Hochzeit

Traditionelle und standesamtliche Trauung

Ihr erinnert euch? 1983 lernte ich Max (gestorben 15.2.22) auf Koh Samui kennen.
Vier Jahre später trafen wir uns erstmals wieder. Ich besuchte ihn in Regensburg am Silvester 1987. Wenige Tage später fiel uns der Abschied sehr schwer. Kaum kam ich zu Hause an, rief er mich an: Bist du gut angekommen? – Ja. – Willst du mich heiraten? – Ja. – Auf Bali? – Ja.
In Bali wollte Max seine Sommerferien verbringen. Ich lernte die Insel bereits 1984 kennen und war sofort einverstanden. Ich kündigte Wohnung und Job und zog Anfang August nach Regensburg.

Am 7. August 1988 flogen wir nach Bali. Max’ Schwester und ihr Freund begleiteten uns als Trauzeugen. Wir quartierten uns in Kuta ein und kontaktierten gleich den deutschen Honorarkonsul Reinhold Jantzen, der die Heirats-Papiere erstellte. Wir benötigten drei Wochen, um alle Papiere zu besorgen. Am Ende scheiterte es beinahe am Fehlen eines Stempels von der Schweizer Botschaft in Jakarta …

Embassy of Germany on Bali
Vor dem ersten Besuch beim Honorakonsul und nach der Ziviltrauung.

Als erstes benötigten wir eine Niederlassungsbewilligung. Dazu musste das «Hotel» unseren Aufenthalt schriftlich bestätigen. Der Besitzer meinte, er könne eine Schreibmaschine besorgen und seine Tochter, die jeweils am Wochenende nach Hause kommt, könne tippen. Das klappte wunderbar. Mit dem Dokument fuhren wir zum zuständigen Amt. Doch es wurde nicht akzeptiert, da das Logo des Losmens (Herberge) fehlte. Also nochmals dasselbe Prozedere.
Mehrmals mussten wir Herrn Jantzen anrufen um die weiteren Schritte zu besprechen. Sein Büro befand sich ca. 20 Kilometer entfernt, eine Weltreise! Einen Telefonanruf mussten wir jeweils anmelden und pünktlich vor dem Telefonamt anstehen, das sich in einer Bambushütte befand. Manchmal kriegten wir innert ein, zwei Stunden eine Verbindung, manchmal klappte es nicht.
Zum Erstellen von Fotokopien fuhren mit dem Taxi nach Sanur. Pech bloss, dass dort gerade der Strom während Stunden ausfiel.
Dieses Problem kannte der Fotograf nicht. Seine Kamera war auf einem Dreibein montiert. Er schlug ein Tuch über seinen Kopf und wir mussten ganz ruhig halten während den Sekunden der Beleuchtung. Klappte perfekt.
Wir kamen der Sache immer näher. Ein Termin auf dem Standesamt stand bereits fest, wurde aber später abgesagt, weil ein Stempel fehlte. Am Abend vor dem zweiten Termin wurden wir informiert, dass unsere Trauzeugen nicht akzeptiert werden. Diese dürfen nicht mit den Brautleuten verwandt sein und müssen älter sein. Wir waren am Verzweifeln, denn die beiden mussten drei Tage später bereits nach Hause fliegen und wollten als einzige Verwandte bzw. Freund unsere Hochzeit nicht verpassen. Eigentlich wollten wir an meinem Geburtstag heiraten, doch das war nun definitiv nicht mehr möglich. Am Abend schlenderten wir enttäuscht zum Strand. Plötzlich sagt Max: Den Typ da vorne kenne ich doch! «Knuth!» Ja, er wars! Reiseführer aus Regensburg. Max fragte gleich: Hast du morgen etwas vor? Wie alt bist du? Älter als ich, aber jünger als Max. Er war bereit, mein Trauzeuge zu sein. Da er oft mit Kleingruppen unterwegs ist auf Bali und den umliegenden Inseln, kannte er viele Leute. So auch eine Priesterin, die er gleich fragen wollte, ob sie uns vermählt. Wir fanden sie am Strand, wo sie als Masseurin arbeitete. Knuth besprach alles auf balinesisch. Sie war sofort einverstanden. Knuth bat uns, ihr DM 100.- zu überlassen für Essen und Getränke. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag um 17 Uhr im Hause der Priesterin.
So genossen wir an unserem Hochzeitstag erst den Strand und wunderten uns, was da abends auf uns zukommen würde.

Die traditionell balinesische Trauung
Die Priesterin wohnte mit ihrer Familie in einem typisch balinesischem «Haus» bzw. mehreren alleinstehenden Hüttchen, das jedes einem Zweck diente wie kochen oder schlafen. In solchen verschiedenen Räumen wurden wir für die Zeremonie vorbereitet. Wir durften die Hochzeitsgewänder der Priesterin und ihres verstorbenen Gatten tragen.

Traditionell wedding dresses on Bali
In glitzernden Tüchern gehüllt und mit Blumen geschmückt setzten wir uns zum Apero. Die Gestecke mit Früchten waren über Nacht im Tempel zur Segnung.

Während der Zeremonie wurden uns Blumenketten um den Hals gelegt, Reis auf die Stirn geklebt, Bändchen ums Handgelenk gebunden – alles hatte eine spezielle Bedeutung.

Wedding ceremony on Bali

Die Ringe kauften wir spontan während eines Ausfluges und tauschten sie nach der Trauung.


Entspannt sassen wir mit der Familie zusammen. Hühner gackerten, ein Baby wurde gebadet, die Kids freuten sich über die Limos, in der Küche wurde das Hochzeitsessen zubereitet.

Zu diesem luden wir die österreichischen Reise-Teilnehmer von Knuts Gruppe ein. Es war ein einzigartiges, wundervolles und friedliches Fest.

Wedding Dinner on Bali
Das Hochzeitsessen

Wedding in Kuta 1988
Das Familien-Hochzeitsfoto

Wedding in Kuta 1988

Kids at the wedding in Kuta

Das Video der traditionellen Trauung

Zivile Trauung auf dem Standesamt in Denpasar

Am nächsten Abend erhielten wir die Terminbestätigung vom Standesamt für den folgenden Morgen, dem 26.8.88. Max fragte spontan Herrn Jantzen, ob er als sein Trauzeuge amten würde. Er sagte zu und begleitete uns mit seiner Gattin.
Ich stellte mir vor, dass das Prozedere in fünf Minuten abgewickelt sein würde. Doch es wurde eine ernsthafte Angelegenheit, während der mir immer mulmiger wurde. Die Standesbeamtin las das Ehegesetz vor. Da hörte ich u.a., dass der Mann immer der Chef sei und bestimme, z.B. über Wohnort. Vielleicht ein Glück, können wir die Tonaufnahme von der Kassette nicht mehr abspielen.

Denpasar, registry office
Das Ehegesetz wird vorgelesen. Mit dem Walkman nehmen wir alles auf.
Wedding certificate in Denpasar
Das Unterschreiben der Hochzeitsurkunde

Zur Bestätigung der Trauung mussten wir aufstehen. Die Dame ergriff den Holzhammer, fragte nochmals, ob jemand etwas gegen diese Ehe vorzutragen habe, dann schlug sie auf den Tisch – wie an einer Gant.

Registry office in Denpasar
Auf dem Standesamt nach der Trauung

Später im Losmen hörten wir nochmals das Band ab und wunderten uns, dass wir beide mit unseren bisherigen Familiennamen angesprochen wurden. Am nächsten Tag fragte ich Herrn Jantzen, wie ich denn nun hiesse. Er meinte, dass in Bali jeder seinen angeborenen Namen auch nach der Hochzeit behält. Aber was dann in Deutschland gelte, wisse er auch nicht. So wusste ich noch weitere vier Monaten lang nicht, wie ich korrekt heisse. Freunde nannten mich Frau Jantzen.
Unsere Begleiter fuhren vom Standesamt direkt zum Flughafen. Für uns begannen die Flitterwochen. Und die erste Ehekrise. Denn nach der Begleichung von Herrn Jantzens Rechnung (DM 1’200.-) waren wir praktisch bankrott. Kreditkarten gab es ja noch nicht, für eine Geldüberweisung von zu Hause war die Zeit zu knapp. Ich glaube, uns blieben DM 200.- für eine Woche. Einen Teil investierten wir sofort in die Miete eines Motorrads, mit welchem wir die Insel erkundeten. Einen Teil dieses Paradieses entdeckten wir bereits zu viert mit dem Mietauto.