand alle paar Meter ein Verkaufsstand mit Zigaretten, welche meist einzeln gekauft wurden. Die Bonbons und Kaugummis dienten auch als Rückgeld. In diesen Setzkasten ähnlichen Gebilden befand sich ein Holzstück, welches durch Hin- und Herschieben ein Klopfen verursachte. So wurde der Verkäufer geweckt oder zumindest auf Kunden aufmerksam. In Manila sahen wir oft Zigarettenverkäufer mitten auf der Strasse, wo der Verkehr oft stillsteht.
Comic-Heftlis und Lesestoff ist für viele unerschwinglich. An einigen Orten gab es welche zum Ausleihen. Davor standen Bänke auf denen Jungs ganz vertieft die Lektüre verschlangen.
Alle Schüler und Studenten tragen Uniformen mit Namensschild und Foto. Die Kleidung unterscheidet sich nach Schule oder sogar nach Klasse. Die Mädchen sahen sehr chic aus, die Blusen waren immer strahlend weiss und gebügelt. Wie schafften sie das bloss in ihren Bambushütten ohne Strom und fliessendem Wasser?
Die Menschen sind sehr religiös. In Häusern, Restaurants und Hotels hängen Jesusbilder und Spruchbänder. Die Kirchen sind während der Messe oft überfüllt, oft stehen Gläubige sogar draussen.
Überall ertönt Pop/Rock-Musik, auch in den meisten Jeepneys. Besonders beliebt schienen Deep Purple und Led Zeppelin zu sein.
Im hintersten Kaff Asiens hängen Bilder aus der Schweiz.
Zu 99% wird Kaffee als Nescafé-Pulver serviert zu heissem Wasser, dazu eine Dose Kondensmilch – Kühlschränke gibt es ja nicht! Fleischlose Gerichte gibt es kaum. Selbst in der Eiersuppe und im Fried Rice schwimmen irgendwelche «Abfälle». Darum ass ich täglich Kuchen, am liebsten Schokoladekuchen mit Glasur.
Hauptverkehrsmittel ist wohl das Schiff. Ich stand einige Todesängste aus. Fähren befanden sich oft in bedenklichem Zustand und kenterten nicht selten. Bemerkt wurde das oft erst, wenn Leichen angeschwemmt wurden. Ob wir uns daher manchmal vor der Reise in einem Buch registrieren mussten?
Motorräder und Personenwagen in unserem Sinn fehlen praktisch im Strassenbild. Dieses wird dominiert von den Trycicles, also überdachtes Motorrad mit Seitenwagen als Taxi. Auf dem Lande sieht man häufig anstelle des Motorrades ein Velo. Die Fahrer sind oft Kinder, welche kaum sitzend treten können. Nebst diesen Dreirädern fahren natürlich Jeepneys und Busse, wenige Lastwagen. Privatwagen sind meist Land Rover oder Jeepneys.
Ein einziges Mal auf all meinen Reisen «strandete» ich und durfte eine private Einladung zum Übernachten annehmen. In Alicia, auf der Insel Bohol, waren wir Gäste der Dorf-Lehrerin. Sie schien als einzige im Ort ein Fernsehgerät zu besitzen – oder spähten die Kinder des Ortes unseretwegen durch die Maueröffnungen ins Wohnzimmer? Im Dorf gab es nur eine Toilette, eine ausgehobene Grube mit Holzpfählen als Sichtschutz. Nachdem ich in jener Gegend die Riesen-Geckos sah, war ich sehr dankbar fürs Moskitonetz.
Wenn du es ganz genau wissen willst, oder weitere Fotos anschauen, …