6.-9.
Zwischenlandung in Hongkong. Weiterflug war seit 4 Wochen gecancelled. Sofort Ticket von Philippine Airlines erhalten.
In Manila im Casa Olga. Sofort aufs GPO per Jeepney. Unsere Briefe aus Indien waren während 4 Wochen unterwegs in die Schweiz, Aerogramm 2 Wochen.
Mac Donald, gab’s in Indien nicht: Cheeseburger, Frites und Kaffee! Abends Spaghetti Carbonara – zurück in der Zivilisation!!
Und Frühstück kaufte Hotelpersonal extra für uns ein: American Breakfast mit ham. Kaum andere Touristen in Manila.
Abends Pizza Hut nach Rizal Park, Südhafen, Sta Cruz.
Bei Air India Flüge reconfirmed. Klappte hervorragend, die Computers waren eine Woche alt, wir die einzigen Kunden. Flugrouten und -zeiten hatten sich geändert wegen Irak-Krieg.
Cathay Pacific, im selben Gebäude, Nummer gezogen und 2 ½ Std. gewartet.
New Makati (Geschäftsviertel): Anrufe nach Hause, klappte sofort, kostete 204 Peso, Fr. 10.- pro 3 Minuten.
Chinesischer Friedhof mit Guide. Guide verlangte pro Stunde 1’200 Peso, abgemacht war dieser Preis als Pauschale. Eine Lehrerin verdient 21.- Peso pro Stunde.
10.-12.
Fahrt mit Bus nach Banaue (sehr gute Strasse, schneller Bus, keine Zwischenfälle!), People’s Lodge ganz neu, riecht nach Farbe, 150.- Peso.
Auf dem Weg zum View Point kreuzte eine Schlange unseren Weg.
Auf dem View Point war ein einziger Tourist.
Nachts Regen: schöne Geräuschkulisse, irgendwie gemütlich, heimisch, romantisch.
Wanderung durch Reisterrassen, vorbei an Ifugao-Häusern.
13.
Nach Batad per Bus à 25 P, da dieser gerade vor Haustür steht. Geplant waren die 8 km zu Fuss.
Im Foreigner’s Inn ohne fliessend Wasser, Speisekarte und Klo. Anders im Main Village Inn, wo wir uns aufhielten, dinierten und Renate aus Berlin kennenlernten sowie ein französisches Paar, mit denen wir am folgenden Tag nach Cambulo aufbrachen. 5 ½ Std. Marsch durch traumhafte Landschaft, Reisterrassen.
Jeepney erwischt zum Restaurant Stairway. Dort Jugoslawe getroffen, den wir auf der Fahrt von Varanasi nach Nepal kennenlernten. Er ernährt sich fast ausschliesslich von Bananen.
16.-19.
Fahrt Bontoc – Sagada.
Essen bei Julia mit 2 Schweizern, Rindsteak mit Gemüse, Reis und Banane für 60 P.
Unterkunft Joseph’s Guest House.
Zufällig Guide für Höhlentour getroffen und gebucht für 18.
Standard-Verpflegung gekauft: Thunfisch in der Dose, Tomate, Gurke und Brot.
Pic-Nic am View Point, keine anderen Touristen. Auf dem Rückweg unbeabsichtigt Kühe vertrieben und um unser Leben gefürchtet.
Begräbnishöhle besucht, Wasserfall mit Swimmingpool.
Canasta gespielt.
Höhlenbesuch mit gleichem Guide wie 7 Jahre zuvor. Er ist mittlerweile 82jährig. War er Koch im Spital? «Nur» zu siebt auf der Tour, da 3 Schweizer zurückgingen, ihnen war die Gruppe zu gross. Höhlentrip zwar kürzer als beim ersten Mal, aber wieder ein fantastisches Erlebnis.
20.
Bontoc, Mittagessen im Mountain-Hotel, in welchem ich auf erster Reise wohnte. Museumsbesuch, Spaziergang durchs Dorf.
Im Hotel ?? 8köpfige deutsche Reisegruppe und deutsches Ehepaar. Abends klimperte sogar einer am Klavier – halt kein Traveller Hotel!
20.
Bontoc – Baguio (1500m), Strasse führt bis auf 2’400 m, wunderschöne Landschaft. Stadt furchtbar, viel Verkehr und Abgase (nach 2 Wochen in den Bergen kaum auszuhalten), schmutzig, und das Erdbeben hat Spuren hinterlassen. Im Zentrum liegt ein riesiger Trümmerhaufen eines eingestürzten Hochhauses, andere eingestürzte Häuser und unbewohnbare Ruinen.
21.
Baguio – Manila in 6 Stunden mit Air-Con Luxus-Bus.
Manila grässlich: Abgase, Lärm, Hitze und Feuchtigkeit, Schmutz, chaotisch im Malate Pension – bloss wieder weg! Aber noch GPO und Taschen holen in Olga Casa Pension, Geld wechseln.
21.
Manila – Tagatay mit Bus, Toal Vista Lodge mit Aussicht. Special ride mit Taxi (200P/Person) nach Talisay, Rosalina’s Place, einfach, aber schöne Häuschen, ruhig und im Grünen – herrlich, nach Manila-Schock.
22.
Boot-Trip zur Vulkaninsel (400P, Guide 100P). Kurze Wanderung zum Aussichtspunkt auf dem Kratersee, dann ½ Std. in den Krater, in welchem Lavagestein liegt. An verschiedenen Stellen steigt heisser Dampf/Rauch auf. Zurück zum Boot, sehr windig, draussen starker Wellengang. Warteten eine Stunde. Dann Überfahrt. Auslegerboot wurde wie eine Nussschale von den wellen gewogen und begossen. Wir sassen hintereinander, jeder mit einem Kübel, das Wasser wieder über Bord kippend. Klitschenass bis auf die Haut. Wenigstens war das Wasser warm.
25.
Pagsnjan, Bootsfahrt zum Wasserfall. Mittlerweile gibt es auf der Strecke 3 Stände mit Softdrinks und Snacks! Die Boote werden im breiteren Flusslauf von einem Motorboot rauf- und auch runtergezogen. Die Bootsmänner sind nicht mehr so fit wie 7 Jahre zuvor, zogen aber eine Show der Anstrengung ab: 3 x Pause, 1 kurzes Stück mussten wir sogar zu Fuss gehen.
Kosten 150P/Person (fix, offiziell) plus 50P/Ruderer Trinkgeld.
Mit Bus von Pagnsjan nach Lucban (spanische Stadt, enttäuschend), weiter mit Bus nach Daet, dann Bus nach Legazpi, am 27., nichts besonderes.
28.
Sta Domingo mit wunderschönem Beach Resort. Einfache Cottages, Klo-Schüssel mit Dusche!!, offene Hüttchen zum Sitzen. Sind die einzigen Gäste -super! Nach Ankunft gleich sehr grosse Wäsche. Danach im Zimmer Riesengecko entdeckt. Vermieter erschlug ihn, sei dangerous. Ganz tot war er nicht, Max erlöste ihn.
28.2.
Der Krieg in Irak ist zu Ende!!!!
3.3
Santo Domingo, 300 m neben Reyes Beach Resort
Ein Faulenzerort. Über Nacht sind wir die einzigen Gäste, tagsüber werden die Zimmer an Pärchen vermietet. Am Wochenende kamen viele Einheimische mit Pic-Nic und mieteten sich die gedeckten Sitzplätze (30 Peso). Es wird Einweggeschirr verkauft.
4.-7.
Jeepney nach Legazpi, Bus nach Sorsegon, Jeepney nach Matnog, Fähre nach Allen, einquartiert im Bicolana Lodging House. Pro Bett 25 P ohne Matratze, mit Matratze 35.-. Hätten wir uns lieber nicht geleistet – Wanzen!
Mit Bus in 5 Std. nach Tacloban.
Relief der Landung von Mc Arthur, schöne Anlage, gediegenes Resort.
Beobachteten einen Congress zu «Disaster Management».
Jeepney nach Basay. Flussfahrt in Boot mit 6 Touris und Guide, beidseitig Palmen, Auslegerboote mit Einheimischen, glasklares Wasser, Spaziergang durch Dschungel über bemooste Steine, durch grossen Höhleneingang, nach kurzer Passager schöner Blick auf Fluss und steile Felswand. Zwei weitere Höhlen besucht mit Tropfsteinen.
8.
Bato – Green House Lodge, echt einen Besuch wert.
9.
Mit Auslegerboot nach Bohol
Bus nach Carmen mit den noch gleichen alten Gefährten: Seiten offen, Bänke durchgehend. Einheimische bestaunten uns und freuten sich, fotografiert zu werden. Die Fahrt auf der hintersten Bank war eine Tortur – Schlaglöcher!
Im Hotel waren wir die einzigen Gäste, Haus heruntergekommen, aber 12 Angestellte. Alles auf der Speisekarte war erhältlich und schmeckte wunderbar.
10.
Um 6 Uhr zum View Point hoch zum Sonnenaufgang. Schön, aber kalt und windig.
Ein Bus mit einheimischen Touristen traf ein und 2 Weisse von Elektrowatt Zürich, welche für ein Bewässerungsprojekt arbeiteten.
11.
Die Zürcher nahmen uns im Jeepney mit nach Carmen. Von dort mit Bus nach Tubigon, Fähre nach Cebu City, eine schöne und neue!!! Vorbei an Trauminseln und seichten Stellen, wo das Wasser in schillernden Farben leuchtete.
12.
Cebu City. Sofort zu PAL, wollten Flug buchen, nur open Tickets erhältlich, da Kalibo keinen Computer hat, sind keine Reservierungen möglich.
Im Wiener Kaffeehaus Original-Wiener-Kaffee genossen. Schmeckte ausgezeichnet. Lokal nett und sehr teuer.
Im National Book Shop 5 Bücher gekauft – Lesestoff für Boracay! Geld gewechselt und Proviant gekauft. Ebenso das 3 kg schwere Spiel Mah Jong für 695.- P.
$
13.
Sassen im Bus nach Bacolad, kauften die Tickets, warteten – erhielten das Geld zurück. Der Bus fuhr nicht, wegen des Wetters!? Erwischten einen anderen nach Toledo. Von dort sofort Anschluss an Fähre. Ab San Carlos Stehplätze im Bus, später zu viert auf einer Dreier-Bank. Nach einer Stunde Fahrt mussten wir aussteigen. Durch starken Regen war alles überschwemmt, eine Brücke «ging baden». Wir wateten durch den Morast, überquerten den Fluss auf einem Holzbrett. Männer hielten als Geländer ein Seil gespannt. Wieder durch den Morast und in den nächsten Bus. An der «Unglücksstelle» haben sich Träger eingefunden und Foodverkäufer.
In Bacolod vom Bus in Jeepney gehetzt und zum Pier gefahren – die Fähre war allerdings weg. Nahmen zu viert eine Taxe und fuhren in ein Hotel in der City.
14.
Mit Taxi zur 7.00 Uhr-Fähre. Sehr grosse, nahmen 1. Klasse, fanden allerdings nur noch auf dem Dach einen Platz.
In Iloilo per Tricycle zum Kalibo-Bus. Durch Panne eine Stunde Rast in Resti.
In Kalibo per Tricycle zum teuren Glowmoon-Hotel. Gleich zum Airport und Tickets nach Manila gekauft. Am Flughafen viele Touristen, weil am Vortag ein Flug ausfiel wegen des schlechten Wetters. Einige der Wartenden sahen wir abends wieder in der Stadt.
Wir mussten für den 28. buchen, denn am 29., Karfreitag, wird nicht geflogen, 30. Und 31. Sind ausgebucht.
Wir kauften Proviant ein für Boracay: Kaffee, Milchpulver, Butter, Konfi, Bonbons, Biscuits, Kerzen, Moskito-Coils, Waschpulver, Zigaretten, Sandwich Spread, Tuna und Corned Beef.
15.-28.
Bus nach Caticlan, von dort mit Fähre nach Borocay. Natürlich ist inzwischen alles zugebaut worden, Motorräder fahren, aber es hat sich in Grenzen gehalten, zumindest was die Bauart betrifft. Der Strand ist noch immer weiss und sauber, zwar mit vielen Booten, das Wasser ist einfach fantastisch!
Ich blieb mit dem Gepäck in einem Strand-Kaffee und genoss erstmals auf den Philippinen einen Banana-Shake, wo sonst ausschliesslich Coke, Fanta, Sprite und Bier erhältlich sind.
Renate und Max fanden ein Cottage, schön im Grünen, ca. 50 m vom Strand zwar, aber ruhig und nach vorne immerhin etwa 20 m vom «Einheimischen Haus» entfernt. Grosse Veranda mit Tisch, 2 Liegestühlen, Hängematte, dann eigenen Dusche und WC, Schrank, Spiegel, Fenster und Betten mit Moskitonetz für 150.- P. Ist ja günstig, einige Ps günstiger als vor 7 Jahren, als sie ohne Dusche 50.- kosteten (jetzt 100.-, ich war dort). Heute für uns viel besserer Wechselkurs.
Nun beginnt der Inselurlaub mit Zeitunglesen in der Hängematte!
Nach dem Genuss der besten Hängematte der Welt machten wir einen «Entdeckungstrip» nach Norden. Erst folgte Shop an Shop, dann Cottage an Cottage.
Alles relativ neu gebaut, aber echt schön, nur Holz und Bambus wurde verwendet mit Ausnahme der Duschen, die gemauert sind, aber nicht auffallen von vorne (Strandseite). Die teureren Anlagen haben wunderschöne Gartenanlagen mit vielen Blumen. Obwohl es natürlich nicht mit dem «alten» (1984) Boracay vergleichbar ist, waren wir positiv überrascht. Schade nur, dass alle Cottages, die am Strand entlang standen, abgerissen wurden. Anstelle derer wurden Palmen neu gepflanzt. Nun stehen alle Cottages hinter diesem Streifen und hinter der *«Strasse», also relativ weit vom Meer.
Zurück gingen wir entlang dem Strand, auf dem weissen, feinen Sand. Beobachteten das Farbenspiel des Sonnenuntergangs. Dinner im Starfire, Neonlicht (1984 gab es noch keinen Strom), aber gute Musik wie z.B. Scorpions.
*Strasse: 1984 gab es nur einen Trampelpfad. 1991 eine ca. 1 m breiten Sandweg, auf dem «Taxis» fuhren, Motorräder, auf deren Sozius man mitfahren konnte. Motorenlärm und Töffs waren sehr gewohnheitsbedürftig für mich.
15.
Schwimmen im Meer, Wasser einfach fantastisch, glasklar. Sonnenbad, danach Spaziergang Richtung Süden. Die Strasse endet allerdings bald, dann geht’s weiter auf schmalen Wegen zwischen Cottages. Viele Einheimische, ursprüngliche Shops mit Obst und Gemüse, kleiner «Dorfplatz». Weiter entlang dem Strand – und dort entdeckten wir eine Cottage direkt am Strand, bewohnt. Auf dem Rückweg gingen wir zur Vermieterin, liessen uns die Cottage zeigen, versuchten zu handeln, doch ging der Preis lediglich von 200 P auf 190 runter. Wir machten eine Anzahlung und freuten uns riesig auf den Umzug am folgenden Tag.
Nach dem Sonnenuntergang Strandspaziergang und Diner im Strandresti, Tische im Sand, Petrollampen – romantisch!
Lasse mich vom Buch fesseln «Der Tod des Ivan Ilonych» von Tolstoi.
16.-21.
Umzug. Jetzt wohnen wir wirklich wie im Paradies. Cottage und Veranda sehr gross, Blick aufs Meer, keinen Durchgangsverkehr, ruhig – was könnte schöner sein? Die Händler kommen zwar auch, aber nicht zu viele und nicht zu wenige. Kauften eine Hängematte und Obst. Ansonsten: Hängematte – schwimmen – Hängematte – lesen – Kaffee trinken – schwimmen – sonnenbaden – essen – wie im Paradies. Die Tage gehen zu schnell vorbei!
22.
mit Paddelboot unterwegs, rudern und steuern nicht einfach, aber wir kamen zurück.
28.
Flug nach Manila. Alles erstaunlich gut geklappt. Nachdem Malate Pension voll, im Exotic Garden gute Unterkunft gefunden.
29.
Karfreitag. 2’00’000 Einwohner flüchteten aus der Stadt. Kaum Verkehr.
Besuch eines Nachtclubs. Besucher (Weisse) boten bestes Programm (peinlich!).
30. und 1.4.
Shopping in im Robinsons und Sta. Cruz Jeans, Schuhe, Kleid, T-Shirts
31.3.
Ostern: Boracay-Papier-Foto-Film entwickelt und geschopt
1.4.
Letzter Tag. Nach Shooping und packen gelangweilt.
Micha fuhr uns nach Frankfurt. Abflug mit eineinhalb Stunden Verspätung. Flug langweilig, Essen sehr gut.
Mein Rucksack kam an, der von Max flog vermutlich nach Bombay weiter. Formalitäten dazu unproblematisch, scheint öfter vorzukommen. Rucksack müsste heute um 19.50 h ankommen – wir sind gespannt!
Geldwechseln auf dem Flughafen natürlich langwierig. Als ich endlich an die Reihe kam, ging das Geld aus – weitere Verzögerung.
Draussen war es unerwartet kalt, waren froh um unsere Pullover. Mit dem Bus zum Connaught Place, Belästigungen, Sunny’s Guest House ausgebucht, per Scooter ins Cama. Hier für 165 Rp (Fr. 11.-) heisse Dusche, Klimaanlage, Radio, Room Service – luxuriös!
Nach fünf Stunden Schlaf gingen wir gestern zu Fuss zum Connaugt-Place. Kaum angekommen, biegen zwei Elefanten ums Eck – wie bestellt!
Nach dem zu Fuss-Heimweg Speis und Trank draussen – schön und gut.
Heute Sightseeing-Tour von 9.30 bis 17 Uhr. War gut, etwas anstrengend.
10.12. Agra
Gestern Frühstück im Bett, dann weitergeschlafen bis 14 Uhr! Zu Fuss zum Bahnhof, Tickets nach Agra gekauft und abends um 19 Uhr gefahren. Zuerst in der falschen Klasse gesessen, dann in letzter Sekunde gewechselt und knapp Sitzplätze gefunden (2 Inder machten uns Platz). Scooter und Hotel ohne Probleme gefunden.
Heute Sightseeing-Tour Taj Mahal und Fort. War herrlich, kaum Belästigungen, keinen Abriss!
Hotel hier sehr gut, DZ 75 Rp, Dachterrasse, vor dem Haus zwei Tischchen. Frühstück draussen sehr interessant: Kuh- und Pferdewagen passierten sowie Kamel, Moslem-Beerdigung. Affen turnen rum.
Eingang zum Taj fünf Minuten von hier durch wunderschöne Gässchen. Walkten vorhin durch den Basar – herrlich!
Einziger Nachteil: die nahe Moschee!!
12.12.
Gestern Fahrt mit dem öffentlichen Bus nach Fatehpur Sikri.
Schöne Anlage, grosser Palast, Fort hier hat uns dennoch viel mehr beeindruckt. Hatten vor dieser Fahrt auch die Bahntickets für heute 23 Uhr nach Varanasi gekauft – ohne Probleme! 2nd Sleeper.
Gestern erste Karten und Brief geschrieben.
Heute 10 Uhr Check out, Frühstück beim Yum Yum. Jetzt sitzen wir auf einer Bank vor dem Taj, um uns zig «Eichhörnchen». Einfach herrlich. Müssen noch die nächsten zwölf Stunden bis zur Bahnabfahrt totschlagen.
14.12. Varanasi / Benares
Zeit totgeschlagen beim Essen, Spaziergang, Tee im Hotel, Pommes (meist bei Kerzenlicht).
In Zug eingestiegen, Plätze gefunden, Chaos – und plötzlich war Max’ Handtasche weg. Grösster Verlust: Fotoapparat. Glück im Unglück: keine Papiere, kein Geld oder Schecks weg.
23.15 Uhr Abfahrt, 17 Stunden unterwegs. Einigermassen gut geschlafen.
Problem hier: Unruhen in der Altstadt, keinen Zugang. Hotel Nähe Bahnhof, teuer, aber kaum andere Möglichkeit. Leider alle Strassen im Umkreis wie ausgestorben, da scheinbar Versammlungsverbot. Fahrzeuge können nur mit Sondergenehmigung passieren, überall Polizei.
Also so rasch möglich weiter nach Kathmandu. Heute wegen Unruhen kein Bus gefahren. Morgen?
Mit Max’ Tasche sind auch seine Passbilder weg. Da hier alles geschlossen, mussten wir welche «hinter» dem Bahnhof besorgen. War leichter als gedacht. Die Wartezeit nutzten wir zum Rumschauen. Drüben alles ziemlich «normal».
Nach vier Stunden Marsch warten wir nun im Hotelzimmer auf den bestellten Tee. Zeitung lesen und das gestern erlernte Canastra spielen – Relaxing!
16.12.1990 Nepal
Bus fuhr also gestern, 175 Rp pro Person inkl. Übernachtung und Frühstück. Mussten um 6.30 Uhr Hotel verlassen. Da Scooter-Fahrer 10 Rp verlangte, gingen wir zu Fuss, verpassten die Abzweigung und gingen einen Riesenumweg. Schliesslich nahmen wir doch eine Rikscha und kamen kurz nach 7 Uhr an. Frühstück, Gepäck auf dem Dach verstauen, schliesslich konnten wir (ca. 10 Personen) um 9 Uhr doch noch starten. Bequemer Direktbus, neun Stunden Fahrt, Grenzübertritt zu Fuss, Abmeldung Indien, Visa Nepal, alles schnell und ohne Probleme, nicht mal ein Foto wurde verlangt!!
Unterkunft im Nepal Guest House, sehr einfach, aber ok. Abends mit Mitreisenden im Resti, gute Unterhaltung. Heute um 6 Uhr Tagwacht, Bus sollte um 7.30 Uhr starten, Abfahrt effektiv um 9.30 Uhr. Dafür Zeit zum Geldwechseln. Sind eben ca. 15 Minuten gefahren mit etlichen Kurz-Stopps. Seit zehn Minuten wird der Bus repariert – fängt ja gut an! Wann wir wohl in Kathmandu «landen» werden?
17.12. Kathmandu
Kurze Zeit später wurde der Bus gewechselt, bekamen einen viel besseren mit grossen Fenstern. Fahrt durch schöne Landschaft, entlang eines Flusses. Unterwegs gesehen: Einen auf die Seite gekippten Bus, einen auf dem Dach liegenden LKW und einen umgekippten. Doch wir kamen gut an, nach zwölf Stunden, um 21 Uhr. Erstes Hotel ganz schlecht, zweites kaum besser, blieben aber vorerst.
Heute nach dem Frühstück sind wir umgezogen. Jetzt haben wir ein schönes, grosses Zimmer mit heisser Dusche und Toilette. Ersteres haben wir besonders genossen nach zwei Tagen ohne Dusche.
Haben gleich die nächste Umgebung ausgekundschaftet. Ist wunderbar hier, sauber und ruhiger als in Indien.
Es gibt wunderschönen Silberschmuck, Textilien und Bilder. Haben uns heute aber vor allem für Fotokameras interessiert. Viele Shops führen welche, waren positiv überrascht und erleichtert. Kauften eine Autofocus mit Blitz und Tele für Rp 3’250 = DM 160.-. Kauften auch gleich einen Test-Papierfilm – gerade ist Max unterwegs um die Abzüge zu holen.
Haben heute nach dem Duschen erstmals seit zehn Tagen ganz frische Kleider angezogen! Die verstaubten lassen wir nun reinigen.
Es gibt hier viele schöne, gemütliche Restaurants mit einer Riesenauswahl. Um 22 Uhr ist jedoch alles bereits geschlossen. So mussten wir uns gestern nach der Ankunft mit Tee und Kuchen begnügen.
Das einzige Problem ist die Kälte!
Neuer Weltempfänger funktioniert leider nicht. Etliche Versuche, einen deutschen oder Schweizer Sender zu empfangen sind bisher gescheitert. Vor allem laufen die Batterien immer sofort aus.
20.12.
Haben inzwischen Patan ausgekundschaftet und Bhaktapur. In beiden Städten gibt es wunderschöne Plätze mit Pagoden, doch inzwischen sahen wir genug davon. Morgen wollen wir weiter nach Pokhara.
Zeitung von gestern: Temperatur tagsüber 20° bis 23°C, nachts 0° bis 2°C!! Haben uns mittlerweile an die Kälte gewöhnt und heute endlich, nach drei Tagen, unsere gewaschenen Pullis zurückerhalten!
Zurück zur Zeitung: Weiterhin Unruhen in Indien, besonders in Agra, Taj war während drei Tagen geschlossen. Varanasi bleib unerwähnt, hoffentlich wieder alles normal.
Seit vorgestern tragen wir einige geschriebene Postkarten und einen Brief mit uns herum – die Postangestellten streiken!
Wohnen übrigens im Hotel Surat, am Hauptplatz mit Blick auf das dortige Geschehen. Haben sogar einen kleinen Balkon und natürlich heisse Dusche für Rp 100.- = DM 5.-.
21.12.
Heute schlug der Versuch fehl, einen Bus nach Pokhara zu erwischen. Der letzte fährt um 9 Uhr und nicht wie im Buch erwähnt um 15 Uhr. Also mit Scooter zurück zum GPO und hier eine Unterkunft gesucht – und gefunden. Sicherheitshalber Tickets für Touristenbus gekauft. Abfahrt ganz in der Nähe um 7 Uhr.
Heute war grosser Shopping-Tag: 2 Armreifen, 3 T-Shirts, Indien-Reisebuch und Proviant für morgen.
23.12. Pokhara
Gestern also früh aufgestanden, Stress, kein Frühstück, kurz vor 7 Uhr auf «Bus-Stop». Nach einer halben Stunde erfahren, dass unser Bus unterwegs war, dann aber einen Platten hatte. 8.30 Uhr Abfahrt mit Ersatzbus (zweites Mal bei zweiter Fahrt!). Irgendwann Stopp, stiegen aus, machten es uns bequem in der «Lovers Hut», bestellten Lunch, waren guter Dinge – Bus hupt, alle Mitreisenden schon drin! Weiterfahrt ohne Lunch – Lunchpause nach sechs Stunden Fahrt. Ganze Strecke ist eine Baustelle, unsere Sitzreihe wurde bei einem «Flug» aus der Verankerung gerissen. Ankunft auch hier bei Dunkelheit.
Erster Eindruck: Lake Side Strasse könnte Kuta sein. Wenig Touristen, alle Restaurants leer. Dinner, Canasta, früh zu Bett, warm und angenehm.
Morgens Freude auf Dusche und Haarwäsche, doch kein heisses Wasser! Bestellten welches in Kübeln. Nach Körperreinigung etwas Wäsche gemacht.
Gegen Mittag Frühstück im Baba, sehr schön, auf der einen Seite See, auf der anderen Berg-Panorama. Ruhiger Tag, Geld gewechselt, Pic Nic gekauft für morgen, Tee getrunken, auf dem Dach Karten gespielt.
25.12.
Gestern Frühstück im Hungry Eye, wo auch City Bus bestiegen, der dann mehrere längere Stopps einlegte. Schliesslich doch beim Old Basar angekommen: Start unseres Treks. Aufstieg acht Stunden, leichter als befürchtet. Kurz vor dem Gipfel Kaffeepause bei wunderschöner Rundsicht: unten ganzer See, Hügel mit Reisterrassen bis zuoberst – und natürlich Himalaya-Riesen. Aussicht auf diese von Bergspitze eher enttäuschend, denn wir sind noch immer ca. 70 Kilometer vom 8000er entfernt, so dass dieser nicht so gigantisch erscheint wie erwartet. Abstieg direkt nach Baidam: steiler, länger und schlechter begehbar als Aufstieg, aber viel schönere Gegend und Aussicht. Reisterrassen, rote Häuser, Weihnachtssterne, Kakteen, Steinmauern, Menschen, Tiere, Blumen. Max half einer Einheimischen beim «Bambusfällen». Es war auf jeden Fall ein wunderschöner «Weihnachts-Spaziergang», und wir freuen uns schon auf den nächsten Trek.
Heute Frühstück am See, in der warmen Sonne – herrlich. Danach Bus-Tickest nach Varanasi für übermorgen gekauft: 43 Rp pro Person.
27.12. Sonanti
Gestern Fahrrad gemietet, GPO, Yeti-Schlucht, welche wir nur von oben sahen, sehr eng, kein Abstieg möglich.
«Kleiner botanischer Garten» gegenüber «unserem» New Prince Hotel: sehr schön angelegt, blühende Sträucher wie Weihnachtssterne und Hibiskus, Bananenbaum.
Die Essensportionen sind viel zu gross. Wir packten schon zweimal Essen ein weil es uns peinlich gewesen wäre, es stehen zu lassen.
Gestern noch 20 Pakete Zigaretten eingekauft, das Stück ohne Filter 5 Rp, mit Filter 60 Rp!
Heute Busabfahrt um 4 Uhr! Fahrt hierher verlief ohne Zwischenfälle!
29.12. Varanasi
Vorgestern an der Grenze um 14 Uhr, Zeit im Resti totgeschlagen (Martin CH) und auf dem Bett Canasta gespielt. Leider kein Wasser vorhanden. (Ich meine, wir mussten an der Grenze übernachten, auf dem bisher härtesten Bett meines Lebens: ein Pritsche mit dünner Decke in kleinstem, dunklen Raum.)
Gestern mussten wir um 8.30 Uhr im Bus auf Medienseite sein. Abfahrt 10.30 Uhr. Viele Tibetaner fuhren mit, da diese Tag der Dalai Lama bei Varanasi weilt. Zudem viele Touris, manche mussten stehen.
Nach ca. ¼ Stunden hält der Bus. Bänke werden reingestellt. Ab und zu etwas am Bus repariert, nach drei langen Stunden gings weiter, nur eine Dinner-Pause, indisches Restaurant, Essen super, ohne Besteck, Toilette auf Wiese. Ankunft hier nach 16 Stunden!!
Rikscha zum goldenen Tempel, rumirren in engen, leeren Gassen, alle Lodges voll. Schliesslich können wir in einer schlafen, hinter der Türe zum Dach.
Hat getaugt, schliefen sehr gut (nach zwei kurzen Nächsten und zwei Tagen Busfahrt!).
Heute Morgen suchte Max mit einem Hotelboy per Motorrad Unterkunft. Packten dann unsere Sachen, genossen Yogi-Tee in einer Gasse, Einzug im Maharadja Hotel, i.O. aber teuer, 150 Rp.
Dann kam der grosse Augenblick: heisses Wasser wurde angeliefert! Duschen, Haare und Kleider waschen, danach in saubere – oh wie wunderbar!
Und los geht’s auf Entdeckungsreise, wunderbarer Basar in den engen Gassen: viele Stoffe, Kupfergegenstände, Schmuck, wunderschöne farbige Pulver (malte mir den Scheitel rot), Max kaufte sich eine kleine Holz-Shiva-Figur.
Goldener Tempel von aussen und dann kamen wir zum Haupt-Ghat. Sehr beeindruckend. Auf Plattform gute Sicht, keine Touris. Ca. zehn Scheiterhaufen brennen, etwa alle Viertelstunde wird eine Leiche hingetragen auf einer Art Bahre (aus zwei Bambusstangen), in schöne Tücher gehüllt und mit Blumen geschmückt. Handelt es sich beim Toten um einen alten, singen die Männer. Frauen dürfen nicht zu den Verbrennungen, da sie weinen würden!! Überall riesige Holzbeigen, Verwandte des/der Toten müssen erst Holz bezahlen. Dann kommt Leiche auf Scheiterhaufen, Holzstangen darüber, zuoberst Reisig. Eine Verbrennung dauert ziemlich lange. Bei einer verkohlten Leiche waren deutlich der Oberkörper, Kopf und Arme zu erkennen. Mit langen Bambusstöcken wurde diese sich aufbäumenden Körperteile immer wieder ins lodernde Feuer gestossen, versucht, sie zu zerkleinern durch Hiebe auf den Kopf. (Mittlerweile gelesen auf https://www.tod-und-glaube.de/hinduismus.php: Hindus glauben an die Wiedergeburt. Jedes Lebewesen hat eine unsterbliche Seele, Atman genannt. Das Atman ist wie ein weiterer Körper im Körper des Menschen, bestehend aus Gedanken und Gefühlen, dem Ewigen des Menschen. Um es herauszulösen, wird der Schädel zerschlagen und der Leichnam verbrannt, damit das Atman zu Brahman zurückkehrt.)
Nicht verbrannt werden Kinder bis fünf Jahre, Sadhus (heilige Männer), Lepra-Kranke, von Kobras Gebissene und Schwangere. Diese Leichname werden mit Steinen beschwert, mit dem Holzboot (mit Angehörigen an Bord) in die Mitte des Ganges gefahren und dort ins Wasser gestossen. Konnten wir zweimal mitverfolgen. Waren von dieser Stelle sehr beeindruckt.
Danach im Affentempel, entlang des Ganges Richtung Norden, dann zurück durch die Gässchen, wo uns ein weiterer Leichenzug entgegenkam.
30.12.
Gegen Abend um 20.30 Uhr todmüde ins Bett. Heute waren wir um 7.15 Uhr am Ganges. Nicht sehr viel los (Samstag?), aber schöne Stimmung. Frühstück in einem Guest House und ausgedehnter Spaziergang durch die Gassen. Allerdings sind die meisten Shops geschlossen.
31.12.
Gestern Affen auf der Balustrade und einen im Zimmer, überfiel den Papierkorb. Gecko-Jagd vom Fenster unters Bett!
Heute GPO, Bank, Rikscha Fahrt Bahnhof, war sehr schön, totaler Stau, viel los, dann Tickets besorgt für Satna, reibungslos! Plätze reserviert für klassische indische Musik heute Nacht – es ist ja Silvester!
1.1.1991
Wunderschönen Silvester verbracht im Musik-Ashram. Musik teils aufgenommen. Super Tänzer – war einfach toll! Um Mitternacht gab’s Reis und Tee. Blieben bis zwei Uhr. An Silvester Gewitter und erster Regen. Heute früh kühl, jetzt wieder Sonnenschein. Verabschiedeten uns vom Ganges, kauften einige Holzfiguren und Nasenstecker! Max liess sich rasieren – erstmals sehe ich meinen Gatten «ohne»!!
3.1. Kajuraho
Gestern mit Bahn nach Satna – Hotel India- 6.30 Uhr Bus nach Kajuraho. Ziemlich touristisch geworden, gutes Hotel, neu und sauber (Surya). Dusche, Haare waschen, Kleider waren nach wenigen Stunden auf dem Dach bereits trocken – wunderbar, alles sauber! Spaziergang durchs Dorf zu den drei Osttempeln. Schön, bloss Max hatte keinen Film, ich hatte den bereitgelegten natürlich aufgeräumt!
Vorgestern Tempel-Hauptgruppe besichtigt – beeindruckend! Kaum Touristen, ruhig, schöne Anlage. Abends jeweils gutes Essen: Thali.
Gestern 4.30 Uhr Abfahrt mit Jeep zum Nationalpark (nur wir zwei, 500 Rp/Jeep). Sehr kalt, konnten uns beim Parkeingang an einem Feuer wärmen und Tagesanbruch mit einigen jungen und alten Indern miterleben. Zusehen, wie Elefant geholt und «gesattelt» wurde.
Wir fuhren mit vier «Guides» im Jeep los. Morgenfrost! Leider nur zwei Tiere gesehen, keine Tiger. Tiefe, beeindruckende Schlucht, schöne Fahrt durch Grassteppe. Nach nur einer Stunde den Park verlassen – ziemlich enttäuscht, hatten mehr und länger erwartet, auch Proviant mitgenommen.
Nach Rückkehr nachgeschlafen bis 14 Uhr. Spaziergang zum GPO. Max wollte Leder-Schnabel-Schuhe kaufen, doch trotz drei Anläufen keine passende Grösse. Haben in einem Shop Tee getrunken, Inhaber ist Sohn des Yogi, den ich letztes Mal dort traf. Er ist auch in unserem Indien-Buch abgebildet.
Heute um 9 Uhr Bus nach Guralion. Fahrt schnell, kurze Pausen, dennoch mühsam – der Hinter! Bus überladen. Suchten hier ein Hotel gemäss Reiseführer. Nach Irrfahrt herausgefunden, dass Hotel nicht mehr existiert. Danach Fahrt von Hotel zu Hotel: zu teuer, zu schlecht. Wieder am Busstand vorbei in andere Richtung. Zimmer gekriegt im Hotel Paradise für 110.- Rp. Scooter-Fahrer wollte schliesslich 20.-, gab Ärger und lange Diskussion. Wir gaben nach. Max verärgert. Aber Kaffee, Tee und gutes Essen im Zimmer konnten ihn etwas trösten.
8.1. Jaipur
Gestern «Aufstieg» zum Fort: Schöne Aussicht, Palast interessant. Weiter zum «weissen Tempel», der ein Sikh-Tempel ist und noch nicht ganz fertig gestellt. Schuhe ausziehen, Kopfbedeckung, Hände und Füsse waschen. Gebäude etwas kitschig.
Acht LKWs standen davor, «Reisebusse» einer Sikh-Schar.
In der Nähe ein Hindutempel. Etwa vierzig Sadhus sassen am Boden und erhielten Essen – wir auch. Dazu live-Tempel-Musik vor einem Opferstein, auf welchem ein Feuer brannte – mystisch und beeindruckend!
Kurzer Spaziergang zur Altstadt, dann Scooter-Fahrer gefunden für 10 Rp. Allerdings musste er später fragen, wo wir hinfahren und wunderte sich. Natürlich wollte er dann 20. Auch durch einen Spaziergang konnten wir ihn nicht abhängen, er wusste ja, wo wir wohnten! Natürlich dauerte es nicht lange, bis er an unserer Tür stand. Später kriegten wir seine Anfrage schriftlich in Englisch. Dieses Mal gewannen wir, doch war’s uns peinlich gegenüber den Hotelangestellten.
In Gwalior keinen einzigen Weissen gesichtet!
Heute um 6.30 Uhr Bus nach Jaipur. Express-Bus, genug Platz, alles ok!
Hier mit zwei Österreichern, Stefan und Christina (wollen nach ein Jahr lang reisen) zu Fuss zum Ever Green, dem Traveller-Treff. Echt toll, mit (Garten-) Restaurant, sauberes Zimmer (ausser Bettdecken) und WC mit weisser Dusche. Viele Weisse. Max lebte richtig auf. Ihm gefällt’s super!
Auf der Fahrt hierher sahen wir viele Pfauen, Geier und unzählige Kamele!
11.1. Jaipur
Vorgestern mit Christina und Stefan im Palast der Winde, gemütlich, Zeit genommen, geshopt «nur» ein grosses Tuch.
Gestern wir zwei im Museum, Observatorium und eingekauft: Ohrringe, drei Ringe, zwei Seidenbilder, Kamel-Lederschuhe, einen Ring für Mutti (1’000.-). Sind mit unseren Einkäufen sehr zufrieden.
Jaipur wunderschöne Stadt. Fühlen uns wohl hier.
12.1. Ajmer
Gestern per Rikscha zum Palast der Winde, dann Bus nach Ajmer.
Toller Palast mit wunderschön verzierten Wänden und Decken (Spiegel).
Viele schöne, aber aggressive Affen (mit schwarzen Gesichtern). Drei Kalender gekauft. Nach kurzer Ruhepause im Hotel den Ring für Mutti abgeholt. Bei dieser Gelegenheit kaufte Max für seine Mutter auch einen mit goldenem Topas (875.-). Zertifikat gekriegt.
Anschliessend ins viert grösste Kino der Welt (2’500 Plätze). Wunderschöner «Palast», etwas kitschig, aber wie ein «Traumland». Vom Text natürlich nichts verstanden, aber dennoch mitgekriegt, worum es geht. Sehr viel Action und Unterhaltung (Musik und Tanz). Die drei Stunden – mit einer Pause – vergingen sehr schnell.
Heute mit den Österreichern gefrühstückt, dann Bus hierher (express, 2 ½ Std.). Viele LKW-Unfälle gesehen. Wohnen im Tourist Bungalow, Zimmer gross und sauber. Im Haus Restaurant, Bar und Lounge, richtig edel.
Nach einem grösseren Snack zu Fuss in die Stadt. Jain-Tempel mit imposanter Darstellung der Jainwelt. Riesige «Modellanlage» in Goldfarbe, lauter Paläste, Elefanten, Orchester, fliegende Figuren aus Elefanten, Schwäne, Pfauen mit je zwei Mann Besatzung – echt faszinierend. Dann weiter durch Basare. Zwei Silberarmreife gekauft. Danach durch enge Gassen mit wunderschönen Tuch-Shops, Schuhen, usw. Henna gekauft. Neue, bunt beleuchtete Moschee. Mit Pferdekutsche zurück. War toller Nachmittag!
14.1. Jodhpur
Sitzen gerade auf unserem Balkon in der sehr warmen Abendsonne bei Kaffee. Wunderschön, wenn auch etwas laut. Gerade geht’s, das Musikband wird scheinbar gewechselt.
Gestern fuhren wir von Ajmer in einer Viertelstunde nach Pushkar.
Ruhige, enge Strasse, gesäumt mit Shops. Drei paar Ohrringe gekauft. Tee und Kuchen am Seelein. Schöne Sicht auf Ghats und weisse Häuser. Zurück in der Stadt machten wir einen Spaziergang durch den Basar zur Moschee. Gross, viel los, beeindruckend. Auch die zwei Reis-«Pfannen»: In der grösseren werden 4’480 kg Reis für Pilger gekocht.
Max hat Schuhe gekauft. Dann wieder mit Kutsche zurück.
Heute Bus-Fahrt hierher, alles reibungslos, auch Hotelsuche (Kalinka). Zimmer mit Dusche, allerdings 190.- (ohne 60.-). Gross mit zwei Tischen und drei Stühlen plus eben Balkon. Schön.
Sahen uns die Altstadt an. Schöne Häuser, enge Gassen mit schönem Basar. Leider mit Verkehr, störend. Blieben nicht sehr lange.
16.1.
Vorgestern Nachtessen hier im Hotel. Grosses Restaurant, Stil Rittersaal (gehört einem Engländer), grosse, weich gepolsterte Stühle, rote Tischdecken aus Stoff, einfach ungewohnt nobel, Silber-Tischgeschirr! Entsprechend die Preise, natürlich! Max hat wie immer gut gewählt: Lamm mit Spinat. Mein Curry mit Champignons und Sauerkirschen aus der Dose enttäuschten.
Gestern Post und Fortbesichtigung. Palast ist ein Museum, sehr beeindruckend. Wurde bis vor zwanzig Jahren vom Maharaja bewohnt: Empfangs-, Minister-, Tanz- und Frauenräume, Tempel, Schlafzimmer, usw. waren zu besichtigen. Waffen- und Elefantensammlung, Musikinstrumente und Zelt. Dazu herrliche Aussicht von den verschiedenen Balkonen auf viele blau bemalte Häuser. Deren Besitzer gehören zur Kaste der Brahmanen.
19.1.
Am 16.1. abends Ankunft der Österreicher, gemeinsames Nachtessen.
Ausbruch des Krieges in Irak, im Radio gehört.
17.1.
Spaziergang in Park und Zoo. Schöne Anlage, aber wenige Tiere, die meisten Gehege verwahrlost. Museum ebenso.
18.1. Jaisalmer
Fahrt mit De-Luxe-Schnell-Bus hierher
Wunderschöne Wüstenstadt, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Ruhig, sauber, enge Gässchen.
Heute Fort mit wunderschönem Jain-Tempel besichtigt. Tolle Herrschaftshäuser in der Stadt und am Lake ausserhalb.
Gerade packt Max den Rucksack für die morgen beginnende, vier tägige Wüsten-Safari. Wir freuen uns riesig!
25.1. Wüsten-Safari
Darüber werde ich nicht allzu viel schreiben müssen, denn sie war ein eh unvergessliches Erlebnis!
Ritten vormittags jeweils um ca. 9 Uhr los. Nach ein- bis eineinhalb stündigem Ritt eine halbe Stunde Pause, dann eine halbe Stunde reiten, drei Stunden Mittagspause. Wir breiteten unsere Decken aus, legten uns in den Schatten, Tee und Essen (Chapati mit Gemüse, manchmal auch Reis) wurden serviert, dann lagen wir faul im Schatten und unterhielten uns gut. Zwei Österreicher, Stefan und Christina und zwei Schweizer aus Basel, Monika und Sandro. Mittags ca. eine Stunde Ritt, eine halbe Stunde Pause, dann Lagerfeuer, Essen und früh schlafen (mangels Licht und Brennholz). Sonnenaufgang aus dem Schlafsack erlebt, Tee und Frühstück ans «Bett» – hat alles gepasst!! Wir sahen auch einige Antilopen. Gestern kamen wir erstmals ins Schwitzen, ich war richtig heiss.
26.1. Bikaner
Noch eine viertel Stunde Henna – was da wohl rauskommt! Gestern zwölf Stunden Bus-Fahrt durch die Wüste hierher! Heute Nationalfeiertag, mieteten einen Scooter mit Driver und sahen uns an: Fort, Museum des Maharadja-Palastes und Camelfarm. Das Fort wurde bis 1947 bewohnt. Wunderschöne Räume mit Holzschnitzereien und Goldmalereien. Schlafzimmer, Musikräume, usw. Echt schön. Natürlich fehlte auch die Waffensammlung nicht. 30 kg-Gewehre für Kamele, 50 kg-Gewehre für Elefanten, deutsche Helme aus dem ersten Weltkrieg, usw. Im Museum hauptsächlich Fotos, aber auch Kleider, Pässe, Spielsachen, Stühle, div. Gebrauchsgegenstände, Radio, Plattenspieler.
Morgen geht’s via Jaipur nach Sariska.
28.1. Sariska
Gestern lief nicht alles planmässig. Gemäss Auskunft vom Tourist Bungalows hätte es um 7.30 Uhr einen Bus nach Jaipur geben sollen. Schliesslich fuhren wir erst um 12 Uhr. Fast fünf Stunden am Bus-Terminal gewartet! Ankunft in Jaipur um 20 Uhr im Ever Green. Bloss noch zwei Betten im Dormitory gekriegt. Aber Vegi- bzw. Chicken-Steak zum Dinner hebten unsere Laune. Geschlafen haben wir auch ausgezeichnet. Heute Morgen tauschten wir im Hotel noch Checks und kauften gleich drei Paar Ohrringe, zwei Fingerringe und sechs Seidenschals.
12 Uhr Bus nach Sariska, Ankunft um 15.30 Uhr. Billigste Unterkunft Tourist Bungalow, doch wollten wir nicht wieder Dorm (20.-), günstigste Zimmer 175, gemäss Max muffig. Nahmen das Zimmer für 225.-!! Nicht übel, sogar mit Spannteppich!
Trafen im Bus ein Aussi-Paar, wohnen hier im Dorm, buchten gemeinsam einen Jeep für Nationalpark morgen.
30.1. Alwar
Um 7 Uhr Abfahrt im offenen Jeep. Sahen sehr viele Tiere: Wildschweine, Antilopen, Pfauen, Vögel, aber keinen Tiger. Sahen zwar viele frische Spuren und hörten ihn ganz in der Nähe, doch auch langes Warten nützte nichts – er liess sich einfach nicht blicken.
Nach dem Frühstück gingen wir zur Strasse. Schon bald kam ein Bus, aber überfüllt. Konnten auf dem Dach mitfahren, war herrlich. Nur 35 km bis Alwar.
Wenige Unterkünfte, können in einer staatlichen beim Bahnhof wohnen für 40.-. Zimmer gut, aber kein heisses Wasser und keinen Room Service.
Sind von den langen Reisen der letzten Tage etwas angeschlagen und faulenzen heute. Nahmen das «Philippinen Handbuch» zur Hand und versuchen uns auf den Kulturschock vorzubereiten.
Haben uns heute das Museum im City-Palace, am Fusse des Forts, angesehen. Vor allem gefielen mir die von Hand bemalten und beschriebenen Bücher. Fantastisch! Schöne Anlage.
2.2. Delhi
Alwar-Delhi mit Bahn, 1. Klasse, die sich von der zweiten kaum unterscheidet, lediglich ruhiger, da wenig Fahrgäste, 2 cm mehr Polster, viel mehr Platz für die Beine und Schiebetür zum Flur hin. Aber den Namen «1. Klasse» verdient es nicht.
In Old Delhi Scooter zum Connaught Place, Ringo voll, ein Typ von der Strasse bot uns ein Zimmer für 120.- an. Max ging begutachten, und wir nahmen es. Unser Zimmer ist ein Hinterzimmer eines Architekturbüros, ist allerdings ok. Mal was anderes in einem Privathaus zu wohnen. Sind in Janpath, sehr nahe Connaught Place und guten Billig-Restaurants. Haben sauberes Klo mit Schüssel, Badewanne mit Dusche – herrlich. Nach Zimmerbezug sofort zum GPO gefahren, war wie Weihnachten: vier Briefe! Zu Hause so weit alles ok, Mutti Augen-OP.
Danach duschen, Abendessen. In der Nacht wachte Max auf. Tisch und Stuhl vibrierten und schlugen gegen die Wand. Ich merkte nichts. Das Rätsels Lösung kam aus dem Radio am nächsten Morgen: Erdbeben 6.6 in Pakistan.
Gestern Flüge bestätigt, Offices liegen jeweils 200m von unserer Unterkunft – super! Dann «Hausrat»-Einkäufe: Klo-Papier, Waschpulver, Batterien, Gesichts-Crème, Henna. An Souvenirs nichts Tolles entdeckt.
Eben viel Wäsche gewaschen. Jetzt können wir noch in Ruhe zwei Talhis geniessen!
4.2. Delhi
Letzter Eintrag in Indien!
Gestern lange ausgeschlafen, gebummelt, Kochbuch gekauft, zwei kleine Seidenbilder und zwei grosse, Seidensari und Top. Seide gekauft und heute nochmals 10.5 m (à 70 Rp = Fr. 5.- bzw. 185 Rp = Fr. 12.- / sie liegt noch heute, 2018, in meinem Kleiderschrank. Kleidchen wurden daraus keine.). Max kaufte sich ein wunderschönes Seidenhemd. Sind mit unseren Einkäufen zufrieden, schöner Abschluss für Indien.
Denpasar ist ein Provinzflughafen. Die Piste beginnt und endet im Meer. Am Flughafen lernten wir Jill, eine Engländerin kennen und Evi, eine Zürcherin. Gemeinsam nahmen wir ein Taxi nach Kuta und quartierten uns in der gleichen Pension ein. Wir haben je ein Doppelzimmer mit zwei einzelnen, grossen Betten und einem Schrank mit Spiegeltüre, eine europäische Toilette mit Spülkasten und eine Einstrahldusche. Kostet pro Zimmer 3’000 Rupien pro Tag, was etwa sFr. 6.50 sind. Inbegriffen sind Tee, Bananen und Kaugummi-Brötchen. Wir haben auch eine Veranda mit Clubtisch und Polstergruppe. Wir sind also zufrieden mit der Unterkunft.
Das heiss feuchte Klima macht uns wieder etwas zu schaffen. Wir machten einen ersten Bummel durch das Städtchen. Wie zu erwarten war, ist es sehr touristisch. Allerdings kann man echt tolle Sachen kaufen, die Tops sehen fast aus wie in Boutiquen. Ein erstes Nachtessen war nicht schlecht, danach sassen wir noch lange draussen und genossen das Nichtstun und die Ruhe. Da wir gestern noch eine Tour zu einer Kremation gebucht hatten, mussten wir heute früh aufstehen. Dies fiel uns leicht, denn die Hitze und das Konzert der Hähne liess uns kein Auge mehr zu tun.
Zum Frühstück gab’s natürlich nur Tee, Bananen und ein Brötchen. Um 10 Uhr standen wir dann mit den anderen Touristen am Ort des Geschehens, umgeben von Dutzenden von Händlern. Habe auch schon ein Batiktuch gekauft.
Auf der Strasse stand ein hohes, geschmücktes, abgestuftes Gestell, eine Holzkuh, zwei andere tragbare Gestelle. Bis 1 Uhr standen wir in der Hitze, dann kamen etwa 50 Leute, über ihren Köpfen ein etwa zwei Meter breites, weisses Tuch haltend. Dann wurde der Leichnam in einer Schachtel gebracht. Von Rhythmus-Instrumenten wie Gongs und Xylophon begleitet, wurde der Leichnam zuoberst im stufenartigen Gestell befestigt. Unterdessen hoben etwa zwanzig junge Männer die Kuh hoch und rannten und kreisten schreiend und lachend umher, um die Geister zu verwirren, damit diese dem Verstorbenen nicht folgen können.
Da kamen auch viele Frauen daher, auf ihren Köpfen schön geschmückte Opfergaben tragend. Dann setzte sich die Prozession in Bewegung. Begleitet von Musik schritten wir zum Verbrennungsort. Wir gingen durch einen dichten Wald auf einer Feldstrasse. Der Kremationsort befand sich auf einer abgestuften Lichtung. Der Leichnam wurde vom Gestell heruntergeholt. Viele Menschen bildeten sitzend eine Gasse, durch diese der Sarg zur Kuh getragen wurde, die oben geöffnet war. Der in Tücher gewickelte Leichnam wurde zweimal in die Höhe gehoben.
Einige Leute legten Opfergaben in die Kuh. Diese Zeremonie dauerte mindestens eine halbe Stunde, währenddem die Leute, welche direkt um den Verstorbenen standen, immer wieder laut lachten. Die anderen Einheimischen rauchten, scherzten, Händler boten Getränke an, Stoffe, Schnitzereien. Dann wurde endlich die Kuh angezündet.
Joschi hatte Mühe. Ihm wurde übel und er hatte Kopfweh. Kein Wunder, mit fast leerem Magen und bei dieser Hitze. So waren wir froh, endlich eine halbe Stunde aufs Bett liegen zu können. Nach dem Essen fühlten wir uns schon wesentlich besser.
18.5.
Wernerli hat heute Geburtstag. Ob er meinen Brief erhalten hat?
Wir nahmen heute ein Bemo für 200 Rp pro Person nach Denpasar. D.h. nicht direkt in die Stadt. So mussten wir in einen Minibus umsteigen. Wir sagten GPO, und er verlangte 1’000 Rp. Es blieb uns keine Wahl. Wir wollten ins Zentrum fahren, befanden uns aber plötzlich im Grünen. Ich liess den Fahrer anhalten und sagte nochmals GPO. Ja, ja. Nach fast einer halben Stunde standen wir vor der Immigration. Der Driver verstand kaum Englisch. Ich versuchte ihm unser Ziel verständlich zu machen, sogar auf Indonesisch gemäss unserem Reiseführer. Er wollte seinen Fehler nicht zugeben und verlangte 2’000 Rp. Nach langem Hin und Her war er mit 1’500 Rp einverstanden. Uns blieb auch nichts anderes übrig. Da er GPO noch immer nicht begriff, nannte ich ihm einen Namen, der auf unserem Plan ganz in der Nähe eingetragen war. Doch dies war der Name einer Fluggesellschaft, und er fuhr uns zu einem anderen Office. Wir bezahlten und gaben es auf. Da gerade auch Garuda da war, gingen wir unseren Flug reconfirmen. Ich liess mir dann erklären und aufschreiben, wie wir per Bemo zum GPO kommen. Das kostete dann nochmals 1’000 Rp. Doch wenigstens waren wir da – doch vergebens, keine Post für uns. Die Schalterbeamtin war sehr unfreundlich, machte etwa 50 Stempel und liess uns warten. Wir fuhren mit einem Bemo zurück für zusammen 200 Rp, mussten dann aber 100 m gehen bis zur Kuta Bemo-Station. Dort zahlten wir nochmals zusammen 200 Rp. Wir hätten also viel Geld sparen können, hätten wir gewusst, dass man nach 100 m schon auf der Hauptstrasse ist. Zurück in Kuta kauften wir Hosen und Tasche.
19.5. Ubud
Den gestrigen Abend verbrachten wir mit Plaudern mit einem Reiseführer aus Malaysia. Heute Morgen mussten wir dann packen. Einen Teil unseres Gepäcks konnten wir in der Pension in Kuta einstellen.
Bis hierher mussten wir zweimal umsteigen und zahlten pro Person 900 Rp., was, wie wir später erfuhren, auch wieder zu viel war. Jedenfalls waren wir hier, wo wir sogleich von einem Zimmervermieter in Empfang genommen wurden. Mir passte das gar nicht, doch Joschi wollte mitgehen. Wir schauten uns das Zimmer an, welches sich am Ende des Dorfes befindet, doch ich wollte nicht dortbleiben, denn das Zimmer war klein, die Betten wie Hängematten und die Toilette ausserhalb. Es hätte zwar nur 2’500 Rp gekostet. Wir suchten uns dann selbst was und fanden einen tollen Ort. Etwas 300 m abseits der Strasse, ohne Elektrizität und fliessendem Wasser, aber ein paradiesischer Flecken. Der Bau ist sieben Jahre alt, sieht aber aus wie neu. In unserem Bau hats zwei Zimmer, alles schön verarbeitet mit Stein, Bambus und Holzschnitzereien. Die Veranda mit Blick ins Grüne und auf die vielen Blumen ist auch toll, Steinplattenboden mit Holzsäulen, aussen mit Schnitzereien, drei grossen Holzfabeltieren – wir haben zwei Bambusbänke und ein Tischchen. Eben spenden mir zwei Öllampen Licht. Auf dem Tisch stehen schöne, frische Blumen. Unser Toilette ist ganz in blau geplättelt, auch der Boden ist ganz schön.
Essen und Getränke sind billig, die Auswahl reichhaltig, die Bedienung sehr gut und nett. Alles ist wunderbar sauber. Also hier könnte ich’s lange aushalten. Aber natürlich gingen wir nach dem Lunch ins Dorf wo wir erfuhren, dass eine Hochzeit stattfindet. Aber erst mussten wir für diese Gelegenheit Sarongs und Hüftgürtel anschaffen. Danach hatten wir einige Mühe den Ort des Geschehens ausfindig zu machen. Mit Verspätung trafen wir ein. Es war ein schönes Fest, bei dem es ganz ungezwungen zu und her ging. Die anwesenden Gäste mussten zum Teil sehr reich sein, trugen wunderbare Kleider und viel Schmuck. Sie besassen auch ganz tolle Fotoausrüstungen. Den Brautleuten musste immer gesagt und gezeigt werden, was sie wie tun müssen. Das war härzig. Oft brachen die Leute in Gelächter aus. Natürlich waren auch sehr viele Touristen da.
Nach der Zeremonie gingen wir uns noch etwas umschauen, liessen uns Tickets für die heute Abend stattfindende Tanzvorführung andrehen. Aber es hat sich gelohnt. Zwar waren hauptsächlich Touristen da, doch das Ganze fand in einer einfachen Hütte statt. Die Dekoration war schön, aber nicht sehr aufwändig – schaute alles natürlich aus. Das Ganze wurde mit Gaslampen beleuchtet, welche öfters während der Vorstellung ausgetauscht werden mussten. Das etwa fünfzehn-köpfige Orchester hatte sehr schöne Instrumente, vorwiegend Xylophons mit vielen Holzschnitzereien versehen. Die Tänzerinnen und Tänzer, falls es jene hatte, dann die Masken konnte man nicht durchschauen, haben etwas wirklich Tolles dargeboten. Unwahrscheinlich, die vielen gleichzeitig ausgeführten Bewegungen der Augen, Hände, Finger, Arme und des ganzen Körpers.
21.5.
Gestern Morgen frühstückten wir endlich wieder einmal richtig: Rührei, Toast mit Butter und Confi, Tee und Kaffee. Nach etwas faulenzen machten wir uns auf den Weg ins Dorf. Wir besuchten das Museum, wo es bloss Bilder zu sehen gab. Nach dem Lunch gingen wir zur Hochzeit – schon wieder die Zeremonie verpasst! Na ja, schön war’s trotzdem. Gestern heiratete der Bruder des Bräutigams, den wir vorgestern sahen, eine Australierin. An der Feier nahmen beide Paare teil. Natürlich waren unter den Gästen auch viele Australier. Auch jene, welche wir schon vorgestern sahen. Alles ging viel formeller zu als am Vortag. Eine Stunde lang mussten sich die Anwesenden für Fotos in Pose stellen. Dann wurden die Geschenke in Reissäcken hineingetragen. Auf der Bühne standen zwei dreistöckige Hochzeitstorten, von denen wir sogar auch ein Stück bekamen. Nach etwa zwei Stunden waren wir die letzten Nichtgeladenen und verliessen das Gelände.
Wir erkundigten uns nach Motorrädern und tauschten Bücher um. Den Abend verbrachten wir mit Essen und Lesen im Schein der Öllampe.
Zwei Stunden sind vergangen, während denen wir um US$ 60.- leichter geworden sind: drei alte T-Shirts, ein Mini-Opium-Parfüm aus Thailand, ein neuer Kugelschreiber und Joschis Sonnenbrille, Gemälde auf Leinen, zwei geschnitzte Götterfiguren aus Kuhhorn (Rama und Sita).
Das Bild hat uns Wayan verkauft. Er malt und unterrichtet in Malerei. Dieses Bild habe sein Grossvater gemalt, weil er selbst noch keine so schwierigen malen könne. Er hatte auch nur drei in dieser Art, jedes war mit $ 100.- angeschrieben. Er machte kürzlich eine Ausstellung in Sydney, wo er die Bilder natürlich teurer verkaufen konnte. Wie er uns versicherte sei ihm unsere Empfehlung in der Schweiz wichtiger als Geld. (Na ja …… Ich sagte damals öfter: wer in der Schweiz als Verkäufer arbeitet, müsste obligatorisch zur «Weiterbildung» nach Asien.)
23.5.
Gestern bekamen wir also nach einigen Bemühungen ein Motorbike und fuhren Richtung Besakih, wo der grösste und heiligste aller Tempel, der Muttertempel steht. Auf dem Weg dorthin machten wir Halt bei einem Restaurant, von wo aus wir einen fantastischen Blick hatten auf Reisterrassen, Berge und das Meer. Ein Mann machte Musik auf einem Bambus-Xylophon. War herrlich, kam mir vor wie in einem Werbefilm für Bali.
Der Tempel selbst war eher enttäuschend. Umso schöner die Fahrt zurück durch die Reisterrassen. An denen kann ich mich wohl nie sattsehen. Sie sind einfach sooo schön!!, die Menschen abseits der Touristenzentren sooo lieb und härzig. Alle lächeln und grüssen.
Beinahe hätte ich eine Schlange überfahren. Plötzlich sah ich sie neben mir am Boden, sich räkelnd, grün, dünn aber lang. Scheinbar habe ich sie nicht angefahren.
24.5.
Vorgestern Abend und auch gestern unterhielten wir uns bis spät nachts mit unseren neuen Nachbarn, zwei Deutschen, Klaus und Thomas. Schon daher kamen wir gestern nicht allzu früh weg. Wir fuhren nach Kintamani, welches auf etwa 1700 müM liegt. Die Strasse stieg immer etwas an. Bald oben, hielten wir an einem Aussichtsort mit schöner Rundsicht auf Lake Batu, mehrere Vulkane und viele Reisfelder. Erst war ich begeistert, doch als dann eine Händlerin ankam und uns zwei Kuhhorn-Schnitzereien für $ 1.- anbot, nervte ich mich den ganzen Tag lang. Die Figuren waren zwar schon nicht von der gleichen Feinheit wie jene, die wir kauften, doch wir bezahlten $ 22.- und schenkten noch die Sonnenbrille. Man lernt doch wirklich nie aus!
Wir fuhren dann noch etwas weiter, doch ausser Aussicht nichts Besonderes. Ich habe dann erstmals einen Tempel besucht, auch nichts Besonderes. Auf dem gleichen Weg mussten wir zurückfahren, und zwar ohne Kupplung, denn das Kabel war gerissen. Aber das ging soweit gut. Mit dem Hintern hatten wir mehr Mühe, konnten kaum noch sitzen. Die Fahrt war nicht so schön wie jene vorgestern, meist fuhren wir durch Dörfer oder Wälder, kaum Reisfelder gesehen. Trotz unseren so schmerzenden Teilen fuhren wir bis Aluk, das Zentrum für Silber und Gold. Hatten die tolle Sachen! Haben uns bereits sechs Ringe gekauft. Die kleinen kosten $ 1.-, dann gibt’s welche für $ 1.50 und $ 2.-. Die waren wirklich ganz toll. Joschi kaufte sich eine wunderschöne Schlange mit einem Blackstar und Goldeinsatz für $ 4.50. Alle anderen Ringe fanden wir für einen Mann zu klein. Die Preise waren fix, handeln konnten wir nicht.
Heute fuhren wir nach Bedugul. Wiederum war die Fahrt schöner als das Ziel. Zwischen den beiden Seen fuhren wir durch einen Wald mit wilden Affen. Auf dem Heimweg besuchten wir einen Tempel, welcher von Wasser umgeben ist.
26.5.
Thomas’ und Susannes Hochzeit! Da verpassen wir ja was!
Ob Joschi schon Onkel ist?
Gestern fuhren wir mit einem Bemo nach Geluk, wo wir weitere Gold- und Silberschmiede besuchten. Gekauft habe ich noch einen Ring und zwei Paar Ohrringe. Weiter fuhren wir nach Mas, dem Zentrum für Holzschnitzereien. Die Shops waren richtige Touristenmekkas. Beim letzten Shop trafen wir die Kalifornierin, welche seit vier Tagen das Maskenschnitzen erlernt. Als wir am Morgen im Bemo fuhren, trafen wir ein deutsches Mädchen, welches eingangs Dorf von zwei Typen auf einem Motorrad angegriffen wurde. Der eine hatte ein Messer und wollte ihr die Handtasche entreissen. Dies gelang ihm zwar nicht, doch mit dem Messer stach er ihr in den Arm. Wie wir das andern ganz erstaunt erzählten, bekamen wir noch mehr Horror-Stories zu hören. Allerdings nicht so arg wie auf den Philippinen, es handelte sich «nur» um Diebstahl.
27.5. Lovina Beach
Gestern mussten wir unsere schöne Unterkunft in Ubud verlassen. Wir reisten mit Klaus und Thomas zusammen. Die beiden wollten noch den Lake Batur sehen, was ein Umweg ist mit mehrmaligem Umsteigen. Im Minibus wars sehr eng, doch wir kamen an. Hier ist es echt schön, gemütlich und ruhig. Unser Zimmer kostet auch nur 1’500 Rp, der Strand ist 20 m entfernt, zwar schwarz und nicht ganz sauber, doch es hat nicht viele Leute und es ist ruhig.
Kaum hier, trafen wir Evi und Friedhelm. Sie kamen erst gestern an. Sie kamen mit uns zum Znacht. Da gab’s Riesenportionen. Danach besuchten wir eine «Disco», wo jedoch niemand tanzte. Ich konnte natürlich nicht sitzen bleiben und tanzte mit einigen jungen Indonesiern. (Let’s dance von David Bowie lässt mich noch heute immer an diese Disco erinnern!!).
Heute schliefen wir lange und frühstückten ausgiebig. Danach unterhielten wir uns mit Barbara und Thomas. So um 15 Uhr kamen wir doch noch an den Strand.
28.5.
Wir bestellten eine Reistafel für vier Personen, konnten zu siebt nicht mal alles essen. Ziemlich früh gingen wir zum Losmen zurück, wo wir uns noch lange mit den anderen unterhielten.
29.5.
Echter Strandtag: essen, schwimmen, sonnen. Wieder gingen wir alle zum Essen zu Jonis. Ich war etwas down, habe kaum gesprochen. Gingen danach ins Malacca einen Arak trinken. Habe absichtlich viel getrunken. Als die Beiz geschlossen wurde, setzten wir uns noch alle auf die Veranda.
31.5.
Wir sind hier zum Ausruhen. Wir pendeln zwischen Hütte, Beach und verschiedenen Restaurants. Vorgestern Nacht spielten wir Karten. Klaus und Thomas wollen uns Schafskopf beibringen, was echt kompliziert ist. Gestern erwähnten sie nichts mehr von Kartenspielen, …. Zu mühsam mit uns Anfängern. Vorgestern Nacht raste ein Motorrad in einen Fussgänger. Ein Amerikaner sah recht arg aus. Die Strasse ist auch gefährlich: sehr eng, ohne Beleuchtung und Trottoir. Dazu kommen immer Zweiräder ohne Licht. Wir sind jetzt noch vorsichtiger geworden. Gestern kamen im Jonis die beiden Deutschen, welche gleich neben uns wohnen und setzten sich zu uns. Sofort fragte Thomas, was eigentlich mit seinem Finger passiert sei, denn der Typ hat den rechten Zeigefinger nach innen geknickt. Er erklärte, dass sich der Finger seit seiner Kindheit schon hineinbog, also nichts Brutales. Aber mir hats gereicht. Für ein paar Sekunden fiel ich in Ohnmacht. Erwachte völlig nass geschwitzt und fühlte mich nicht mehr besonders gut. Trotzdem plauderten wir mit Klaus und Thomas noch bis etwas 23 Uhr.
Gestern gingen wir ausnahmsweise zum Mittagessen ins Jonis. Da kam das deutsche Pärchen, welches in Ubud bei uns wohnte. Sie hatten ein Motorrad gemietet, wollen aber nächstens noch für ein paar Tage hierherkommen. Vielleicht sehen wir sie noch.
2.6.
Wir liegen faul herum, jeden Tag werde ich müder. Ich habe absolut keine Lust mehr zum Herumreisen. Andererseits möchte ich auch nicht nach Hause. Aber der Gedanke ans Heimgehen machte mir die letzten Tage zu schaffen. In Australien waren wir noch weit weg, aber jetzt sind wir an der letzten Station angelangt. Keine sieben Wochen mehr und wir sind back in Switzerland, wo dann die Probleme anfangen. Aber zum Herumreisen habe ich auch keine Energie mehr. Wahrscheinlich werden wir den Rest unserer Reise mit Faulenzen verbringen.
3.6.
Wir sitzen vor unserem Häuschen, 10.15 Uhr. Jeden Moment kommen Klaus und Thomas um sich zu verabschieden. Zwei Wochen waren wir mit ihnen zusammen – wie wird’s wohl sein, wieder zu zweit? Ich hatte Angst, dass mich dieser Abschied sehr schmerzen wird, doch im Moment macht’s mir nicht viel aus. Möglich auch, dass wir die beiden irgendwo, irgendwann noch treffen werden. Unseren vorerst letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir im Jonis mit Zündhölzer- und anderen Knobelaufgaben. Bis Mitternacht spielten wir noch Doppelkopf.
Thomas und Klaus sind gegangen.
4.6.
Aufstehen, frühstücken, jassen, sonnenbaden, duschen, jassen, Mittagessen – ein Tag wie alle anderen hier. Aber leider unser letzter. Anja und Reinhart, welche wir aus Ubud kennen, sind heute angekommen, gemeinsam waren wir bei Jonis. Heute Morgen mussten wir Abschied nehmen von einem netten deutschen Pärchen. So geht’s, Leute kommen und gehen, man verbringt ein paar schöne Stunden zusammen, bekommt gemeinsam neue Eindrücke, erzählt von seinem Privatleben, oft über persönliche Erfahrungen, Erlebnisse, Sorgen und Ängste. Dann trennt man sich wieder, meist für immer. Vielleicht gerade deswegen ist man offen zueinander, fasst schnell Vertrauen – es bleibt eben immer unverbindlich.
Heute sahen wir auch zum letzten Mal das Strandleben: Schiffe mit Auslegermotor und Segelschiffe, junge, oben-ohne-badende weisse Mädchen, Balinesinnen, welche auf dem Kopf riesige, mit Sand gefüllte Körbe Heute sahen wir auch zum letzten Mal das Strandleben: Schiffe mit Ausleger und Segelschiffe, junge, oben-ohne-badende weisse Mädchen, Balinesinnen, welche auf dem Kopf riesige, mit Sand gefüllte Körbe wegtragen, nacktes Mädchen, der Bauer, der seine beiden Kühe dem Strand entlang nach Hause führt, Weisse sitzen im Strassencafé, der Balinese, welcher seine Ziegenschar am Strand entlang treibt, drei oben-ohne Mädchen spielen Frisbee, zwei Bauern treiben eine Schar Enten dem Strand entlang, die Weissen haben Kameras umgehängt. Zwei junge Schweine und zwei junge Hunde streunen im Strandcafé herum oder draussen am Beach. Viele Weisse sind am Strand – Zeit für den Sonnenuntergang. Viele Hühner und Hähne stehen unter «Korbglocken» um das Strandcafé, ein hier lebender Weisser kommt mit einem Gewehr und schiesst ein Huhn vom Dach. Davor soff er unzählige Biere, er nimmt auch immer eine Flasche mit zum Schwimmen. Zwischendurch legt er sich auf eine Bank im Strandcafé und schläft – schläft er? Als er gestern aufwachte, schwamm eine Fliege in seinem noch unberührten Bier. Er nahm die Flasche und schmiss sie ins Gebüsch. Eine kleine Flasche Bier kostet 700 Rp, ein Lehrer verdient im Monat 100’000 Rp, ein Hotelboy 35’000 Rp. Ein Balinese hockt neben dem Strandcafé. Er hält in seiner Hand zwei frisch geschlüpfte Vögel. Er kaut Reis und versucht diesen dann den Vögeln zu füttern. Eine junge Balinesin lacht nur und will die Jungtiere wegschmeissen.
6.6. Kuta
Gestern verliessen wir Lovina Beach, fuhren per Bemo nach Singaraja und von dort mit einem Minibus direkt nach Denpasar. Dort hatten wir einige Mühe eine relativ billige Fahrgelegenheit zur Post zu bekommen. Zuletzt klappte es doch noch und das Unerwartete traf ein: Zwei Briefe haben wir erhalten! War sehr glücklich zu lesen, dass zu Hause soweit alles in Ordnung ist. Arthurs Brief beglückte mich weniger, es war schon fast ein Liebesbrief. (Arthur aus Karachi, der mir später in die Schweiz einen Heiratsantrag sandte und Geschenke.) In Kuta kauften wir sechs Tonbändli à Fr. 3.-. Hoffentlich sind sie wenigstens so viel wert. (Ja, sie begleiteten mich in der Schweiz jahrelang im Auto: Men at work, Foreigner, Joe Cocker, ..?) Da ich seit Tagen nach jedem Essen Magenbrennen habe, kauften wir eine kleine Flasche Whiskey – und seitdem fühle ich mich bestens. Zwanzig Ansichtskarten kaufen wir ebenfalls, wollen uns bei unseren Verwandten und Bekannten «anmelden». Heute in sechs Wochen kommen wir zu Hause an. Mit Schreiben war dann unser Abend voll ausgefüllt. Heute gingen wir nochmals shoppen. Wir kauften eine grosse Tasche, Sandalen, zwei Hosen, eine Bali-Jacke, Ohrringe und drei Bücher. Zudem haben wir für heute Abend eine Tour zu Tänzen gebucht. Ein guter Abschluss auf Bali – morgen fliegen wir ja.
7.6.
Die Tänze waren gestern wieder fantastisch. Zuerst sahen wir den Affentanz. Etwa 80 Männer sassen am Boden und machten Rhythmus. Bei keinem Tanz wurden Instrumente eingesetzt. Etwa 40 Minuten dauerte die Darstellung der Geschichte Ramas und Sitas. Drei Tänzerinnen traten auf und etwa fünf Masken. Zuschauer hatte es nur 25. Die Darsteller verdienten dabei also nichts. Diese Tänze finden drei Mal pro Woche statt, so dass das die Einheimischen sicher auch für sich selbst aufführen. War alles so natürlich, doch alle nahmen es ernst. War einfach toll. Diese armen, mittellosen Menschen bewundere ich immer mehr. Nach dem Monkey-Tanz trat ein sehr junges Mädchen auf – war süss. Dann kam der Jungfrau-Tanz, ein Trance-Tanz, bei dem zwei sehr junge Mädchen mit geschlossenen Augen tanzen, und zwar beide das gleiche. Dreimal fielen sie hin. Begleitet wurden sie abwechslungsweise vom Gesang von je etwa zwanzig Männern und Frauen. Danach sahen wir noch den Feuertanz. Es wurden Kokosnussschalen angezündet und ein alter Mann tanzte. Er warf einen Stock über die Schulter, an welchem an den Enden Halme befestigt waren, vorne ein Pferdekopf. Das Ganze war mit Glöcklein versehen. Der Mann tanzte dann auch wirklich auf den Gluten, anfangs kickte er brennende Schalen herum, so dass es Feuer regnete. Am Schluss des Tanzes wurde er von zwei Frauen «geweckt». Ob er wirklich unter Hypnose stand?
Mit uns auf der Tour war ein Schweizerpaar, mit welchem wir dann ins so berühmte Swiss Restaurant gingen. Pluspunkte: Gratisschnaps, Süddeutsche Zeitung, Schweizer Illustrierte. Das Essen schmeckte auch nicht schlecht. Wir hatten Kartoffelsalat und Gschwellti mit Käse, drei Sorten Salate, Brot und Butter. Spät kamen wir zurück. (Ich erinnere mich, wie wir zwischen Legian und Kuta eine grosse Wiese durchqueren mussten, den Weg mit unserer Taschenlampe suchten. Vier Jahre später war das alles bereits überbaut). Schlafen konnten wir nicht, denn der Fernseher unseres Losmen-Besitzers lief auf Hochtouren. Trotzdem waren wir heute viel zu früh auf den Beinen und mussten die Zeit totschlagen. Seit einer Stunde sitzen wir im Airport-Restaurant. In einer Stunde können wir endlich fliegen. Bin gespannt auf Jakarta. Habe eben die Jakarta Post gelesen. Das indische Militär hat den Goldenen Tempel gestürmt, dabei etwa 300 Menschen getötet. Die Grenzen ins Punjab sind gesperrt, auch innerhalb des Landes gibt’s keine öffentlichen Transportmittel mehr. Eine Ausgangssperre wurde verhängt. Die Sikhs wollen bis zum letzten Blutstropfen kämpfen, auch die Regierung ist entschlossen, endgültig Ruhe herzustellen. Schon jetzt ist der Tempel zum Teil schwer beschädigt. Man befürchtet, dass die Armee das Areal in die Luft sprengen wird. Und dies ist ja der heiligste Ort der Sikhs, auch ihr heiligstes Buch wird dort aufbewahrt. (Wir besuchten 1983 den Goldenen Tempel)
Jakarta Heute sind wir erstmals mit einem Airbus geflogen. Am Airport nahmen wir ein Taxi zum Delima. Die Fahrt dauerte recht lange. Die Stadt ist wirklich nicht schön. Wir brachten unser Gepäck ins Zimmer und nahmen einen Scooter zur Post. Vier Briefe waren da! Das war echt ein Aufsteller. Besonders der Brief von Susanne. Sie haben schon ein Gästezimmer bereit um uns für ein Wochenende einzuladen. Gedenken uns in Zürich abzuholen. Das Tollste aber ist, dass Thomi eine Stelle hat für Joschi in der Druckerei, wo er arbeitet. Haben heute Abend sofort eine Bewerbung geschrieben. Scheinbar verpassten wir in Australien zwei Briefe von Susanne.
8.6.
Heute Morgen hatten wir wieder einmal Stress. Während Joschi Papier kaufen ging und seine Bewerbung schrieb, habe ich Aerogramme ausgefüllt. Gestern habe ich schon welche geschrieben. Dann fuhren wir zur Post, wo wir die vielen Briefe ablieferten. Wir liessen uns auf dem Rückweg in der nahen Geschäftsstrasse absetzen, wo wir zuerst einen Patisserie-Laden erster Qualität testeten. Danach erkundigten wir uns nach Preisen für Kasperli- und Schattenspielpuppen. Joschi schaute sich Brillen an. Die Gläser würden sFr. 15.- kosten, das Gestell zwischen sFr. 60.- und 110.-. Wir werden es uns noch überlegen. Zwar gab’s keine Riesenauswahl an Gestellen, doch zum Teil, besonders die teuer, sind eine deutsche Marke. Die Optiker-Ausrüstung ist auch auf dem neuesten Stand. Weiter nahmen wir ein Warenhaus unter die Lupe – erinnerte uns ganz an jene in Thailand: man kann alles kaufen, doch Kunden fehlen wegen den hohen Preisen. So konnten mich selbst die dreifränkigen Suchard-Schokoladen nicht begeistern, denn sie sahen schon uralt aus. Die meisten Büchsen waren schon rostig. Zum Abschluss unserer ersten Jakarta Tour gingen wir noch eine Kleinigkeit essen bei Kentucky Fried Chicken.
9.6.
Wir gingen zu Fuss Geld wechseln, zur Tourist Info und in ein Warenhaus, wo man alles kaufen kann. Die Preise sind fast wie in der Schweiz. Es gab ein Stockwerk mit teuren Souvenirs und eine Etage mit Batiken. Für diese kann ich mich nicht sonderlich begeistern, mein Portemonnaie auch nicht. Ohne etwas zu kaufen kamen wir nach einer Leerlauf-Busfahrt gerade zum Hotel. Wir haben uns eineinhalb Stunden lang ausgeruht vor dem Dinner!!!!
10.6.
Sonntag in Jakarta. Wir fuhren mit einem Bus ins Puppenmuseum, wo wir erstmals ein Schattenspiel sahen, wenigstens einen kleinen Ausschnitt. Es ist uns nämlich nicht anders ergangen als anderen Touristen – es ist sehr langweilig, wenn man nichts versteht. Nach jedem Akt gab’s allerdings schöne Musik. Der Orchester bestand aus elf Leuten. Wir wollten dann zum Hafen gehen, marschierten durch Slums, schlimmere als in Indien, überquerten einen Bach auf Holzbrettern, wofür jeder 100 Rp bezahlte. Ein englisch sprechender Junge meinte, wir müssten um zum Hafen zu gelangen ein Boot nehmen für 1’500 Rp. Weiss allerdings nicht ob pro Kopf oder Boot. Wir liessen es sein und nahmen ein Bemo zum Lunapark. Ein Rummelplatz für die Reichen. Doch von diesen scheint es tausende zu geben. Der Eintritt kostet 400, ein Teller Gado-Gado 1’350. Eintritt zu den vier Pools kostete 1’200! Wir gingen nicht hinein, doch anhand unseres Führers, Fotos und den vielen Menschen müsste es schon ganz toll sein. In einem Pool werden 1 m hohe Wellen erzeugt. Die anderen Pools sind umgeben von bis zu 10 m hohen Wasserfällen. Auch zu Delphin- und anderen Fisch-Shows hätten wir je 400 bezahlen müssen. Für Fahrten im Meer konnte man Ruder- und Segelboote mieten, im künstlichen See in Kanus und Pedalo-Booten kreuzen. Ausser vielen, zum Teil luxuriösen Restaurants gibt es auch ein Mehrsternhotel auf dem Gelände. Golf, Bowling und Billiard kann gespielt werden.
Das Verrückteste aber war der Speedway, wo Rennen für alle möglichen Fahrzeuge durchgeführt wurden. Wir sahen das Ende des Rennens für Privatautos, welche mit wahnsinnigem Tempo und quietschenden Reifen um die Kurven rasten. Dann kamen Autos, welche mit Mini-Motorrädern beladen waren. Die Fahrer waren Kinder, Mädchen und Knaben. Sie trugen Lederkombis, Lederhandschuhe und -stiefel. Bestimmt fuhren sie mit 50 Sachen. Ich fand’s schrecklich. Besonders da wir gerade vorher die Armut in den Slums gesehen hatten.
11.6.
Heute haben wir lange geschlafen. Eigentlich wollten wir ins Nationalmuseum, doch dieses ist montags geschlossen. So warteten wir auf einen Deutschen, welchem wir 10’000 Rp geliehen hatten. Gegen Mittag hatten wir unser Geld zurück. Später schrieben wir Briefe und brachten sie zur Post. Für uns war nichts da. Wir haben uns aber trotzdem entschlossen morgen wegzufahren, wenn wir Plätze kriegen. Wir sassen dann hier wieder herum. Der Deutsche kam von einer Bus-Tour zurück. Im überfüllten Bus wurden ihm die Hosen beidseits etwa 10 cm weit aufgeschnitten, ebenso der Bauchbeutel, welchen er hintenherum trug. Er wurde um alle Traveller Cheques erleichtert. Zum Glück befanden sich Pass und Cash in der Mitte, wo die Diebe nicht hinkamen. Dieser Deutsche kam vorgestern hier an aus Bangkok, wechselte auf dem Flughafen noch 50 DM und fuhr mit dem Bus hierher. Wie er den Bus bezahlte, riss ihm einer das Portemonnaie aus der Hand und sprang aus dem Bus. Dies war das allererste Mal, dass er beraubt wurde, wobei er sich schön öfters für längere Zeit in Asien aufgehalten hatte. Und nun passiert es ihm heute nochmals. Auch war heute die Polizei hier im Hotel, denn einem Aussie wurden drei Edelsteine geklaut, welche er mit anderen Leuten zusammen zum Safekeeping abgegeben hatte. Nebst alledem haben wir halt heute als Folge dieser Zwischenfälle noch verschiedene andere Horror-Stories gehört. Scheint ein heisses Pflaster zu sein, Indonesien.
Wir haben eben sehr lange gepackt, weil wir trotz allem unseren Rucksack, den einen, hier einstellen lassen wollen. Darin sind alle Kleider, die wir nicht mehr brauchen und Souvenirs. Hat einen ganzen Rucksack gefüllt. Wir haben das eigentlich definitiv verpackt, können wir gerade so nach Hause transportieren.
14.6. Yogyakarta
Gestern ging Joschi um 9 Uhr auf den Bahnhof um Tickets zu besorgen. Wurde aber nichts daraus. Sind dann nochmals in die Modern Bakery um Verpflegung einzukaufen, spielten zweimal Schach und machten uns dann auf den Weg zum Bahnhof per Becak. Es hatten sich schon Schlangen gebildet, obwohl die Schalter noch geschlossen waren. Auf der Info schickte man mich zu Schalter 5, was auch eine Info war, aber unbesetzt. Ich ging zum Ticketkontrolleur am Ausgang, welcher mich zum Station Master schickte. Dieser sagte mir wann die Züge fahren uns schickte mich zu Schalter 6 oder 7. Ich setzte mich im Vorraum auf eine Bank mit dem ganzen Gepäck, während Joschi anstand. Einmal setzte sich ein komischer Kauz neben mich, doch ich hatte alles Gepäck fest im Griff. Noch etwa zwanzig Minuten hatte Joschi die Tickets. Wir verbrachten die Wartezeit im Bahnhofrestaurant. Als dann der Zug einfuhr, setzten wir uns auf unsere Plätze. Kaum hingesetzt, mussten wir wieder aussteigen, denn der Waggon war defekt. Im vorderen Teil war die Küche untergebracht, so dass die Angestellten das ganze Küchenmobiliar ausräumen mussten. Der Zug fuhr dann weg, ein anderer Wagen wurde angehängt, und wir konnten wieder einsteigen. Nun mussten wir 3. Klasse fahren, wo wir für 2. Klasse bezahlt hatten. Der Waggon war aber ganz neu, mit Polstersitzen und Fans. Im vorderen Teil wurde die Küche wieder eingerichtet mit Porzellantellern, Gasflaschen, Getränkeflaschen, usw. Etwa zwanzig Hostessen und Kellner kamen die Bestellungen aufnehmen, so dass wir bald ein gutes Nachtessen serviert kriegten. Mit uns im Abteil sassen zwei Deutsche, Roland und Konrad, welche wir schon in Crischa Palinea (??) kennenlernten.
Um 5 Uhr gestern Morgen sind wir hier angekommen nach etwa drei Stunden Schlaf. Bis zum Öffnen des Losmens sassen wir in einem Restaurant, dann checkten wir ein im Bu Puraro für 1’000 Rp die Nacht im Doppelzimmer. Es ist zugleich auch ein Batik-Shop, so dass wir immer von solchen «Gemälden» umgeben sind. Gleich daneben ist das Restaurant Superman, wahrscheinlich das billigste und sehr gut. Mussten natürlich schon gestern einen ersten Ausflug machen. Die Hauptstrasse ist noch im Bau. In der Mitte stehen wunderschöne Laternen mit geritzten Gläsern. In den Arkaden hat’s sehr schöne, rostrote Pflastersteine, an den Rändern natürlich Dutzende von Händlern. Wir gingen auf den eindrucksvollen Bazar. Ganz im Gegensatz zu diesem hat es mehrere sehr moderne Supermärkte und natürlich Kassetten-Shops. Abends gingen wir uns auch den Vogelmarkt und das Wasserschloss ansehen. Letzteres ist eine Ruine, von Wasser keine Spur. Auf dem Rückweg nahmen wir ein Velotaxi. Bei denen sitzt man in Indonesien vorne, also vor dem Radler. Ist ein komisches Gefühl, derart auf Kreuzungen hinaus zu fahren. Wir kauften noch verschiedene Früchte ein, nahmen Znacht und legten uns um etwa 20 Uhr endlich schlafen.
Heute besuchten wir den nicht so interessanten Sultanspalast. Wegen des Ramadan gab’s keine Tanz-, Puppen- oder Schattenspielvorführungen. Immerhin konnten wir die Instrumente des Gamelan-Orchesters sehen auch deren Vorstellung. Der Sultan selbst befindet sich zurzeit in Jakarta. Er ist 72jährig, hat vier Frauen und 22 Kinder. Interessant war das Museum, welches die Geschenke der Gäste aus anderen Ländern beherbergte. In einem Raum sind Gemäldeporträts und Fotos der Sultan-Familie ausgestellt. Schon um etwa 15 Uhr waren wir wieder im Losmen, hauptsächlich um zu waschen und die vielen Früchte zu verschlingen. Vor einiger Zeit sind die beiden Deutschen wieder auf Entdeckungs-Tour gegangen. Wir konnten nicht mit, da Joschi alle seine langen Hosen gewaschen hatte. Ist aber auch egal, so konnten wir endlich wieder unsere Tagebücher nachführen.
16.6.
Ich sitze alleine im Losmen, denn der erste Durchfall zwingt mich in der Nähe der Toilette zu bleiben. Nun ich glaube, es ist halb so schlimm. Wahrscheinlich von der Hitze. Ich hatte schon seit Tagen Kopfschmerzen. Die Sonnenbestrahlung ist hier enorm, wir sind nahe am Äquator. Na ja, es wird schon wieder werden.
Vorgestern schauten wir in verschiedene Batik-Shops, fanden aber nichts Umwerfendes. Zurück im Losmen packte uns plötzlich die Kauflust: wir erstanden sieben!!! Batiken und ein Batik-Tischtuch mit Servietten für total 21’250 Rp. Konrad kaufte sich eine grosse Batik, zweiseitig gewachst, also sehr gute Qualität für 15’000 Rp. Danach haben diese Batiken auch Joschi fasziniert. Er ist jetzt draussen unterwegs um sich noch etwas umzusehen. Er will noch etwa vier Hosen für unsere nächste Reise kaufen. Die Frau hier vom Losmen zeigte mir auch Erst-Qualität-Batik-Sarongs für 25’000 Rp. Da steckt natürlich schon gewaltig viel Arbeit dahinter.
Gestern fuhren wir per Bemo zur Buddhisten-Tempel Borobudur. War sehr schön, doch nicht gerade umwerfend. Wir sassen etwa zwei Stunden lang im Schatten, genossen die Ruhe und Kühle, beobachteten die anderen Touristen. Den Abend verbrachten wir im Losmen beim Kartenspiel knack.
(Wenn ich mich richtig erinnere, sassen wir auch so lange dort, weil uns ein ausbrechender Vulkan in der Nähe total faszinierte. Die Rauchsäule stieg hunderte Meter in den Himmel. Während den nächsten Tagen beobachteten wir weitere aktive Vulkane. Wir dachten, das sei immer so. Selbst als wir auf dem Asche speienden Bromo standen wussten wir nicht, dass dieser gerade ausbrach. Erst als ich später eine Karte kaufen wollte vom Kegel und auf keiner Rauch entdecken konnte und bei einer Verkäuferin behauptete, das sei doch nicht der Bromo, sagte sie doch, normalerweise hat er eben keine Rauchsäule. Nur jetzt gerade, weil er ausbricht. Das gab mir im Nachhinein ein komisches Gefühl.)
17.6.
Gestern Morgen wurde eine neue Batik des Braunton-Meisters aufgezogen. Darauf ist ein Bauer mit Enten abgebildet, ein Haus und ein Baum. Joschi war sofort begeistert, wollte sich den Kauf noch überlegen und ging einmal mehr auf Entdeckungstrip. Inzwischen waren Roland und Konrad aufgestanden, sahen die Batik, kämpften darum – und verkauft war sie. Joschi war wahnsinnig enttäuscht darüber. Ich sah schon einen Buddha (inzwischen weiss ich zwar, dass es bloss ein Musikant ist) im anderen Zimmer hängen. Gleich danach kam eine Australierin und erkundigte sich nach Buddhas. Ich führte sie ins Nebenzimmer, sagte ihr aber, dass jener in der Mitte schon meiner sei. So habe ich gemerkt, dass man hier sofort zuschlagen muss, ansonsten werden einem die Bilder vor der Nase weggeschnappt. Als dann Joschi zurückkam, entschlossen wir uns den Buddha und den braunen Vogelmarkt sofort zu kaufen – uns schon wieder waren 18’000 Rp weg. Der Künstler dieser Braunbilder war selbst hier gestern Morgen um das Bild mit den Bauern mit den Enten zu bringen. So bestellten wir gleich eines dieser Art. Allerdings sei dieser Artist schwer beschäftigt, denn er hat auch einen Auftrag von einem Engländer für mehrere Batiken dieser Art. Und das schon seit Monaten, ohne dass er auch nur eines geschickt hatte. So könnte er unseren Auftrag allerfrühestens in zehn Tagen ausgeführt haben. Wir wünschten uns auch einen dunkleren Himmel. Mal sehen, ob daraus noch etwas wird.
Vorgestern Abend zog ein Schweizerpaar hier ein, Karin und Röbi. Am Abend diskutierten wir sechs noch lange.
Heute Morgen nahmen wir ein Bemo zum Parambanan-Tempel. War schön, doch nichts Besonderes. Von Karin erfuhr ich, dass es hier gestempelte Jupes zu kaufen gäbe. Diese liess ich mir vorhin zeigen und kaufte je einen für mich und einen für Brigitta.
Die beiden Deutschen haben auch schön zugeschlagen, jeder kaufte zwei grosse, teuer Batiken, der eine dazu auch eine Tischdecke, einen Jupe, eine Ledertasche; der andere hat schon alle Früchte und Gebäck durchprobiert.
Gestern kaufte er sich tolle Medikamente und Heilmittel in Säckchen aus einer Apotheke mit Anleitung. Unglaublich, was es da alles gibt: Potenzmittel, Pülverchen gegen Mundgeruch und Körperschweiss, gegen Nierensteine, Menstruationsschmerzen, zur Kräftigung der Gegend um die Vagina, speziell für Frauen nach der Geburt, aber auch bei sexuellen Schwierigkeiten, und vieles mehr. Dieser Typ kannte aus Deutschland einen asiatischen Song, von welchem er glaubte, er stamme aus Indonesien. Heute Abend pfiff er eine dieser Melodien vor, dieser erkannte er als einen Hit aus den Philippinen. Mit diesen wenigen Angaben marschierte Roland von Kassetten-Shop zu Kassetten-Shop und kam nach gut einer Stunde mit dem gesuchten Song zurück, welcher zusammen mit anderen Hits auf einem Bändli ist. Was es nicht alles gibt in Indonesien!
Die drei Männer gingen ein zweites Mal zum Nachtessen, die beiden Schweizer zum Schattenspiel-Theater, so dass ich seit einiger Zeit allein hier sitze. Werde aber bald schlafen gehen, denn morgen müssen wir um 5 Uhr aufstehen um den Zug Richtung Bromo zu erwischen.
19.6. Bromo
Vorgestern mussten wir um 5 Uhr aufstehen um Zugtickets zu erhalten. Dafür gab’s dann in Balenhof noch einen Kaffee. Wir brauchten bis zur «Talstation» zehn Stunden. Obwohl die Unterhaltung mit Roland und Konrad nicht sehr interessant war, ging die Zeit noch schnell vorbei. Ein Grund dafür war bestimmt die schöne Landschaft. Vor allem früh morgens war’s so schön die Bauern in den Reisfeldern zu sehen. Einige pflügten mit Ochsen und Holzpflug, andere säten oder ernteten. Von Probolinggo mussten wir per Becak zum Bus-Stopp, von wo aus wir per Kleinbus noch 44 km weit hochfahren mussten. Es war dann bei Ankunft stockfinster, dafür begeisterte uns klarster Sternenhimmel. Wir kamen sogar noch zu Nudelsuppe und Fried Rice. Aber danach ging’s ins Bett, denn heute standen wir schon um 3.30 Uhr auf, um bei Sonnenaufgang auf dem Bromo zu stehen. In der Dunkelheit machten wir uns an den Aufstieg. Mich schmerzten schon bald die Füsse, so dass ich für den zweitletzten Aufstieg ein Pferd mietete. Oben standen Dutzende von Männern mit Pferden. Der letzte Aufstieg war nur zu Fuss zu schaffen, er war sehr steil. Fast wie beim Ayers Rock. Auch hier konnte man sich an einer Eisenstange hochziehen. Auf dem Kraterrand standen schon etwa vierzig Touristen. Als wir fast oben waren, blies der Wind den Rauch zu uns und innert kürzester Zeit waren wir rabenschwarz von der Asche. Vom Kraterrand aus konnten wir in den Krater sehen, doch ausser Rauch war nichts zu erkennen. Dieser war dafür ums imposanter. Zwischendurch hörte man auch das Grollen im Kegel. Der ganze Vulkan besteht aus feuchter Asche, welche uns an Schnee erinnerte. Der Kraterrand war sehr eng, kaum konnten sich zwei Leute kreuzen. Dies war nicht ungefährlich, denn die Asche löste sich dann und es gab kleine «Lawinen». Über dem Sandmeer lag Dunst, welcher sich orange-rot färbte beim Sonnenaufgang. Von der gleichen Farbe war auch die immense Rauchwolke. Langsam konnten wir auch die Umgebung erkennen. Gleich neben dem Bromo steht ein erloschener Krater. Bis zum Rande des Sandmeeres gab es praktisch nur Asche, welche zum Teil bizarre formen hatte. Beim Aufstieg kam dies bei Gegenlicht besonders schön zur Geltung.
Um den Sand zu überqueren, legt man etwa einen Kilometer zurück, dann kommt der Aufstieg zum äusseren Krater. Da ich kaum noch gehen konnte, setzte ich mich wiederum auf ein Pferd – fantastisch!!
Oben genossen wir noch einen letzten Ausblick auf die Mondlandschaft, dann gingen wir zurück ins Losmen. Roland und Konrad verloren ihren Zimmerschlüssel, so dass sie ein Vorhängeschloss kaufen gingen und danach das vorhandene aufbrachen. Sie packten alsdann ihre Rucksäcke und brachen auf nach Bali. Wir genehmigten uns ein Mandi, war allerdings sehr kalt in dieser Höhe.
Eben macht Joschi die Wäsche. Wollen uns noch etwas die Gegend anschauen da oben, denn ich finde sie fantastisch. Wir sahen schon beim Herunterkommen die umliegenden Berge. An den fast senkrechten Hängen sind überall Gärten angelegt, welche schön grün sind.
20.6. Malang
Von gestern auf heute schliefen wir volle zwölf Stunden. Doch viel Elan hatten wir trotzdem nicht, aber umso mehr Gepäck zum Räumen. Gegen Mittag nahmen wir ein Bemo nach Bongolinggo, von da hatten wir einen direkten Bus nach Malang. Hier angekommen, war ich enttäuscht, denn das deutsche Paar, welches uns diesen Tipp gab, schwärmte von der schönen Lage dieses Ortes, welcher von Reisterrassen umgeben ist. Allerdings sind wir jetzt in einer recht grossen Stadt, die lärmig und stinkig ist. Trotzdem machten wir einen Spaziergang. Immerhin fanden wir in einer Modern Bakery frisches, stark gebackenes Toastbrot. In einem Kleidergeschäft entdeckte ich schnusige Bébékleidchen. Da werde ich morgen zuschlagen, denn heute sah man vor lauter Leuten kaum Ware. Überhaupt öffneten viele Geschäfte erst nach dem Eindunkeln um 18 Uhr.
Wir wohnen wieder einmal in einer Jugi, im einzigen Dormitory mit zehn Betten für 500 Rp pro Person. Es ist zugleich eine Sprachschule mit Übersetzungsdienst. Da das Zimmer billig ist, leisteten wir uns halt zwei Riesenäpfel und zwei Orangen für total 2’000 Rp!!
Unser «Chef» schläft auch im Dormitory. Er legte sich eben hin. So muss ich auch enden – Lichterlöschen, und das um 21.15 Uhr!
22.6. Yogyakarta
Gestern mussten wir früh aufstehen. Erst bummelten wir durch die Strassen, liessen uns Walkmen vorführen zum Aufnehmen. Preis für Sony U$ 115.-, für Sanyo U$ 85.-. Beide sahen etwa gleich aus. Der Verkäufer war der Ansicht, dass sie auch von gleicher Qualität seien. Doch Joschi meinte, sie sähen gebraucht aus. Also kauften wir noch keinen. Endlich fanden wir eine Post, wo wir den Brief aufgeben konnten. Wir gingen zurück in die Jugi wo wir beschlossen zu den Tempeln zu fahren. Davor kauften wir noch drei Bébé-Röckchen – sind härzig. Wir fuhren also zu den Tempeln. Vom Bemo aus seien es vier Kilometer zu Fuss. Wir marschierten los. Nach mehr als einer Stunde wurde es uns bei der Hitze doch zu viel. Einer meinte noch, dass es weitere drei Kilometer seien. Auf der Strasse, auf welcher wir gingen, fuhren ständig Bemos, so dass wir dachten, den Jugi-Führer falsch verstanden zu haben. Vielleicht hätten wir nochmals ein Bemo nehmen müssen. Wäre das der Fall gewesen, hätten wir ja noch mehr als vier Kilometer gehen müssen. So entschlossen wir uns ein Bemo zu stoppen und zurückzufahren. Das Laufen hatte sich zwar trotzdem gelohnt. Wir gingen durch vier Dörfer, wo uns alle Leute anschauten, als hätten sie noch nie einen Weissen gesehen. Viele Kinder riefen uns Hallo und winkten, manche begleiteten uns eine Zeitlang. Zwischen den Dörfern sahen wir schöne Landschaften, besonders natürlich Reisfelder.
Zurück in der Jugi fanden wir einen neuen Gast, schlafend. Wie sich später herausstellte, war das Mädchen eine viel gereiste Amerikanerin, welche seit einem halben Jahr in der Nähe von Jakarta an einem Projekt arbeitet, welches zum Ziel hat, den Leuten beizubringen, dass Kleinkinder viel mehr Gemüse essen müssten. Wir gingen zusammen essen und verbrachten einen unterhaltsamen Abend. Am Morgen fanden wir noch verschiedene Einbände in Sprachen, welche an jener Schule unterrichtet wurden. In einem dicken A4-Band waren lauter deutsche Zeitschriften von den Jahren 1969 bis etwa 1971. War sehr interessant zu lesen und wir konnten uns kaum davon trennen.
Heute Morgen mussten wir um 6 Uhr aufstehen um den 7.25 Uhr Zug nach Yogya zu erwischen. Um 17.30 Uhr kamen wir endlich hier an. Wir haben uns im gleichen Losmen wie vorher einquartiert und sitzen schon wieder im Superman. Wir müssen uns noch nach der bestellten Batik erkundigen. Sobald wir diese haben, geht’s an den Strand.
Noch 26 Tage reisen! Für mich wird’s auch Zeit nach Hause zu kommen. Ich hatte letzthin zweimal Durchfall und seit der Wanderung auf den Bromo eiternde Fersen. Ich bedeckte sie mit Zugsalbe und Pflastern, welche sich beim Duschen ablösten. Scheinbar entzündete es sich von neuem wegen des dreckigen Wasser. Jetzt verpflege ich das Zeug halt mit Jod und Pflaster.
23.6.
Meinen Fersen geht’s inzwischen besser. Dafür hatte ich heute wieder Mühe mit dem Magen. Wie ich schon früher vermutete, vertrage ich wohl bestimmte Früchte nicht, besonders Ananas.
Heute Morgen nahmen wir ein Becak zur Post, wo ich den gestern geschriebenen Brief aufgab. Danach cashten wir U$ 200.-. Zu Fuss gingen wir zum Losmen zurück und gleich rüber zum Superman, wo ich eben den verhängnisvollen Fruchtsalat ass. Da kam wieder der Händler, der uns zum etwa vierten Male eines seiner «Blasrohre» verkaufen wollte. Diese sind etwa 1.2 m lange Rohre aus Knochen, geschnitzt, vorne ein Drachenkopf. Unten hängt der Pfeilbehälter. Das Ganze kann in vier Teile zerlegt werden. Der Verkäufer stammt angeblich von einer sehr östlich gelegenen indonesischen Insel, wo sein Vater diese Dinger bei Eingeborenen kauft – wenn man’s glaubt. Jedenfalls war im Superman ein Schweizer, welcher ein solchen Instrument für 15’000 Rp kaufte. Uns wurde dann unter dem Tisch 10’000 Rp geboten, so dass wir uns entschlossen, zum Losmen mitzugehen, wo dieser Typ wohnt, und wo er noch weitere hat. Wir hofften, das Zeug noch runterhandeln zu können, doch nach einer Stunde kauften wir’s für 10’000 Rp. Danach legten wir uns hin, ich duschte und wusch die Haare, dann machten wir uns auf die Suche nach einer Tasche für Joschi, denn seine grosse braune mussten wir abschreiben, nachdem gestern der Reissverschluss kaputt ging. Wir fanden auch eine, aber für 19’000 Rp kauften wir sie doch nicht, wollten uns noch umsehen, doch alle Ledershops hatten geschlossen. Umso grösser war das Gedränge in den anderen Shops. Tausende Menschen, welche zum Teil vor den Warenhäusern Schlange standen. Wie wir gehört haben, geht der Monat des Ramadans in sieben Tagen zu Ende. In diesem Monat fasten die Moslems, sie dürfen zwischen Sonnenauf- und -untergang (die Zeiten richten sich nach Mekka und erscheinen täglich in den Zeitungen) nicht essen, trinken und rauchen. Auch Musik und Tänze sind nicht erlaubt. Ende dieses Monats ist der Eid ul Fitr, ein Feiertag, an dem man sich gegenseitig beschenkt. Dies soll der Grund sein der sich immer häufenden Diebstähle. Diesen Festtag verbringen die Menschen in der Familie, so dass Tausende in ihren Heimatort fahren. Bereits werden viele Extrabusse und -Züge eingesetzt. Wir müssen uns daher frühzeitig um unsere Tickets nach Jakarta kümmern.
Trotz der vielen Menschen fand ich schliesslich doch noch einen Shop mit Becak Super. Dies ist ein Kräutermedikament zur Stärkung schwer arbeitender Männer. Es gibt viele Shops, die ein riesiges Angebot solcher Pülverchen haben, einige bieten nichts anderes an. Den Tipp hatte ich ja von Roland. Inzwischen hatte ich schon die Beschreibung sämtlicher Produkte dreier verschiedener Hersteller. Doch heute fand ich echt, was ich suchte, denn auf diesen Beuteln hat es witzige Fotos teils leidender, teils gesunder Menschen. Habe schon etwa 15 Packungen (in der Grösse ca. 8x8cm), mit denen ich zu Hause als Gag eine Hausapotheke basteln will.
Eben war wieder der Meister der «braunen Batik» hier. Es gab wieder tolle Bilder während unserer Abwesenheit. Eines wollten wir kaufen, auf dem ist der Oberteil eines Mannes abgebildet, welcher über den Schultern einen Stock trägt mit einem Vogelkäfig an jedem Ende – einfach super. Als wir uns bereits zum Kauf entschlossen hatten, Joschi das Bild aber noch bewunderte, entdeckte er plötzlich einen Fehler: der Mann hatte an jener Hand, deren Finger er an die Lippe hält, sechs Finger. Wir gingen das sofort melden, doch der Künstler, wie auch unsere Hausmutter hatten das schon bemerkt. Morgen werden sie uns einen Farmer mit Enten zeigen. Hoffentlich gefällt uns das.
Heute Mittag sassen wir in einem Restaurant an der Maliobor, als ein Schweizerdeutsch sprechender Indonesier sich zu uns setzte. Wir blieben kühl und er erzählte uns, dass er eine Schweizerin heiratete und zwei Jahre lang in einem Restaurant in Liestal arbeitete. Nach einem Jahr Ehe hatte er sich von seiner Frau getrennt, da die Mentalitäten doch zu verschieden seien. Aber sie würden sich noch immer schreiben. Er gab uns noch einen Tipp, wo man tolle Batiken kaufen konnte. Also gingen wir hin, doch die billigsten kleinen kosteten U$ 8.-, die meisten grossen zwischen U$ 20.- und 40.-. Zudem waren’s keine besonders schönen. Durch viele verwinkelte Gässchen gingen wir ins Losmen zurück.
25.4.
Gestern war Samstag. Wir schliefen recht lange. Nach dem Frühstück nahmen wir ein Becak zum Vogelmarkt, wo wir in dem Gedränge kaum Vögel sahen. Joschi zeigte mir dann das Wasserschloss – auch die unterirdischen Gänge. War sehr schön. Besonders gefielen mir die engen, sauberen Gässlein zwischen den vielen Häusern. Wir betraten auch einige Batik-Shops. Joschi kaufte zwei kleine Batiken mit Rama und Sita, welche in Brauntönen gehalten sind und daher nicht so kitschig und erst noch billiger: 1’500 Rp jedes. Wir suchten danach die Strasse mit dem Geschäft für Lederbearbeitung. Auf dem Weg dorthin schauten wir in mehrere kommerzielle Batikfabriken und natürlich in die dazugehörenden Riesen-Shops. Was echt Neues oder Ausgefallenes konnten wir nicht entdecken, zudem waren die Preise echt hoch. Ein Grund war, dass diese scheinbar schon die Kommission für den Becak-Fahrer einschliessen, denn diese bedrängen einem immer und überall, speziell natürlich in jener Gegend. Sie wollen pro Stunde 200 Pr haben, also ein viel zu tiefer Preis. Sie rechnen halt eben noch mit Kommission. Normalerweise bezahlt man schon für 2 km 300 Rp, zwischen 3 und 4 km 400 Rp. Interessant war einmal bei einem Shop das Schild neben der Eingangstüre: No commission paid. Wir kamen zwar zu Fuss, doch nicht alleine, denn mindestens ein Kommissionsjäger war mit uns. So kamen wir bei diesem Shop zu dritt an. Als wir uns mit dem Verkäufer im hinteren Zimmer befanden, nahm er meinen Arm und fragte recht leise, ob wir alleine oder mit einem Becak-Fahrer hergekommen seien. Ich erklärte ihm, dass wir zu Fuss kämen, doch ständig von einem Kommissionjäger begleitet würden. Er nickte verständnisvoll. Bestimmt war er einer der Höchstzahlenden, denn sein Geschäft ist klein und liegt in einem Seitengässchen. Er nannte uns bloss einen Preis, doch der war sehr hoch. Nachdem wir ihm erklärten, alleine gekommen zu sein, war er schon bereit zu handeln. Wahnsinnig, dieses Geschäft, schon fast wie Mas oder Chiang Mai.
Das Schönste und Interessanteste an diesem Batik-Trip war die Batikfabrik, wo sehr nette Frauen, sehr alte und wenige junge arbeiten. Ich habe mich mit den Frauen unterhalten, malte selbst etwas mit der «Wachspfeife», dafür malte mir auch die eine Frau etwas.
War härzig. Joschi beschäftigte sich eher mit dem Fotografieren. Selbst das Verfahren ist auf Blättern in mehreren Sprachen gedruckt, so dass wir das zu Hause also schon noch veranschaulichen können.
Schliesslich fanden wir auch den Ledershop, doch von Taschen keine Spur. War eben vor uns ein Touristenbus dort; der Laden machte sicherlich ein gutes Geschäft, so dass das Personal zu uns sehr freundlich war, obwohl wir nichts kauften. Wir konnten also auch zusehen, wie das Leder bearbeitet wird. Auf einem Tisch konnten man gut sehen, wie der Herstellungsablauf stattfindet. Ich meinte, Joschi solle davon ein Foto machen, während ich einen Tee trank. Als Joschi sich mit der Kamera vor den Tisch stellte, kam der Verkäufer mit einem Schemel gerannt, legte all die Utensilien in fotogene Position, und Joschi brauchte nur noch abzudrücken. In jenen Shops gabs auch wunderschöne Leder- und Holzpuppen nebst Holzschnitzereien und Musikinstrumenten. Doch es war alles sehr teuer, zwar für die Qualität gerechtfertigt, aber für unser Portemonnaie …..
Wir nahmen wieder ein Becak zur Post, von dort gingen wir zu Fuss die Malioboro hoch, denn Joschi wollte noch nach einer Bäckerei Ausschau halten. Er ist letzthin sehr auf dem Süssigkeiten Trip. Heute kam er schon um 8 Uhr mit einem ganzen Sack voller Nuss-Schoggi-Honig-Plätzchen (also genau weiss ich auch nicht, was es ist).
Gestern Abend kauften wir noch eine schöne, grosse, braune Reisetasche für 21’000 Rp. Sie schien aber stärker zu sein als jene für 19’000 Rp. So, jetzt haben wir wieder Platz. Allerdings haben wir noch keine Braunbatik, der Mann tauchte gestern nicht mehr auf. Heute wollen wir noch abklären, wie wir nach Pangandaran kommen. Vielleicht klappt’s morgen!
26.6. Cilacap Losmen TIAG, Rp 3’000.- Doppel
Gestern gingen wir zum letzten Mal in Jogya bummeln. So schlugen wir nochmals richtig zu. Erst kaufte ich zwölf Beutel dieser Supermedikamente, dazu kamen etwa sechs Schachteln Kretek-Zigaretten, bevor wir auf den Bazar gingen. Diesmal nahmen wir einen anderen Eingang, wo es Textilien zu kaufen gab. Später sahen wir kiloweise Gewürze, Tabak, Fleisch, Antiquitäten, Radios, mechanische Teile, usw. Unwahrscheinlich, was auf den Bazaren hier so alles angeboten wird! Die Nachfrage scheint auch enorm zu sein, jedenfalls hat man Mühe sich einen Weg durch das Gedränge zu bahnen. Aber auch dort fanden wir nicht, was wir suchten: Tee. Wir kauften etwa ein Dutzend verschiedene Beutelchen Javacafé, vorher sah ich diesen nur in Dosen, welche für meine Zwecke zu gross sind. Auf dem Rückweg assen wir etwas in der Malioboro-Strasse, denn der Superman hängt mir echt zum Hals raus. Da kam halt wieder ein Einheimischer, fragte sofort, ob wir aus der Schweiz kämen. «Oh ja, Basel, Dreiländereck F, D und CH, Chuchichäschtli, vier Sprachen (er zählt sie auf)!» Also eigentlich ist’s traurig, doch wir mussten wahnsinnig lachen.
Checkten gestern noch den Weg nach Pangandaran. Zuerst bei einem «Reisebüro». Der Bus alleine würde 3’500 Rp kosten. Gemäss Tourist Information kann man alles auch auf eigene Faust machen. Bezahlten so nur 1’750 Rp. Im Tourist Office kaufte ich mir noch einen Roman für die vor uns liegenden Beachtage. Dann gingen wir bei «Mama» eine Nudelsuppe essen. Der Abend war dann echt langweilig, es wurde Zeit zu verreisen.
Aha, kommt mir noch etwas in den Sinn!! Von Mama zum Losmen gingen wir an einem Batikshop vorbei, zum x-ten Male. Ja, und was ich noch erwähnen muss: Joschi erhielt gestern tatsächlich die Batik mit den Enten im Reisfeld. Sein Kommentar: sein Traum sei in Erfüllung gegangen. Und abends kommen wir eben bei jenem Batikshop vorbei, da sehe ich tief unten eine schöne Batik, welche Rama, Sita und Garuda darstellt und sage zum Spass: jetzt habe ich die Batik gesehen, welche ich immer suchte. Joschi wollte zurück, ich erst nicht, doch natürlich gingen wir hin. Joschi erkundigte sich genau: Preis 15’000 Rp, einseitig gewachst, sechs verschieden Farben. Es hat ihn schon wieder gepackt. Er liess sich weitere Batiken des gleichen Künstlers zeigen, erstere gefiel ihm am besten. Er bot 8’000 Rp. Ich war dagegen, dieses Bild zu kaufen. Der Händler gab 12’000 als letzten Preis an und ich fand, wir haben jetzt schon genug Batik und schon zu viel Geld dafür ausgegeben. Nach zwanzig Minuten langem Hin und Her war der Handel perfekt und Joschi stolzer Besitzer einer weiteren, teuren Batik. Und was ich auch noch vergass: Zusammen mit der «Gänsebatik» kaufte Herr Papp noch zwei kleine à 2’500 mit Landschaften!! Zum Glück haben wir Jogya verlassen!
Heute Morgen nahmen wir ein Becak zum Busterminal, welcher weit ausserhalb liegt. Wir stiegen ein, und der Bus fuhr weg. Wir haben inzwischen einen Rucksack und zwei Riesentaschen. Gepäckablagen gibt es hier nicht im Bus, so dass wir uns auf eine Dreierbank setzten und das Gepäck auf dem «Gangsitz» verstauten. Ein Typ gab uns mehrmals Grund zur Annahme, dass er uns etwas filzen will. So bestand die ganze Fahrt aus Aufpassen. Einmal wechselten wir sogar die Plätze, richteten uns auf dem hintersten Sitz ein, von welchem wir glaubten, er sei der sicherste. Doch die starke Zugluft liess uns wieder einen anderen Platz aufsuchen. Aber die Mühe hat sich gelohnt, wir haben bis jetzt nichts vermisst. Der Klauverdächtige hat gegen Ende der Fahrt noch zwei ziemlich eindeutige Versuche unternommen – aber wir waren auf der Hut!
27.6. Pangandaran
Im Hotel, wo wir die letzte Nacht verbrachten, mussten wir beim Einchecken die Pässe abgeben. Wir wehrten uns zwar, doch es schien keinen Ausweg zu geben. Der Besitzer des Losmens erklärte uns, dass er mit den Pässen zur Polizei muss, aber um 20 Uhr zurück sein wird. Er zeigte uns dann auch im Gästebuch die Polizeistempel bei jedem Ausländer. Wohl war uns nicht bei der Sache, wir gingen dann nach den Pässen fragen und erhielten sie beim dritten Versuch auch endlich zurück.
Gestern zum Znacht tranken wir einen Kaffee, als Folge konnte ich nicht einschlafen. Zum Glück hatte Joschi vom Losmen in Jakarta noch einen Western und einen Krimi mit. Ich konnte dann endlich um ca. 3 Uhr einschlafen.
Heute mussten wir trotzdem früh aufstehen, denn gemäss Tourist Information in Jogya soll es um 7, um 9 und um 12 Uhr eine Fähre geben. Wir entschlossen uns jene um 9 Uhr zu nehmen. Diese Zeit checkten wir nochmals im Losmen. Nur scheinbar verstanden die uns überhaupt nicht. Wir kamen dann um 8.15 Uhr bei der Fähre an, die nächste lief aber erst um 12 Uhr aus. Wir verbrachten die Zeit wiederum mit dem Lesen der Schundheftlis. Joschi langweilte sich zwar. Erst schaute er sich begeistert im Hafen um, doch als er mit der Kamera aufkreuzte, verbot man ihm das Fotografieren. Cilacap scheint echt ein komischer Ort zu sein.
Pünktlich um 12 Uhr verliessen wir das Festland auf einem kleinen Holzschiff. Viereinhalb Stunden lang dauerte die schöne, aber mit der Zeit langweilige Fahrt. Sie führte uns durch einen Wirrwarr von Flüssen oder Meeresarmen. Letzteres wahrscheinlich, denn es schien Ebbe zu sein. Meist gab es nur niedrige Vegetation. Später aber sahen wir Dörfer, Bananenstauden und Kokospalmen. Sehr schön waren die vielen Nussschalenboote, welche von Einheimischen gerudert wurden. Einige hatten kleine Segel, welche aus zusammengenähten Reissäcken bestanden. Dann konnten wir am Ufer Fische entdecken, welche demzufolge halb Wasser und halb Landtiere waren. Es gab kleine, aber auch grössere. Lustig, wie sie sich auf den Vorderflossen abstützten und so herumhüpfen konnten.
Nach dem Verlassen der Fähre mussten wir noch etwa eine halbe Stunde lang mit einem Bus fahren. Als wir diesen verliessen, umschwärmten uns die Becak-Fahrer. Wir müssten zwei Becaks nehmen mit so viel Gepäck, meinten sie. Wir starteten zu Fuss. Nach etwa 100 m kam eine Art Zahlstelle, welche quer über die Strasse verlief und wir mussten 100 Rp pro Kopf «Eintritt» bezahlen. Der Kassier riet uns ein Becak zu nehmen. Also halt, doch es hat sich gelohnt. Gemäss einem Tipp liessen wir uns ins Laut Biru Losmen fahren. Ein Zimmer war noch frei im Neubau, echt super, für 3’500 Rp zu zweit, doch hat das Zimmer zwei Riesenbetten, man könnte auch zu viert drin wohnen. Ist echt geräumig, schön eingerichtet, grosses, geplätteltes Mandi, Veranda mit Tee, vier Gläser, einer Thermosflasche mit heissem Wasser, denn es steht auch Kaffeepulver und Zucker auf dem Tisch. Aber das Ganze hat einen Riesenhaken, denn in zwei Tagen wird das Zimmer während zehn Tagen 25’000 Rp!!! kosten. Der Grund: das Ende des Ramadans, also Ferien und so etwa vergleichbar mit unseren Weihnachts-Neujahrs-Tagen. Also das können wir uns schon nicht leisten. Ein Mädchen meinte, in «ihrem» Losmen würde es dann 40’000 Rp kosten. Das ist ja unverschämt! Also zwei Nächte können wir mal bleiben und dann, wenn’s klappt??, können wir ins Losmen des Bruders eines Angestellten zügeln, welches 1 km weit weg sein soll und 3’000 Rp kostet das Doppel. Hoffentlich. Wir gingen gleich nach Ankunft in ein nahe gelegenes Restaurant um endlich wieder einmal warm zu speisen. Es hatte eine schöne, indonesisch-englische Menu Karte mit grosser Auswahl, aber ohne Preise. Wir bestellten zwei Soda mit Büchsen-Kondens-Milch. Wir nahmen davon nur eines. Schmeckte nicht schlecht, aber süss. Der Spass kostete dann zusammen 4’400 Rp. Ein teures Pflaster. Wir kauften uns trotzdem noch zwei Schoggi-Donuts à 500 Rp. Trotzdem habe ich jetzt, nach zwei Stunden, schon wieder Kohldampf.
In drei Wochen um die Zeit sind wir in der Schweiz!!
28.6.
Heute lagen wir schon um 9 Uhr am Beach. Dieser ist tagsüber ganz breit und flach, der Sand ist braun, sehr fein und morgens noch «unberührt». Der Strand ist etwa drei Kilometer lang und von Palmen gesäumt. Heute Morgen war kaum ein Mensch zu sehen. Wir gingen dann Mittagessen, danach sassen wir längere Zeit auf der Veranda im Schatten. Dann kam ein dicker, reicher Indonesier Zimmer schauen. Nach einer halbstündigen Diskussion zog er ein mit Ehefrau, sechs Kindern und Haushälterin. Also neun Personen in einem Zimmer. Bis jetzt hat jeder inklusive Badeanzug das vierte Kostüm zur Show getragen. Wir gingen um 16 Uhr wieder an den Strand und waren umgeben von über hundert Indonesiern, die meisten vergnügten sich im Wasser, viele trugen die Kleider. Nach Sonnenuntergang, um etwa 18 Uhr, gingen wir ins Mandi, danach zum Dinner. Joschi bestellte sich einen Lobster. Auch das Essen wurde teurer, so dass diese Delikatesse heute 800 Rp mehr kostete als gestern, also 3’000 Rp. Doch Joschi hatte seine Gaumenfreude, und das ist die Hauptsache.
29.6.
Heute Morgen wechselten wir also. Der Typ vom Hotel bestellte uns ein Becak, erklärte dem Fahrer wohin er uns führen muss, und gespannt machten wir uns auf den Weg. Vermutlich fuhren wir keinen Kilometer auf der Hauptstrasse, dann zweigten wir ab und nach etwa 40 m standen wir vor unserem «neuen Heim». Es ist ein kleines, schönes, blaues Steinhaus mit viel Grün rundherum und sehr ruhig gelegen. Ausser einem Bett steht kein Mobiliar in unserem Zimmer, davor aber eine Stube mit Wohnwand und Polstergruppe. Tee und Kaffee gibt’s in Selbstbedienung, und eben brachte uns die junge Hausfrau Chrömli. Also ich fühle mich wohl hier und 3’000 Rp sind unter diesen Umständen in Ordnung.
Am Morgen blieben wir nicht lange hier, sondern gingen zum Strand. Der etwa 1 km lange Weg dorthin ist sehr schön. Wir durchquerten eine typisch asiatische Siedlung mit vielen Bambushäusern, sehr netten Menschen und viel tropische Vegetation. Zuerst waren weit und breit keine anderen Menschen, dann aber kam eine Gruppe junger, ausgeflippter Indonesier mit einem Deutschen. Sie deponierten ihre Sachen neben uns, setzten sich aber nahe ans Wasser und winkten uns ständig. Wir gingen jedoch nicht hin, denn nach all den Horror-Stories trauen wir einfach keinem mehr. Schliesslich ging Joschi zu ihnen, später versammelten sie sich alle um uns. Sie sagten, sie seien eine Rockband. Sie wollten, dass wir in ihr Losmen umziehen. Im Weiteren spendierten sie uns ein 7-up. Ich trau dem Ganzen doch nicht. Der Deutsche hingegen fühlte sich scheinbar wohl in dieser Gesellschaft, vermutlich hauptsächlich wegen den drei wirklich hübschen Girls. Joschi und ich verabschiedeten uns und gingen Mittagessen. Inzwischen ist schon 16 Uhr und wir haben es uns bequem gemacht in unserem Losmen. Habe keine Lust heute noch viel zu unternehmen. Wir hatten auch eine schlechte Nacht, denn um etwa 3.30 Uhr versuchte jemand unsere Zimmertür zu knacken. Dadurch wurden unsere Nachbarn geweckt, welche dann dermassen lärmten, dass wir lange nicht mehr einschlafen konnten. Ja, wenn neun Leute rumoren!
(Anmerkung: Ich meine es war an diesem Ort, in einem Palmenwald, den wir durchquerten, wo uns ein Mädchen in ihr Haus einlud. Es war eine Bambushütte, der Boden war der Waldboden, doch es stand eine Kommode da, ein Sofa und Tischchen. Ein Hahn spazierte herein und hüpfte über die Kommode. Das Mädchen liess für uns zwei Fläschchen Coke mit Strohhalm bringen. Doch weil die Flaschen schon geöffnet waren, getrauten wir nicht daraus zu trinken. Es könnte jemand Drogen eingerührt haben. Wir lehnten ab und fühlten uns dabei sooo schlecht. Dieses Misstrauen! Es entspricht so gar nicht unserer Art. Doch das Mädchen verstand und brachte uns ungeöffnete Cokes.)
30.6.
Heute gingen wir zum Ostbeach. Die Wellen kamen bis zur Mauer, so dass wir uns nicht hinlegen konnten. Dafür klappte es am Ende der Mauer, nach ein paar hundert Metern mit einem Spaziergang. Allerdings waren keine anderen Touristen in Sichtweite. Die wenigen Bewohner kamen uns interessiert mustern, so dass wir unsere Kleider anbehielten. Später kamen dann einige Touristen, doch alle brav angezogen. Nach Mittag gingen wir ins Dort zum Lunch. Wir erkannten die Gegend kaum noch: Hunderte Touristen, Dutzende von Autos und Motorrädern. Hauptsächlich sind’s Chinesen, die Indonesier sollen erst morgen eintreffen. Wir wollten dann an den Westbeach liegen, doch da befanden sich hunderte von Touristen, aber entweder sie waren im Wasser, oder standen angezogen am Strand. Also mit Sonnenbaden war wieder nichts. Zurück im Losmen wurden uns wieder Süssigkeiten angeboten, wo wir selbst auch einiges eingekauft haben: Formenbrot, Bananen, Nuss-Schoggi-Plätzli und Schoggi-Donuts.
In diesem Losmen ist noch ein Paar aus Dänemark, heute kam noch eines aus Holland hier an. Ansonsten sind kaum mehr Weisse in der Gegend. Wir sahen nur noch die drei Amerikanerinnen, welche im Dachstock des Laut Biru hausen.
3.6.
Vorgestern gingen wir an den Westbeach. Von unserem Losmen aus streiften wir mehr oder weniger geradeaus durch die Siedlungen. Alle Kinder und auch Erwachsene grüssten uns und winkten. War schön zwischen diesen Bambushütten umher zu streifen, welche inmitten vieler tropischen Gewächsen stehen. Das letzte Stück zum Strand legten wir auf einem geteerten Strässchen, auf welchem uns ständig Lastwagen, vollgeladen mit Menschen, überholten. Am Strand angekommen, glaubten wir unseren Augen nicht zu trauen – tausende von Menschen! Ein seltsames Strandleben, wie wir’s noch nie gesehen hatten. Alle Indonesier resp. Chinesen, trugen ausnahmslos Kleider. Auch ins Wasser gingen sie angezogen. Und was für Kleider die zum Teil trugen! Jeans, Lederschuhe, Bally-Lederturnschuhe, Lederjacken, Wintermäntel, Schals, usw. Und kein Mensch liegt oder sitzt am Strand. Alle stehen! Kaum hatten wir uns hingelegt, kamen alle neugierigen Blicke, fragen nach der Uhrzeit, unauffällig wurden wir geknipst. Wir spazierten zum Lunch ans Ende des Beaches. Alle Blicke waren auf uns gerichtet. Immer wieder gesellten sich einige Typen nah zu uns, deren Freund machte dann ein Foto. Also mit der Zeit geht’s einem schon auf die Nerven.
Vorgestern Abend gesellte sich Renée aus Bern/Genf zu uns.
Gestern wieder Strandtag, an Joschis Geburtstag. Von diesem merkten wir nicht viel, es gab nichts Besonderes zu unternehmen, bloss zum Frühstück gab’s Schoggi Kuchen. Nach dem Znacht natürlich auch, nachdem wir schon Bananen Pancake mit Schoggi-Sauce hatten.
Heute wahrscheinlich letzter Tag hier.
5.6. Jakarta
Vorgestern hatten wir einen schönen, ruhigen Tag mit der netten Renée. Wir gingen bloss zweimal raus um einzukaufen und zu essen. Gestern Morgen starteten wir dann zu unserem letzten Bus-Trip um 9.30 Uhr. Wir dachten um etwa 16 Uhr in Jakarta zu sein, schliesslich aber kamen wir erst um 23.30 Uhr an, ohne dass wir etwelche Schwierigkeiten hatten, auch keine längeren Stopps. War eine strapaziöse Fahrt. Das Delima war schon geschlossen. Wir fanden ein Zimmer ganz in der Nähe. Heute Morgen ging’s dann natürlich zuerst zur Post – vier Briefe!! Bezüglich Joschis Stelle bestehen noch Unklarheiten, zwar soll er sich nach unserer Rückkehr mit der Firma in Verbindung setzen, allerdings schrieb man ihm, dass man nicht einen Buchdrucker, sondern einen qualifizierten Offsetdrucker sucht für eine Vierfarbenmaschine, oder einen, der sich für diese Maschine ausbilden lassen möchte. Also kommt Joschi einerseits gar nicht in Frage, andererseits gibt’s die Möglichkeit zur Ausbildung – aber nur auf dieser Maschine für einen Offsetdrucker? Also mir scheint’s ein bisschen schleierhaft, doch Thomi hatte doch geschrieben, dass es für Joschi eine Stelle hätte. Also muss er doch mit dem Personalchef gesprochen haben. Alles bloss verwirrend. Brigitte legte ihrer Karte gleich ein Foto bei ihrer Sarah – süss ist sie! Also noch mehr Röckchen kaufen.
Abgeholt werden sollen wir auch, von wem ist noch ungewiss, denn zu Hause sollen sie sich darum streiten. Annelies schreibt einen langen Brief, sie hatte mit dem Auto einen Crash. Und der vierte Brief kommt natürlich von Arthur. Statt Tagebuch zu schreiben muss ich mich jetzt wohl beeilen mit dem Beantworten der Briefe, denn in neun Tagen sind wir zu Hause und wir müssen noch einen Treffpunkt in Kloten vereinbaren.
Enttäuscht hat mich das Ausbleiben eines Schreibens meiner Eltern – also das ist komisch! Allerdings bedankt sich Brigitte für die Bébéfinkchen, und diese warn ja im Paket mit den Dias. So besteht Grund zur Annahme, dass unser Paket zu Hause angekommen ist.
6.7.
Alle Briefe sind geschrieben und verschickt. Danach gingen wir bummeln. Ich fühlte mich heute schlecht, die Erkältung ist schlimmer geworden, dazu habe ich Kopf-, Zahn- und Bauchweh. Als Trost genehmigte ich mir zwei Patisserie. Rumgeschaut haben wir viel, doch gekauft nichts. Allerdings sah ich ein paar Scholl-Schuhe für Fr. 20.-, welche ich noch kaufen möchte, falls wir zu viele Rupiah haben.
Eben habe ich alle Briefe gelesen, welche wir während unserer Reise erhalten haben. Es dauerte sehr lange, obwohl wir fanden, viel zu wenige erhalten zu haben.
7.6.
Heute Vormittag besuchten wir das Nationalmuseum, war nicht gerade überwältigend. Vor dem Museum assen wir dann zum Lunch Nudelsuppe in einem Warung. Wir nahmen einen Bus zum Bazar, welchen wir schon einmal mit dem Bus verpassten. Heute klappte wenigstens das, doch nach einem Kilometer Marsch mussten wir uns sagen lassen, dass es den Bazar nicht mehr gibt. Dafür kamen wir wieder einmal zu einer Graduation-Feier. Nach einem Drink nahmen wir einen Bus Richtung Hotel, mussten aber noch ein gutes Stück zu Fuss gehen. Kauften unterwegs Airmail-Papier und -Couverts, schliesslich landeten wir natürlich in der Modern Bakery.
Erst 15.30 Uhr, ein Glück, dass wir bald fliegen können. Wir halten es kaum noch aus in dieser Stadt.
Was ich fast schon wieder vergessen hätte! Ein gutes Selbstverteidigungsmittel in Asien ist eine Pfeife. Wenn die schrillt, erschrickt der Angreifer und man gewinnt Zeit. Asiaten sollen der Pfeife Respekt zeigen. Jemand machte den Test auf dem Bahnhof. Beim Hinausfahren pfiff er, und alle Leute im Bahnhof standen stramm.
8.7.
Sonntag, ist das langweilig! Essen, Trinken, Patisserie essen, trinken. Was wir heute zwar geschafft haben, resp. Joschi, ist die Rucksäcke packen. Alle Kleider, welche wir zu Hause nicht mehr anziehen werden, haben wir aussortiert. Und plötzlich haben wir so wenig Gepäck. Die Rucksäcke sind gut gefüllt, doch nicht überladen. Die grosse Stofftasche ist auch in einem. Die Ledertasche wird wohl auch noch voll werden, wenn nicht hier, dann in Singapore. Alles, was wir noch benötigen, ist jetzt in der Ledertasche, so dass wir die Rucksäcke nicht mehr öffnen müssen ausser am Zoll in Singapore und Zürich. Komisches Gefühl, so endgültig gepackt zu haben. Dann haben wir auch unsere letzten Briefe geschrieben. Jetzt haben wir echt das Gefühl, dass unsere Reise zu Ende geht.
10.7. Jakarta Airport
In 45 Minuten werden wir Indonesien verlassen. Noch Zeit für einen Rückblick. Gestern nahmen wir ein Taxi zur Schweizer Botschaft, dem Becak-Fahrer konnte mit der Adresse nichts anfangen. Luftlinie wär’s ja nah gewesen, doch die Fahrt kreuz und quer schien kein Ende zu nehmen. Als wir dann in die richtige Strasse einbogen, hätte gleich die Botschaft kommen sollen, doch die Nummer sahen wir nicht und der Fahrer fuhr recht entschlossen weiter. Nach etwa zwei Kilometer Fahrt meinte er, wir seien da. Der Zähler war auf 1’500 Rp und wir sahen anhand unseres Stadtplanes, dass wir am falschen Ende der Strasse waren. Wir hiessen ihn fragen zu gehen und er erfuhr genau das, was wir vermuteten. Wir waren wütend und sagten, er solle uns gefälligst zur Botschaft fahren, aber mehr als 1’500 Rp würden wir nicht bezahlen. Es brauchte einiges, bis er einwilligte. Schliesslich erblickten wir plötzlich die Schweizerfahne, doch das Gebäude stand an einer anderen Strasse und zwar weil man kürzlich dort eine Brücke gebaut hat. Deswegen kam’s dann noch einmal zu einem Streitgespräch, doch schliesslich kamen wir mit 1’500 Rp davon. Zurück gingen wir zu Fuss, waren etwa 1,5 km. Ein letztes Mal noch zu Kentucky Fried Chicken, dann kaufte ich mir noch die Scholl-Schuhe. Den Rest des Tages verbrachten wir im Delima, wo wir uns bestens mit vier Deutschen unterhielten.
Heute Morgen nahmen wir zur dritt den Minibus des Delima zum Airport. Unsere beiden Rucksäcke wiegen 31 kg, die Ledertasche 10,5 kg. Doch auf der Wage des Eincheck-Schalters war gar keine Anzeige, somit hatten wir auch keine Probleme, die Ledertasche können wir ins Flugzeug nehmen, warum sich immer Probleme machen wegen nichts?
Eben gaben wir unsere letzten Rupiah aus für Essen und Trinken. Boarding Time in fünf Minuten. Gerade ausgerufen. Nehmen wir’s in Angriff – unsere letzte Station!!
11.7. Singapore
Raffles Hotel in Singapore
Raffles Hotel in Singapore
Hatten einen guten Flug mit einem Airbus, in welchem nur etwa 50 Personen sassen. Singapore hat einen neuen, modernen Airport, doch zur Zeit unserer Ankunft wirkte er wie ausgestorben. Die Passkontrolle verlief reibungslos, der Impfausweis wurde nicht verlangt, wir erhielten ein 14-Tages-Visum. Am Zoll wurde überhaupt nichts gecheckt. Per Taxi fuhren wir in die Bencoolen-Street für S$ 10.-. Wir nahmen Dormitory für 7.- pro Person, ein Doppelzimmer hätte 25.- gekostet. Die Rucksäcke konnten wir einstellen, dazu bekamen wir ein Schliessfach, so dass wir nichts im Zimmer aufzubewahren brauchen.
Wir fuhren dann, wie könnte es anders sein, sofort zur Post. Urs hat mir geschrieben, welch ein Aufsteller! Scheinbar ging in Jakarta ein Brief verloren. Also die Dias sind schadlos angekommen.
Zu Fuss durchstreiften wir die Umgebung. Da gibt’s echt tolle Food Markets, mehrstöckig, neu, einfach eingerichtet, aber mit einer Riesenauswahl. Das Angebotene ist sehr vielseitig, vor allem jedoch chinesisch, Moslemfood. Wir verpflegten uns gut und billig. Dann gingen wir zu einem ersten Einkaufsbummel. Wir stellten schon fest, dass viel Mist verkauft wird, aber immerhin, man kann handeln. Ein Konika-Fischauge konnten wir auch nicht finden, bloss eines fürs Aufschrauben auf das Normalobjektiv von fieser Qualität, nämlich bloss in der Mitte scharf, zudem aussen dunkel. Sony-Walkmen sind auch rar, wenigsten die teuren.
Heute wurden wir nach 6 Uhr von einem wahnsinnigen Gewitter geweckt. Mein Bett stand am Fenster, so dass ich das Geschehen bestens beobachten konnte. Der Regen kam erst nach dem Gewitter, doch dann so stark, dass ich das Fenster schliessen musste.
Heute fuhren wir in die Orchard-Road, nahmen Hamburger zum Frühstück. Danach sah ich den ersten echt guten Walkman von Aiwa vor S$ 150.-. Wir mir in einem anderen Geschäft versichert wurde, ein Spitzenpreis. Das Ding hatte allerdings drei Nachteile: 1) nur zwei Batterien 2) keinen Lautsprecher 3) Mikrofon separat, nicht eingebaut. Der Vorteil dieser Nachteile war, dass das Gerät sehr klein ist, allerdings schwer, aber auch das erste, welches beim Schütteln nicht leiert. Im gleichen Geschäft könnte man auch Konica-Fischaugen auftreiben. Wir merkten uns das Geschäft und gingen weiter. In einem Brillengeschäft liess sich Joschi gleich eine Brille machen, welche auf S$ 140.- zu stehen kommen wird. Wir können sie am Montag abholen. Weiter ging’s von Geschäft zu Geschäft, doch fanden wir nichts Interessantes, was auch extrem billig gewesen wäre. Bloss Teppiche schauten wir an. Einzelne würden unseren Geschmack treffen, sind aber doch teurer als in Pakistan. Und wir haben schon genug, unsere Eltern werden wohl kaum so viel Geld für einen Teppich ausgeben wollen. Einen besseren Walkman fand ich auch nicht, ausser ich hätte mehr als $ 200.- ausgegeben.
Bei einem Chocolate Sunday bei McDonald entschlossen wir uns, den AIWA für S$ 150.- zu kaufen. Wieder in dem Geschäft zeigte uns der Verkäufer einen soeben eingetroffenen Sanyo zum Aufnehmen für nur $ 55.- Allerdings ohne Kopfhörer, kein Stereo und natürlich war die Qualität auch nicht zu vergleichen mit dem AIWA. Andererseits hat das Ding eingebautes Mikrofon und Lautsprecher, ist somit genau, was ich suchte. Wir überlegten lange hin und her, denn Joschi wollte lieber etwas mehr Geld ausgeben, als weniger in einen Mist zu investieren. Doch andererseits reicht der billige vollkommen zu meinen Zwecken. Dies meinte eben der Verkäufer auch, er schien ihn unbedingt loswerden zu wollen. Na ja, schliesslich habe ich ihn gekauft, eben höre ich Foreigner, und es tönt nicht schlecht.
Singapore ist eine echt saubere und moderne Stadt. Nach dem auspufflosen Verkehr in anderen asiatischen Orten, ist’s hier direkt ruhig auf den Strassen. Zudem ist’s überall wunderschön grün bepflanzt. Ich glaube, wir werden es hier eine Woche aushalten.
12.7.
Heute nahmen wir einen Bus zum Garuda-Office, reconfirmten unseren Flug und bezahlten auch gleich die Airport-Tax. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Shoppen, Shoppen, Shoppen. Unwahrscheinlich, die Center, meist etwa fünfstöckig mit unzähligen Shops. Doch das Lädele hängt mir langsam zum Hals raus, überall dasselbe, und was interessant ist, ist auch zu teuer dafür, dass wir’s nicht unbedingt brauchen.
Heute regnete es lange und sehr stark. Aus diesem Grunde konnte das Fischauge nicht gebracht werden. Wir fanden ein anderes, zwar nur 90° Winkel, kostete aber S$ 375.-! Somit haben wir heute gar nichts gekauft – doch, eine Tafel Lindt-Nuss-Schokolade
15.7.
Am 13. gingen wir zur Post. Nichts da. Bummelten durch unzählige Shopping-Centers, kauften nichts. Gegen Abend konnte ich keine Shops mehr sehen, hatte die Nase endgültig voll. So begann ich am späten Nachmittag ein Buch zu lesen, nachts hatte ich es durchgelesen. Gestern blieben wir dann gleich im Hotel, beschäftigten uns hauptsächlich mit Lesen.
Mittags kam ein Schweizerpaar an, Eliane und René, weswegen ich auch schon länger nichts mehr ins Tagebuch geschrieben habe. Wir haben immer etwas zum Diskutieren, besonders Eliane und ich. Die beiden sind echt lieb. Ich habe gestern Nacht mit Eliane so hitzig diskutiert, dass uns nach Mitternacht ein deutscher Saalgenosse zum Hinaussitzen aufforderte. Gingen halt dann schlafen. Heute wollten wir dann einen Umzug ansehen, stattdessen kamen wir zu einer indischen Hochzeit. Zwei Stunden lang hörten wir der 10köpfigen Band zu, welche Popmusik im indischen Stil zum Besten gab. Eigentlich wollten wir die Braut sehen, doch wie wir später vernahmen, dreht sich bei den Indern alles um den Bräutigam, welcher dann auch alleine aus dem Haus kam und in einem wunderschön geschmückten Mercedes wegfuhr.
Den Rest des Tages verbrachten wir wiederum mit Diskutieren, Essen, Trinken und Shoppen. Joschi kaufte sich zwei T-Shirts.
Ja, bald ist’s schon wieder Mitternacht. Noch zweimal schlafen in Singapore.
17.7.1984 Unser letzter Tag in Asien
Gestern gingen wir Joschis Brille holen. Steht ihm echt gut. Das Fischauge sahen wir nicht, denn der Verkäufer, mit welchem wir das arrangiert hatten, war nicht dort. Also Fischauge gestrichen. Zu Fuss gingen wir zum Hotel zurück, waren noch in einigen Shopping-Centern. Ah ja, morgens gingen wir ja zuerst in die Instant-Asia-Show. War enttäuschend. Der Gipfel war, dass zuerst zehn Minuten lang Reklame gezeigt wurde, wo das Ganz ohnehin nur 45 Minuten lang dauerte. Vielleicht waren wir auch verwöhnt nach diesen fantastischen indonesischen Darbietungen. Hier war’s halt total kommerziell. Also die $ 5.- war’s jedenfalls nicht wert.
Ich bin so aufgeregt, kann kaum schreiben. Wir hatten eben gefrühstückt, danach gepackt, damit wir ausruhen können. Müssen jetzt noch zur Post.
Ja, beim Coiffeur war ich noch gestern. Mit dem Resultat bin ich echt zufrieden, kostete $ 45.-, die billigste Dauerwelle. Natürlich wurde zuerst wieder nichts, so dass sie mir die Wickler mit Wasser ausspülten und nochmals eine ganze Flasche Dauerwellenwasser darüber spritzten. Nach weiteren zehn Minuten war’s dann ok.
Ich kann’s irgendwie nicht fassen, heute nach Hause zu fliegen. Es scheint so unrealistisch. Es ist, als würde ich in eine andere, mir fremde Welt reisen. Es scheint mir so fern, ich kann’s mir irgendwie nicht richtig vorstellen.
Meine Gedanken kreisen wirr, ich kann sie nicht zu Papier bringen.
Mit Patricia startete ich am frühen Morgen Richtung Süden. In Lugano trafen wir ihren Bruder und genossen auf der Piazza einen Cappuccino. Ein toller Start in einen langen Tag. Ein Shuttle-Bus brachte uns vom Parkplatz zum Einstieg am See. Das Anstehen versüssten wir uns mit Gelati. Endlich durften wir den orangen «Teppich» betreten. Ein unglaubliches Gefühl, übers Wasser zu schreiten. Drei Kilometer weit pro Weg.
Besonders beeindruckten mich die tausenden Menschen, die entspannt, fröhlich, staunend, gut gelaunt und geniessend über dieses Kunstwerk flanierten. Eine friedliche, magische und einzigartige Stimmung.
Morgens um 3 Uhr, nach 750 Kilometer Autofahrt, kamen wir müde und erfüllt zu Hause an. Der gesperrte Gotthardtunnel nötigte uns noch zu einer Passfahrt. Gegen ein Uhr fuhren wir durch Andermatt. Ich freute mich auf einen Kaffee gegen die Müdigkeit im Chedi. Wir fuhren vor, betraten den Palast, doch Restaurant und Bar waren geschlossen. Die Rezeptionistin bot uns eine kleine Führung an. Danach war ich fit genug für die letzten Kilometer.
Über das Wasser gehend zur kleinen Insel mit Villa
Die Gegend am Lago d’Iseo ist immer eine Reise wert. Meine Freundin empfiehlt das Hotel Ulivi (B&B) in Paratico: https://www.ulivihotel.it/ Die MitarbeiterInnen sind sehr nett und hilfsbereit. Es hat eine Parkgarage und einen herrlichen Pool. Das Frühstück ist sehr gut.
Am Samstagabend die Blitzidee der Töchter: Überraschungsbesuch der Grosseltern am Sonntag. Sie weilen für vier Tage in Brienz, das geliehene Auto steht uns noch zur Verfügung – was für eine tolle Idee!
Erst auf der Fahrt erfuhren wir von meinem Bruder, dass das Trio aufs Brienzer Rothorn fahren wird. Passt perfekt!
Parkplätze gibt es viele in Brienz (Tageskarte Fr. 5.-). Bahnhof, Schiff und Rothorn-Station liegen gleich nebeneinander.
Uns blieb Zeit für einen Snack und Spaziergang am See. Dort können gratis Liegestühle geliehen werden für den optimalen Genuss des Panoramas auf See und Berge.
Mit der Bahn überwanden wir in 55 Minuten 1700 Höhenmeter auf das Rothorn. Es ist die einzige Zahnradbahn der Schweiz, die regelmässig mit Dampf betrieben wird. Der Blick auf den Brienzersee ist spektakulär. In einem kurzen Spaziergang erreichten wir von der Bergstation den Gipfel, von wo sich der Blick öffnet auf die andere Seite, nach Sörenberg. Von dort ist das Rothorn mit einer Schwebebahn erreichbar.
Zurück in Brienz entschlossen wir uns zu einer Abend-Fahrt nach Rosenlaui, der kleinsten Gemeinde der Schweiz. Ich erinnerte mich sofort an frühere Ausflüge: das enge, romantische Strässchen, der Blick auf die majestätischen Bergriesen (die Engelshörner faszinierten mich schon als Teenager), der Besuch der Roselaui-Schlucht, die Postautofahrt auf die Grosse Scheidegg, das Märchenhotel Rosenlaui (Belle-Epoque), ….
Auszug aus http://rosenlaui.ch
Im 18. Jahrhundert, als Künstler und Wissenschaftler die Alpen als Reiseziel entdeckten, galt die Überquerung der Grossen Scheidegg als Glanzpunkt jeder Schweizer Reise. So wanderte auch Johann Wolfgang von Goethe am 12. Oktober 1779 von Grindelwald auf die Grosse Scheidegg, über Schwarzwaldalp und Rosenlaui ins Haslital. Am Ende seiner Reise schreibt Goethe:
«Kein Gedanke, keine Beschreibung noch Erinnerung reicht an die Schönheit und Grösse der Gegenstände.»
So konnte ich mich auch dieses Mal kaum sattsehen an der Schönheit der Natur. Ich warf einen Blick in die historische Schreinerei beim Restaurant Schwarzwald-Alp. Die Schreinerei wurde erstellt zum Bau eines Hotels an dieser Stelle, welches dem Hotel Rosenlaui sehr ähnlichsah. Es wurde von demselben Architekten erbaut. So musste das Rundholz nicht ins Tal zur Bearbeitung transportiert werden bzw. die Bauteile nicht wieder auf den Berg.
Als Abschluss dieses wunderschönen Tages spazierten wir ab Rosenlaui dem Fluss entlang talwärts und genossen auf dem Rückweg die eindrücklichen Bergriesen vor uns im Abendrot.
Mit der Duo-Tageskarte der SBB
Zürich – Locarno – Domodossola – Brig – Spiez – Interlaken – Brünig – Luzern – Zürich
Trotz der aktuellen Hitzeperiode zog uns das Tessin magisch an. Locarno ist immer eine Reise wert! Dieses Mal sogar mit Filmfestival auf der Piazza. Eine spezielle Atmosphäre, besondere Menschen, aufgeregte Kameraleute, … Und schon kommt uns Bettina Oberli entgegen – wie im Film!
Im realen Leben hingegen kamen wir nicht an der Torta della Nonna vorbei. Dazu ein Cappuccino und ein frecher Spatz, der ungeniert von unserem Kuchen stibitzte und sich nicht vertreiben liess – filmreif!
Wie immer traumhaft die Flaniermeile am See. Beim Bäcker am Bahnhof deckten wir uns mit Proviant ein und natürlich mit Amaretti. Jene mit Kirsch-Schokoladen-Crème überlebten die Reise nicht!!
Nun freute ich mich auf die Fahrt durchs Centovalli. Ich erinnerte mich an eine Autofahrt vor vielen Jahren – ich stand Todesängste aus: enge Strasse an tiefen Abgründen, Rushhour der italienischen Grenzgänger im Gegenverkehr! In der Bahn fühlte ich mich sicher. Höhenangst sollte man hier jedoch nicht haben. Spektakulär die Schluchten, Brücken, Tunnels, Berge, …. Ganz toll! Bin total beeindruckt. Zum Glück hatte ich trotz tropischen Temperaturen ein Jäckchen dabei – als Abkühlung ist die Centovalli-Bahn jedoch ein heisser Tipp in diesen Tagen!
In Domodossola hatten wir gleich Anschluss nach Brig bzw. Spiez. Dort stiegen wir um in Richtung Interlaken, fuhren mit dem Bus vom Bahnhof Ost nach West durch die City und wähnten uns in Arabien oder Indien. Nur gerade hier passte nun der Regen nicht ins Bild. Als Abkühlung tat er allerdings gut.
Zwei Stunden dauerte die Fahrt auf der Panoramastrecke über den Brünig nach Luzern, vorbei an Lungern-, Sarner- und Vierwaldstättersee. Traumhaft schön, doch nun freuten wir uns auf die Heimreise. So viele Eindrücke, fantastische Landschaften, beeindruckende Bergwelt, glitzernde Seen und Flüsse, … Eine fantastische Reise.
13.7.18 Duo-GA der SBB: Zürich – Chur – St. Moritz – Lugano – Zürich
Von Zürich via Chur genossen wie die Sicht auf Berge und Seen. Die Strecke der Albulabahn nach Bergün zählt zu den UNESCO Welterben – beeindruckend und faszinierend.
Da Engadin empfing uns mit einzigartiger und kristallklarer Bergluft, rauschenden Bächen und einer traumhaften Bergwelt.
In St. Moritz blieben uns knapp eineinhalb Stunden Aufenthalt. Vom Bahnhof aus durchquerten wir das Parkhaus und liessen uns von der Rolltreppe zum Palace-Hotel hochfahren. Nach einem Spaziergang durchs Dorf und Einkauf des Proviants fuhren wir mit der Rolltreppe zum See runter. Auf der Terrasse des Cafés Spettacolo beim Bahnhof genossen wir noch einen Cappuccino und liessen den Blick schweifen auf Berge und den See.
Auf die Postautofahrt nach Lugano freute ich mich riesig. Die Reservierung ist obligatorisch, jedoch kostenlos, Abfahrt aktuell um 12.20 Uhr ab St. Moritz Bahnhof, Ankunft 16.24 in Lugano Bahnhof
Palm Express https://www.postauto.ch/de/ausflugstipps/palm-express.
Panoramafahrt von den Gletschern bei St. Moritz zu den Palmen in Lugano, von 1800 müM auf 200 m in vier Stunden, 130 Kilometer.
Wir wählten einen Platz auf der linken Seite (Chauffeur-Seite) um eine gute Sicht auf die verschiedenen Seen zu geniessen. Nach mehreren Halts in malerischen Engadiner Dörfern gings steil den Maloja-Pass hinunter. Der Blick auf die Serpentinen ist beeindruckend. Bald ist links oben die gewaltige Staumauer des Albigna-Sees sichtbar, welche von 1955 bis 1959 vom Elektrizitätswerk der Stadt Zürich errichtet wurde. Die Vegetation ändert sich genauso wie die Architektur. Die Strasse durch die pittoresken Dörfer ist oft kaum breiter als der Bus.
In Chiavenna bleibt Zeit zum Essen, einen Spaziergang, Gelati oder Shopping im Mercato.
Den Blick auf den Comersee kann ich kaum erwarten. Schon öfters war ich dort und immer wieder beeindruckt. Eine Welt für sich – wie Ferien. So war’s auch dieses Mal: Boote, Schwimmer, Surfer, Palmen, Paläste, Blumen, … In Menaggio ist die Sicht auf den See während der steilen Fahrt auf die Hochebene nochmals traumhaft schön. In Porlezza glitzert bereits der Luganersee. Dieses Städtchen besuchten wir schon öfters, vor Jahren übernachteten wir dort.
In Lugano stiessen mit einem Cüpli auf diese herrliche Fahrt an, genossen Musik von der Festivalbühne, flanierten durch die Gässchen und stärkten uns mit einer Pizza, bevor wir mit der Standseilbahn in wenigen Minuten unseren Zug nach Zürich erreichten und erstmals die NEAT befuhren.
Das war eine beeindruckende, spektakuläre Panorama-Reise.
Nach Neuseeland zu reisen hatten wir eigentlich nicht geplant. Doch Australien begeisterte uns nicht wirklich. Wir hatten quasi einen Kulturschock.
1.4. Auckland
Eben tranken wir unseren ersten Kaffee in Neuseeland. Gestern lagen wir in einem Park, hatten keine Lust mehr etwas zu unternehmen. Heute mussten wir früh aufstehen. Unwahrscheinlich die vielen Leute auf dem Flughafen. So etwas haben wir noch nie gesehen. Dementsprechend lange dauerte das Einchecken. Im Flugzeug mussten wir lange aufs Essen warten, doch dann schmeckte es umso besser – besonders der Rotwein, von dem ich etwas zu viel genoss. Wie in Australien dürfen auch hier keine Lebensmittel eingeführt werden. Also packte ich den Käse, Salz, Pfeffer schon im Flugzeug wieder aus. Hier mussten wir dann auf dem Airport nichts öffnen, so dass also unsere Kaugummis, Kaffeepulver, Spaghetti, Saucen und Suppen gerettet sind. Für $ 4.- nahmen wir den Airport-Bus zum Hyatt-Hotel, welches gleich neben der Jugi liegt. Nach dem Einchecken stellten wir bloss unsere Rucksäcke in die Schlafräume, dann machten wir uns eben auf die Suche nach einem Kaffee. Ich war zu faul selbst einen zu machen, das obwohl es hier einen Heisswasserautomaten hat. Aber ich fühle mich müde wie lange nicht mehr, und dabei ist’s in Australien jetzt erst 16 Uhr.
Heute ist Sonntag und Auckland wie ausgestorben. Übermorgen wollen wir zwar ohnehin schon weiter. Viel Zeit haben wir ja nicht in Neuseeland.
2.4.
Gestern Abend sprachen wir noch einem Basler. Joschi ging nicht allzu spät ins Bett, ich aber diskutierte mit dem Guy noch bis 23.30 Uhr. Da ich noch zwei Kaffees getrunken hatte, fand ich lange keinen Schlaf. (Wenn ich nicht irre, war das eine besondere Jugi. Eine Riesenhalle, die Zimmer waren mit nicht raumhohen Wänden getrennt. Ich fühlte mich wie in einem Wartesaal am Bahnhof. Es war sehr laut.) Aber morgen muss man halt raus: 10.00 Uhr geschlossen und vorher noch Duties (Ämtlis). Wir entschlossen uns das War Memorial Museum zu besuchen. Wir fuhren per Bus hin, auf welchen wir allerdings lange warten mussten. Das Gebäude überraschte uns wegen seiner Bauweise, Umgebung und Standort. Ein riesiges Gebäude umgeben von einer grossen Rasenfläche auf einem Hügel mit schöner Sicht auf die Stadt und den Hafen. Bei unserer Ankunft standen unterhalb des Eingangsportals einige Leute, darunter etwa je zehn weibliche und männliche Maoris in ihrer Volkstracht. Einige ältere Leute sassen auf einer Art Bühne, auch im Maori-Stil. Als wir näherkamen, entdeckten wir zwei Kameras und einen Helikopter, von welchem aus ebenfalls gefilmt wurde. Als wir bei der Ansammlung von Menschen ankamen, finden die Leute gerade zu tanzen und singen an, was uns vermuten liess, dass es sich um ein Festival handelt. Nach dem Tanz allerdings strömten die Menschen zu einem Essensstand, wir gingen ins Museum. Beim Eingang erkundigte ich mich nach dem Grund der Veranstaltung: Ein Film wurde gedreht, ich habe keine Ahnung welchen Inhaltes. Nachdem wir uns auf der ersten Etage umgesehen hatten und auch den Lunch hinter uns lag, sah ich aus dem Fenster, dass draussen wieder getanzt wurde. Joschi blieb im Museum, ich ging dem Treiben zusehen. Einerseits war’s langweilig, andererseits eine neue, gute Erfahrung. Jede Szene wurde mehrmals gedreht mit langen Diskussionszeiten dazwischen. Bei einigen Szenen wurden dann «Rauchbomben» gelegt und drei Motorradfahrer traten in Aktion. Auch dies wurde dreimal durchgespielt. Als Joschi zurückkam, machten wir uns zu Fuss auf den Rückweg zur Stadt. Zuerst ging’s einer Strasse entlang, sehr kurvenreich durch wunderschöne Dschungellandschaft, und das mitten in der grössten Stadt Neuseelands. Einen Supermarkt konnten wir nicht finden, doch immerhin Gemüse für ein Vegetable-Curry und mit Mühe sogar Brot.
3.4.
Gestern früh ins Bett und heute früh aufstehen und lange auf Joschi warten. Er schlief schlecht, weil’s in einem Zwanzigerschlag ja auch nicht ruhig sein kann. Nachdem ich den riesigen Gang mit dem Staubsauger ausgekundschaftet hatte, konnte unser erster Neuseelandtrip beginnen. Erst fuhren wir per Bus gemäss Jugi-Anschlag nach Albany. Diesem Tipp folgten noch etwa vier andere Leute. Lange mussten wir eigentlich nie warten, grosse Distanzen wurden jeweils auch nicht zurückgelegt – die längste mit einem Truck. Die letzten fast 100 km konnten wir mit Ruth zurücklegen. Sie lud uns zu sich nach Hause ein. Sie lebt seit zwei Monaten in einem abgelegenen Haus, doch nahe der Hauptstrasse, mit einer Freundin zusammen. Einfach toll! Wir tranken Kaffee, währenddessen sie sich entschloss, uns nach Kerikeri zu fahren, etwa dreiviertel Stunden dauerte dieser Extra Weg. Natürlich wollten wir sie zum Nachtessen einladen, fanden aber vorerst nichts Passendes. Also gingen wir einchecken und fuhren danach zum «Stone Store», dem ältesten Steinhaus Neuseelands.
Wir besuchten das darin untergebrachte Museum. Danach kamen wir doch noch zu einem Dinner, während dem wir uns gut unterhielten. Ruth ist als Job «Milchmuster-Sammlerin». Sie fährt also früh morgens zu einem Bauer, nimmt beim Melken Milch mit, welche sie dann ins Büro fährt. Mittags nochmals dasselbe. Sicher interessante Arbeit mit viel Kontakt zur Bevölkerung und ohne Boss hinter dem Rücken.
Endlich bekam ich mal wieder eine anständige Zeitung in die Finger – vier Leute bei Saas Grund in einer Lawine umgekommen, darunter zwei Neuseeländer (erzählte uns bereits ein Fahrer).
Bis jetzt scheint dieses Land vielversprechend. Wir hatten eine wirklich schöne Zeit hier, einen guten, hoffnungsvollen Start.
4.4.
Regen und Gewitter während der Nacht, Regen heute Morgen. Trotzdem entschlossen wir uns zum Wasserfall zu gehen. Keine zehn Minuten waren wir unterwegs als es aufhörte zu regnen. Wir wanderten also die dreieinhalb Kilometer durch den nassen, aber wunderschönen Dschungel. Der Wasserfall war ebenso imposant. Leider nahmen wir keine Verpflegung mit, ein Restaurant gab’s nicht unterwegs. So entschlossen wir uns, der Strasse entlang zurück in die Stadt zu gehen. Zum Glück bekamen wir jedoch einen Lift. Nach einem Sandwich-Schoggi-Eclair-Lunch kauften wir Postkarten, schrieben sie gleich und brachten sie zur Post. Danach Checks cashen, einkaufen und zurück zur Jugi. Unterwegs kamen wir bei einem Brockenhaus vorbei, wo ich mir einen Pullover kaufte. Wir stehen eben vor der Entscheidung hier zu bleiben oder weiterzureisen.
5.4.
Gestern Nacht unterhielten wir uns noch länger mit Ulrike, da kam ein Deutscher und fragte, ob wir Interesse hätten am Segeln, denn der Warten fährt, wenn wir zu fünft sind, am Morgen um 8.30 Uhr hinaus. Für $ 10.- pro Person können wir den ganzen Tag lang mit herumsegeln. Da waren wir natürlich sofort dabei. Wir waren gestern auch gerade dabei Schiffstouren zu studieren, denn eigentlich kamen wir hierher wegen der Bay of (150) Islands. Doch hier sind wir ziemlich schlecht gelegen für Schiffstouren. So hatten wir uns eben den Kopf zerbrochen darüber, ob wir in einer Stadt nahe dem Meer in ein privates Hostel umziehen sollten um ein Absprungbrett zu haben. So kam uns also diese Gelegenheit wie gerufen. Einziges Wenn – das Wetter muss schön sein. Heute Morgen war bereits um 7 Uhr Tagwache. Wir rannten herum wie die Wilden, denn die Duties sind hier wirklich gesalzen. Endlich startklar, wurden wir über Start orientiert – erst um 9.30 Uhr. So fand ich halt jetzt eben noch Zeit zum Schreiben. Früh war der Himmel wolkenlos. Nach einigen vorüberziehenden Wolken scheint jetzt wieder die Sonne – hoffen wir das Beste!
Also die Segeltour heute war ein Hit.
Schon die Fahrt zum Hafen auf der Brücke des Miniwagens war sehr schön durch die grünen Felder mit Kühen und Schafen, über viele Hügel mit fantastischer Aussicht auch auf die Bucht. Das Segelschiff ist recht gross und gut eingerichtet, der Himmel war wolkenlos, bloss der Wind fehlte, vor allem anfangs. Das war eine neue, tolle Erfahrung. Was mir nicht so gefiel: eine Schnur mit Widerhaken wurde hinter dem Boot hergezogen. Irgendwann biss tatsächlich ein grosser Fisch an. Mit einem Gummihammer wurde er erschlagen. Einige genossen den Fang zum Znacht.
6.4. Kaitaia
Heute trampten wir nach Kaitaia. Kaum standen wir vor der Jugi, hielt ein Wagen mit drei Maori-Frauen. Sie nahmen uns ein Stück weit mit, allerdings in die falsche Richtung. Wir hatten uns missverstanden. Doch sie fuhren uns dann an die richtige Strasse. Dies war allerdings eine Nebenstrasse, wo kaum Verkehr herrschte. Doch wir standen nicht lange, da kam ein Deutscher, welcher sich eine Auto kaufte, Jahrgang 1957, stark verrostet und sehr klein. Doch der Typ war echt nett, fuhr uns zur Jugi. Beim einem Essen unterhielten wir uns noch lange, dann buchten wir unsere Cape-Tour, kauften ein und schon war Einchecktime. Tolle Jugi, ganz sauber, grosser schöner common room und Doppelzimmer!! So konnten wir zusammen ein Zimmer nehmen, erst noch mit Lavabo, Tisch und zwei Stühlen. Rund um den ersten Stock hat’s eine Veranda – also hier könnte ich’s länger aushalten. Ja, ja, die Zeit! Hätten wir mehr davon, wären wir gleich mit dem Deutschen zum Cape hochgefahren, doch er will noch einige Tage campen. Da wir keine Zeit haben, hätten wir Cabins finden müssen (fest installierte Häuschen auf Campingplätzen), danach eventuell wieder zurücktrampen, da wir kaum so lange hätten dort oben bleiben können. Schade, schade!
7.4.
Heute waren wir auf der Cape-Reinga-Fern-Bus-Tour. Das Cape, resp. die Landschaft ist ganz toll. Was mich fast noch mehr faszinierte, war die Besteigung einer riesigen Sanddüne.
Auf dem Hinweg fuhren wir dem Ninety-Mile-Beach entlang, was schön war. Nachdem wir das Cape besichtigt hatten, fuhren wir an eine Bay hinunter zum Schwimmen, Sonnenbaden, Bootfahren und dem Wichtigsten – einem Barbecue. Die Steaks und zwei gemischte Salate schmeckten ausgezeichnet. Den Fruchtsaft mussten wir bezahlen. Das war eine schöne Zeit. Speziell fasziniert hatten mich die Delphine, welche während wir assen, nahe ans Ufer kamen und die tollsten Sprünge vorführten. So was habe ich noch nie in der freien Natur gesehen.
Gestern Nacht ging die «Jugi-Besatzung» in den Pub. Es gab deren zwei im gleichen Gebäude. Wo wir zuerst waren, hatte es ganz verschiedenes Publikum, meist mittleren bis hohen Alters. An unserem Nebentisch spielte eine Maori-Frau Gitarre, einige andere sangen dazu schöne Lieder. Gefiel mir ganz gut. Nur konnten wir nicht alle um den gleichen Tisch stehen, so dass wir dann den Pub wechselten, wo wir einen grossen Tisch mit Sitzgelegenheit fanden. Beide Pubs waren überfüllt, es befanden sich wahrscheinlich etwa 200 Personen in jedem. War ja auch Freitag. Um zehn Uhr gab’s dann Schlummertrunk und ein Wecker ertönte. Dieser jämmerliche, anhaltende Ton musste ja das Volk hinaustreiben. So gingen wir dann ziemlich angeheitert um ca. 22.30 Uhr zu Bett. Wenigstens habe ich lange nicht mehr so gut geschlafen.
8.4. Opononi
Heute fühlte ich mich besonders aufgestellt und unternehmenslustig. Die letzten Tage waren auch schön und erlebnisreich. Eben habe ich in einem deutschen Cosmopolitan-Magazin Reiseberichte gelesen und das Reisefieber packte mich von neuem. Manchmal glaube ich nicht, zu Hause wieder zu arbeiten, sondern gleich wieder zu verreisen. Wahrscheinlich würde mir das eines Tages auch verleiden, doch bis dahin wird es bestimmt lange dauern.
Heute Sonntag stoppten wir also hierher. In Kaitaia warteten wir länger als zwei Stunden, kriegten dann einen Lift zur Fähre, auf welcher wir jemanden fanden, der uns hier zur Jugi brachte. Nur einchecken und ab ins «Dorf», bestehend aus zwei Hotels, einem Restaurant, einer Tankstelle mit Laden und Schiffsanlegeplatz. Drei Kilometer weit mussten wir schon gehen für Zigaretten, Eis, Kaffee und Dessert. Die Landschaft ist aber fantastisch, auf der anderen Seite hat’s Sanddünen, so hoch wie Berge – einmalig schön. Zurück bekamen wir einen Lift, hatten also noch Kraftreserven für einen Tennismatch – ja, wirklich. Ein Tennisplatz gehört zur Jugi. Das Netz (nur noch oberes Band) wird in der Mitte von einem Pfeiler gestützt, der Teer ist ziemlich grasig, Schlägel und Ball stehen gratis zur Verfügung. Das machte Spass!! Von Tennisspielen konnte ja keine Rede sein, eher von «Dem-Ball-Nachspringen». Da kommt man schon ganz ausser Atem – bin noch jetzt ganz atemlos, und mein Arm – kraftlos. Die Jugi selbst war mal ein Schulhaus, ist sehr einfach, nicht allzu sauber – aber ausgeflippt, wie die Bewohner! Stereoanlage hat’s – Supersound! Also hier kann man sich wohlfühlen. Echt gemütlich. Ob wir morgen wirklich weiterreisen werden??!!
9.4. Auckland
Scheinbar sind wir weitergereist! Wir hetzen da von Ort zu Ort – einfach wahnsinnig! Aber heute Morgen nahmen wir uns Zeit fürs Frühstück, diskutierten noch lange mit dem Warden und einem amerikanischen Couple, etwa 35 bis 40jährig, welches schon seit zwei Jahren unterwegs ist. Danach wollte ich noch Tennis spielen. Endlich konnten wir auch schon ein paarmal den Ball zurückgeben – echt ein Fortschritt. Doch die Freude währte nicht lange, denn Joschi schlug einen Ball zu kräftig, zwar gekonnt, doch in die falsche Richtung, ins hohe Gras. Also gingen wir suchen – vergebens! Wir meldeten dem Warden den Verlust. Er sagte, dass Tennisbälle in jener Gegend schwer zu kaufen seien und wollte eine neue Suchaktion starten. Zusammen mit einem Deutschen suchten wir also zu viert, doch erfolglos. Also zahlten wir $ 2.- und versprachen, trotzdem einen zu schicken – mal sehen. Endlich konnten wir aufbrechen. Wir marschierten etwa einen Kilometer weit – kein Fahrzeug in Sicht. Doch da kommt eines, ein Lastwägelchen, hinten eine Holzbrücke ohne Geländer. Und wer war im Wagen? – Der Warden. Wir konnten hinten aufsitzen und etwa 20 Kilometer weit mitfahren. Allerdings mit zwei Zwischenstopps. Erster bei einem Alternativ-Farmer, dessen Frau dann mit uns fuhr und auch ein Spinnrad mitführte. Zweitens kauften die Leute dann bei einem Bauer Gemüse und Äpfel ein. Bald danach wurde der Wagen am Wegrand abgestellt, die anderen marschierten über eine Weide und wir standen da, an einer Steinstrasse, weitab jeglichen Lebens. So wenigstens kam’s uns vor. Doch wir standen ja an der Hauptstrasse und mussten nicht lange warten, bis uns ein junger Typ aus Wellington, ebenfalls auf der Reise, mitnahm. Glück gehabt, denn auch ihn interessierten die Riesen-Kauri-Bäume, so dass wir alle interessanten Orte des Waldes besichtigen konnten. Die Riesenbäume haben uns schon beeindruckt mit etwa 7 m Umfang, fünf Meter Durchmesser und etwa 40 m hoch.
Wir konnten weiter auf der Steinstrasse bis Dargaville mitfahren, mussten dann jedoch wieder etwas 1 km «tschumpeln» bis zu Abzweigung. Aber auch dort hatten wir Glück, nach kurzer Wartezeit nahm uns ein Mann mit, welcher uns hier direkt vor die Jugi fuhr. Vorhin mussten wir aber noch bei zwei Farmern vorbeigehen, beide etwa 3 km abseits der Hauptstrasse und nahe Auckland. Beim ersten war ein junges Paar auf Pferden dabei die vielen Schafe mit Hilfe dreier Schäferhunde einzutreiben. Also Schafe sind tatsächlich sehr dumme Kreaturen. War interessant dem Treiben zuzusehen, hoch auf einem Hügel, bei tiefstehender Sonne, also bei fantastischem Licht und mit einer Aussicht über viele Hügel bis aufs Meer. Ich fühlte mich wie in einer anderen Welt – das müsste ein Leben sein! Der zweite Bauer besass Kühe. Auch da war die Lage und Aussicht einmalig.
Wir verbrachten also auch heute einen eindrücklichen, erlebnisreichen Tag!
10.4.
Heute nahmen wir den Bus nach Bombay Hills um 10.15 Uhr. Länger als eine Stunde dauerte die fast 50 km lange Fahrt. Kurze Wartezeit – kurze Fahrt bis zur nächsten Kreuzung. Aber bald kriegten wir wieder einen Lift bis zur nächsten Stadt. Danach dauerte es eine Weile, bis uns einer mitnahm nach Hamilton. Auch dort standen wir einige Zeit, dann nahm uns aber eine Frau mit bis Rotorua. Von ihr bekamen wir viele Informationen. Für heute Nacht lud sie uns zum Schwimmen ein in ihrem Motel. Dort gibt es einen natürlich geheizten Pool, allerdings mit Kaltwasser gemischt, damit es nicht zu heiss ist. Bin gespannt.
Die Jugi hier ist recht neu und modern. Wir liessen uns aber bloss führen um die Rucksäcke zu deponieren, dann wurden wir zu McDonalds gefahren. War ja auch Zeit für Lunch um 17.30 Uhr!
Von dort gingen wir zu Fuss zurück zur Jugi. Wie das überall in der Stadt nach Schwefel stinkt – und wie’s überall dampft, aus der Strasse, aus den Gärten, aus dem Park und natürlich aus den Kaminen, denn immer mehr Leute brauchen diese Energie um ihr Haus zu wärmen. Daher gibt’s allerdings immer weniger Geysire und die Dampfstellen schwächen sich ab, was sehr negative Auswirkungen auf den Tourismus haben wird. Auf unserem Rückweg streiften wir quer durch einen Park, wo es einen Mini-Kinder-Lunapark hat und Spielplätze, auf denen wir uns noch etwas vergnügten. Überall dampft’s aus der Erde.
11.4.
Also mit schwimmen wurde gestern nichts, denn der runde Pool, dem Hotelzimmer angegliedert, hatte einen Durchmesser von etwa zwei Metern. Aber herrlich war’s da drinnen zu sitzen und durch die Tür fern zu sehen, die Oscar-Verleihung wurde übertragen. Das Hotelzimmer kostet $ 36.- single, $ 40.- double. Dafür gibt’s im Parterre eine Küche mit Kühlschrank, zwei Fauteuils mit Clubtischchen, ein Doppelbett, Farbfernseher, Pool, Dusche und Toilette. Alles ist sehr luxuriös ausgestattet, war auch neu. Im ersten Stockwerk hat man, wenn man double bezahlt, noch ein Schlafzimmer. Natürlich gibt’s auch Telefon und Geschirr waschen muss man auch nicht, das erledigen die Angestellten – also echt toll für den Preis. Die Küchenbänke sind aus Holz, ebenfalls die Bar mit den drei Hockern, auf welchen dunkelrote Kissen sind, dies auch auf den beiden Rattan-Sesseln. Auch dunkelrot ist der Bettüberwurf. Die Decke ist ebenfalls aus Holz. So was sollten wir uns öfters leisten können. Uns wurde dann noch Kaffee, Ananaskäse (schmeckt sehr gut) und Brötchen mit Butter und Pfefferleberpastete serviert. War ein schöner Abend mit Marilyn. (Sie ist Aussendienst-Mitarbeiterin)
Wir kamen erst nach 23 Uhr ins Bett, so dass wir heute nach dem Ausschlafen hammerstressen mussten, dafür kriegten wir auch noch speziell leichte Duties. Wir beschlossen Fahrräder zu mieten, was nicht ganz billig ist, $ 6.50 eines, sind aber Zehngang-Rennvelos, so dass wir leicht und schnell vorankamen.
Mit den Velos bekamen wir auch eine Karte, wo eine Tour eingezeichnet ist. So kamen wir halt auch zu dem touristischen Gelände mit Maorihandwerken, natürlich auch zum Kaufen, Maorihäuser und ein -Schiff, Kiwihaus, Blubleu-Blubber-Pool, viel dampfendes Gestein und Geysire, welche natürlich, kaum waren wir dort angekommen, auch kräftig zu spritzen anfingen, etwa 10 m hoch. War wirklich schön, besonders natürlich, wenn man so etwas zum ersten Mal sieht.
Später kamen wir zum Stadthaus, in welchem wir das Museum und die Art Gallery besuchten, bevor wir uns am See stationierten um den Landungen und Starts der beiden Sightseeing-Flugzeugen zuzusehen. Habe ich auch noch nicht gesehen, Flugzeug mit Flughafen auf dem See. Ja, und eben genossen wir eine Pizza. Es ist erst 15 Uhr, doch natürlich haben wir keinen Reiseführer mit und somit auch keine Karte weiterer Sehenswürdigkeiten. Doch vielleicht bleiben wir einen Tag länger. Wir konnten heute auch in ein Doppelzimmer einziehen mit Lavabo – echt Spitze.
12.4. Turangi
Gestern radelten wir noch zu den Rainbow-Springs, doch der hohe Eintrittspreis liess uns draussen bleiben. Wir haben zwar das Shopping-Center angeschaut, wo ich zwei Büchlein über Maoris kaufte und Joschi ein Aufnäh-Neuseelandwappen. Später in der Jugi kamen wir mit einem Schweizer ins Gespräch, danach gingen wir um etwa 1 Uhr endlich zu Bett. Wir haben uns bestens unterhalten, war ein netter Typ. Natürlich kamen wir heute mal wieder spät zum Frühstück, mussten also alles rasend schnell erledigen. Draussen war der andere Schweizer mit einem jungen Kiwi, welcher seine 125er Honda einfach nicht starten konnte. So half auch Joschi mit, stiessen an, doch der Motor blieb ruhig. Schliesslich checkte Joschi die Kerze, verkleinerte den Abstand, und der Motor heulte auf. Alsdann machten wir uns endlich auf den Weg, marschierten fast 3 km weit und standen etwa drei Stunden lang – war schrecklich. Da hielt mal einer an, unterhielt sich ein bisschen mit uns, schenkt uns sechs Päcklis Kaugummis und zwei Äpfel und meint, falls wir noch dastünden, wenn er zurückfährt, würde er uns bis zur letzten Abzweigung fahren – war ein Lichtblick. Nach weiteren fünfzehn Minuten hielt dann endlich einer an, der nach Tampa fuhr. Ein Manager einer exklusiven Schokoladenfabrik. Hatten wir doch Glück, denn er fuhr uns noch zu einer Touristenattraktion, zahlte uns den Eintritt (je $ 3.50), und wir gingen im Park umher zu einem heissen, dampfenden See, zu einem Kratersee, einem kochenden Fluss, usw. Nach etwa eineinhalb Stunden kamen wir zurück und er bezahlte uns auch noch den Lunch! Bei Tampa zeigte er uns auch noch einen fantastischen Wasserfall. Noch nie haben wir in einem Fluss so klares, blaues und schäumendes Wasser gesehen.
Da wir uns schon vormittags entschlossen gleich zum Tongario-Nationalpark zu trampen, führte er uns auch noch etwa 50 km weiter und suchte uns eine billige Unterkunft, Cabins in einem Caravanpark. Dann schenkte er uns auch noch eine 500 g Schachtel Pralinen!! Also das war echt lieb! Er fuhr dann wieder nach Tampa zurück. Wir erfreuten uns natürlich an den Pralinés, war wie Weihnachten. Wir machten sogar noch ein Foto, denn das war für uns wirklich sensationell, sowas hatten wir lange nicht mehr. Für die Zwei-Bett-Cabin bezahlten wir $ 14.-. Es hat zwei Einzelbetten, einen Stuhl, Tisch, Kästchen und Kleiderhaken und -bügel, eine sehr saubere Common-Küche, allerdings ohne Geschirr, einen Shop, TV-Zimmer, Tischtennis, Billiard – also nicht schlecht. War heute wieder ein Glückstag!!
13.4. Ohakune
Auf dem Campingplatz spielten wir gestern lange Billiard – war auch noch free. Am Nebentisch spielte ein Vater mit seinem Sohn. Sie sprachen durcheinander englisch und schweizerdeutsch!! Uns grüssten sie nicht, doch als ich meine Zigarette auf den Tischrand legte sagte der Alte auf Englisch, ich sollte die Zigarette dort wegnehmen, es hätte schon genug kaputte Tische!! Das konnte ja nur ein Schweizer sein. So etwas Unfreundliches ist uns noch nie begegnet.
Heute Morgen mussten wir noch Cheques cashen und etwas laufen bis zu einem Hitchpoint. Nach etwa einer Viertelstunde nahm uns eine nette, junge Frau mit, die uns direkt vor die Jugi fuhr, welche immerhin etwa 10 km abseits der Hauptstrasse liegt. Die Jugi ist toll, Zweierzimmer mit Stuhl, Schrank, vielen Blankets und abschliessbar. Da wir ja morgen auf eine mindestens drei Tage lange Trekkingtour gehen, wuschen wir noch alle unsere Kleider in der halbautomatischen Maschine – war ein Erlebnis! Wäsche und Pulver einfüllen, mittels eines Schlauches Wasser einlaufen lassen und dann je nach Belieben lang waschen lassen. Wasser auspumpen lassen, Spülwasser einlaufen, abpumpen, nochmals einlassen und dann noch ausringen! Dazu gibt’s über der Waschmaschine eine spezielle Vorrichtung, bestehend aus zwei Walzen, durch welche man die Wäsche durchlässt. Die Walzen drehten automatisch, die Wäsche kam flach raus.
Nachdem wir das endlich erledig hatten, marschierten wir ca. 2.5 km weit zur Ranger Station um Karten mit eingezeichneten Treks zu kaufen. Danach zum Shopping für vier Tage! Wir haben auch schon erste Packvorbereitungen getroffen. In etwa einer halben Stunde gibt’s für $ 1.50 ein vegetarisches Dinner, bestehend aus Blumenkohl und Käse, mal sehen!
15.4.
Gestern wollten wir eigentlich zum Chateau hitchen, doch am Vorabend unterhielten wir uns lange mit einem Schweizerpaar, welches gestern von Ohakune aus hochfuhr und uns mitnahm. So mussten wir halt einen Tag länger laufen, waren aber sicher zum Track zu kommen. Wir starteten also bei wolkenlosem Himmel um 11.30 Uhr. Der Track war sehr, sehr schlecht, oft sumpfig, viele Geröllhalden. Dann mussten wir wieder hinunter zum Fluss laufen, zehn Minuten nach einer für die Überquerung geeigneten Steinformation suchen, lange wieder hinauflaufen. Oft hatte es einen meterhohen nassen Dreckhügel, wo wir nur schwer runter resp. hinauf kamen.
Aber trotz allem kamen wir doch noch um 18 Uhr zur Hütte, knapp vor Eindunkeln. Wir waren alleine, hatten keine Kerzen. Es dauerte lange, bis wir mit dem nassen Holz ein Feuer entfachen konnten. Nach etwa zwei Stunden durften wir dann endlich unsere Quick-Soup geniessen. Wir liessen das Wasser fünfzehn Minuten lang kochen, denn wir entnahmen es dem Bach. Aber herrlich war’s da oben im Dunkeln zu sitzen am Ofen. Wir legten uns früh schlafen. Joschi hatte die ganzen sechseinhalb Stunden lang den grossen Rucksack mit den zwei Schlafsäcken geschleppt. Damit ist er auch noch wie ein Reh von Stein zu Stein gehüpft. Ich trug nur den kleinen Rucksack und die Tasche mit der kompletten Fotoausrüstung. Der Fotoapparat liebt scheinbar die Höhe nicht, denn wir mussten wieder einige Versuche starten bis der Spiegel hochging.
Joschi hatte sich eine Blase geholt, so dass wir heute Morgen noch nicht wussten, wie weit wir’s schaffen werden. Also beeilten wir uns auch nicht, kochten gemütlich das Frühstück und polierten die Hütte auf Hochglanz. Um 9.30 Uhr starteten wir dann endlich. Langsam verzogen sich die Wolken, doch es blieb neblig und ein paarmal nieselte es. Erst war der Track nicht so toll, doch nach etwa einer halben Stunde gings durch wunderschönen Wald, ziemlich flach. Nach zweieinhalb Stunden kamen wir zum Chateau, kauften Joghurts und zwei Drinks und diskutierten länger, ob wir weiter gehen wollten oder nicht. Doch anhand unserer Unterlagen war anzunehmen, dass es ein relativ leichter Track von etwa drei Stunden war bis zur nächsten Hütte. So kamen wir hier also vor 16 Uhr an. Im Gegensatz zu gestern war’s ein Spaziergang, doch jetzt, nach eineinhalb Stunden Ruhe merke ich doch, dass die Beine schwer sind. Leider ist’s etwas neblig, doch wir hoffen, dass es morgen schön sein wird, denn es ist der interessanteste und auch anstrengendste Teil, es geht ständig aufwärts. Aber das werden wir hoffentlich auch noch schaffen!
16.4.
So schlimm war der heutige Tag nicht, doch fantastisch schön! Wir gingen also etwa eine halbe Stunde lang eben oder leicht bergauf, bevor dann der eigentliche Aufstieg begann. Wir gingen sehr langsam, so dass wir nur einmal länger anhalten mussten. Dann ging’s ganz eben durch einen riesigen Vulkankrater – wir hatten schon eine halbe Stunde gewonnen. Dann nochmals eine Steigung, und wir hatten Blick auf den Red Krater, wirklich toll. Als wir auf der anderen Seite runterstiegen, war der Track sehr steil und sandig von der Asche. Also runter ging’s noch, man konnte recht gut auf den Fersen rutschten. Und diese Aussicht! – fast senkrecht runter auf die drei Emerald Lakes! Dann wieder eine Kraterdurchquerung, ein Aufstieg, und wir waren beim Blue Lake.
Danach gings über Wiesen hinunter zu Hütte. Wir waren die ersten, so dass wir anfeuerten, bevor wir rüber zu den Hot Springs gingen, wo sich Joschi ein Bad genehmigte. Mir war’s zu kalt. Inzwischen sind schon etwa fünfzehn Leute in der Hütte. Leider hat’s kein Wasser. Wir haben zwar noch genug, aber einige andere haben überhaupt keines mit. Diese Hütte liegt wunderschön mit Blick über den Lake Rotario und Taupe, auf der anderen Seite sieht man über viele Bergketten hinweg. Also das war heute wirklich ein Supertag, obwohl zwar die Sonne nicht schien und der Mount Tongariro in den Wolken lag. Doch wir blieben trocken, und die Aussicht ist super!
Und der Sonnenuntergang war ein Traum! Ich sass auf einem Bett am Fenster und schrieb noch einen Brief nach Hause, als ich die feuerrote Sonne am ebenso roten Himmel entdeckte. Direkt vor der Sonne stieg der Dampf der Hot Springs auf wie Feuer.
Ich konnte viele Kilometer weit sehen, über etwa zehn Bergketten. Stand man vor der Eingangstüre, sah man über zwei Seen – echt fantastisch! Leider nur hatte ich wieder eine schlechte Nacht, denn alle waren schon um 20 Uhr im Bett, während wir uns mit einem amerikanischen Paar bestens unterhielten. Aber man muss halt Rücksicht nehmen, es waren ja immerhin etwas fünfzehn Personen in der Hütte.
17.4.
Ein Problem machte uns der leere Wassertank – der nächste Bach war ganz versalzen. Wir hatten zwar genug Wasser, doch da kamen Leute mit Superausrüstung, aber ohne Wasser. So nett wie wir sind, liessen wir dann auch noch unser mühsam abgekochtes Wasser zusammen mit dem versalzenen der anderen kochen, in unserer Pfanne, die halt jetzt verrusst ist. Aber auf dem Ofen resp. in dessen Öffnung passte nur eine Pfanne, und auf der Platte wurde nichts heiss. Elke, das deutsche Mädchen, welches seit gestern mit uns zusammen trekkte, hat noch ganz schön von unseren Süssigkeiten schmarotzt. Zudem waren wir, soweit ich das beobachtete, jeweils die einzigen Hüttenbenützer, welche die $ 2.- pro Nacht und Person bezahlten, was ich von den andern eine Gemeinheit finde. Nur all das konnte unsere Stimmung nicht verdriessen. Es waren drei wunderschöne und unvergessliche Tage. Die Mühe hatten wir dann heute. Wir marschierten etwa zwei Stunden lang talwärts bis zum Car Park. Nach einer Stunde gingen wir noch 1.1 km bis zur Hauptstrasse. Elke blieb dann dort stehen, während wir noch zu Fuss etwa 10 km bis zur Kreuzung marschierten. Auf dem Weg überholte uns Elke in einem Auto. Wir hatten weniger Glück, doch an der Kreuzung hatte es ein Restaurant, wo wir uns wenigstens mal verpflegen konnten. Danach mochte ich einfach nicht weiterlaufen, denn die Strasse macht einen so müde. Nach geraumer Zeit nahm und dann ein junges, deutsches Paar mit. Dieses fuhr von Tampa aus um den Nationalpark herum zurück. Kaum sind wir wenige Kilometer weit gefahren, da kamen uns zwei deutsche Hitch-Hiker entgegen, welche unsere Fahrer schon kannten, und die auch nach Tampa wollten und keinen Lift kriegten. Unser Fahrer entschloss sich uns zuerst nach Ohakune zu bringen und dann die andern zu holen. Sie glaubten, es seien etwa 10 km, doch die Fahrt schien kein Ende zu nehmen und ich fühlte mich miserabel. Nach etwa 20 km liessen wir uns eben an der Abzweigung absetzen. Noch 8 km bis Ohakune – ich mochte nicht mehr! Wir gingen doch noch einen Kilometer weiter und liessen uns nieder. Nach etwa einer halben Stunde nahm uns doch noch ein älterer Herr mit zur Jugi. Da das Office geschlossen war konnten wir unser Gepäck nicht bekommen und somit weder duschen noch Kleider waschen. Also gingen wir einkaufen, auch zwei Tennisbälle. Eben sitzen wir in einem Café um die Zeit bis 17 Uhr totzuschlagen
19.4. Nelson
Danach checkten wir ein, duschten, wuschen die Wäsche (Joschi ganz alleine) und genossen ein herrliches, vegetarisches Menu von Bob. Auch im weiteren Verlauf des Abends ass und ass und ass ich. Hatte echt Nachholbedarf. Wir waren eine fröhliche Runde und plauderten bis nach 1 Uhr. Am Morgen standen wir dann um 10 wieder an der Strasse, bekamen sofort einen Lift zur Hauptstrasse, wo wir nach einer Stunde von einem Truck aufgepickt wurden. Nach längerer Fahrt mussten wir an einer Abzweigung aussteigen, nahmen Lunch und kriegten nach kurzem Warten einen Lift in einem anderen Truck. Mit dem Fahrer, einem Maori, habe ich mich gut unterhalten bis zu einem lauten Knall – ein Pneu platzte. Der Mann meinte, die Reparatur würde etwa eineinhalb bis zwei Stunden dauern, so dass wir auf einen anderen Lift warteten. Aber nicht lange, da hielt eine alte Dame. Sie erklärte uns vieles auf dem Weg nach Wellington und lud uns zu sich nach Hause ein. Die Frau lebte alleine in einem riesigen Haus mit grossem, wunderschönem Garten im Villenviertel. Das Haus hat mindestens sieben Zimmer und ist luxuriös und mit jeglichem Komfort ausgestattet. Ihr Gatte starb vor fünf Jahren, die «Kinder» sind alle ausser Haus. Wie wir vermuteten war ihr Mann Jurist und hoher Politiker oder Bürgermeister, denn im Haus gingen Fotos, auf welchen er Queen Elizabeth begrüsst. Dies alles ist zwar Vermutung, da wir ja den Herrn bloss von einem Portrait kannten und nicht weiter fragen wollten. Doch auch die Frau ist sehr gebildet, war oft im Ausland an Konferenzen und hat lauter Juristen als Freunde. Jedenfalls wurde uns bei der Ankunft ein Snack serviert, danach rüstete ich zusammen mit der Dame das Znacht, während Joschi fernsah. Dann wurde uns Wellington bei night gezeigt. Wir fuhren dem Hafen entlang, dann auf einen Hügel, von wo aus wir mit dem Cable Car hinunter und dann wieder hochfuhren.
War wunderschön. Wieder zurück, kochten wir zu Ende und um etwa 21.30 Uhr speisten wir: Lamm-Kotelettes, Erbsen, gedämpfte Tomaten und Kartoffeln. Zum Dessert gab’s frischen Fruchtsalat mit Schlagsahne, Kaffee und Milchschokolade. So fürstlich und viel hatten wir lange nicht mehr gegessen. Und wie wir erst schliefen! Ein richtiges Bett! Mit Bettdecke! Alle Zimmer haben riesige Fenster, wodurch man bloss grüne Bäume und Palmen sieht – ein Paradies. Heute Morgen frühstückten wir dann ausgiebig. Unsere Gastgeberin rief noch das Schifffahrtsunternehmen an, wo man ihr sagte, dass die 08.00 Uhr-Fähre noch nicht ausgelaufen sei wegen dem Streik einiger Angestellten. Wir wussten nicht, ob und wann wir also fahren konnten. Einen Flug hätten wir kaum gekriegt, denn morgen ist Karfreitag und alle Leute verreisen über die Festtage. Aber wir dachten, dass es schon klappen würde, wir haben ja immer Glück! Wir brachen noch zu einer Sightseeing-Fahrt auf. Wir fuhren auf einen Hügel, von wo aus wir einen fantastischen Ausblick auf die Stadt und auf die beidseitigen Meeresarme hatten. Dann ging’s zur Fähre – beide standen noch da, beide waren «bevölkert». Wir gingen kurz vor 10 Uhr zum Ticketschalter, kriegten Billets für die sofort auslaufende 8 Uhr-Fähre. Die Dame brachte uns noch zum Schiff. Als wir uns verabschiedeten, schenkte sie uns noch $ 10.- für Schokolade. Wir haben bei ihr so viel gegessen, dass sie wahrscheinlich dachte, wir hätten kein Geld um uns etwas zum Essen zu kaufen.
Dann mussten wir an Bord, waren ohnehin die Letzten. Irgendwie fanden wir den richtigen Eingang nicht und gingen halt den Eisenbahnschienen entlang. Das war nämlich eine Riesenfähre mit Eisenbahnwaggons, Autos, Cars, oben hatte es zwei Personendecks mit Restaurant, Cafeteria, Pub, TV Room, Musik-Room, Spielsachen, alles Spannteppiche, also toll. Die sehr ruhige Überfahrt dauerte etwa drei Stunden, während denen wir zwei St. Moritzer kennenlernten, die uns dann mitnahmen nach Blenheim. Für die 11 Kilometer bis ganz ausserhalb der Kleinstadt brauchten wir fast vier Stunden und drei Lifts. Nach Sonnenuntergang nahm uns dann endlich einer mit für 100 km, also bis zur Tür der Jugi. Diese ist wunderschön, doch schon fast steril. Jedenfalls werden wir morgen versuchen zum Track zu kommen, was wahrscheinlich nicht ganz leicht sein wird. Zudem müssen wir noch viel packen und sehen, ob wir hier im Jugi-Shop Esswaren für etwa vier Tage zusammenkriegen, denn da morgen Karfreitag ist, wird bestimmt alles geschlossen sein.
21.4. Able Tasman Nationalpark
Gestern brauchten wir bis zum Trackanfang (etwa 80 km) fünf Stunden mit vier Lifts. Dabei lernten wir ein weiteres Problem des Hitchens kennen, denn einmal nahm uns eine junge Frau mit einem Kleinkind mit. Diesem erschienen wir gar nicht geheuer – es schreite wie am Spiess. Auch mit Biskuits war’s nicht zu trösten. Ich war froh, dass wir bald aussteigen konnten. Ein anderes Handicap mussten wir feststellen: einzelne Boys, Girls oder zwei Girls zusammen kommen immer innerhalb weniger Minuten weg. Wie wir das beobachtet hatten, war Joschi erst recht deprimiert. Auch mich scheisst das ewige am Strassenrand-Stehen natürlich an. Die ersten Schläge trafen uns auch schon am Morgen in der Jugi, denn am Anschlagbrett hingen die Duties, schön nummeriert. Meine Bettnummer hatte Herrentoiletten-Wäsche. Also tauschte ich kurzerhand mit denen von Joschi. Ich war schon erstaunt. Als wir dann nach dem ganzen Herumstressen unsere Jugi-Karten abholen wollten, gab uns der Warden unsere Duties. Ich erklärte ihm, dass wir diese bereits anhand des Anschlages erledigt hätten. Da erklärte er mir, dass oberhalb jenes Zettels ein Anschlag hing, welcher deutlich besagt, dass die Bettnummern nichts mit den Duties zu tun hätten. Das habe ich zwar gelesen, doch Nr. sah für mich aus wir 05, so dass ich das Ganze wie folgt verstand: Duties der Bettnummern bis 5 dürfen nicht verspätet verrichtet werden. Na ja, alle Ausreden nutzten nichts, er hielt mir sogar eine barsche Moralpredigt. Wir mussten also nochmals Duties machen und zwar recht Vieles. Ein Trost war, dass es uns nicht als einzigen so erging. Dann endlich konnten wir losziehen. In der Dairy kauften wir noch gross ein – $ 26.- – der Inhaber freute sich. Um 15.10 Uhr konnten wir auch noch ganz Widererwarten lostrampen. Wir waren schon müde und frustriert. Dann kam nach etwa zwei Kilometern auch noch ein Schild: bis zu Hütte vier Stunden. Also hetzten wir los. Bald hatte uns die schöne Buschlandschaft, die Fliegenpilze, Vögel und traumhafte Buchten wieder aufgemuntert.
Kurz nach 18 Uhr kamen wir bei der bereits überfüllten Hütte an. Viele hatten auch schon ihr Zelt aufgeschlagen. Wir liessen uns nicht entmutigen, setzten uns an einen Tisch und assen ausgiebig. In der Hütte grölten einige Besoffene, den Ofen hatten sie dermassen mit Holz aufgefüllt, dass das Feuer nicht mehr richtig brennen konnte. Als Joschi blasen wollte, bekam er einen Zusammenschiss. Also kochten wir das Wasser draussen an der Feuerstelle, was auch innert wenigen Minuten so weit war. Wir blieben noch etwas sitzen und legten uns auf der Veranda schlafen. Zum Glück waren wir sehr müde, aber die Knochen spürten wir heute Morgen doch.
Natürlich sind wir arg in Zeitnot, so dass wir heute fast sieben Stunden lang wanderten. Zwar war der Track durchwegs ganz gut, ein schön geebnetes Weglein, kaum Steigungen, und doch fühlten wir uns nicht fit. Dreimal mussten wir durchs Wasser waten, so dass wir danach immer mit nassen und sandigen Füssen in die Schuhe mussten. Zudem war es mühsam, auch entlang von schönen Sandstränden, und zeitaufwändig. Aber wir haben’s mal wieder geschafft – wie immer. Jetzt sind wir wieder in einer Hütte nahe einer Strasse. So hoffen wir morgen zurück nach Nelson zu kommen. Dieser ganze Trek hat uns längst nicht so gut gefallen wie derjenige im Tongariro Nationalpark. Vielleicht haben wir in letzter Zeit zu viele Strände gesehen? Doch für drei Tage hat’s sich gelohnt, war wieder etwas anderes. Und mit dem Wetter haben wir’s natürlich auch getroffen – wolkenloser Himmel. Von den berühmten Sandflöhen wurden wir auch ganz verschont. Also beschweren wollen wir uns nicht.
22.4.
Gestern gingen wir wie immer früh zu Bett, ausnahmsweise schlief ich aber herrlich. Am Morgen waren wir natürlich fast die Letzten. Auch waren wir die einzigen, die schon zur Strasse marschierten. Weit war’s nicht, aber wieder zweimal Schuhe ausziehen und danach auch noch durch den Sumpf waten. Auf dem Parkplatz standen einige Autos, doch von Fahrern keine Spur. Also marschierten wir los. Da hatte es auch noch zweimal einen Bach über die Steinstrasse. Wir waren halt zu faul die Schuhe auszuziehen. Joschi holte Anlauf und schaffte den Sprung halbwegs. Dann kam ich an die Reihe. Ich schwang zuerst die Fototasche zu Joschi hinüber, damit er auch meinen Supersprung im Bild festhalten konnte. Dann holte ich Anlauf – und sprach voll in die Mitte des Flusses, wobei ich noch beinahe vornüberfiel. Muss das ein Bild gegeben haben! Die Schuhe blieben innen trocken, doch alles andere war nass, sogar auch das Gesicht.
Nach total etwa 12 km Marsch, wobei uns bloss ein überfülltes Auto passierte, sassen wir erschöpft im Gras und nahmen Lunch. Bald darauf jedoch kriegten wir auch einen kurzen Lift, dann noch einer bis zur Abzweigung, wo wir uns erst eine Eis-Creme mit Chocolate-Top leisteten. Kurz danach kam ein Ehepaar mit ihrer Tochter und führte uns direkt vor die Jugi-Tür – hatten wir heute mal wieder Glück!
24.4
Gestern nahm uns in Nelson eine alte Dame mit, die ursprünglich aus der Schweiz kam. Weit konnten wir nicht mitfahren. Auch danach kriegten wir meist kurze Lifts bis vor Westport. Dort nahm uns gegen 18 Uhr ein ausgeflippter Farmer mit einem Kind mit. Er hatte einen roten VW-Bus und lud uns für die Nacht zu ihm nach Haue ein, resp. in seinen Van, ein Mobilheim. Dieses hatte er im Busch stehen und es diente als Unterkunft für bei ihm arbeitende Traveller (Stundenlohn $ 5.-), welche zwischen einem Tag und etwa zwei Wochen blieben. Erst aber konnten wir in seinem Haus Nachtessen. Er wohnte mit seiner Freundin und drei Kindern zusammen in einem einmaligen Haus. Alles war aus Naturholz. Wir sahen nur ein Zimmer, dies war ein grosser, hoher Raum mit grossen Fenstern gegen das Meer. Dadurch sahen wir den fantastischen Sonnenuntergang. Der Raum hatte eigentlich keine Möbel, bloss um ein Cheminée standen vier «Sessel». Auf einem kleinen Holzherd wurde gekocht. Geschlossene Schränke hatte es keine, doch viele Holzregale an den Wänden, wo viel Eingemachtes steht. Ich kann das Haus und die Atmosphäre schwer beschreiben, doch es war einmalig.
Heute Morgen stellten wir uns halt wieder an die Strasse. Wir fuhren heute etwa 70 km mit zwei Lifts, auf welche wir nicht lange warten mussten. Doch bis Franz Josef ist’s noch weit, ob wir das auch noch schaffen werden? Haben wir natürlich geschafft. Der nächste Lift war etwa 25 km nach Ross. Dort konnten wir endlich einmal einkaufen, Kaffee trinken und Cheese-Sandwiches essen. Danach warteten wir etwas zwei Stunden lang. Haben uns dabei bestens unterhalten und Zukunftspläne geschmiedet. Nicht viele Autos fuhren an uns vorbei, die meisten waren auch schon gut besetzt. Doch wer hält da, lichtblinkend? Das Ehepaar, welches uns schon nach dem Track von Takaka nach Nelson mitnahm. Sie fuhren ebenfalls hierher, nach Franz Josef. Auch gestern fuhren sie in Nelson an uns vorbei, doch wie sie uns heute sagten, wollten sie alleine sein. Ist auch gut verständlich, denn sie sind auch auf Ferientour, und diese kann man nicht oft geniessen.
Da wir jetzt zwei Tage lang immer per Auto unterwegs waren, konnten wir überhaupt nicht fotografieren. Deshalb versuche ich die wunderschöne Landschaft auf dem Papier festzuhalten. Zwischen Nelson und Murchison war die Strasse sehr kurvig, berghoch und bergrunter. Von oben konnten wir oft schöne Fernsicht geniessen. Wir fuhren an einigen «angepflanzten» Wäldern vorbei, welche gestreift waren in der Farbe, denn die eine Reihe war jeweils mit Laubbäumen, die andere mit Immergrün besetzt. Laubbäume hat’s überhaupt sehr wenige in Neuseeland, doch die, welche wir sahen, waren ganz toll goldgelb oder rot. Von Murchison bis Westport führte die Strasse teils einspurig den Felsen entlang, auf der anderen Seite war tiefer Abgrund ins Tal. Den Blick zum Fluss hinunter fand ich besonders schön.
Zwischen Westport und Franz Josef fuhren wir also der Küste entlang, vorbei an zwei Seen. Der Blick auf den Strand war oft gut, beeindruckend die vielen Felsbrocken und Steine, sowie die Buchten. Manchmal hatte es allerdings beidseits der Strasse dichten Busch mit viel Farn. Beeindruckend sind die vielen langen, einspurigen Brücken, über welche auch die Bahngeleise führen. Die Flüsse hatten meist sehr wenig Wasser, die breiten Bachbetten waren voller Geröll.
Eben unterhielten wir uns mit einem vor zehn Jahren nach Vancouver ausgewanderten Schweizer. Das Wetter sieht schlecht aus, so dass wir von den Schneebergen und Gletschern noch gar nichts sahen. Wenn’s morgen etwas besser ist, marschieren wir vielleicht zu einem Aussichtspunkt, die Wanderzeit würde etwa sechs Stunden betragen hin und zurück. Bis jetzt hatten wir ja immer gutes Wetter, also ……. !!
26.4.
Gestern Morgen regnete es in Strömen, wie auch schon die ganze Nacht hindurch. Doch als wir loszogen war’s trocken, aber stark bewölkt. Der Schweizer führte uns zum Trek-Start. Erst ging’s eben durch einen fantastischen Wald, es kam mir vor wie in einem Märchen. Der Weg war mit Steinen gepflastert, beidseitig hatte es einen Teppich aus Moos und anderen kleinen Pflanzen. Der Busch war wild und dunkel.
Nach der ersten langen Swing-Bridge ging’s dann langsam bergan, der Weg war sehr nass und schlüpfrig, er führte über die vom Gletscher geglätteten Felsen. Wir mussten noch zwei Hängebrücken überqueren, beide schwankten stark und führten über tiefe Abgründe. Nach dem Überqueren eines Baches mussten wir auf der anderen Seite den Felsen über eine Aluminiumleiter erklimmen.
Für diesen wirklich wunderschönen Trek brauchten wir total mehr als sechs Stunden, wobei wir auf dem gleichen Weg zurück mussten. Der Roberts View Point war auch ganz schön, wir genossen einen Blick auf einen Teil des Gletschers, konnten aber weder den Anfang noch das Ende sehen. Todmüde kamen wir zurück und konnten dann wenigstens unsere Kleider waschen, war ja höchste Zeit. Aber alle Leute wollten waschen, so dass wir beinahe um Waschmaschine und Tumbler kämpfen mussten.
Nach dem Nachtessen wurde eine Diashow ausserhalb der Jugi angesagt. Ausser dem Genfer und wir gingen alle hin. War das danach friedlich im Haus, ruhige Musik, Feuer im Holzofen und Lektüre – war ein Hit!
Heute Morgen regnete es in Strömen, ans Hitchen war überhaupt nicht zu denken Der Warden meinte, um 11.20 Uhr fährt ein Bus nach Fox. Also blieben wir noch im common room, welcher wegen des Regens geöffnet blieb. Wir unterhielten uns gut mit einem Deutschen. Wir fragten auch noch im Shop und auf der Post nach dem Bus. Zwar nannten alle die gleiche Zeit, doch keiner zwar ganz sicher, ob der Bus heute kam. Da erblickte uns das Ehepaar, welches uns schon nach Franz Josef führte, und wir bekamen den dritten Lift mit ihnen nach Fox. Zusammen gingen wir zum Visitor Center und sie nahmen uns mit zum Fox Gletscher. Auf dem Weg dorthin kam uns der Genfer entgegen. Unsere Fahrer trafen ihn gestern beim Walk Nähe Franz Josef-Gletscher und hielten an. Dadurch vernahmen wir, dass das Hotel bereits voll sei. Daher sitzen wir jetzt im Dining-Room des Motorcamps, bei strömendem Regen. Aber zuerst waren wir also beim Gletscher, welcher eine Enttäuschung war, denn dieser geht sehr schnell zurück. Wir gingen deshalb etwa 2 km weit auf der Talseite hoch, von wo aus wir dann auf den Gletscher resp. was von ihm übrigblieb, blicken konnten. Das Eis war besonders unten sehr staubig, bedeckt von Steinen, welche beidseits hinuntergefallen waren. Zurück im Dorf wurden wir zum Motorcamp gefahren, checkten ein, verabschiedeten uns, und Joschi und ich gingen zurück ins Dorf, kauften ein, gingen Kaffee trinken. Das Tea-Room wurde geschlossen und draussen regnete es. Da sahen wir übrigens auch etwas Einmaliges: Ein Lieferwagen, welcher als Bank diente und vor dem Shop stand. Jedenfalls gingen wir in den Souvenirshop, wo wir für Briggis Bébé Finkchen kauften. Diese sind natürlich aus 100% Neuseelandwolle, haben aussen Ledersohle, innen Fell, dies auch über dem Fuss, dort ist allerdings das Fell aussen. Sieht schnusig aus. Der Regen scheint eben etwas abgegeben, die Sonne fängt an zu scheinen.
Habe eben auf einer Postkarte gelesen, dass ein guter Schafschärer pro Tag, also während neun Stunden, 300 Schafe schärt. Jährlich werden in Neuseeland 80 Millionen Schafe geboren.
27.4. Queenstown
Heute sind wir zum ersten Mal mit dem Bus gereist – nach Queenstown. Abfahrt 8.45 Uhr, Ankunft 17.30 Uhr, kosten pro Person $ 34.-, Kommentar: nie wieder! Der Bus war zwar sehr schön, doch diente er auch als Postzusteller, d.h. bei jedem Kaff anhalten und Post abgeben. Beim xten mal verschwand unser Chauffeur auf einer Post für etwa eine halbe Stunde. Den Motor liess er laufen. Hat wahrscheinlich gefrühstückt.
Der Bus hatte Aschenbecher, so setzten wir uns fast zuhinterst hin, wo normalerweise der «Raucher» ist. Kein Schild verbot das. Wir waren von den wenigen Fahrgästen die einzigen Raucher, so dass wir uns, so rücksichtsvoll wir sind, sehr einschränkten im Genuss. Vor uns sassen zwei ältere Herren, zugestiegen beim Fox-Hotel. Sie froren offensichtlich, suchten nach dem «Loch», einer setzte sich mal für eine Weile auf einen anderen Sitz, versuchte von dort aus den Hebel fürs Notausgangs-Fenster in Bewegung zu setzen. Als unser Fahrer für lange Zeit ins Office verschwand, schauten sie ständig auf die Uhr und regten sich auf. Alsdann gingen sie auch zum Fahrer um sich zu beschweren, dieser schloss darauf das Dachfenster. Wir hielten dann für zehn Minuten bei einem Aussichtsplatz – man konnte das Meer und einige darinstehende Felsen bewundern. Um 11.15. Uhr hielten wir bei einem Hotel für 45 Minuten zum Lunch. Danach gings weiter mit der Postverteilung bis uns ein Bus der gleichen Gesellschaft entgegenkam. Wir standen etwa 20 Minuten, die Fahrer wurden ausgetauscht. Joschi zündete sich eine Zigarette an, und es dauerte nicht lange bis der Herr vor uns für längere Zeit sich mit dem Fahrer unterhalten ging. Ich dachte mir’s schon, denn er hatte schon beim Anzünden unserer ersten Zigarette nasenrümpfend nach hinten geschaut. Als ich dann eine Zigarette anzündete, hielt der Fahrer am Strassenrand und hielt etwa fünf Minuten lang eine Predigt übers Rauchen. Aber ausser Smoking verstand ich überhaupt nichts. Die Herren vor uns haben sich einen triumphierenden Blick zugeworfen. Das Ganze hat mich im Moment ziemlich aufgeregt, nicht wegen des Rauchverbots, das war ok, aber dass der Herr nicht mit uns sprechen konnte. Na ja, nach ein paar Minuten war’s vergessen.
Die Fahrt war dann wunderschön, wir fuhren über drei Pässe, sahen dabei tief hinunter in die Schluchten, fuhren über mehrere Hängebrücken, sahen viele Schneeberge. Wunderschön war’s auch entlang von zwei Seen, mitten in den Bergen gelegen. Du Jugi ist zu gross, zu viele Leute, zu kalt.
28.4.
Gestern unterhielten wir uns bis spät mit Harald, heute verbrachten wir auch den ganzen Tag mit ihm zusammen. Am Morgen regnete es noch stark, alle Berge wurden weiss. Aber morgens mussten wir trotz Nässe und Kälte hinaus. Wir kauften erst ganz gross ein, es soll heute Nacht Kartoffelstock geben mit Geschnetzeltem und Champignons-Rahmsauce mit Lauch, zum Dessert frischen Fruchtsalat mit Sahne – mal sehen, wie uns das schmecken wird. Die Einkaufstaschen deponierten wir bei der Tourist-Information und fuhren mit der Schwebebahn noch zum Aussichtspunkt. Da sieht man wunderschön über das Dorf, den See, die umliegenden Schneeberge und die farbigen Laubbäume. Ansonsten haben wir den Tag in Tea-Rooms verbracht.
29.4.
Das Nachtessen gestern war ne Wucht, nur fühlte ich mich danach nicht mehr ganz wohl. Den Rest des Fruchtsalates assen wir heute zum Frühstück. Nach dem Essen gestern unterhielten wir uns noch bis der Warden uns hinausschickte. Es war nicht einmal 23 Uhr. Heute hitchten wir. Nach fast einer Stunde nahm uns einer 6 km weit mit bis zur Kreuzung. Wir standen im Regen und froren erbärmlich. Wir gingen ins nahegelegene Tea-Room um uns zu erwärmen, tranken Kaffee und assen eine Kleinigkeit. Danach harrten wir noch bis etwa 16 Uhr aus. Wir hatten an Füssen und Händen kaum noch Gefühl, derart fror uns. Nochmals gingen wir einen Kaffee trinken, kauften ein und gingen ins nächste Motorcamp. Also weit haben wir’s heute nicht gebracht – ganz im Gegensatz zu Harald. Als wir aus der Jugi kamen erzählte er Wolf, dass er um 16.15 Uhr einen Bus nehme nach Dunedin, dort nach 22 Uhr ankäme und nicht wisse, wann er einen Anschluss hätte nach Christchurch – Wellington – Auckland, denn er fliege ab da am 3.5. Da meinte Wolf, er wäre eben von einem gefragt worden, ob er mit nach Christchurch fahren wolle. Derjenige startete auch gleich hinter uns den Wagen, Harald ging fragen, stieg ein, und weg war er. So gut geht das manchmal
Wir hatten halt heute weniger Glück. Dafür stellte uns das Motorcamp resp. unsere Cabin auf. Wir bezahlten zusammen inkl. Heizungszuschlag $ 16.-, was sonst $ 12.- oder $ 14.– kostete. Wir dachten mal wieder: Touristenort. Doch die Cabin ist ja tatsächlich ein Hit. Grosser Raum, grosses Fenster, blaugemusterte Tapeten und Spannteppiche, ein Doppel- und ein Einzelbett, Kommode mit grossem Spiegel, Nachttischchen mit Lämpchen, fünf Stühle, einen Tisch, einen Aschenbecher, einen Schrank mit Geschirr und Besteck für drei Personen, einen Toaster und einen Wasserkocher, typisch für hier, eine Chromstahlkanne, welche einen Stromanschluss hat. Also wirklich toll. Wären wir lieber schon mittags gekommen, anstatt da in Nässe und Kälte zu stehen. Zudem war ich schon gestern etwas erkältet. Obwohl es hier schön ist, hoffen wir doch morgen endlich wegzukommen – in vier Tagen fliegen wir ja schon!
30.4. Christchurch
Heute hatten wir ja doch wieder einmal Glück. Wir standen höchstens zwanzig Minuten an der Strasse, als uns Holländer mitnahmen, die seit drei Jahren für Shell in der Brunei arbeiteten. Er hatte ein Auto gemietet und in wenigen Tagen Neuseeland besichtigt. Wir fuhren zuerst nach Mt. Cook. Die Landschaft war wunderschön, wir glaubten uns abseits aller Menschen. Auch das Wetter war ziemlich gut. Bei der Abzweigung nach Mt. Cook endete der See, welcher ursprünglich Gletscher war und so auch heute noch von den Eismassen, welche sich ebenfalls viele Kilometer weit zurückgebildet haben, gespeist wird. Dieser See ist, wie auch die vielen Flüsse, welche wir unterwegs sahen, von einem fantastischen Blau. Ich konnte mich kaum sattsehen.
Wir mussten vom Ende des Sees etwa 60 km weit fahren bis zur Siedlung und auf dem gleichen Weg wieder zurück. Am Ende des Sees war ein Steinbecken, dann kam das Dorf. Im berühmtesten Hotel des Landes gingen wir ein Bier trinken. Das Hotel war enttäuschend, nichts Besonderes. Überrascht haben uns die Preise, welche tiefer waren als in einem Shop. Draussen wars eisig kalt und sehr stürmisch. Wir fuhren etwa 15 km weit auf einer sehr schlechten Steinstrasse, am Ende dieser bestiegen wir eine Moräne, von der wir auf den Gletscher sehen konnten. Doch welch eine Enttäuschung – das Eis war mit Geröll bedeckt, nur stellenweise sah man, dass es sich um Eis handelte. Dazwischen hatten sich auch zwei Seelein gebildet. Dann fuhren wir von einigen Fotohalten abgesehen direkt nach Christchurch. Dabei konnten wir einen faszinierenden Sonnenuntergang beobachten. Zwar sahen wir die Sonne nie, doch die Wolken waren einzigartige Gebilde in sehr verschiedenen Formen und Höhenlange. Hinter uns lagen dann die Schneeberge, vor uns eigenartig geformte Berge ohne Pflanzen, welche rot aufleuchteten. Viele Stellen blieben jedoch im Schatten, so dass sie wie Gemälde aussahen. Als wir zum nächsten See kamen, war’s schon ziemlich dunkel, doch einmalig schön: hellblauer See, weisse Berge, rote Wolken. Einen so schönen Abendhimmel habe ich selten gesehen. Nachdem es ganz dunkel war, schien die Fahrt kein Ende zu nehmen, ich konnte kaum noch sitzen. Aber Hauptsache wir kamen an, um 20.30 Uhr.
1.5.
Wir hatten den ersten Tag unserer letzten Station in Neuseeland hinter uns. Zuerst gingen wir den Flug rückbestätigen, danach schauten wir uns im Geschäftsviertel der City um ohne etwas zu kaufen. Doch – ein Post-Handibag für die beiden Tennisbälle. Haben sie eben verpackt, wurde auch endlich Zeit. Wir gingen auch ins Art-Zentrum, wo sich verschiedene Gebäude befinden. Doch ausser dem Coffee-Shop konnten wir nichts Interessantes entdecken. Der Bau selbst ist zwar schön. Ganz in der Nähe befindet sich auch das Museum, welches mir sehr gut gefiel, speziell das nachgebildete Dorf aus der Pionierzeit. Dieses ist wirklich schön, mit Kutschen, Schule, Schmiede, Läden, usw. Auch die vielen Bewohner, lebensgrosse Puppen, sind sehr schön. Danach gingen wir noch einmal in die City um das Nachtessen einzukaufen. Es ist jetzt sehr kalt hier, Handschuhe und Mütze wären kein Luxus.
2.5.
Heute hatten wir den Ferrymead Historic Park auf dem Programm. Das Wetter war herrlich, zwar sehr kalt, aber wolkenloser Himmel. Zuerst gingen wir zur Post mit den Tennisbällen und einem Brief für meine Familie, diesen schrieb ich gestern, weil das Aerogramm bereits frankiert war. So habe ich halt dann in Australien weniger Arbeit. Gemäss dem Anschlag bei der Busstation fuhr erst nach 45 Minuten der nächste zum Park. Fünf Minuten nur hielten wir’s aus in der Kälte draussen, dann gingen wir einen Kaffee trinken. Nach 15 Minuten fuhr plötzlich «unser» Bus vorbei. Er fuhr also alle halbe Stunde, war wir auch beim nochmaligen, genauerem Studieren des Fahrplans bestätigt sahen. Um den Rest der Zeit totzuschlagen wollten wir noch um einen Block spazieren. Da kamen wir gleich zur Bibliothek, ein neues, modernes Gebäude, wo man sogar Musik hören kann. Man wählt eine Platte aus, setzt sich auf einen Sessel und lässt sich den entsprechenden Kopfhörer geben. Aber dazu war unsere Zeit zu knapp. Wir gingen ins erste Stockwerk, Joschi zu den Eisenbahnbüchern, ich zu den Reisebüchern. Wir verabredeten uns bei der Rolltreppe fünf Minuten vor Busabfahrt. Also blieben uns bloss acht Minuten. Ich war pünktlich zurück, doch von Joschi keine Spur. Ich eilte durch die Bücherwände und muss ihn übersehen haben. Ich fand ihn auch draussen nicht. Wartete kurz unten an der Rolltreppe, eilte dann aber in letzter Minute zum Bus-Stop. Der Bus fuhr gerade ab, kein Joschi in Sicht. Ich spurtete zurück zur Bibliothek, und da sucht mich Joschi. Entschuldigung: bei den Eisenbahnbüchern hätte er glatt die Zeit vergessen. Na ja, den nächsten Bus erwischten wir dann tatsächlich. Der Park war für mich eine Enttäuschung. Ausser einer Schulklasse befanden sich noch etwa zehn Leute auf dem Areal, welches einer Baustelle glich. Bloss zwei Museen waren ok. In die beiden Flugzeuge konnte man nicht gehen, viele der nachgebauten Häuser waren geschlossen, da nicht so viele Leute beschäftigt sind, dass alles Mobiliar bewacht werden kann. So war auch das Haus mit der Modelleisenbahn geschlossen. Dafür hatte es mehrere richtige Züge, die meisten aber befanden sich in der Werkstatt.
Zurück beim Square marschierten wir zur Town Hall. Zuerst natürlich in den Coffee-Shop. Kaum sassen wir da, drängten sich dutzende von Leuten in die Mittelhalle. Aua, deswegen die vielen Buffets. Es handelte sich um die Graduation Ceremonie, also dutzende von Leuten in ihren schwarzen Ponchoroben und Quadratmütze, mit ihnen die Verwandten. Es war interessant dem Treiben zuzusehen, doch mit einer Tour wurde nichts. Sind danach noch herumspaziert bis die Jugi ihre Tore öffnete.
4.5.
Gestern Morgen lernten wir in der Jugi zwei Schweizer kennen, Kurt und Richard. Zu viert zogen wir los, die andern beiden hatten sowieso keinen Unternehmungsgeist, verbrachten schon den Tag vorher mit Kaffeetrinken, obwohl sie noch gar nichts von der Stadt gesehen hatten. Wir gingen zuerst zur Town Hall, wo wir an einer Führung teilnahmen. Dieses Haus gefiel mir besser als Sydneys Opera. Nach einem Kaffee gingen wir für etwa eine Stunde auf den Cathedrale Square, bestiegen den Turm und sassen draussen in der Sonne. Danach gingen wir Mittagessen und entschlossen uns gemeinsam ein Nachtessen zu kochen. Die beiden anderen hatten von Kochen überhaupt keine Ahnung, sie essen auswärts oder kalt. Nach dem Grosseinkauf gingen wir wieder in die Bibliothek, danach setzten wir uns in ein Tea-Room um die Zeit bis 17 Uhr totzuschlagen. Gemeinsam kochten wir wieder den obligaten Kartoffelstock, Geschnetzeltes an Pilzsauce mit Rüebli und Peperoni, Blumenkohl und weisser Sauce. Schmeckte ausgezeichnet. Nach dem Abwasch packte uns das Billard-Fieber und wir spielten bis um 23 Uhr. Heute Morgen trafen wir wie telefonisch gestern Abend abgemacht Mrs. Roper zu einer Rundfahrt. Sie ist eine wirklich nette Dame. Sie brachte auch ihre mongoloide Tochter mit. Wir machten eine wunderschöne Fahrt dem Meer entlang, dann über die Hügel zum Hafen. Wieder auf dem Hügel hatten wir einen fantastischen Blick, einerseits auf den Strand, Stadt und Schneeberge, auf der anderen Seit auf den Hafen, zwei Inseln und die schöne Hügellandschaft drumherum. Der Hafen ist eigentlich in einem Vulkankratersee gelegen. Unser Guide hatte schon Pläne für den Nachmittag, so dass wir uns um 12 Uhr in der Nähe der Cathedrale Square trennten. Wir gingen unsere Rucksäcke einstellen und sitzen eben beim Lunch.
Christchurch Airport
Vom Lunch aufgestanden dachte ich mit Schrecken an die vergessene Jugi-Karte. Also hetzten wir zur Jugi, klopften beim Warden und bekamen sie zum Glück. Wieder zurück am Square trafen wir einen Schweizer, welchen wir vorhin einmal in der Jugi sahen. Wir setzten uns auf eine Bank und plauderten noch ein bisschen. Dann nahmen wir den Bus zum Airport. Vorher schauten wir noch dem Wizard zu, welcher vor der Kirch Witze machte. War noch interessant.
1.-3. Auckland
3.-6. Kerikeri
6.-8. Kaitaia
8.-9. Opononi
9.-10. Auckland
10.-12. Rotorua
12.-13. Turangi
13.-14. Ohakune
14.-17. Tongario Nationalpark Trekking
17.-18. Ohakune
18.-19. Wellington
19.-20. Nelson
20.-22. Abel Tasman Nationalpark Trekking
22.-23. Nelson
23.-24. Farm zwischen Newport und Greymouth
24.-26. Franz Josef
26.-27. Fox
27.-29. Queenstown
29.-30. Frankton Motor Camp
30.4.-4.5. Christchurch
Australien wurde nicht zu meinem Traumland.
Mir fehlten Kultur, Geschichte, Freiheit bzgl. Jugi-Öffnungszeiten und guter ÖV.
Entsprechend liest sich das Tagebuch: voller Alltäglichem, wenig Aufregendes.
Mit Schreiben schlug ich oft die Zeit tot.
Im Flug von Manila nach Melbourne machten wir eine Zwischenlandung in Sydney. Wenn wir das gewusst hätten, wären wir natürlich nach Sydney geflogen. Wir haben eben unser Dinner hinter uns: Chicken, Reis, Rüeblisalat, Dessert, Brötchen, französische Butter und Camembert. Ist das eine Menu! Dieses Wort kennen wir schon fast nicht mehr. Als zusätzliches Dessert gabs noch eine Schlechtwetterfront.
Manila hat den schönsten internationalen Flughafen, den ich je sah – doch auch der ruhigste. Vier Flüge heute Abend. Wir starteten mit einer halben Stunde Verspätung, aber just im Moment, als ein Jumbo landete. Auf dem Weg zur Startbahn wären wir beinahe zusammengestossen, beide haben sofort gestoppt, dann standen beide eine Weile, bis einer schliesslich das ok bekam. Dann rollten wir weiter. Als wir auf die Startbahn einmünden wollten, flog uns ein landendes Flugzeug vor der Nase vorbei.
Schliesslich hatten wir doch einen wunderschönen Start, das Licht wurde gelöscht, damit wir besser das Lichtermeer von Manila sehen konnten – war echt fantastisch. Wie ich der Philippine-Airline-Zeitung entnehmen konnte, dauert unser Flug inklusive Zwischenlandung in Sydney zehneinhalb Stunden!! Australien liegt doch ferner, als ich mir das vorgestellt habe. Jetzt bin ich todmüde, die Popmusik fördert bestimmt auch das Einschlafen!
Geschlafen habe ich zwar nicht, bin aber ok, ausser überessen. Nur etwa vier Stunden nach dem Dinner gabs Frühstück: Rührei, Speck, Tomaten, Pilze, Fruchtsalat (Erdbeeren, Ananas, Papaya), Weggli, Butter, Confi, Camembert, Blätterteiggebäck, Orangenjus und Kaffee. Wer mag das alles essen? Während dem Frühstück ging die Sonne auf – fantastisch, wie ein Feuerball. Eben haben wir die üblichen Formulare ausgefüllt. Zeitweise hatten wir sehr starke Winde, selten wurden wir in einem Flugzeug so durchgeschüttelt, aber kein Vergleich zu früheren Jeepney-Fahrten.
Es geht abwärts nach Melbourne. Schon wieder Snack erhalten: Tripledecker-Sandwich und Schoggiroulade. Nehmen wir mit.
In Sydney kamen wir mit einem jungen, direkt aus Tokio Reisenden aus Melbourne ins Gespräch. Er sagte, seine Freundin komme ihn abholen, so dass wir mit ihnen ins Youth Hostel fahren können. Hoffentlich klappt das, wäre ideal.
(Mit Steve uns Cate hatten wir eine tolle Zeit. Später kamen uns die beiden in der Schweiz besuchen mit ihrem Töchterchen Mia und Cates Eltern.)
Erster Eindruck von Sydney: sehr freundliche Beamte mit kurzen Hosen und hohen weissen Socken. So kamen auch die beiden «Sprayer» zur Desinfektion ins Flugzeug. Mir wurde Angst – was machen die? Die Handgepäck-Ablagen mussten geöffnet werden, danach gingen die Herren sprayend durch das Flugzeug. Und wir kamen mit unseren Schoggirouladen in der Hand zum Zoll! Deswegen mussten wir abseits allen Inhalt unserer Rucksäcke ausbreiten! Natürlich fand man nichts Verbotenes. Danach wechselten wir gleich 200$ ein, bevor wir wie abgemacht Steve trafen mit seiner Freundin und Schwester. Wir waren froh mit in die Stadt fahren zu können. Die Jugi war noch bis 17 Uhr geschlossen. Erst gingen wir mit den beiden in deren Wohnung Kaffee trinken, dann machten sie mit uns eine Stadtrundfahrt. Eine wirklich sehr schöne Stadt, ganz amerikanisch die breiten Strassen, Lastwagen, Häuser, Einfamilienhäuser wie Wolkenkratzer. Es fahren schöne, neue Trämlis. Mit einem fuhren wir dann alleine in die Stadt, zur Post. Da herrscht eine vorbildliche Aufbewahrung von Poste-Restante-Post. Vier Briefe waren für uns da!! Diese lasen wir sofort auf der Treppe des Postamtes. Danach machten wir einen kurzen Bummel – Preise passen nicht in unser Budget. In einem Warenhaus machten wir dann eine Besichtigungstour und kamen nicht mehr aus dem Staunen: Fische, Würste, Aufschnitt, Sandwiches, Salate, Torten, Käse, usw. Wie im Schlaraffenland. Wir kauften zwei Klöpfer. In einer Buchhandlung schafften wir uns noch eine Australienzeitung, einen Reiseführer und die Zeitung an. Danach gingen wir einen Cappuccino trinken, bevor wir mit dem 57er Tram zurückfuhren. Nicht lange waren wir mitgefahren, als ein Auto in unseren Waggon krachte. Nach einigen Minuten kamen wir dann weiter. Als wir bei unseren Kollegen ankamen, schlief Steve. Kathi fuhr uns in die Jugi. Wir checkten für drei Tage ein und bezahlten zusammen total 36$. Jetzt müssen wir eben getrennt schlafen! Bei mir im Zimmer herrscht ein derartiges Chaos, dass ich kaum noch einen fussgrossen Freiplatz ausfindig machen konnte. Ansonsten ist es ein wunderschönes Haus, sehr sauber mit einer grossen Küche zur freien Benutzung. Wir gingen nochmals hinaus um was Passendes zu unseren Würsten zu finden. Änisbrot, Joghurt und Fertig-Ovomaltine in der Tetra-Packung. Immerhin, es hat geschmeckt!
18.2.
Heute Morgen kauften wir uns eine Tram-Tageskarte und fuhren bis zum Viktoria Market, wo wir erst mal frühstückten. Der Kaffee ist hier wie Cappuccino, wenig Kaffeewasser, viel Milch, fester Schaum und Schokoladenpulver drüber. Ziemlich Schwachstrom. Ich kaufte eine Sonntagszeitung, war fast ein Buch, denn Seiten waren gefüllt mit Autoverkäufen und Stellenanzeigen. Der Viktoria Market ist ein Hit, so viel Gemüse und Früchte, Kleider, Schallplatten, Schmuck, usw. Man kann also hier alles kaufen. Zu Fuss gingen wir ins Zentrum, der «Töffstrasse» entlang. Wir konnten uns kaum sattsehen an diesen Maschinen, viele Harleys darunter. Zudem könnte so viel Zubehör, Kleider und Ersatzteile gekauft werden. Womöglich können Töffs gemietet werden, denn dutzende standen mit Nummernschildern vor den Geschäften. Auch auf der Strasse sieht man viele solcher Vehikels.
In der City wollten wir dann Lebemsmittel einkaufen, was sehr schwierig ist. Um 12 Uhr schliessen die Läden samstags, so dass wir echt in Zeitdruck kamen. Schliesslich kauften wir doch wenigstens Brot, Butter, Teebeutel, Joghurts und Käse. Danach nutzten wir unsere Tram-Billette aus. Erst gings zum Kriegsdenkmal, ein grosses Steingebäude inmitten einer schönen Grünanlage. Innen gabs nur Kränze und Gedenktafeln zu sehen, doch umso schöner war der Ausblick von der Terrasse. Danach nahmen wir zwei Mal ein Tram stadtauswärts und wieder zurück. Zwar eine wirklich schöne Stadt, doch Sehenswürdigkeiten an sich gibt’s keine. Dafür fanden wir etwas ausserhalb einen Obst- und Gemüsemarkt, wo wir Ratatouille-Zutaten einkauften. Dies köchelt gerade in der Pfanne. Die Milch-Bar gleich gegenüber des Hostels hatte noch offen bei unserer Rückkehr, so kauften wir noch eine Flasche Schweppes und Butter. Hier im Hostel trafen wir fünf Deutsche, welche uns bereits nützliche Informationen für unseren Trip geben konnten. Läuft bis jetzt also alles ok.
19.2.
Heute Morgen wartete ich fast eine Stunde lang auf Joschi. Schliesslich ging ich ihn wecken. Nach dem Frühstück holten wir den Berliner aus den Federn. Der fragte uns, ob wir unsere «Duties» schon erledigt hätten. Duties?? Na ja, da hängt jeden Tag ein Plan aus, was jeder Gast putzen muss. Aha! Also Joschi musste alles herumstehende, gebrauchte Geschirr waschen, abtrocknen und verräumen, ich musste den Lady-Dusch- und Toilettenraum aufziehen. Haben wir gerade noch geschafft vor 10 Uhr, bis zur Hausschliessung. Wir nahmen einen Bus, kauften eine «Anywhere»-Karte, fuhren zum Bahnhof, nahmen einen der supermodernen «Suburb-Trains» bis zur Station des Puffing Billys, der berühmten Dampfbahn.
War ein teurer Spass und nicht gerade umwerfend. Zwar war die Aussicht vom Dampfzug aus zum Teil schon schön, auch dank des guten Wetters, doch bei der Endstation gabs einen See und Swimmingpool. Das ganze Areal war total überlaufen von Ausflüglern. Einzig Interessantes waren die beiden Wasserrutschbahnen. Ich verzichtete auf eine Besichtigung der Modelleisenbahn, kostete $ 2.-. Joschi war enttäuscht, da die Anlage sehr primitiv aufgebaut war, das Billigste vom Billigen. Also fuhren wir zurück. Eine Weile lang konnte ich schlafen, bin so müde, denn gestern diskutierte ich bis etwa 01.30 Uhr mit einer Kanadierin und einem Deutschen. Heute möchte ich noch mindestens einen Teil der Korrespondenz erledigen, morgen müssen wir hundert Dinge erledigen.
20.2.
Gestern Nacht fing ich noch einen Brief zu schreiben an für daheim, doch dann diskutierten wir mit zwei frisch angekommenen Schweizern. Vielleicht schaff ich’s heute.
Im besten Kostüm machten wir uns auf den Weg zur Swiss Bank Corporation. Diese befindet sich im 47. Stockwerk. War das eine fantastische Aussicht Ein Angestellter schrieb in unserem Namen einen Brief (Telefax) – in etwa drei Tagen können wir das Geld bei einer gegenüber liegenden Bank abholen. CHF 6’000.-. Danach machten wir uns auf zur indonesischen Botschaft. Als wir vor dem Haus standen, wars eine Klinik. Wir checkten alles nochmals durch, schien aber zu stimmen. Da kam gleich der Pöstler. Er meinte, die Adresse sei Melbourne South, wir befanden uns North. Per Tram kamen wir ungefähr in die Gegend. Nach etwa einem Kilometer Marsch fanden wir’s endlich. Einem Flugblatt konnten wir entnehmen, dass man bis zu zwei Monaten ohne Visum bleiben kann! Umso besser. Nach einem Snack gingen wir zu einem Reisebüro und kauften die Tickets nach Neuseeland, was pro Nase $ 382.- kostete. Während dem Ausstellen der Tickets gingen wir Geld wechseln, dann Tickets abholen und auf zur Garuda. So fuhren wir in die City zurück, fragten einen Polizisten, welcher auch nichts Genaues sagen konnte. Also gingen wir zur Post. Da gab’s ganz genaue Pläne. Doch Joschis Adresse der Garuda lag weit, weit ausserhalb. Gegenüber der Post gingen wir nochmals im Telefonbuch nachschauen – es gibt auch ein Office mitten in der City!! Die Angestellte war sehr nett. Wir buchten gleich alles bis Zürich: Ankunft am 18. Juli 1984 um 06.10 Uhr!
21.2.
Heute Morgen ging’s auf das Schweizer Konsulat. Wir füllten einen Zettel aus als Beweis unseres Auslandaufenthaltes wegen der Militär-Ersatzsteuer. Lasen noch einige Zürcher Zeitungen, bevor wir die Zeit mit Lädele totschlugen. Auf jener Tour trafen wir mehrmals zwei Schweizer von der Jugi, welche heute Abend weiterreisen. Um Geld zu sparen, gingen wir zu Fuss zurück, kauften unterwegs noch ein. Endlich wieder einmal Steak, Nudeln und braune Sauce. Jetzt gerade sitzen wir in einer Wäscherei, die Wäsche ist bereits im Tumbler. Herrlich! Der hohe Standard hat schon seine Vorteile!
Als wir heute Morgen mit dem Tram in die Stadt fuhren, krachte doch prompt wieder ein Auto in unseren Wagen. Dieses Mal war der Schaden noch schlimmer, so dass wir bei der nächsten Kreuzung in ein anderes Gefährt umstiegen, denn wir hatten zwei-Stunden-Karten gekauft.
22.2.
Wir sitzen gerade in einem Park nahe der City. Es ist 13 Uhr und recht kühl. Heute Morgen kamen wir wiederum zu Fuss in Zentrum, gingen dann das reparierte Zoom abholen. Der Geschäftsinhaber ist ein ehemaliger Deutscher, Herr Schmidt, er erzählte uns viel von der Bodenseegegend, wo er wohnte. Als wir auf unsere Dia-Filme zu sprechen kamen, rief er Agfa an um sich zu informieren. Wir konnten dann 15 Filme abgeben. Er wird sie morgen weitergeben, nächsten Dienstag sollten sie entwickelt zurückkommen, so dass wir sie dann in drei Monaten, vor unserm Weiterflug abholen können. Hoffentlich klappt das alles! Zudem hatten wir heute eine grosse Tasche in der Jugi deponiert mit Utensilien, welche wir bis zum Weiterflug nicht brauchen werden. Jetzt haben wir zwei leichte Rucksäcke!! Toll!!
Auf der Bank hatten wir kein Glück. Kein Geld für uns angekommen! Auf dem Rückweg schauten wir noch eine Fotoausstellung an: beste Pressebilder 1983. Es waren wirklich gute Bilder darunter. Vor der Jugi gönnten wir uns noch ein Eis. Hoffentlich ist morgen das Geld hier, damit wir endlich abhauen können. Es wird langsam langweilig!
23.2 Port Fairy
Bald 22 Uhr, wir sind eben hier in der Jugi angekommen. Heute Morgen gings recht hektisch zu: Nach den Duties rief ich die Bank an, doch Geld war keines angekommen. Was nun? Nach kurzer Diskussion entschieden wir abzureisen. Schnell die sieben Sachen packen, Tramroute checken und ab ging die Post. Reichte gerade noch bis 10 Uhr. In der Hitze des Gefechtes vergassen wir unsere Lebensmittel – viel war’s zwar nicht mehr. Zuerst gings zur Post, wo ich einen Brief vorfand. Wir sahen, dass nicht abgeholte Post bereits nach einem Monat retour geschickt wird. Daher wollten wir fragen, ob man sie uns nicht nach Sydney nachschicken könnte, doch dafür hätten wir Formulare ausfüllen und Gebühren bezahlen sollen, also liessen wir’s sein. Weiter gings zur Bank – kein Geld! Wir wollten es uns nach Sydney überweisen lassen. Als das ok war, telefonierte der Bankangestellte nochmals – das Geld war in der Hauptbank angekommen! Also nichts wie hin. Einen Teil bezogen wir in cash, den Rest A $ Traveller-Checks. Dann nahmen wir einen Zug nach Geelong. Nach einem Marsch durch die halbe Stadt situierten wir uns erstmals am Strassenrand. Die Lage war nicht ideal, wir befanden uns noch immer auf Stadtgebiet. Doch nach nicht langer Zeit nahm uns ein freundlicher Mann vier Meilen weit mit. Er lud uns zu sich nach Hause ein, offerierte uns Tee und Sandwiches, dazu schenkte er uns auch noch zwei Landkarten. Er ist Minister. Nach dem Lunch führte er uns hinaus an eine gute Stelle, wo wir auch bald wieder einen Lift bekamen. Dieses Mal war unser Fahrer ein alter Mann, der uns ebenfalls zu sich nach Hause einlud, doch wir hatten keine Zeit mehr. Er hielt vor einem Shop, wo wir uns mit Essen eindecken konnten, denn er meinte, wir hätten einen langen Weg vor uns, auf dem es keine Läden gibt. Na ja, so schlimm war’s nicht, froh waren wir später trotzdem. Er fuhr uns auch wieder an den Stadtrand, wo wir sofort eine Mitfahrgelegenheit kriegten. Doch dieser Mann fuhr nur zwei Meilen in eine andere Richtung. Wir blieben also lieber noch stehen. Da kam auch gleich ein Mann, dessen Eltern aus Deutschland kamen, so dass wir uns gut mit ihm in Deutsch unterhalten konnten. Auch er führte uns bis ausserhalb der Stadt, in welcher er wohnt. Mit einem Lieferwagen gings weiter bis 20 km vor Port Fairy. Da wir eingangs Stadt ausgeladen wurden, hatten wie eine schlechte Ausgangslage. Wir warteten lange und froren schrecklich. Blaue Hände und Ohren – es war so windig! Wir gingen dann etwa zwei Kilometer zu Fuss, dann hielten bald zwei junge Männer, welche heute die Strecke von Melbourne – Adelaide fahren. Endlich kamen wir also doch noch nach Port Fairy! Mussten zwar vom Highway noch etwa 500 m durch eine dunkle Strasse, aber alles ok. Die Jugi hier ist sehr schön, und weil der Boy-Room voll war, bekamen Joschi und ich zusammen einen Viererraum. Jedes Bett hat eine Leselampe, Dusche/WC sind ganz neu und modern. Wir haben gleich für zwei Nächte bezahlt, wollen ja noch etwas von der Umgebung sehen!
Autostoppen geht ja anscheinend ganz gut, die Leute sind durchwegs sehr freundlich. Dazu erhielten wir immer viele Infos über die Gegenden wie schwimmende Insel, Buschbrand vor einem Jahr und Vulkansee, dessen Tiefe man noch nicht erforschte. Wenn’s so weiter geht, sind wir zufrieden.
24.2.
Heute Morgen gingen wir uns erst das Städtchen anschauen, dann auf die kleine Insel, auf die man nur zu Fuss über eine kleine Brücke gelangen kann. Die Wellen waren haushoch, war fantastisch zuzusehen wie sie sich überschlugen. Die Insel ist vor allem Nistplatz für Vögel, so dass wir, einmal vom Weg abgekommen, immer einsanken im Boden. Danach gingen wir auch an den Badestrand, doch es war sehr windig und kalt. Anscheinend gibt’s hier viele Touristen, denn unzählige Motels, Caravan- und Campingplätze, Ferienwohnungen und Restaurants, Bars stehen zur Verfügung. Nach einem Grosseinkauf kamen wir um etwa 13.30 Uhr in die Jugi zurück, wo wir nach langem Suchen endlich den Hintereingang fanden. Wir schrieben fünf Briefe, welche wir gleich zur Post brachten. Danach kochten wir: Spaghetti an brauner Sauce, Rumpsteak, Erbsen mit Rüebli – war gar nicht übel.
25.2.
Heute testeten wir den neu gekauften Kaffee aus der Tube (ja, aus der Tube!). Die Wirkung spürte ich im Bett – habe kaum geschlafen. Wir standen drei lange, lange Stunden an der Strasse und warteten. Endlich hielt ein öffentlicher Bus an. Wir konnten bis Mt. Gambier fahren, vors Haus des Chauffeurs, welches direkt an der Princess Highway liegt. Bezahlen mussten wir nichts – toll, nicht? Diesmal standen wir nicht lange, als uns einer mit ‘ner Fahne mitnahm, die Bierflasche zwischen den Schenkeln. Die Fahrt dauerte nicht lange, am Ende des Ortes, in welchem er wohnt, lud er uns ab, ziemlich im Outback. Später nahmen uns zwei Mädchen in einem Mini mit. Das Auto hielt nicht lange durch wegen Überlastung. Ein auf der Gegenfahrbahn Kommender hielt an und nahm uns mit nach Beachport. Zuerst mussten wir bei ihm zu Hause mangels Benzin das Auto wechseln. Der Mann hatte ebenfalls eine Bierflasche mit, stank fürchterlich, fuhr aber sehr sicher. Unseretwegen fuhr er die 20 Kilometer entlang der Meeresaussichtsstrasse.
Wir luden ihn dafür zu einem Drink ein, bezahlten auch noch seinem Freund ein Bier, was stolze A$ 5.- kostete. Es ist hier ein ausgesprochener Touristenort.
Die Leute von der Jugi sind ausgeflogen, kommen erst morgen wieder zurück. So können wir zu zweit gleich einen Achter-Schlag belegen. Da Samstag ist, konnten wir nicht mehr einkaufen und mussten uns mit einer Suppe begnügen! Später genossen wir mit den drei australischen Boys und einem Girl, welche wir von der Jugi in Port Fairy kannten, eine Flasche australischen Rotwein am Strand. Wir froren wie im tiefsten Winter.
26.2.
Heute besuchten wir einen Salzsee und spazierten weiter über die Dünen zum Meer. Wir liessen uns an einem schönen Platz nieder und sonnten uns in der Badehose. Das Vergnügen wurde einzig getrübt von unzähligen Riesenbrämen, Fliegen und Sandflöhen. Aber so schlimm war’s nicht. Nach gut einer Stunde gingen wir auf Entdeckungstrip. Die vielen Buchten und ins Meer hinausragenden Felsblöcke sind einfach fantastisch – und kaum Menschen in Sicht. Viele Felsplatten ragen ins Meer hinaus, wo sich die Wellen meterhoch überschlagen und beim Zurückfliessen Wasserfälle bilden. An diesem Naturschauspiel konnten wir uns kaum sattsehen. Auf dem Rückweg leisteten wir uns noch ein Eis und einen Kaffee, bevor wir das Museum besuchten, von dessen Grösse und Vielfältigkeit wir sehr überrascht waren. Das obere Stockwerk ist eingerichtet wie eine Wohnung vor x Jahren, auch Kleider und Bilder können bewundert werden.
27.2.
Heute ist Beachport grau und verlassen. So fragte ich nach einem Bus, doch fährt bloss einer ab M???, und das um 9 Uhr. Es blieb uns also nichts anderes übrig als zu trampen. Wir gingen noch Verpflegung einkaufen, bevor wir in die richtige Strasse einbogen. Wir sahen etwa 50 m entfernt einen idealen Standort. Schon kam ein Auto, ich wollte Joschi noch raten zu warten, doch schon stoppte ein Wagen – und wohin fuhr der Mann? —- nach Adelaide! Glück braucht der Mensch! Unser Fahrer, Keith, ist ein netter, älterer Mann, natürlich auch Golfspieler. Wir legten die 400 Kilometer in viereinhalb Stunden zurück. Wir sagten ihm, dass die Jugi erst um 17.30 Uhr öffnet. Also lud er uns zu sich nach Hause ein, servierte uns Kaffee und Kuchen. Er wohnt in einem sehr schönen Haus. Später lernten wir auch seine Frau kennen. Keith telefonierte noch in die Jugi, wo man ihm sagte, dass nur noch 7 Girl- und 5 Boyplätze frei seien, und Reservationen können nicht entgegengenommen werden. So organisierte er noch zwei Adressen von anderen Billigunterkünften. Frühzeitig führte er uns zur 25 km entfernten Jugi, so dass wir auch sicher Plätze bekamen. Diese Jugi wurde erst eine Woche zuvor eröffnet, ist also modern und recht schön. Von Keith erhielten wir auch viele Infos über die Gegend und die Lebensart. Er hat uns für Donnerstag zu einer Fahrt eingeladen. Wir müssen ihn am Mittwoch anrufen. War ein Glückstag heute!!
28.2.
Heute latschten wir mehr oder weniger sinnlos durch die Stadt. Dabei machten wir noch einen Abstecher in die Art Gallery, wo zurzeit der American Cup ausgestellt ist. Ich weiss nicht, warum der so interessant ist, doch unzählige Menschen standen um die Sicherheitsabsperrung. Das moderne Theatergelände war ziemlich enttäuschend. Von dort gingen wir dem Fluss entlang und assen später im McDonald, wo wir mit einem Adelaider ins Gespräch kamen, der uns helfen wollte, doch viele Sehenswürdigkeiten kannte er auch nicht. Er empfahl uns das naturhistorische Museum, welches wir aufsuchten. War ganz interessant. Nebst den vielen ausgestopften Tieren gabs viel über die Aborigines zu bewundern und zu lesen. Darunter viele Fotos. Im obersten Stockwerk war eine Ausstellung von LEGO, die Entwicklung der Reisemittel. Unwahrscheinlich, all die Autos, Schiffe, Flugzeuge, Züge und die Columbia in Lego. Auf dem Rückweg kauften wir noch das Nachtessen ein. Morgen wollen wir mit dem Tram an die Beach fahren.
29.2.
Ans Sonnenbaden war nicht zu denken – wir froren erbärmlich. Also gingen wir shopen. Kauften nur Lebensmittel ein. Es gibt dort unten auch eine Art Lunapark, doch kaum Besucher. Faszinierend war die Wasserrutsche durch einen künstlichen Felsen – doch mir war trotz des geheiztes Wassers kalt. Im «Spielkasino» bestaunten wir die neuesten Flipperkästen, und was es sonst noch so gibt in der Art. Ein erster Sonnenstrahl, und schon lag ich als einzige im Bikini am Strand. Ich hielt’s aber auch bloss eine Stunde lang aus, dann fuhren wir zurück in die Stadt. Dort schlugen sämtliche Anrufversuche nach Melbourne fehl, wegen der Dias. Ich wollte mir in der Stadt noch Shorts besorgen, welche ich auch sofort fand, für einen Dollar im Ausverkauf. Na ja, wer trägt bei dieser Kälte schon Shorts? Zu Fuss zurück zur Jugi, einen Tag nachzahlen, Keith anrufen, welcher uns morgen um 09.30 Uhr hier abholen wird. Das Znacht war herrlich: Spiralnudeln, Geschnetzeltes an Pilzrahmsauce und Salat!! Fast wie zu Hause!!
1.3.
Pünktlich um 09.30 Uhr kam Keith vorgefahren. Zuerst führte er uns noch etwas in der Stadt herum bevor wir die Hügel erklommen, wo wir einen fantastischen Ausblick auf Stadt und Umgebung genossen. Beim Nationalpark gab’s zNüni. Keith hatte heissen Kaffee und süsse Weggli mit Butter bei sich – schmeckte fantastisch! Im Park konnten wir dann einheimische Tiere bewundern. Am meisten faszinierten uns die freilebenden Kängurus, welche wir anfassen konnten.
Endlich bekamen wir auch Koalas zu Gesicht, allerdings aus Distanz.
Dafür konnten wir in den Vogelkäfig hinein, wo uns eine Art Papageien immer wieder anflogen. Wir hatten riesigen Spass. Joschi schaute meist durch die Kamera. Vom Park aus fuhren wir hoch zu einem Aussichtspunkt, von wo aus die Sicht faszinierend war. Leider hinterliess der Buschbrand vom 16. Februar 1983 schreckliche Spuren, auch Häuserruinen. Weiter führte uns die Rundfahrt durch herrliche Wohnquartiere, Wälder, Weiden und Hügel bis wieder an den Strand. Am ersten, den wir uns anschauten, konnte man Auto fahren. Der Sand war sehr hart, der Strand etwa 700m breit und ganz flach. Wegen der kühlen Witterung waren kaum Menschen in Sicht. Auf der Fahrt Richtung Stadt konnten wir noch kilometerlange, wunderschöne Strände sehen. Keith brachte uns dann in einem Vorort zum Bahnhof, von welchem aus er in Kürze zu Hause war und wir nach zwanzig Minuten im Zentrum. Von dort gingen wir direkt zur Greyhound Station um Tickets nach Alice Springs zu besorgen, denn Keith riet uns von den Flinders Ranges ab, da man ohne Auto nicht viel sehen kann. Zu Fuss bräuchte man Wochen. Zudem gibt’s praktisch keine öffentlichen Verkehrsmittel, und das Gebiet sei für Europäer nicht so überwältigend. Die Greyhound Station ist supermodern, Buchungen und Tickets ausstellen geht über Computer. Ansehnlich auch der Preis: A$ 90.- pro Nase. Man muss allerdings auch bedenken, dass die Distanz fast 1’700 Kilometer beträgt. Wir kamen wieder einmal kurzfristig, doch morgen um 16 Uhr können wir fahren. Mehrere Telefonanrufe nach Melbourne schlugen wieder fehl. Ansonsten hatten wir einen wirklich wunderschönen Tag.
3.3. Alice Springs
Gestern Morgen klappte dann der Anruf, die Dias sind zurück. Danach gingen wir waschen, später per Bus ins Zentrum, wo wir gleich unser Gepäck einchecken konnten. So konnten wir um Einiges erleichtert unsere Einkäufe besorgen. In der Mall war viel los, verschiedene Darbietungen im Zusammenhang mit dem Kulturfest fanden statt. Unter anderem sahen wir dort auch wieder den Pantomimen, welchen wir in San Francisco gesehen und fotografiert hatten.
Wir kauften noch Getränke, Brot und Schinken ein für die lange Reise. Um 16.00 Uhr starteten wir, 1’700 km lagen vor uns, welche wir in 27 Stunden bewältigten. Total konnte ich etwa sieben Stunden schlafen, die Landschaft war nicht sonderlich interessant, bis hier raus ist’s überall grün, denn kürzlich regnete es seit 13 Jahren!! Wieder einmal. Dafür litten die Bewohner unter Überschwemmungen, die Landstrasse wurde stark beschädigt und konnte während zwei Wochen nicht passiert werden. Von dieser Zeit konnten wir uns im Bus viele Fotos von einem Mitreisenden ansehen, nachdem Joschi durch die Windschutzscheiben seine Fotos machte. In Alice angekommen, quartierten wir uns in der Jugi ein, die bisher schlechteste. Nach einem Kaffee draussen im Garten und einer Dusche kamen wir mit einer Zürcherin ins Gespräch, aber bald gingen wir ins gegenüberliegende «Kentucky Fried Chicken», wir waren durstig. Dort kamen wir mit einem deutschen Pärchen zusammen, welches für morgen zwecks Automiete noch zwei Leute suchte. War genau unser Fall, die beiden Leute anderseits gar nicht. Aber für einen Tag werden wir’s schon aushalten. Sie luden uns noch in ihr Zimmer ein zu Orangenjus, von dem mir das Mädchen dann noch die Hälfte über die Hose goss. Dann machten die beiden einen wahnsinnigen Radau wegen einigen Käfern und Minikakerlaken (uiii, da hätte ich mich vor einigen Monaten noch ganz anders aufgeführt!!). Jedenfalls werden wir sie morgen um 09.00 Uhr im nahen Kaffee treffen. Mal sehen. Scheinbar sind die beiden auch nicht bestens aufeinander zu sprechen.
4.3.
Bettina und Hubert waren um 09.00 Uhr noch nicht draussen. Wir hatten vorher schon in einem Restaurant gefrühstückt. Also gingen wir sie abholen. Im ersten Autoverleihgeschäft hatte es keinen Moke wheeler, ein anderer wäre zu teuer gewesen. Gleich um die Ecke konnten wir doch noch einen auftreiben. Wir fuhren zu einem ausgetrockneten Flussbett, wo nach wenigen Metern Wallabies (kleine Kängurus) mit ihren Jungen beobachtet werden konnten – waren süss.
Danach sahen wir uns noch die tiefe Schlucht an, doch so imposant war das alles nicht. Auch die Telegrafenstation schauten wir uns an, danach shoppten wir für 22.- $ Lebensmittel, bevor wir noch auf den Aussichtsturm fuhren, wo der Ausblick nicht mal ein Foto wert war. Danach trennten wir uns vorerst von den beiden anderen um das Nachtessen zu kochen, welches wir dann draussen im Park genossen. Später fuhren wir den Wagen volltanken, Bier kaufen, mit welchem wir uns auf einer Bank in einer Grünanlage niederliessen. Eben kamen wir zurück und machten die Schlussrechnung für das Auto. Macht total $ 52.80, also pro Person Fr. 30.-! Ein nicht billiger Spass!!
6.3.
Schon bald sechs Stunden lang sitzen wir in einem 20-Personen-Bus auf dem Weg zum Ayers Rock. Gestern wollten wir ja per Anhalter dorthin gelangen, standen von 10 bis 16 Uhr an der Strasse – ohne Glück.
Dieses Schicksal teilten wir mit einem belgischen Paar, welches nach Adelaide wollte. Diese erzählten uns von dieser Tour, welche zwei Tage lang dauert und ohne Essen und Verpflegung $ 60.- kostet. Mussten wir halt dieses Mal ausgeben, denn es scheint keinen billigeren Weg zu geben. Als wir gestern die etwa zwei Kilometer zur Jugi zurückgehen wollten, stoppte ein Wagen, welcher uns vor die Jugi führte. War ich froh! Die Jugi hatte allerdings nur noch Plätze für Boys. Wir machten uns also auf den Weg zu einer anderen Unterkunft. Unterwegs buchten wir im Information-Zentrum noch diesen Trip. Danach schleppten wir uns weiter. Anhand des Gepäckes musste ein Autofahrer unser Ziel erraten haben und machte uns darauf aufmerksam, dass wir links abbiegen mussten. War das wieder ein Glück, wir wären wahrscheinlich noch lange geradeaus gegangen. Im einzigen Schlafsaal bezahlten wir je $ 6.-, separat gab’s auch Laundry und Küche.
Heute mussten wir schon um 6 Uhr aufstehen. Die Fahrt wurde schon dreimal unterbrochen bei «Sehenswürdigkeiten». Zwei grosse Cars sind immer etwa gleichzeitig mit uns. Erster Stopp bei der Kamelfarm. Fünf Kamele in Sicht, auf zweien konnte man reiten. Wir zogen Kaffee und Kuchen vor. Beim zweiten Stopp gab’s ausser Restaurant, Bar, Flipperkästen und Souvenirshop nichts zu sehen. Gemäss einem Riesenplakat sollen dort Motorräder verrückte Strecken fahren. Zwei Maschinen standen war dort, von Fahrern keine Spur. Dritter Halt war einzig um einen Berg und Salzsee zu fotografieren – wir blieben im Bus. Hoffentlich kommt nun endlich der Ayers Rock in Sicht, die Fahrt wird mühsam – und schon ist’s soweit!!
Inzwischen haben wir 22 Uhr und einen anstrengenden Tag hinter uns. Zuerst checkten wir in der Jugi ein, bezogen unsere Zimmer und nahmen Lunch. Danach Fahrt ins Visitor Center, wo wir eine Ausstellung ansahen, natürlich über den Ayers Rock, aber auch über die Aborigines. Nach einigen Fotostopps erklommen wir die Olgas, war fantastisch!
Auf dem Rückweg hielten wir beim Sonnenuntergangs-Beobachtungsplatz, wo dutzende Touristen mit Kameras dem grossen Augenblick entgegensahen. Wir hatten den ganzen Tag über einige Bedenken in Anbetracht der geschlossenen Wolkendecke, doch als die Sonne tief stand, mochte sie unter den Wolken durchscheinen, was den Ayers Rock erröten liess. Zudem sahen wir einen kleinen, doch wunderschönen Regenbogen und erst noch ein prächtiges Abendrot und die Olgas. Dann endlich duschen und Nachtessen, bevor wir zum Aysers Rock Chalet fuhren um einer Diavorstellung beizuwohnen. Die Bilder zeigten den Ayers Rock in seinen besten Farben währen 25!! Jahren. Die Show dauerte etwas eine halbe Stunde, dann ging’s natürlich ins Restaurant und ins Shoppingcenter. Erst wollten wir auch Dias kaufen, doch 60 ct pro Stück ist doch etwas teuer. Ein Bild bestand zwar aus acht Einzelaufnahmen, was uns auf die Idee brachte, mittels vier Postkarten selbst ein Dia zu produzieren, die Karten danach zu verschicken. Schlau, was??
unser Chauffeur sagte, es sei heute der schönste Sonnenuntergang gewesen, den er je sah!?!? Wahrscheinlich hatten wir schon Glück. Morgen müssen wir um 5 Uhr aufstehen um bei Sonnenaufgang auf dem Felsen zu sein. Der Aufstieg ist immerhin 1.6 km lang. Hoffentlich macht auch das Wetter mit!
8.3. Der Aufstieg auf den Rock
Also der Aufstieg gestern war hart, hart, hart! Aber die Mühe lohnte sich. Wir waren die ersten, es war noch dunkel, kühl und ohne Fliegen. Der Sonnenaufgang war schön, besonders die kurz rot aufleuchtenden Olgas.
Wieder unten fuhren wir ins Motel um zu packen zu frühstücken, danach sahen wir uns Höhlen, Quellen und ein Eingeborenendorf sprich Shop an. Dort fand ich dann auch endlich ein Buch über die Aborigines. Danach gings endlich zurück nach Alice. Unterwegs kauften wir einigen Eingeborenen noch Holzinstrumente und eine Holzschlange ab. Da wir im Youth Hostel keinen Platz mehr bekamen, gingen wir in die Alice Lodge, wo wir den Abend zusammen mit einem Paar aus Amerika verbrachten. Heute gingen wir Kleider waschen und dann ins Schwimmbad, wo wir uns eben «braten» lassen.
9.3. Am Strassenrand in Alice Springs
Auf dem Rückweg vom Schwimmbad gingen wir zur Post, wo ich nach Hause anrief. Mutti war so erstaunt, dass sie nicht alles 100%ig realisierte. Jedenfalls kamen unsere Boracay-Fotos an, ebenso das Päckli von Legazpi und der Teppich von Karachi!! Zudem wird Joschi Onkel werden! Und wir hatten nicht einmal den Mekong mit, um das alles zu begiessen. Zurück im Hostel sprachen wir mit Kathy und Flynn, mit denen wir dann in die Pizzeria gingen. Dort vernahmen wir, dass Flynn an einer tödlichen Krankheit leide, ich glaube Knochenkrebs. Vor vier Jahren sagte ihm der Arzt, er würde noch längstens drei Jahre leben, die letzten beiden Jahre im Spital. Es war wahnsinnig interessant mit den beiden darüber zu sprechen, wie sie die Situation meisterten, wie sie ihr Leben änderten, ihre Beziehungen zu anderen Todkranken. So kamen wir dann erst spät ins Bett, standen aber immerhin um 8 Uhr an der Strasse. Jetzt haben wir bald 10 Uhr. Wir sind uns der minimen Chance bewusst, doch der Bus fährt erst um 19.45 Uhr, so dass wir ohnehin nicht zu verlieren haben.
Heute Nachmittag, nach etwa zwei Stunden langem Warten, hielt ein Auto, welches entgegenkam. Der Fahrer sagte uns, dass es hoffnungslos sei, dort zu stoppen, weil man nicht anhalten kann. Dessen waren wir uns zwar bewusst, doch diese Randsteine schienen auf einer langen Strecke zu bestehen, zudem konnte man auf der anderen Strassenseite bestens halten. Der Mann meinte, nach einer halben Meile sei ein bester Platz. Also schleppten wir uns hin. Der Platz war zwar ideal, doch kein Streifen Schatten war ersichtlich, und das bei etwa 40°C. Nach einer halben Stunde entschlossen wir uns zurückzugehen. Im nächsten Fast-Food sassen wir länger al eine Stunde, völlig schlaff. Wir entschlossen uns den Bus zu nehmen. Auf dem Weg stoppten wir wieder, und da hielt tatsächlich ein Wagen an, so etwas wie ein Land-Rover/VW-Bus. Die Besitzer waren eine junge Familie mit zwei Mädchen von fünf und dreieinhalb Jahren, die Frau schwanger. Das Paar wanderte vor viereinhalb Jahren aus England ein. Sie werden übermorgen in Townsville sein, und wir entschlossen uns, mit ihnen hinzufahren.
Erst wollten wir nicht, da der Mann dreimal Anspielungen machte bezüglich Benzinkostenbeteiligung. So wollten wir vorerst nur bis Mt Isa mitfahren. Dort ist allerdings die Jugi noch nicht offen, Billigunterkünfte gibt es nicht. Wir haben beschlossen, dem Mann morgen zu sagen, dass wir $40.- bezahlen würden, dann soll er entscheiden, ob er uns mitnehmen will oder nicht.
Zurzeit sind wir in der Jugi in Tennant Creek, der schmutzigsten, die wir bisher sahen, allerdings mit Doppelzimmern. Da wir erst um 21 Uhr ankamen, und um 7.30 Uhr morgens abgeholt werden, ists bestimmt zu überstehen!
Auf der Fahrt durchs Outback
10.3. Caravan Mt. Isa
Heute Morgen stand der Toyota doch schon um 7 Uhr vor der Türe. Husch husch zusammenpacken. Zum Glück war nur unser Fahrer im Auto, seine Familie nahm unterdessen das Frühstück ein. Bis wir startklar waren, wurde es schon 8 Uhr. Um etwa 18 Uhr kamen wir hier an, legten also etwa 600 km zurück. Die Zeit ging schnell vorbei, denn ich beschäftigte mich intensiv mit Malen und Spielen mit Kate und Sarah. Nachmittags kamen wir in ein Gewitter, wobei die Plane riss und unsere Rucksäcke, besonders die Schlafsäcke ziemlich nass wurden. Da die Jugi hier noch geschlossen ist, kamen wir eben mit dieser Familie in einen Wohnwagen. Die Leute wollten ja ursprünglich noch weiterfahren, doch sie haben sich in der Distanz verrechnet. Ob wir morgen mit ihnen weiterfahren können, wissen wir noch nicht. Mal sehen! ….
Die Kinder bekamen eben ihr eigenes Tagebuch. Der Vater schreibt ihnen einen Text auf den unteren Teil der Seite, oberhalb kann jedes ein Bild zeichnen. Die Kinder dürfen auch selbst auf einer Postkarte den Leim verstreichen und einkleben. Ich finde das wirklich eine tolle Idee!
11.3. Townsville
Heute war um 5 Uhr Tagwache, um 7 Uhr gings auf nach Townsville. Auf der Strasse konnten wir lange eine Riesenechse aus nächster Nähe beobachten, später sahen wir einen Schwarm Kakadus.
Beim ersten Tankstellenhalt kam mir auch erstmals eine Schlange zu Gesicht. Wir beobachteten sie eine Weile. Als sie auch von der Tankstellenbesitzerin gesichtet wurde verlor sie den Kopf und wurde auf einer Schaufel abtransportiert. Die Frau sagte, es sei eine sehr giftige Schlange, war allerdings noch jung. Der Rest der Fahrt verlief ohne weitere Zwischenfälle. Um 19 Uhr wurden wir vor der Jugi abgesetzt. Wir gaben $ 60.-, die Fahrt inklusive Übernachtungen kam uns also $ 130.- billiger als per Bus. Die Familie war sehr dankbar fürs Geld und für unsere Babysitter Dienstleistung. Wir tauschten noch unsere Adressen aus, bekamen auch jene ihrer Freunde in Neuseeland. Nach einem herzlichen Abschied erklommen wir die Stufen zur Jugi. Der erste Versuch schlug zwar fehl, wieder Treppe runter und nochmals eine andere hoch. Die Anstrengung hat sich gelohnt, wir geniessen eine herrliche Aussicht!
12.3.
Von Townsville sahen wir heute die Mall, den Beach und die Post, wo wir Karten absandten. Viel hat diese Stadt nicht zu bieten.
13.3.
Nicht alle Abende halten, was sie versprechen. Gestern um 20 Uhr fing in an mein Tagebuch zu lesen, hatte keine Ahnung, was ich sonst anfangen sollte. Die Situation änderte sich schlagartig, nachdem drei Schweizer eintrafen. Später gesellten sich noch Bettina und Herbert zu uns (Moke Alice). Um etwa 22 Uhr erblickte ich Meryl Streep im Videofilm, den verfolgte ich bis etwa 1 Uhr. Den Zwischenteil konnte ich mir allerdings nicht anschauen – Szenen aus dem Vietnamkrieg (deer hunter). Geschlafen habe ich danach kaum, denn ich fror erbärmlich, so dass ich schon um 6 Uhr in der Küche stand. Vor dem Frühstück unterhielten wir uns noch länger mit einer Ungarin, heute in Deutschland lebend. Nach dem Shopping nahmen wir eben das Boot auf diese Insel. Die Fahrt dauerte 35 Minuten. Am Strand sassen wir nicht lange, die Hitze war unerträglich. Aus dem Grund werden wir auch kaum Busch-Walks machen. Mal sehen, immerhin haben wir uns in der Jugi schon gut mit drei Deutschen unterhalten.
In Townsville hatte ich das bisher beste Bett. Ich schlief oben, am Fenster und hatte einen fantastischen Ausblick auf die Stadt, nachts auf die hunderte Lichter.
Zu Hause muss ich mir noch unbedingt folgendes Buch in Deutsch anschaffen: Albert Camus: The Fall.
14.3.
Als wir gestern die Strandböschung erklommen, erblickten wir auf einer Bank Ingrid und Anneliese, die beiden deutschen Mädchen, welche wir schon in Adelaide, Alice Springs und Ayers Rock trafen. Wir haben uns lange unterhalten, es gesellte sich dann noch eine andere Deutsche hinzu, welche die beiden schon kannten. Wir verabredeten uns für heute Morgen um 9 Uhr bei der Moke-Vermietung. Den Abend verbrachten wir vor der Jugi, wo wir von Tieren, eine Mischung aus Katze und Bärchen unterhalten wurden. Die vier waren so süss, wir haben sie fortlaufend gefüttert und getränkt.
Beim Essen hielt sich der eines immer mit den Hinterfüssen und dem Schwanz an einem Balken fest, während der Körper hinunter hing. Später kam noch ein grosser Vogel mit sehr langen Beinen hinzu. Heute Morgen mieteten wir dann einen Moke, und das zu fünft, was gegen die Regeln der Vermietung war, so dass wir das Hinausschaffen aller Passagiere nach gut ausgedachtem System ausführten. Schliesslich parkierten wir das Mobil am Ende der Strasse, in der Nähe einer wunderschönen Bucht.
(Ich denke es war an dieser Stelle, wo wir Warnschilder am Ufer sahen: Verbot ins Wasser zu gehen wegen Quallen, deren Berührung tödlich sein kann. Na ja, dachten wir, wird schon nicht so schlimm sein und wateten ins Wasser. Schon kam ein Polizeiboot. Wir wurden sehr barsch gebeten, das Wasser sofort zu verlassen.)
Allerdings hielten wir uns hauptsächlich im Schatten eines Restaurants auf. Die Hitze, vor allem die Luftfeuchtigkeit machten das Sonnenbaden beinahe unerträglich. Zu uns gesellten sich noch drei wirklich sehr nette Schweizer, so dass wir einen vergnügten Nachmittag verbrachten. Auf der Rückfahrt wanderten wir noch zu einem Aussichtspunkt. Nach Abgabe des Vehikels tranken wir noch einen, denn Ingrid und Anneliese verliessen die Insel nach 18 Uhr. Joschi holte noch den 1000 Asa-Film ab, den er heute Morgen zum Entwickeln brachte. Die Bilder waren alle von Thailand und nicht so gut. Es sind vor allem die hellen Punkte sichtbar, alles andere ist schwarz. Zudem ist der Film sehr grobkörnig. Wir werden also keinen mehr kaufen. Von allen Bildern erhielten wir zwei Vergrösserungen, dann gab es auch einen Gratisfilm. Das alles kostete $ 11.90, also noch billig. Inzwischen sitzen wir wieder vor der Jugi.
16.3.
Gestern fuhren wir zurück nach Townsville, wo wir uns in der Mall an einen Tisch setzten und zwei Schweizer trafen, mit denen wir uns länger unterhielten. Danach marschierten wir stadtauswärts um zu stoppen. Nach etwa einer viertel Stunde hielt ein Lieferwaagen, dessen Fahrer uns erklärte, dass jene Strasse nur die Zufahrt zum Highway sei. Er führte uns etwa 10 km weit an einen guten Platz. Sofort hielt auch ein Wagen, doch die beiden Fahrer machten keinen guten Eindruck auf mich. Ein zweiter haltender Mann fuhr nur etwa 30 km weit. Beim dritten hatten wir Glück. Der Fahrer, ein junger Mann mit Lieferwagen, fuhr nach Rockhampton. Auf dem ganzen Weg hatten wir Spitzensound, doch der Typ fuhr halsbrecherisch. Kurz vor Rocky kamen wir noch in ein starkes Gewitter. Wir wurden dann in der Dunkelheit bei einer Tankstelle ausgeladen. Der Typ war mit seinen Freunden verabredet und hatte nicht viel Zeit. Wir machten uns also zu Fuss auf den Weg und erblickten bald zwei Jungs mit einem Wagen, welche wir nach dem Weg fragten, und die uns auch prompt hinführten zu der wirklich schönen Jugi. Heute Morgen nahmen wir einen Bus zum Schiff, welches uns auf die Great Keppel Island brachte. Mit uns waren auch Anneliese, Ingrid, Gertrud sowie drei andere, welche wir bereits kannten. Kurz nach zehn Uhr kamen wir in dieser Jugi an. Nach etwa zwei Stunden Diskussion machten wir uns auf zum Strand. Dieser war einfach Spitze, sehr breit, war Ebbe, der Sand hart, fein und hell. Der Strand fast menschenleer. Das Wasser war ganz klar, der Strand flach. Ich ging zweimal schwimmen, etwa zwei Stunden lang sonnten wir uns – war fantastisch!
18.3.
Gestern Morgen nahmen wir an der Gratisbootsfahrt teil. Die Fahrt ging zwar nicht um die Insel, das Unterwasserobservatorium war geschlossen und etwa die halbe Fahrzeit machte das «Netzschwimmen» aus. Am Schiff war nämlich auf der einen Seite ein Netz montiert, an welchem sich sechs Leute hängen konnten. Durch die Strömung zog es ihnen die Badehose hinunter, sehr zum Gaudi der anderen Fahrgäste.
Auf dem Schiff zur Great Keppel IslandNach dem Mittagessen reichte es gerade noch zu einem Einstunden-Sonnenbad. Danach kämpften wir um die Dusche, um endlich an den Bootsanlegeplatz zu kommen. Erst gingen wir an den Ort, wo wir angekommen waren. Dort standen auch noch viele Leute. Doch wegen Ebbe mussten wir wieder etwa 2 km zurückgehen. Dort angekommen, war das Pendelschiff schon voll. ¼ Stunde warten, dann nichts wie rein, bester Platz bei der Treppe, um bei den Ersten zu sein – aber nein! Der Bootsführer will mein Ticket sehen, wir seien im falschen Boot. Unseres war gerade am Anlegen, etwa dort, wo wir zuerst standen. Dann eben zurück. Weil es aber mit dem Anlegen bei Ebbe nicht klappte, mussten wir doch wieder an den Ort, wo das andere Boot ablegte. Endlich kamen wir doch noch auf ein Schiff. Während der Busfahrt zurück nach Rockhampton fragt Ingrid mal nach der Rainbow-Beach. Wir nahmen die Karte zur Hand und sahen, dass ja jener Beach vor Brisbane liegt und erst noch dort, wo die Fähre nach Green Island fährt, und dorthin wollten Ingrid und Anneliese. Sie dachten jedoch auch, das alles liege südlich von Brisbane und hatten schon den Bus durchreserviert. Innert fünf Minuten beschlossen wir alle, auch Gertrud, den Bus nur bis Pialba zu nehmen. Auf dem Greyhound-Office wusste man noch nicht, ob Plätze frei waren. Da kam der Bus – voll! Nach etwa zehn Minuten und viermaligem Nachzählen aller im Computer gespeicherten Passagieren konnten wir doch mitfahren. Endlich im Bus, wurden alle Fahrgäste dreimal durchgezählt, dann wurden alle Tickets kontrolliert, eine Viertelstunde hin und her diskutiert zwischen Fahrer und Büroleuten, dann gings endlich los um 20.30 Uhr. Scheinbar war einer zu viel, und als dann später noch vier Leute mit Platzreservierung zustiegen, löste der Fahrer das Problem auf diplomatische Weise. Er hatte auch das Glück, dass mehrere Kinder mitfuhren, von denen dann drei in zwei Sitze verfrachtet wurden.
19.3.
Um 2.30 Uhr kamen wir in Pialba an. Ratlos standen wir vor der Post. Joschi wollte die Umgebung auskundschaften, wobei er nur etwa 50 m weit kam, als eine Polizeistreife anhielt. Wie wir von den beiden Polizisten informiert wurden, gab es keinen Bus zur Rainbow-Beach, aber zur Fraser Island findet täglich eine Tour statt. Der Bus hielt wenige Meter neben der Post, beim Caravanpark, wo uns die Polizei hinführen wollte. Uns wäre es aber zu teuer geworden für wenige Stunden einen Wohnwagen zu mieten. So sagten wir den Männern, wir wollten lieber an Ort und Stelle bleiben. Als sie ausser Sichtweite waren, überquerten wir die Strasse. Da stand die Kirche, daneben gab es eine grosse Grünfläche mit Bäumen, WC mit Lavabos – ideal. Wir breiteten unter einer Baumgruppe unsere Schlafsäcke aus und legten uns schlafen, vier Mädchen und Joschi hielten Wache. Als wir vor sieben Uhr erwachten, fanden wir uns inmitten mehrerer Autos wieder. Frühmesse! Natürlich, es war ja Sonntag! Die Leute lächelten freundlich, grüssten und machten Bemerkungen wie: Schöner Tag heute, nicht? Nach einer halben Stunde warten wir startklar. Da entdeckte ich an einem Baum ein Wespennest. Natürlich musste ich mir das aus der Nähe ansehen – und schon wurde ich unter dem Hals gestochen, was wirklich höllisch schmerzte. Zum Glück aber ist nichts weiter passiert. Bei einer Tankstelle konnten wir Orangenjus kaufen. Brot hatten wir noch. Da kam auch schon der Bus, ein zweistöckiger. Die Tagestour kostete pro Person $ 20.-. Wir diskutierten daher mit dem Chauffeur noch lange über die Möglichkeit, von der Insel aus zum Rainbow-Beach zu kommen, oder nur Bus und Fähre zu lösen. Beides war unmöglich. Für die erste Variante gab es keine Möglichkeit, die zweite hätte nichts gebracht, da das einzige Restaurant der Insel 15 km vom Anlegeort entfernt ist, und da ja die Fraser Island die grösste Sandinsel der Welt ist, wäre das Vorankommen auf den Sandstrassen sehr mühsam gewesen. Schliesslich buchten wir also die Tour. Die Insel hat nicht sehr viel zu bieten. Vom Bus aus sahen wir nur Sträucher und Bäume, allerdings auch einige interessante Gewächse. Bei einem Rastplatz machten wir Halt und gingen runter an den Fluss. Dieses Gebiet ist paradiesisch, sieht aus wie im Dschungel, es gibt auch Palmen. Auf dem Rückweg machten wir noch einen «Bachspaziergang». Nächster Halt war Lunch in einem Hotel. Wir bekamen Poulet im Körbchen mit gemischtem Salat und Champagner, zum Dessert Kaffee. Das schmeckte uns nicht schlecht. Mit den anderen zusammen verbrachten wir da eine vergnügte Stunde. Auf der Rückfahrt hielten wir noch an einem Süsswassersee, umgeben von schneeweissem Sand. Die meisten Leute gingen baden, wir zogen den Strand vor.
Wieder zurück in Pialba konnten wir einen geöffneten Laden finden. Mit dem Eingekauften gingen wir zum Park zurück, Gertrud legte auf dem beleuchteten Rasenplatz vor der Post ihr Leintuch aus und wir hatten ein tolles Pic-Nic. Wir hatten es sehr lustig, lachten uns Tränen, war wirklich toll. So um 22 Uhr schlugen wir unser Nachtlager auf und als Joschi und ich um etwa 6 Uhr erwachten, waren wir schon allein. Dass die den 2.30 Uhr-Bus nicht verpasst haben!? Also ich schlief wie ein Stein. Nach dem Packen stellten wir uns halt an die Strasse und bekamen sofort einen Lift nach Maryborough, von hier bis Brisbane ist’s schwieriger. Wir versuchten es bereits etwas drei Stunden lang. Eben machen wir in einem Schnellimbiss-Restaurant Mittagspause. Hoffentlich klappt das noch, denn wir wollen in Brisbane noch die andern treffen.
Da ich das Haarshampoo liegengelassen hatte, kaufte ich gestern ein Fläschchen – $ 3.70!! Ist ja wahnsinnig, aber gemäss den anderen ein normaler Preis hier.
Bald 22 Uhr und habe beim Haarewaschen eben feststellen müssen, dass ich kein Shampoo, sondern Pflegespülung gekauft hatte.
Nach dem Lunch mussten wir nicht mehr lange auf einen Lift warten, doch bis Brisbane benötigten wir total fünf plus Vorortszug und Bus. Dafür ist die Jugi wirklich wunderschön, nur von unseren drei Kolleginnen fehlt bisher jede Spur.
20.3. Brisbane
Anneliese, Ingrid und Gertrud sind noch immer nicht aufgetaucht. Wir sind noch am Beraten, ob wir das Greyhound-Office anrufen sollen um herauszufinden, ob sie überhaupt runtergefahren sind. Wir können uns zwar kaum vorstellen, dass ihnen was zugestossen ist, doch komisch ist’s schon sie nicht anzutreffen.
Heute haben wir endlich mal wieder ausgeschlafen. Nach Duties und Wäsche fuhren wir in die Stadt. Die Mall hier ist kaum anders als in den anderen Städten. Im Rathaus fuhren wir per Lift auf den Glockenturm, wo die Aussicht zwar schön ist, doch etwas Besonderes konnte ich nicht entdecken. Joschi wurde gleich nach Verlassen des Lifts übel. Danach gingen wir zum alten Observatorium – welch eine Enttäuschung! Bloss ein vielleicht 20 m hoher Turm, in welchen wir nicht gehen konnten. Also kauften wir uns noch etwas zum Essen ein und sahen uns die Story Bridge aus der Nähe an, bevor wir per Bus zur Jugi zurückfuhren.
In Melbourne erlebten wir im Tram schon zwei Zusammenstösse mit Autos, hier mussten wir heute vor der City aus mir unbekannten Gründen den Bus verlassen und einen anderen in die Central nehmen. Auf dem Rückweg, als wir bei der Jugi ausgestiegen waren, machte der Bus keinen Wank mehr. Alle Passagiere mussten aussteigen. Ob wir ‘was falsch machen?? –
21.3.
Heute wollten wir mangels Sehenswürdigkeiten den Beach aufsuchen. Wir dachten an Sandgate, wo wir ja unsere Fahrt nach Brisbane starteten. Wir nahmen den City-Bus, in welchem wir uns vom Fahrer lange beraten liessen. Das Beste wäre per Bus gewesen, aber mit dreimaligem Umsteigen – war uns zu kompliziert. So fuhren wir also Central und gingen zum Vorortszug, wo ich mich am Ticketschalter beraten liess. Der Vorschlag: Zug nach Shorncliffe. Dort war es wie ausgestorben, kein Sandstrand in Sicht. Wir fuhren mit dem nächsten Zug zurück nach Sandgate, wo wir wenigstens zu einem Lunch kamen, doch von Sandstrand keine Spur. Wir waren recht niedergeschlagen, das ganze war auch noch recht teuer. Also legte ich mich im Bikini ins Gras. Das war heute alles, bin froh, dass wir morgen wegfahren.
22.3.
Gestern Abend gingen wir von der Jugi noch zu einer Dia-Show über verschiedene Outback-Tours. Eine davon wäre von morgen Freitag von Brisbane nach Sydney gewesen. Wir überlegten lange, entschlossen uns dann aber die Pläne nicht mehr zu ändern. So stand ich heute sehr früh auf, doch Joschi schlief lange, denn er wurde gestern Nacht von drei anderen Schweizern aus dem Bett zum Würfelspiel geholt!!? Um etwa 9 Uhr konnten wir doch noch starten, doch wars schon nervenaufreibend einen Bus nach ausserhalb zu kriegen. Dort angekommen wurde es noch schwieriger, so dass wir einen Zwischenstopp hier in der Jugi von Byron Bay, dem östlichsten Teil Australiens mit gemäss Foto langen Sandstränden.
23.3.
Heute Morgen regnete es in Strömen, doch bis wir rauskamen, hatte es aufgehört. Etwa 1,5 km weit wars zum Strand. Auf dem Weg dorthin bekamen wir auch einen Eindruck dieser «Stadt». Riesige, neue, noch zum Teil nicht fertiggestellte Einkaufszentren. Dutzende neue Häuser und Motels. Man erwartet also einen Touristenstrom. Am Strand waren wir abgesehen von den Surfern die einzigen Besucher. Zum Glück schien die Sonne etwas eineinhalb Stunden lang. Wir waren total begeistert von den Surfern. Man könnte hier in der Jugi auch gratis Surfbretter und -Matratzen bekommen, doch für mich ist das nichts.
Zurück im Zentrum nahmen wir Lunch, bis der Regen aufhörte, dann machten wir uns auf den Weg zum Leuchtturm. Wir sahen an der Strasse, dass es auf dem Walking Track viel kürzer war, also gingen wir in den Busch. Dieser faszinierte uns total, wilder Urwald, Palmen, leine Echsen und ab und zu in einer Lichtung eine Bank. Vom Leuchtturm aus ist die Aussicht ganz toll auf die beiden Strände und das Dorf. Schade nur, dass der Himmel stark bewölkt war. Wir gingen noch zum südlichten Punkt des australischen Festlandes, den letzten Abstieg nahmen wir allerdings nicht mehr in Angriff. Auch der Rückweg war fantastisch, den letzten Kilometer gingen wir dem Strand entlang.
Nach einem Grosseinkauf fing es an sehr stark zu regnen. Wir warteten draussen in der Schärme, als ein deutsches Mädchen, auch aus der Jugi, sich zu uns gesellte. Nach etwa 20 Minuten traten wir dann bei schwachem Regen den Rückweg an. Wir mussten nicht weit gehen, da hielt einer an und nahm uns mit zur Jugi, zwar aus Platzgründen nur uns Mädchen. Joschi kam etwa zehn Minuten später tropfnass an.
26.3. Sydney
Vorgestern waren wir noch an der Byron Bay, praktisch den ganzen Tag lang lagen wir am Strand, obwohl sich die Sonne nie blicken liess.
Gestern stoppten wir nach Coffs Harbour, kriegten aber einen Lift in einem Truck, welcher nach Sydney fuhr. So kamen wir bis hierher. Die Distanz betrug 850 km, der Fahrer meinte, wir seien um 21 Uhr in der Stadt, doch stattdessen wurde es 1 Uhr. Weil sonntags keine Trucks in die Stadt fahren dürfen, wurden wir am Bahnhof eines Vorortes ausgeladen, wo wir gleich einen Zug hatten. Nach unserem ersten Truckride kamen wir so auch noch zu unserer ersten Fahrt in einem zweistöckigen Zug. Um etwa 2 Uhr standen wir dann beim Zentralbahnhof, wo wir versuchten zu schlafen, was jedoch beim Versuch blieb. Dafür konnten wir die bisher typischsten Punks beobachten. Gegen sieben Uhr standen wir vor dem Hotel, dessen Adresse wir von Anneliese und Ingrid hatten. Kaum sassen wir drinnen, trafen wir die beiden auch schon an. Da wir dringend einer Dusche bedurften und ich den Gang zur Post nicht mehr abwarten konnte, verabredeten wir uns für heute Nacht. Bevor wir auf die Post gehen konnten, mussten wir noch Checks cashen, denn uns blieben nach Bezahlen einer Nacht bloss noch etwa A$ 10.-. Auf der Post fanden wir dann drei Briefe.
Nach wenigen Gehminuten hatten wir die Sicht auf die Oper und Harbour Bridge – faszinierend! Die Oper haben wir uns von aussen bereits aus sämtlichen Perspektiven angeschaut, eben sitzen wir drinnen und warten auf unsere Tour. Nur – bei mir macht sich langsam die schlaflose Nacht bemerkbar.
Aufsteller heute ausser Sydney: Joschi soll in nur zwei Monaten Onkel werden. Bestätigung der Ankunft unserer beiden Teppiche, Marmorkerzenständer, usw. aus Karachi.
28.3.
Eben sitze ich auf einer Bank eines Parks mit Sicht auf die Opera und die Harbour Bridge – fantastisch!
Vorgestern sahen wir uns alle Aufführungsräume der Oper an. Ansonsten war die Tour nicht so interessant. Wegen der Müdigkeit fuhren wir dann per Bus zum Hotel zurück und schliefen etwa drei Stunden lang. Danach gingen wir zusammen mit Ingrid und Anneliese auf King’s-Cross-Tour – eine traurige Szene. Das Geschäft hier mit den Huren ist ein dreckiges – schreckliche Frauen! Viele Besoffene säumen die Strasse.
Gestern mussten wir auch früh raus, denn wir vier mieteten uns für $ 11.- jeder ein Auto und fuhren in die etwa 100 km entfernten Blue Mountains. Wir waren von der Schönheit dieser Gegend fasziniert. Zwar ist alles total vertouristisiert, doch die Viewpoints sind fantastisch, fast so schön wie der Grand Canyon. Viel zu schnell ging die Zeit vorbei, und die 300m tiefen Wentworth Falls konnten wir erst vor Sonnenuntergang finden. Dafür wurden wir aber auch belohnt, denn die Sonne schien in das Wasser, wodurch die aufwirbelnden Wassertropfen sich färbten wie ein Regenbogen.
Heute Morgen mussten wir uns von Ingrid und Anneliese verabschieden. Ihr Urlaub ist um.
(Anmerkung: Mit Ingrid und Anneliese bin ich bis heute in Kontakt, wenn auch leider selten. Was ich meinem Tagebuch verschwieg – oder täuscht mich die Erinnerung? An unserem letzten Abend wollten die beiden unbedingt unseren Pfefferspray testen. Wir waren natürlich vorsichtig, öffneten das Fenster und sprayten in die Nacht. Doch der Wind ….. die beiden mussten das Zimmer wechseln zum Schlafen. Den Spray habe ich noch heute, zum Einsatz kam er zum Glück nie wieder. Do you remember: how much is it?)
Wir gingen dann in die Stadt um unseren Flug zu reconfirmen, danach bewunderten wir eine Modeschau, welche draussen, in einer Art Mini-Amphitheater abgehalten wurde. Dies als Reklame der anliegenden Modeboutiquen in Zusammenarbeit mit Büroartikel-Firmen. Die Mannequins waren echt super, die die Spitzenmodelle von Sydney. Dazu guter Sound. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit Postgang (Aerogramme), McDonald’s und shoppen. Ich kaufte mir endlich eine Windjacke. Kurz vor unserem Hotel haben wir beschlossen noch hierher zu kommen, denn die Sonne liess sich endlich blicken. Dies ist auch ein wirklich herrlicher Ort!
30.3.
Gestern schliefen wir wieder einmal so richtig aus, dann machten wir uns auf die Beine – schauten uns etwas in der Art Gallery und in der Library um. Heute hatten wir Pech bei der Suche des Rail Transport Museums. Erst wollte ich nicht mitgehen, sondern an einer Beach faul rumliegen. Doch ich konnte das Joschi irgendwie nicht antun und ging schliesslich mit. Nach etwa drei Stunden intensivem Rumfragen und -reisen fanden wir wenigstens die Strasse. Dort aber wusste kein Mensch etwas von einem Museum. Wir gaben es auf und fuhren zurück in die City, wo wir wieder einmal im McDonalds’ sitzen bei Kaffee und Sundaes.
31.3.
Unser vorerst letzter Tag in Australien. Hauptbeschäftigung: Kleider waschen. Aber da wir ja in einem zivilisierten Land sind, kann die Wäsche nur in dem Automaten gelegt werden, Programm einstellen, Münzen einwerfen, Start. Wir trinken gerade einen Kaffee, in zwanzig Minuten dann können wir die Wäsche in den Tumbler umladen.
Gestern gingen wir noch auf die Post, doch für uns war nichts da. Danach fuhren wir ausnahmsweise ins Kings Cross, denn ich fand, nach dem Eisenbahnmuseumsleerlauf kommt’s auf die 90 c auch nicht mehr an. Abends schauten wir uns halt wieder im Quartier um, nachdem mich Waschen nichts wurde – alles um 18.30 Uhr geschlossen.
Zurück aus Neuseeland
4.5. Sydney
Heute hatten wir den schlimmsten Flug. Schuld waren wir ganz selbst. Patisserie zum Zmittag, Patisserie zum Zvieri, ein Glas Wein, und dann das Essen in Rekordzeit verschlungen. Da hat’s mich erwischt. Einige Minuten lang war ich halb ohnmächtig, habe nichts mehr gecheckt. Als dann endlich das Tablet mit den Resten weggeräumt wurde, wurde mir langsam wohler. Das Essen war auch das bisher einzig nicht zufriedenstellendes: zwei Tranchen fette Brote, ein bisschen Rüebli und Broccoli, ungeniessbares Kraut, Salat. Das Dessert habe ich nicht probiert, doch gemäss Joschi war’s ohne jeglichen Geschmack. Nachdem ich mich einigermassen erholt hatte, wurde es Joschi übel. Wir kamen total fertig an. Endlich ausserhalb des Flugplatzes, mussten wir fast eine halbe Stunde lang Schlange stehen um ein Taxi zu bekommen. Dies, weil das Youth Hostel nur 4 km vom Flughafen entfernt ist. Nimmt man den Bus, muss man zuerst in die City fahren und dann wieder zurück, was gleich teuer ist bei zwei Personen, aber viel komplizierter und zeitaufwändig. So sind wir mit $ 7.- nicht schlecht gefahren. Die Jugi ist zwar weit vom Zentrum entfernt, dafür aber schön und mit Doppelzimmern.
Der Flug selbst war schön, bei Sonnenuntergang und rotem Himmel sind wir gestartet, sahen wunderbar hinunter auf die Schneeberge. Da wir Verspätung hatten, mussten wir in Sydney auf das Lande-Ok warten, so dass wir im Stockdunkeln ankamen. Umso faszinierender waren die Lichter der Stadt. Das Fliegen ist eben schon immer wieder ein einmaliges Erlebnis, man hat ein so tolles Gefühl über die Landschaft und Städte zu fliegen.
War das heute ein Stresstag! Wir fuhren in die City, gingen zuerst zum Post restante: welch eine Enttäuschung, nur ein Brief! Wir kauften noch einen Postbag für die Filme, gingen die beiden Kodakfilme abgeben. Bei einem Kaffee bei McDonalds schrieben wir dann als Beilage zu den Filmen eine Ansichtskarte für Herrn Schmidt. Da rechnete ich mal durch und merkte, dass das sehr knapp wird, denn am Dienstag müssen wir die Filme spätestens haben, denn am Mittwoch fliegen wir. Also müssen die Filme am Dienstag in Melbourne abgegeben werden und heute ist Samstag. Es gab nur eines, alles Express schicken. Es soll nun garantiert am Montag ankommen – hoffen wir’s! Wir gingen nochmals zum Post restante, liessen auch die «alte», rücksendebereite Post nachsehen, doch nichts. Also gingen wir noch schnell das Wichtigste an Lebensmittel einkaufen, bevor wir der Oper einen letzten Besuch abstatten. Es war nicht so schön wie letztes Mal, der Himmel war schwarz, alle Bänke verregnet und dazu blies ein starker Wind. So nahmen wir auch bald den Bus zurück zur Jugi, wo wir einen Vege-Shop erspähten und ein Ratatouille einkauften.
7.5.
Nach dem letzten Eintrag hier sichteten wir ein deutsches Mädchen, welches wir in Melbourne in der Jugi kennenlernten. Sie kam praktisch gleichzeitig wie wir in Australien an und fliegt in wenigen Tagen nach Hause. Für sie war dieses Land bezüglich ihrer Erlebnisse ein Alptraum. Beim Hitchen stand sie Todesängste aus, weil sie zwei aufdringliche, besoffenen Männer mitnahmen. Dann entging sie haarscharf einer Frontalkollision mit einem Truck. Einmal wurden ihr sämtliche Wertsachen und ein Teil ihrer Kleider geklaut. Ihre 1000 Asa-Filme wurden beim Durchleuchten auf dem Flughafen zerstört. Wegen eines total geschwollenen Fusses musste sie zwei Tage im Krankenhaus liegen für 180 $ den Tag, konnte dann aber privat zwei Wochen wohnen und sich erholen. War nervlich ziemlich fertig und traute keinem Mann mehr. Sie ist nun glücklich, in Sydney zu sein und bald wieder zu Hause. Wenn man solche Stories hört, sind wir halt doch glücklich, dass unsere Reise bisher praktisch reibungslos verlief.
Gestern fuhren wir zum Bahnhof um uns nach Zügen zu erkundigen. Aber alle waren schon weg. Da es schon gestern in Strömen regnete, ist’s unmöglich zu hitchen. Also müssen wir das Eisenbahnmuseum halt wieder vergessen.
Auf dem Bahnhof trafen wir ein sehr junges, österreichisches Ehepaar, Maria und Robert. Sie kamen hier vor zwei Tagen an, keiner spricht englisch, wollen etwa fünf Wochen lang bleiben, haben A$ 700.-, keinen Reiseführer und verbrachten die ersten beiden Nächte im YMCA für A$ 15.- pro Person und Nacht. Liebe, aber bemitleidenswerte Geschöpfe. Wir nahmen sie dann mit, denn sie konnten erst heute Morgen um 7.30 Uhr nach Canberra fahren. Erst nahmen wir Lunch im McDonald, dann marschierten wir ins Kings Cross. Im Clearence Court war das Office geschlossen, eine andere Herberge war sehr unordentlich. Wir gingen zum Clearence Court zurück, trafen einen Deutschen und eine Schweizerin, bei welchen wir mal das Gepäck einstellen konnten. Wir checkten dann im Backpackers Hostel ein, endlich um etwa 18 Uhr. Noch eine letzte Runde durchs Kings Cross, dann mussten wir uns nach einem lustigen Abend im Commonroom von den beiden verabschieden. Ich hoffte bloss, dass sie heute Morgen den Zug erwischt haben.
Wir sassen etwas ratlos umher, denn es regnete in Strömen. Waren eben auf der Ansett-Pioneer, mussten uns jedoch auf die Warteliste eintragen für den heutigen 15.15 Uhr Bus.
Sitzen eben bei einem fantastisch guten italienischen Kaffee und hielten Kriegsberatung. Wir werden jetzt auf den Bahnhof gehen, Tickets besorgen für morgen, da Bahn billiger als Bus, und dann die Nacht auf dem Bahnhof verbringen. So könnten wir zu zweit total mehr als $ 25.- sparen – wenn’s klappt??
Canberra
Hier sind wir, aber per Bus gekommen, denn nachdem wir lange anstehen mussten auf dem Bahnhof bekamen wir die Auskunft, dass morgen nur ein Platz, übermorgen gar keiner frei ist. Zwar wäre heute Nacht auch einer gefahren, doch fast doppelt so teuer, und dann hätten wir hier auf dem Bahnhof bleiben müssen bis morgen. Die Zeit haben wir zwar bestens gekillt, doch es hat stundenlang wahnsinnig stark geregnet – wir waren trotz Windjacke und Regenschutz nass bis auf die Haut. Wir wollten eigentlich für $ 53.- je ein Zugticket nach Melbourne kaufen mit Stopover in Canberra, mussten es dann halt sein lassen, weil wegen dem Schulferienbeginn alles ausgebucht war. So sind wir jetzt mit dem teuren Bus gekommen, doch vielleicht ist’s besser so, denn wenn wir Glück haben, können wir nach Melbourne hitchen und so billiger wegkommen. Also bloss die Hoffnung nicht aufgeben – alles ist für etwas gut.
Habe heute für Werner zum Geburtstag einen Brief geschrieben – die Lebensweisheit. Ob er mir mal darauf antworten wird?
8.5.
Gestern hatten wir Glück ein Bett zu bekommen in der Jugi hier. Da jemand für heute Nacht absagte, können wir bis morgen bleiben. Gestern Nacht telefonierte ich noch mit Robert um mich zu versichern, dass sie wenigstens angekommen sein. Er klang nicht sehr begeistert und sagte, sie wollen heute per Bus nach Brisbane fahren. Scheinbar sind sie bei den Leuten hier nicht sehr willkommen. Ich gab ihnen die Telefonnummer der Jugi hier und unsere Adresse in Jakarta. Als ich später über ihre Situation nachdachte bekam ich echt Mitleid.
Der Warden hier ging gestern in die Ferien, ein Lehrer von hier macht die Vertretung. Heute wollte ich ausschlafen, doch der Typ machte kurz nach 8 Uhr Tagwache. Also ging ich duschen. Als ich zum Frühstück antrete, sitzt doch Joschi mit Maria und Robert am Tisch. Ich glaubte zuerst noch nicht ganz wach zu sein. Die beiden wurden um 7 Uhr hierhergeführt. Ihr Gastgeber ist sehr gegens Trampen und hiess sie Bustickets für morgen zu besorgen. Die beiden wollten halt der Küste entlang hoch bis etwa Rockhampton fahren. Wir gingen also zuerst zum Pioneer-Office um uns nach dem Preis zu erkundigen Canberra-Rockhampton, Zwischenstopps möglich, kostet einfach $ 99.20 pro Person, ein 15-Tages-Pass $ 260.-. Sie müssten also nach Rockhampton und zurück nach Sydney fast $ 200.- pro Person rechnen, $ 600.- haben sie noch. Sie sahen ein, dass sie halt trampen müssen. Natürlich haben sie auch ein Open-Flugticket, so dass ich für sie nach Sydney telefonierte und zwei Plätze nach Bombay reservieren konnte für den 1. Juni. Ab Bombay mussten sie auf eine Warteliste. Hauptsache, sie kommen aus Australien, denn die Flüge sind meistens ausgebucht, und sie können nicht tagelang ohne Geld in Sydney herumhängen. Ich schrieb ihnen dann noch auf, wie zum Seashore-Hotel kommen, falls sie bleiben müssen, was billige Unterkunft heisst. Schrieb ihnen alles auf Englisch auf um den Flug zu buchen, so dass sie nur den Zettel zeigen können. Das gleiche mit dem Rückbestätigen, von dem sie gar nicht wussten, dass man es tun muss. Na ja, ich hoffe wirklich ich konnte ihnen etwas helfen. Sie werden noch mit ganz anderen Problemen konfrontiert werden.
(Anmerkung: Die beiden waren in den Flitterwochen. Später schrieben sie uns, dass die Reise toll war, sie konnten – wenn ich mich richtig erinnere – bei jemandem im Zelt schlafen. Maria war schwanger, einer der beiden suchte einen Job. Oft erinnerte ich mich später an sie und dachte: Vielleicht ist das Leben leichter, wenn wir uns nicht allzu viele Gedanken machen und nicht alles planen, Sicherheit gibt es nicht wirklich. Es kommt schon alles gut – wenn man was wagt!)
Endlich konnten wir dann zur Stadtbesichtigung aufbrechen. Wir gingen einen weiten Weg zu Fuss. Ich war enttäuscht von dieser Stadt. Die Gebäude sind nicht so schön, die Anlagen ziemlich ungepflegt. Ausser riesigen, befahrenen Strassen ist kaum ein Mensch auffindbar. Eine sehr fremde, wie ausgestorbene Stadt. Kam mir vor wie in einer Wüste, weitab jeglichen Lebens. In der City war’s dann schon wieder anders. Wir schauten halt Schaufenster an um die Zeit totzuschlagen. Das Schönste waren wohl die vielen schönen Vögel, die wir sahen: Wellensittiche, Papageien und Bellbirds.
10.5. Melbourne
Hier sind wir also! Gestern legten wir fast 700 km per hitchen zurück. Zuerst fuhren wir per Bus an die vermeintliche Hauptstrasse. Nach etwa einer halben Stunde warten hielt ein Taxi. Der Fahrer erklärte uns, dass wir noch etwa 800 m gehen sollen bis zum Highway. Das war ein heisser Tipp, ansonsten wären wir wohl lange dagestanden. Wir kriegten dann einen Lift von einem Truck für etwa 10 km, dann nahm uns ein Student aus Canberra 100 km weit mit. Unseren letzten Lift, zum Glück war’s der letzte, gaben uns zwei Neuseeländer in einem Jaguar, welchen sie bloss zum Herumfahren während ihren paar Wochen Ferien für A$ 11’000.- kauften. Etwa 530 km fuhren wir in einem Höllentempo. Sie fuhren uns zur City. Per Tram erreichten wir die Jugi um etwa 21 Uhr, doch beide waren voll. Wir bekamen Adressen von Billighotels und fuhren zurück in die City. Gemäss der alten Zeitung kostete Double $ 12.-, doch jetzt ist der Preis auf $ 18.- gestiegen. Alle Doubles waren jedoch ausverkauft, so dass wir ein Single für $ 15.- bekamen. War ein schrecklicher, lauter Kasten. Am schlimmsten waren die Toiletten und Duschen. Aber was soll’s, ich war so müde, ich schlief lange nicht mehr so gut. Heute Morgen gingen wir frühstücken, dann zur Post. Nur eine Karte war da, wirklich enttäuschend. Aufgestellt haben uns die 15 Diafilme. Wir haben uns einen Diabetrachter angeschafft. Vor einer halben Stunde sahen wir uns die letzten Bilder an und ich muss sagen, sie sind echt gut, kaum Ausschuss. Jetzt sollten sie noch in der Schweiz sein. Das wird eine teure Sache werden, das Zeug ist wahnsinnig schwer. Vom Fotogeschäft gingen wir um die Ecke zu Garuda. Das Ticket ist halt doch bloss bis zum 2.8.84 gültig. Der Flug ist also rückbestätigt. Bei einem Kaffee bei McDonald gingen wir die Rucksäcke auf dem Bahnhof deponieren, dann setzten wir uns auf eine Parkbank und schauten Dias an. Zurück in der City kauften wir in einem Duty-Free-Shop nochmals zehn Diafilme. Von unserem Neuseelandticket her hatten wir noch einen 5%-Rabatt-Bon, so dass und ein Film auf $ 7.70 zu stehen kam. Auch noch teuer genug.
Wir holten die Rucksäcke ab, nahmen das Tram zur Jugi, gingen einkaufen, assen, duschten, endlich in eine Laundry gegangen, Gepäck in der anderen Jugi abgeholt, und in der neuen sind wir jetzt. Ist sehr schön hier, Doppelzimmer mit Tisch und grossem Wandschrank. Nur die Küche ist sehr klein, besonders wenn man bedenkt, dass hier bis 100 Personen Platz haben. Anyway, wir konnten heute viel erledigen – vielleicht zu viel, denn was werden wir mit den verbleibenden fünf Tagen wohl anfangen?
11.5.
Heute gingen wir zu Fuss in die City und zurück. Wir kauften eine Flasche Wein für Herrn Schmidt, gingen sie alsdann abliefern, doch die Dias waren noch nicht hier. Wir müssen warten bis Montag. Irgendwie schlagen wir die Zeit tot, konnten aber dann wenigstens in der alten Jugi die zwei Kodakfilme abholen. Die Bilder sind gut, einige halt schwarz, weil wir Schwierigkeiten hatten mit dem Spiegel.
Die letzten zwei Stunden lagen wir im Bett zur Erholung: Joschi hat sich eine Erkältung geholt und hat eine geschwollene, schmerzende Fusssohle. Ich habe ein Glas Vollrahmmilch getrunken und seither, es ist nicht das erste Mal, Magenbrennen. Aber solange wir nur solche Leiden haben! Eben habe ich Cathy hier in Melbourne angerufen, doch sie ist noch in den Ferien.
12.5.
Sitze eben im Coffee Shop des Nationalmuseums und warte auf das deutsche Mädchen, welches wir von Queenstown her kennen und eben im Museum wiedertrafen. Im Museum – was sonst kann man an einem Samstag schon anstellen? Aber ich meine, es ist eines der besten, die ich bis jetzt sah. Es gibt zum Beispiel eine Abteilung Experiencelearn, wo gross und klein Experimente durchführen können, welche auf physikalischen Gesetzen beruhen oder optischen Täuschungen. Bei den Autos, Zügen und Flugzeugen hat’s immer Modelle eines Motorenteils, welche auf Knopfdruck arbeiten. So kapier sogar ich, wie der Kolben funktioniert. Wir waren auch im Planetarium, war für beide das erste Mal. War schön zu sehen, doch nicht besonders interessant. Anschaulicher waren die Ausstellungen über Zellen, Malaria, Stubenfliegen und atomarer Aufbau. Als wir eben das «berühmte», 1932 in California verstorbene, australische (ausgestopfte) Rennpferd ansahen (den Namen habe ich vorhin nie gehört und jetzt schon wieder vergessen), trafen wir die Deutsche.
13.5.
Das Mädchen heisst übrigens Gertrude, und wie wir gestern im Museums-Coffee-Shop erfahren hatten, arbeitet sie hier seit anfangs Jahr bei Siemens und kehrt dann im September wieder zur Siemens in Deutschland zurück. Sie hat hier eine Wohnung und einen Ami-Wagen. Wir fuhren vom Museum ins McDonalds, danach zeigte sie uns Melbourne bei Nacht, auch den Hafen, bevor wir zu ihr nach Hause gingen. Sie führte uns auf 22 Uhr in die Jugi zurück und kam uns heute um 10 Uhr abholen. Wir fuhren 70 km gegen Osten, wo wir eine Tier-Sanctuary besuchten. War schön und teuer, pro Nase $ 4.40 Eintritt. Wir waren nach meiner Meinung zu lange drinnen, habe mich zwischendurch gelangweilt. Nach diesem Besuch ging’s wieder ins McDonalds, ist halt doch das Billigste. Auf dem Weg in die City hielten wir bei einer Telefonkabine und Joschi rief zu Hause an, insbesondere weil heute Muttertag ist. Seiner Mutter ging’s dann etwa wie meiner, vor Verblüffung konnte sie kaum etwas sagen.
Wir sassen etwa eine halbe Stunde in Gertruds Wohnung, als ein Bekannter von ihr, Horst, vor zwanzig Jahren ausgewandert, sich zu uns gesellte. Wir hatten eine nette Unterhaltung, bis wir halt dann wieder auf 22 Uhr in die Jugi geführt wurden und zwar mit Horsts Mercedes. So ist also auch das Wochenende gerettet worden!
15.5.
Gestern holten wir die Filme im Duty-Free, die gut gelungenen Dias, die schauten wir uns im Park an. Wir kauften auch noch ein grosses Postbag. Wie telefonisch abgemacht, trafen wir und Gertrude um 18 Uhr bei Cathy und Steve ein. Gemeinsam gingen wir türkisch essen, was uns sehr gut schmeckte. Es war ein wirklich schöner Abend.
Heute Morgen gingen wir mit dem Paket zur Post – war das wieder eine Operation! Resultat: kostete uns A$ 71.60!! Aber weg ist’s. In einer Woche soll’s zu Hause sein. Hoffentlich sind alle Dias noch ganz.
16.5.
Gestern schickten wir noch Aerogramme, kauften für Susanne und Thomas eine Hochzeitskarte, doch mit Dichten wurde nichts. Kaum waren wir in der Jugi, kam Gertrude. Ich hatte gerade geduscht und die Haare gewaschen, vorläufig letztmals mit fliessendem Warmwasser. So konnten wir keinen Vorschlag Gertrudes ausführen, denn waschen mussten wir auch noch. Sie sagte dann alle Vorhaben telefonisch ab. Wir gingen zusammen in die Laundry und danach chinesisch essen. Mein Beef war nicht schlecht, doch die beiden anderen beschwerten sich über die Ente. Kostenpunkt ohne den mitgebrachten Wein: A$ 10.- pro Person. So ist dann auch unser letztes Geld aufgebraucht worden. Heute kam uns Gertrude um 8.30 Uhr in der Jugi abholen und brachte uns zum Airport – wirklich lieb. Es reichte gerade noch um zusammen eine Tasse Kaffee zu trinken. Und dann hiess es Abschied nehmen. Nicht nur von Gertrude, auch von Australien. Bald werden wir schon in Bali landen. Das Mittagessen an Bord kam zwar aus australischer Küche, war aber etwas besser als während dem letzten Flug. Das Dessert war dasselbe.
17.-23.2. Melbourne
23.-25. Port Fairy
25.-27. Beachport
27.2.-2.3. Adelaide
3.-6 Alice Springs
6.-7. Ayers Rock
7.-9. Alice Springs
11.-13. Townsville
13.-15. Magnetic Island
15.-16. Rockhampton
16.-18. Great Keppel Island
18.-19. Pialba / Fraser Island
19.-22. Brisbane
22.-25. Byron Bay
25.-1.4. Sydney
4.-7.5. Sydney
7.-9.5. Canberra
9.-16.5. Melbourne
Der Flug von Bangkok dauerte bloss zweieinhalb Stunden. Der Lunch im Flugzeug war für uns ein Festessen. Das Gebäck hatte Lebkuchencharakter, und auch noch mit Schlagsahne!! Und dazu, weil Weihnachten ist, gab’s kalifornischen Rotwein – ein Hochgenuss!
Die Passkontrolle verlief reibungslos, kein einziges Gepäckstück mussten wir am Zoll öffnen!
Unser erster Eindruck von Manila ist bestens. Alle sprechen englisch, sind freundlich, rufen hello friend und Merry Christmas.
Im Allgemeinen sind hier die Preise höher als in Thailand. Eine Umstellung ist der Rechtsverkehr. Alle bisher getesteten Kaffees schmeckten scheusslich. Das Bier ist etwa gleich teuer wie Mineralwasser. Wir sitzen open-air bei Livemusik, welche ganz modern ist, ganz anders als die thailändischen Klängen. Der erste Eindruck vom Nachtleben: da kann man Bangkok gleich vergessen! In den Restaurants hat es mehr Mädchen als Gäste, meistens Schweizer! Die Philippinas finden wir viel hübscher als die Thais.
26.
Sechststündiger Zu-Fuss-Entdeckungstrip: Rizal-Park, San Augustino-Kirche und -Museum, Festungsanlage am Fluss mit Rizal-Museum (Zelle und Erinnerungsstücke), Manila Cathedrale. Keine schöne Stadt, doch da heute Feiertag, kaum Verkehr und noch weniger Menschen in den Strassen.
Abends seit langem wieder mal Kartoffeln gegessen im Español.
27. Chinese Cimetery
Erste Jeepney-Fahrt. Eindrücklich! Lauter Sound wie Zeppelin, Deep Purple, … Natürlich fuhren wir zum GPO. Ist eher eine Fabrik. Poste-Restante-Schalter hat Nr. 223, bei den Stamps standen etwa hundert Leute an. War halt auch geschlossen über Weihnachten.
Jeepney in Manila 1983
Die Schreibfreudigkeit unserer Freunde ist etwas enttäuschend, andererseits bin ich zu Hause nicht besser. Aber einige Treue haben wir: Mutti schickte eine Weihnachtskarte, welche beim Aufklappen «Stille Nacht» spielte. Sie fragt, ob ich ihren langen Brief erhalten habe. Leider nicht. Thomas schrieb und Therese sandte mir sogar ein Büchlein, «Das kleine Buch der Freundschaft» und drei Fotos ihrer Familie. Ist das lieb!
Der chinesische Friedhof ist eine richtige Totenstadt mit Strassennamen. Die meisten Gräber sind aneinandergebaut, meist aus Marmor, etwa vier Meter hoch, haben alle WC, Lavabo, Küche, zum Teil Klimaanlage, Briefkasten, Garten mit Tischen und Bänken sowie Cheminées. So was haben wir noch nie gesehen! Auf den Tischchen drinnen standen oft Konserven und Mineralwasserfläschchen.
(Anmerkung: 7 Jahre später besuchte ich den Friedhof mit einem Führer. Die Grabstätten dienten den Angehörigen als Wochenendhaus, daher die Einrichtung. Der Friedhof kann nur von Angehörigen besucht werden. Er ist streng bewacht. Auch, weil viele Verstorbenen ihr Vermögen ins Grab bzw. auf das Anwesen mitnehmen oder ihre Produkte ihrer Firma, wie das Suzuki-Motorrad, mit welchem die Nachkommen beim Besuch jeweils im Friedhof rumkurven. Der Friedhof liegt inmitten einer armen Gegend. Ein Junge soll erschossen worden sein beim Versuch, die Mauer zu übersteigen.)
Vom «Palace» sahen wir nicht viel (damals regierte Marcos): hinein konnte man nicht, alles war ummauert oder umzäunt, fotografieren verboten. Besuch der San Sebastian Kirche (Kirchen faszinierten nach vier Monaten Asien und Tempeln). Weiter durch das Geschäftsviertel, wo es vor allem Riesen-Papeterien gab, aber auch moderne Warenhäuser, unzählige Trottoir-Händler, usw.
28.
Nach dem Schlangenstehen auf dem Postamt konnten wir Cheques einlösen, gingen zur Tourist-Information im Tourist-Ministerium, kauften in einer Papeterie Schreibpapier, Ansichtskarten, Landkarte und Lektüre.
Die Zeit bis zur Abfahrt des Busses um Mitternacht nutzten wir für die Korrespondenz.
29. Bontoc, Mountain Inn, 30 P ein Single mit Tisch, WC/Dusche
Unsere Ankunft
In Baguio mussten wir umsteigen. Mit dem ersteren Bus legten wir etwa 2/3 der Strecke in 4 ¼ Stunden zurück, für den restlichen Drittel benötigten wir ganze 6 ½ Stunden, war aber eine wunderschöne Fahrt auf ungeteerten Strassen mit lauter Kurven. Wir bekamen somit einen Eindruck der Weite, der Dörfer, deren Bewohner und von Reisterrassen – überwältigend!
Wer uns heute begegnete? Unglaublich! Da sitzen wir müde im Hotel am Tisch, und wer kommt die Treppe herunter und geht an uns vorbei? – Lis!! (Meine Schulfreundin) Das gibt’s doch nicht! In diesem abgelegenen Kaff ohne Sehenswürdigkeiten. Zuhause sahen wir uns seit eineinhalb Jahren nicht. Unglaublich!
Mit einem Tricycle fuhren wir die ca. 7 km zur Monkey-Bridge. Diese Brücke ist aus Bambus und muss alle drei Jahre neu gebaut werden. Sie hat die Form eines Bumerangs und ist an der höchsten Stelle etwa acht Meter über dem Wasser. Für ein Foto ging ich bin zum höchsten Punkt – überwältigend!
Am Fluss sass auch ein schwedisches Paar, welches dann mit uns zusammen den Anstieg (etwa 20 Minuten) in Angriff nahm, und dann mit uns im Tricycle ins Dorf zurückfuhr. Ein Tricycle ist übrigens ein überdachtes Motorrad mit Seitenwagen, eigentlich ein Dreiplätzer. Aber wir schafften den Rückweg zu fünft.
30.
Am Morgen machten wir Wäsche, welche wir auf dem Dach aufhängen konnten. Am Nachmittag besuchten wir das Museum, das interessanteste, das ich je gesehen habe. Hauptsächlich die Fotos (also Realität), auch von Kopfgeldjägern hier aus der Gegend. Und ich stehe mittendrin, in der Welt dieser «*Eingeborenen».
Am Abend verabschiedeten wir uns von Lis, welche am Folgetag nach Baguio fuhr, wir nach Sagada. Wir werden uns in Manila Nachrichten hinterlassen und uns vielleicht wiedersehen?
31.12 Silvester? Sagada, Julia’s Guest House
Im Weber-Shop kauften wir uns Brustbeutel, dann statteten wir einer kleinen Gräberhöhle einen Besuch ab. Leider waren praktisch alle Särge offen und beinhalteten nur noch einzelne Knochen. Scheinbar waren einige Touristen auf Souvenirjagd, dazu kratzten sie noch ihre Namen und Datum auf die Särge – geschmacklos!
Dann wanderten wir etwa 3 km weit auf einen Hügel, von wo man einen herrlichen Ausblick auf die wunderschönen Reisterrassen hat.
Zurück im Dorf gingen wir wieder zu den Weberinnen, wollten ihnen bei der Arbeit zuschauen, doch sie waren alle mit Einspannen beschäftigt. Schliesslich suchten wir den Spitalkoch auf und buchten für morgen den Höhlentrip.
Wir haben heute sicher zehn Kilometer zurückgelegt, und abgesehen von ein paar Bussen und einigen Leuten an den interessanten Stellen, sind uns etwa sechs Einheimische begegnet. Es ist so ruhig hier – eine wunderschöne Gegend.
Am Abend meldeten wir uns in unserem Hotel zum Nachtessen an. Das Restaurant war voll, denn bei Julia gab’s ausnahmsweise kein Dinner. Wir sassen dann mit einem deutschen Pärchen am Tisch und dessen bayerischen Kollegen, welchen sie unterwegs trafen. Wir kamen bald ins Gespräch. Sie hatten am Morgen von allen auf dem Markt erhältlichen Früchten gekauft, diese gerüstet, ganz klein geschnitten und mittels Gin, Cocosnuss- und Ananassaft zu einer Bowle verarbeitet. Das schmeckte einfach fantastisch. Um Mitternacht reicht es dann auch nur noch jedem einen Schluck zum Anstossen aufs neue Jahr. Zu diesem Zeitpunkt standen wir draussen auf dem Dorfplatz, wo die Einheimischen schon seit Stunden feierten. Sie machten ein Feuer, ca. 15 Männer liefen rundum mit Gongs, die sie im immer gleichen Rhythmus schlugen – stundenlang. Sie wechselten sich ab, änderten Schritt- und Gangart, mal tanzten sie hintereinander, oder in gegengesetzter Richtung, mal gegen das Feuer, mal zurück. So tanzten sie sich in Trance. Auch die Zuschauer wippten im Rhythmus. Dabei wurden ständig Knaller und Zuckerstöcke gezündet. Was für ein schönes Silvester-Fest!
1.1.84 Höhlentrip
Wir waren nur zu viert unterwegs. Das war schon anders als in Europa – keine Wege, keine Geländer, kein Licht. Kurz nach dem Höhleneingang mussten wir Schuhe, Socken und Hosen ausziehen. Wir konnten alles in Sack und Tasche verstauen, welche unser Führer im Felsen versteckte. Anfangs komisches Gefühl – fünf Leute in der Unterhose, kalter, schlüpfriges Gestein und noch kälteres Wasser – aber es war einfach fantastisch! Mit den nackten Füssen haftete man effektiv am Felsen und konnte problemlos Steilwände hoch und runter gehen. Steine und Geröll gab’s nicht. Man musste schon genau aufpassen, wo man hintrat, so dass wir die Kälte des Wassers gar nicht spürten. Da es absolut keinen Weg gab, sah’s manchmal schon gefährlich aus: Da wateten wir durchs Wasser, und daneben sahen wir nicht abzuschätzende Tiefen. Dann kam die erste Schwierigkeit: eine ca. 80 cm breite Schlucht, vielleicht fünf Meter tief. Wir mussten uns anspannen, den Rücken also an die eine Wand, die Füsse gegenüber anstemmen und langsam runter schreiten bzw. rutschen. Dann kam ein Gang mit beidseits steilen Wänden, und am Fusse nur Wasser, sehr tief. Der Führer spannte sein Seil, und so konnten wir uns mit den Händen gut festhalten. Mit den Füssen bin ich einmal ganz abgerutscht. Beim Swimming-Pool angekommen, ging der Israeli kurz schwimmen – war schrecklich kalt. Mir genügte das Waten, denn das Wasser stand uns bis zur Hüfte. Am Ende eines Teichs kam eine 1 m hohe Steilwand. Man konnte sich mit den Händen auf beiden Seiten festhalten und dann die Beine hochschwingen. Ausser mir haben’s auch alle geschafft. Für mich wars wieder mal eine gute Erfahrung, denn hätte ich alles im Voraus gewusst, ich wäre bestimmt nicht mitgegangen. Und dabei wars so schön. Ich hatte echt den Plausch und wäre noch lange barfuss über Felsen und durch Wasser gegangen.
Znacht assen wir im St. Joseph, bei den Nonnen. Diese waren sehr lieb und härzig. Zwar trugen sie den Schleier, doch die eine auch eine McDonald-Schürze, die andere eine Jeansjacke. Das Essen war spitze: Reis, gemischter Salat, Gemüse, Riesenpoulet und Bananenwähe. Von allem konnte man essen, so viel man wollte.
2.
Heute ging’s noch zum «Lake», vorbei an schönen Reisterrassen. Später warfen wir einen Blick auf die «Hanging Coffins». An einem Felsen hängen übereinanderliegend fünf, sehr lange Särge.
Nachtessen bei Julia. Bei Kerzenlicht genossen wir das vegetarische Essen: Kartoffeln, so etwas zwischen Stock und Rösti, Rahmgurkensalat, Gemüse und Bananen. Schmeckte fantastisch!
29. Bontoc
Wir trafen Michael und Beate, welche für den Folgetag einen Führer buchten zu den Tribes (Bergvolk). Wir werden mitgehen, sechs Stunden wandern. Also kauften wir einen kleinen Rucksack und etwas Verpflegung.
Nachts spielten wir im Happy House zu fünft «Bube raus» (=Elfer raus). War lustig.
4.
Der Trampelpfad ging steil bergan. Unsere Führer waren zwei Jungs, 8 und 11jährig, in Badeschlappen. Endlich oben angelangt, war der Weg zum Village wegen «Holiday» gesperrt. Das erkannten die Jungs an den über dem Weg gekreuzten Gräsern. Es wäre gefährlich, die Bewohner der Bergstämme zu stören. Wir hatten Respekt, denn sie waren ja bis vor wenigen Jahrzehnte Kopfgeldjäger und Kannibalen. Eine ältere Eingeborene erzählte einem Reisenden, den wir kennenlernten, dass die besten Stücke des Menschen jene unterhalb des Daumens sind und jene in der Mitte des Unterfusses, besonders mit Zitronensaft beträufelt.
Ursprünglich wollten wir zu fünft das Eingeborenendorf besuchen. Nachdem der Fahrer des Jeepneys zu viel verlangte, ging Michael, ein Journalist aus Deutschland, zu Fuss los. Als wir in der letzten Steigung waren, kam er uns mit einem Begleiter entgegen. Dieser war ein Tourist aus der Nähe von Manila. Die beiden lernten sich am Vortag kennen. Der Philippino wollte zwar gestern abreisen, blieb dann, angeblich auf einen Freund wartend. Er wohnte wie wir im Mountain Hotel. Er sagte Michael, er hätte noch einen Film auf Kassette vom Mord des Oppositionsführers am 21.8.83. Als Journalist, der auch Filme fürs Fernsehen drehte, war Michael interessiert. Wir machten uns schon Gedanken, uns war nicht mehr so wohl, Michael alleine mit diesem Fremden zu wissen. Als wir abends über die Strasse ins Happy House gingen, sass Michael mit seinem Begleiter und zwei weiteren Gästen gleich am ersten Tisch. Michael erzählte uns ganz begeistert, wie er mit seinem Freund bei einer Beerdigung war. Die Tote sass auf einem Stuhl, viele Tiere wurden geschlachtet. Später gingen Michael und sein Freund rüber in unser Hotel zum Duschen, wollten danach nochmals vorbeikommen. Kaum waren sie draussen, stürmten einige Leute vom Restaurant auf die Strasse. Joschi meinte, ich soll mal nachsehen, ob unser Hotel brenne, es sei hell draussen. Unser Hotel war ok, auf der Strasse befanden sich etwa 80 Leute. Es war stockdunkel, ich konnte nur das Licht eines Tricycles ausmachen. Wieder drinnen, meinte ein Österreicher, sie hätten ihn wahrscheinlich ins Spital geführt.
Etwa um 21 Uhr gingen wir dann rüber ins Hotel. Da stand Michael, wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort hervor. Seine Hände und Jackenärmel waren voller Blut. Er befand sich in einem Schockzustand, erzählte uns dann, dass sein Philippino-Freund, als sie das Lokal gegenüber gemeinsam verliessen, auf der Strasse niedergestochen wurde. Daher dieser Menschenauflauf! Es seien etwas sechs oder sieben Männer von hinten gekommen, alle hatten sie Messer. Michael wollte seinem Freund helfen, schrie «help us», aber kein Mensch rührte sich. Er allein konnte nicht viel ausrichten, nur etwas abwehren. Er hatte Glück, selbst nichts abgekriegt zu haben, obwohl es so aussah, als stachen sie ganz gezielt den anderen nieder. Michael nahm dann mit dem Verletzten ein Tricycle zum Spital. Nach einer Stunde war dieser tot. Es wurde auch sein Herz verletzt. Die Krankenschwester meinte, Herzstiche seien selten, aber es käme vor, dass einige Besoffene eine Wette abschliessen, sich jemanden aussuchen, kann auch ein Tourist sein, und den oder die, dann niederstachen.
Erst im späteren Gespräch mit den anderen erfuhr ich, dass wir vorgestern von der Polizei gesucht wurden. Und zwar macht die Hotelangestellte immer Kontrolle, wer sich im Zimmer befindet. Ist jemand um 22.00 Uhr nicht zurück, wird sofort die Polizei verständigt, welche dann die Leute sucht. Also das will was heissen!!
(Anmerkung: in jedem Restaurant hing ein Plakat mit dem Hinweis, dass Waffen im Gasthaus verboten sind. Zu jener Zeit standen überall an den Strassen Militärs mit Gewehren. Oft waren sie betrunken und unzurechnungsfähig.)
In der Nacht wurde das Hotel von der Polizei bewacht. Michael durfte nicht raus, muss heute zum «Verhör». Er erhielt die Adresse des Ermordeten, auch jene von dessen Schwester, um diese anzurufen. Der Ermordete war jünger als wir, verheiratet und hatte zwei Kinder. Wie er Michael erzählte, war er beruflich der Bewacher des Neffen des Präsidenten (Marcos), gegen den die Menschen hier oben einiges haben – das könnte ein Grund sein für den Mord. Michael erinnerte sich später auch, dass ein blauer, neuerer Jeepney mit etwa 70 h/km gerast kam, und die Messerstecher plötzlich verschwunden sind. Wenn der Jeepney etwas damit zu tun hatte, war das schon genau geplant.
(Anmerkung: den wahren Grund erfuhren wir einige Tage später.)
Das Ganze war uns allen eine Lehre, besonders auch Beates Freund Michael, der vorgestern spät noch unten im Hotel blieb, vorerst mit dem anderen Michael. Einheimische männliche Gäste waren total besoffen, einer hatte ein Maschinengewehr. Michael schätzte die Situation als zu gefährlich ein, während Beates Freund Erfahrungen sammeln wollte.
5. Banaue
Das Dorf ist ziemlich langweilig. Beim Lunch in der Way Lodge lernten wir zwei Schweizer und einen Deutschen kennen. Mit diesen und einem Mädchen erklommen wir die Reisterrassen zum Wasserfall. Der Weg war beschwerlich, da sehr hohe Treppen, schmutzig und schlüpfrig. Die Aussicht war wunderschön. Der Weg führte vorbei an Holzhütten mit Strohdächern, mitten durchs Familienleben.
(Anmerkung: Diese Fotos machen mir bis heute ein schlechtes Gewissen. Diese Menschen verboten es, sie zu fotografieren. Sie glaubten, dass ihre Seele in den Apparat wandere. Wir taten es dennoch heimlich. Der Mann rechts muss das Klicken gehört haben und drehte sich um – wie beschämend für uns!)
6.
Heute warteten wir vergeblich auf Beate und Michael. Zu zweit erklommen wir den View Point, 4.5 km pro Weg. Die Anstrengung hat sich gelohnt – sehr guter Ausblick auf die umliegenden Reisterrassen. Oben sassen ca. 12 alte Leute in ihren Trachten samt Kopfschmuck und Speer. Pro Foto und Person 1 P. Wir wollten dann zwei Alte, einen Mann und eine Frau ablichten, da standen schon vier bereit, und bis Joschi das Objektiv wechselte, waren’s schon gut zehn. Wir deuteten an, dass wir nur 4 P bezahlen, und schon wanderten die «Neuankömmlinge» ab. Waren so härzig und hatten Spass, auch alle anderen anwesenden Touristen. Was mich enorm störte: alle Kinder, denen wir auf dem Weg begegneten, sagten: take picture from me oder give me money. Zudem waren einige echt aggressiv, drohten uns mit Stecken, und drei sogar mit Steinen.
Zurück im Dorf, trafen wir auf die eben angekommenen Doris, Hampe und Theo, die St. Galler, welche wir im Julia in Sagada trafen. Buddi, ein allein reisender Deutsche, welchen wir schon während unseres ersten Bontoc-Aufenthaltes kennenlernten, wird morgen unserer sechs Personen zählender Gruppe angehörenen. Wir mieteten für 06.30 Uhr einen Jeepney nach Batad, zu den Reisterrassen.
7.
Geweckt wurden wir zwar nicht, aber mit dem Frühstück klappte es. Wir sassen draussen auf der Veranda, der Himmel wolkenlos. Dann etwa 40 Minuten Fahrt mit dem Jeepney, und der Marsch begann. Bis oben zum Sattel ging’s regelmässig steil, etwa vier Kilometer. Theo ging sofort voran und legte ein unwahrscheinliches Tempo vor. Ich musste jedenfalls fast schon laufen. Keiner wollte jedoch derjenige sein, der nicht mithalten konnte. Hampe hatte einige Schwierigkeiten, Mühe mit den Knien, war bachnass, aber alle hintennach. Auf dem Sattel Pause, und dann wieder im Marschtempo runter nach Batad. Wir setzten uns an einen langen Tisch vor einem Haus (war ein Restaurant), und tranken etwas.
Ich wollte gerne den vierstündigen Rundmarsch machen. Ich glaubte, das sei auch das, was Marianne und Peter machten mit einem Führer für 15P. Aber die Jungs verlangten von uns 30 bis 50! Also beschlossen wir alleine loszuziehen. Sehr steil gings etwas zehn Minuten runter zum Aussichtspunkt. Zwei Jungs waren noch bei uns, sie wollten 50P haben. Also gingen wir alleine weiter hinunter. Die Jungs lachten hämisch und wir waren verunsichert, glaubten, auf dem falschen Weg zu sein. Zudem sahen wir den Weg oberhalb des Aussichtspunktes, doch so wie das aussah, hätten wir ganz runter ins Tal müssen und dann am andern Hang weit und steil wieder hoch. Nach langem hin und Her entschlossen wir uns zurück zu gehen zum Restaurant. War das eine Anstrengung! Ausser Atem kamen wir oben an. Die Frau vom Restaurant empfahl uns, den einfacheren Weg zum nächsten Dorf. Wir sahen es gut von oben – weit wars nicht, aber sehr steil. Nach dem vorigen Aufstieg hats und den Mumm genommen. Nur der Deutsche ging runter mit dem später eingetroffenen Dänen. Wir blieben in der Beiz. Diese war wunderschön gelegen, fantastischer Rundblick auf Berge und Reisterrassen mit Dörfchen. Dann kam noch eine Schweizer Hotelplangruppe, und nach kurzem Gespräch mit diesen Leuten machten wir uns auf den Rückweg. Da sagte mir Joschi, dass es ihn wahnsinnig anscheisse. Wir wären an so einem wunderbaren Ort gewesen, sassen aber nur in der Beiz, weil alle kaputt waren nach diesem schnellen Aufstieg, den Theo verschulde. Ich fand es auch schade, diese Anstrengung nicht auf mich genommen zu haben, sah aber den Fehler einzig bei uns.
(Anmerkung: An diese Episode erinnere ich mich bis heute in ähnlichen Situationen. Nie wieder habe ich mein Tempo anderen angepasst, ich gehe stets meines und erreichte meistens das Ziel, auch wenn es etwas länger dauerte. 1991 konnte ich dann diese Tour nachholen.)
Nach unserer Rückkehr sassen wir im Half Way Restaurant, als Beate und Michael auftauchten, von denen wir die Neuigkeiten zum Mord in Bontoc erfuhren. Also das war so: In Bontoc sitzt ein Mann im Gefängnis, wo er seit einem Jahr auf seinen Prozess wartet. Angeklagt ist er, weil er ein Mädchen aus einem Bergstamm entführte, könnte aber auch sein, dass das Mädchen freiwillig mitging. Jedenfalls hatte der nun Ermordete F einen Arbeitskollegen, welcher mit dem Gefangenen verwandt war. F wurde von diesem gebeten, dem Häftling Nahrung und Literatur zu bringen sowie ihn moralisch etwas zu unterstützen. Dies erfuhr dann die Familie des Mädchens, welche nach Stammessitte das Mädchen rächen musste. Nur wussten sie nicht, dass F gar kein Verwandter war. Am Tag des Mordes wurde auch versucht, den Gefangenen unter Mithilfe eines scheinbar korrupten Polizisten zu befreien, was aber nicht gelang. Der Mord brachte einige Unruhe ins Dorf, denn F war effektiv irgendwie in Regierungskreisen tätig, der Mord geschah vor den Augen der Polizei, mitten auf der Strasse, um 18.00 Uhr, und niemand versuchte es zu verhindern. Für die Polizei wird das bestimmt ein Nachspiel haben. Sie versuchten den Leuten von den Bergstämmen klar zu machen, dass sie solche Rache nicht mehr nehmen sollten in der heutigen Zeit, und wenn doch, dann schon gar nicht vor den Augen der Touristen, wo sie F doch bestimmt auch woanders hätten erwischen können. Das Ganze gefährdet natürlich den Tourismus resp. Einnahmequellen und Arbeitsplätze. Weiter versuchte die Polizei den Einheimischen klar zu machen, dass sie so etwas nicht einfach geschehen lassen dürfen, denn sonst passiert das täglich.
Den Vater des Mädchens hatte die Polizei verhaftet. Den Mord wird man ihm kaum beweisen können. Der Mann ist aber überzeugt, dass dieser Mord nötig und richtig war. Dafür nimmt er auch ganz gelassen lebenslängliche Haft oder Todesstrafe hin.
Michael sollte einen Revolver tragen zu seiner Sicherheit. Wollte er aber nicht, weil er nicht damit umzugehen weiss, und es auch nicht lernen möchte. Er bekam dann einen Leibwächter. Er wurde zum Stamm des Mädchens geführt, wo man Gegenüberstellungen machte. Erst riet man Michael, möglichst schnell zu verschwinden, doch andererseits war er für weitere Ermittlungen recht wichtig. Er entschied zu bleiben, bis die Familie des Ermordeten eintrifft. Diese konnte nur schwer erreicht werden, denn ein Telex Bontoc-Manila brauchte fünf Tage (!?). Da hier die Leichen nach Hause genommen werden, gibt es natürlich keine Leichenhalle. So wurde F eben in irgendeine Scheune gelegt. Michael organisierte dann einen Sarg, der in die Town-Hall gestellt werden konnte, dies aus Rücksichtnahme auf die Familie und Angehörige.
Am Abend besuchen wir einen Schmetterling-Käfer-Shop. Die Hotelplan-Reisegruppe befand sich schon drinnen. Da brachte ich den Reiseleiter arg in Verlegenheit mit der Ermahnung, dass Schmetterlinge nicht in die Schweiz eingeführt werden dürften. Das brachte ihn wohl um seine Provision. Die Reiseteilnehmer fragten nämlich erstaunt: Wirklich? Worauf der Leister sagte, für bestimmte Arten schon, er wisse aber nicht genau welche, man müsste halt einen Katalog haben. Würde man erwischt, käme das teuer zu stehen. Er würde das aber seinen Leuten auch immer sagen (?). Zudem hätte er selber auch welche gekauft. Kommentar überflüssig.
Später wollten wir ins vornehme Banaue-Hotel, um Tanzvorführungen der Bergstämme zu sehen. Da aber die meisten dort wohnenden Gäste abgereist waren, oder der Vorführung schon beiwohnten, wurde alles abgesagt. Wir gingen dann mit den anderen noch in den Traveller’s Inn auf einen Abschiedstrunk. Um 22.00 Uhr mussten wir ja drinnen sein.
8.
Geweckt wurden wir natürlich nicht, zum Glück erwachten wir aber rechtzeitig, um unseren Regular Bus nach Manila zu erwischen. Ein schreckliches Modell, der Lärm veranlasste uns, Watte in die Ohren zu stopfen. So ca. um 14.30 Uhr hatten wir’s geschafft. Bzgl. unserer Weiterreise tappen wir noch im Dunkeln.
9.
Am Morgen buchten wir den Flug nach Melbourne für den 16.2.84. Danach freuten wir uns auf dem GPO über zwei Briefe. Wie schon Mutti von einem langen Brief berichtete, den wir nicht erhielten, will uns auch Arthur bereits zwei Karten und einen Brief gesandt haben. Nach dem heutigen Postbesuch wundert mich zwar nichts mehr. Wir trafen zufällig Lis, die berichtete, dass zwei ihrer Briefe unter F für Fräulein abgelegt waren, ein dick und fett geschriebenes G war unter H, also ein Kästchen daneben. Ein Brief der deutschen Bundespost an das Postamt, Paketabteilung war auch dort abgelegt. Ich fand dann tatsächlich auch etwa acht falsch abgelegte Briefe, die ich dem Fräulein zurückgab. Wirklich ein wahnsinniges Puff!
Fahrt ins moderne Makati-Viertel um bei der Hongkong-Shanghai-Bank Eurochecks einzulösen. War ein Reinfall, denn erstens nahmen die nur einen zu sFr. 300.-, zudem zu einem schlechten Kurs, 6.0 und etwas, dann wurden auch noch Spesen und Kommission abgezogen, wodurch ich gegenüber dem sFr. Checks s am Flughaffen fast 100 P Verlust verbuchen musste. Wir wollten dann US$ 400.- Checks auf dem Schwarzmarkt wechseln, nur war das nicht ganz so einfach wegen mangelnden Moneychanger. Zuerst begegnete uns einer mit einem Angebot von 16.00, was klar unter unseren Erwartungen lag. Also gingen wir uns erst mal Jugendherberg-Ausweise für je 12 US$ beschaffen. Auf der Suche nach einem Telefon, um wie abgemacht Lis anzurufen, trafen wir einen Moneychanger, dessen Angebot wir immerhin auf 17.50 hochhandeln konnten. Wir gingen mit diesem Mann in «seinen» Shop, wo Souvenirs und Krims-Kram angeboten wurde. So wies aussah, war das ganze nicht illegal, denn der Handel fand auf dem Ladentisch statt, abgewickelt wurde er durch die Geschäftsinhaberin. Wir hatten genug Zeit, alles nachzukontrollieren, einen Teil, einhundert Fünfzigernoten, waren noch in der Originalverpackung einer Bank. Ob wirklich alles ok ist, werden wir dann beim Ausgeben des Geldes feststellen. Immerhin machten wir einen Gewinn von sFr. 178.- gegenüber dem Bankkurs von ca. 13.90. Jetzt schleppen wir andererseits sFr. 1’300.- in cash mit uns herum, was auch nicht so angenehm ist. Alles hat auch seine Nachteile.
Lis konnten wir telefonisch erreichen und verabredeten uns in einem Lokal mit Live-Musik. Es spielten die Gruppen Blinddates und Abrakadabra. Letztere war besonders gut, spielte nach Wunsch des Publikums echt gut Stücke nach, dazu eine tolle Show. War wahnsinnig, wie das Volk bei der Musik vom ersten Ton an mitmachte. Atmosphäre wie beim Live-Konzert!
Nach Mitternacht fingen dann drei Deutsche als Folge von zu viel Biergenusses an zu tanzen wie die Wilden. Sah das doof aus. Einer verdrückte sogar noch eine ganze Flasche Ketchup! So nach 2 Uhr nahmen wir uns ein Taxi in die Pension.
10.
Bus nach Las Piñas, wo wir die Kirche besuchten mit der einzigen Bambusorgel der Welt, welche vom Spanier Father Diego Cera zwischen 1816 und 1824 erbaut wurde. Ich kaufte eine Kassette des Bambusorgel-Festivals von 1982.
Danach fuhren wir ins Quiapo-Viertel zum Bummeln. Ich kaufte Schuhwichse, Batterien für den Foto-Blitz, doch dutzende von Schuhen trafen nicht meinen Geschmack.
11. Fahrt nach Pagsanjan.
Als wir aus dem Bus stiegen, nahm uns gleich ein Bootsmann in Empfang – er blieb uns bis heute treu. Er will uns um 07.00 Uhr im Hotel (Privathaus beim Posthalter) abholen. Wir wollten ihn abhängen und gingen in eine Bäckerei mit Tea-Room, doch er kam mit und erteilte uns Beizenkunde, besonders bezüglich Preisen.
12.
Seit 03.30 Uhr herrscht hier ein Hahn-Konzert – sowas habe ich noch nie gehört. Nach 6 Uhr setzten dann noch die Hühner ein. In der Nacht machten mir die Moskitos zu schaffen. Aber zum Schlafen erhielten wir ein Moskitonetz. Zum ersten Mal.
Die Bootsfahrt zum Wasserfall war irrsinnig schön, durch Dschungellandschaft. Bis hinauf brauchten wir länger als eine Stunde über ich glaube vierzehn Stromschnellen. Unwahrscheinlich, wie geschickt die Ruderer das Boot zwischen den Steinen durchmanövrierten, bei den Schnellen stossend und ziehend, einige Male stiegen sie aus und trugen das Boot, ohne an Geschwindigkeit zu verlieren. Beim grossen Wasserfall könnte man schwimmen und mittels eines Flosses hinter den Wasserfall gelangen. Zwei Bootsmänner ziehen das Floss an einem gespannten Drahtseil. Joschi fuhr mit einem Schweizer rüber und erledigte dort gleich die Dusche. Wie uns erst später der Posthalter (Willy Flores) sagte, sei vor etwa zwei Jahren ein ca. 22jähriges Mädchen ertrunken, weil es den Kopf zu weit vor, unter die herabstürzenden Wassermassen streckte und von diesen hinuntergezogen wurde. Sie konnte erst drei Tage später geborgen werden.
Es gibt hier im Dorf rund eintausend Bootsführer. Damit diese nicht ungehindert Geld kassieren können, muss der Tourist bei einem offiziellen Office die Tickets beziehen, 82 P pro Boot. Der Ruderer muss dann unterwegs das Ticket abgeben und bekommt dann das Geld unter Abzug der Steuern, also relativ wenig für diese Anstrengung. Also erklären sie den Touristen ihre Lage und erwarten ein Trinkgeld. Wir wollten jedem 10 P geben, auch der Willy Flores fand das in Ordnung. Nur der Ruderer wollte natürlich mehr haben. Nach einem Streitgespräch zahlten wir ihm halt 30 P. Mühsam!
13. Freitag!
Wir erwachten frühzeitig und machten uns startklar. Um 05.15 Uhr war noch niemand aufgetaucht – wir machten uns alleine auf den Weg, marschierten durch die stockdunklen Strassen, machten sämtliche Hunde rasend, waren frustriert, da nichts in Sicht. Endlich kam uns ein Jeepney entgegen. Das war die falsche Richtung, doch er hielt an. Er fuhr auch nach Tagaytay, und wir stiegen ein. Dann wendete er – war wahrscheinlich er der Mann, der uns hätte abholen sollen. Während dem Hinauffahren auf der schlechten Strasse, ging die Sonne auf. Die Sicht auf den See hinunter war überwältigend. Nur als wir endlich direkt vor der Taal-Visitor-Lodge ausgeladen wurden, befanden wir uns im Nebel. Es war inzwischen 07.15 Uhr. Wir tranken Kaffee und assen Käsesandwiches in einer einfachen Beiz gegenüber der supermodernen Taal-Vista-Lodge. Als wir dort später Tee tranken, lichtete sich der Nebel, doch wegen des Dunstes war die Sicht nicht ungetrübt. Um 10.30 Uhr fuhren wir wieder zu Tale auf der Landstrasse, so dass wir unter der Staubschicht kaum wiederzuerkennen waren!
Fahrt mit Bus und Jeepney, nochmals Jeepney nach Talisay. Nach Tagaytay fährt erst morgen Vormittag wieder ein Jeepney, und hier gibt’s ausser dem Beach Resort keine Unterkunft. Immerhin bekamen wir den Single-Bungalow für 100 statt 150 P. Allerdings scheinen auch hier, wie mancherorts in Thailand, die guten Zeiten vorbei zu sein. Ausser uns keine Gäste in Sicht. Restaurant in Renovation, zum Trinken gibt’s nur Pepsi. Aber schön ist’s schon hier, direkt am See zwischen Palmen. Es gibt Bänke, leeren Swimming-Pool, gute Aussicht auf den Vulkan – nur kostet ein Ausflug dorthin mit Führer und Motorboot 350 P!!
Wir machten einen Rundgang durchs Dorf, tranken Kaffee, dann klopften wir die Läden ab, von denen es bestimmt an die zwanzig gibt in diesem Kaff. In jedem werden etwa dreissig Artikel angeboten. Eben haben wir die Beute verschlungen: Brot, Käse und Zwiebeln. Zum Dessert gibt’s später noch Dosen-Ananas. Frisches Obst gibt es ausserhalb der Städte kaum zu kaufen. Aber das Essen schmeckte wunderbar, draussen bei Sonnenuntergang.
Es ist ein herrlicher Platz hier, wäre er nur nicht so verwahrlost. Es hat hier mehrere Tische mit Stühlen, zum Teil unter Strohdächern, und erst noch mit elektrischem Licht, das auch noch funktioniert! So kann ich heute vielleicht doch noch meine Korrespondenz erledigen. Morgen fährt ein Jeepney um 05.00 Uhr zum Aussichtspunkt hoch – den wollen wir erwischen. Mal sehen, ob wir ausnahmsweise geweckt werden?
Auf der Fahrt im Jeepney, als ich gerade versuchte einzuschlafen, fängt der Motor unseres Busses an zu stinken und rauchen, dann war er blockiert! Freitag, der 13te! Schon der Jeepney von Talisay nach Calambra hatte einen platten Reifen und musste unterwegs gewechselt werden. Wir stiegen um in den Bus nach Legazpi. Der Busterminal befand sich direkt an der Autobahn-Zahlstelle.
Busse kamen zwar viele, aber nach Legazpi der erste nach ca. einer halben Stunde, und dieser hatte erst noch keinen Sitz frei. Wir liessen uns von einem Businspektor beraten, der uns mit einem Bus nach Lucena schickte, wo wir umsteigen konnten in einen Bus, der zwar nicht airconditionned war, aber Polstersessel hatte, viel Beinfreiheit und erst noch Liegesitze.
14. Legazpi, Xandra
Heute sind wir faul. Den Mayon-Vulkan haben wir erst von hier aus bestaunt. Der ist schon beeindruckend!
Im Restaurant de Xandra spielt ein Mann Orgel, ein anderer singt. Am Spätnachmittag fuhren wir zu den Cagsana-Ruinen. Eigentlich blieb nur der Kirchturm, der Rest wurde beim Vulkanausbruch im Jahre 1814 zugedeckt. Hinter dem Kirchturm Reisfelder, Palmen, Bambushütten, Kühe, Eingeborene – wunderschöne Kulisse mit dem Vulkan im Hintergrund – hat sich schon gelohnt.
15.
Wir nahmen den Bus nach Tabaco. Wir sahen schon von weitem weisse Dampfsäulen, deren Ursprung sich aber später als Kamine entpuppten. Es gibt hier mehrere Kraftwerke, welche mit dem Thermalwasser arbeiten. Wir konnten zwei offenen Quellen entdecken, aus denen das Wasser sprudelte und dampfte.
Auf der Rückfahrt hielten wir an einem Hotel am Meer. Um auf dessen Grundstück gehen zu können, mussten wir je 5 P Eintritt bezahlen. Bombenhotel, im Bungalow-Stil und einigen Cottages. Der Strand ist schön, aber rabenschwarz vom Vulkan, was ich zum ersten Mal sah.
Abends waren wir im Kino, wo wir einen amerikanischen Film anschauten: Ein Mädchen kommt unschuldig in den Knast wegen Kokain-Schmuggel. Was dort alles läuft – bis zum mehrfachen Mord. Da die Story der Wirklichkeit entsprechen soll, ist der Film ein erschütterndes Dokument.
Im Kino gibt’s drei Preisklassen: Balkon (Loge), unten und dort zuhinterst Stehplätze für 1P. Kommentar überflüssig.
16.
Eigentlich wollten wir heute weiterreisen, aber verschliefen. Wir vergassen, dass unser Zimmer fensterlos ist. Als es uns in der Dunkelheit um 10 Uhr endlich in den Sinn kam, auf die Uhr zu schauen, wars zu spät!
So fuhren wir am Nachmittag zum Museum in der Kirche Camalt (?). Ein Mann begleitete uns ins obere Stockwerk, wo er einen jüngeren Mann weckte, welcher uns erklärte, keinen Schlüssel zum Museum zu besitzen. Der Pfarrer schlafe noch, wir sollen um 15 Uhr wiederkommen. War schwierig in dem Kaff die Zeit totzuschlagen. So wie uns die Leute anstarrten, verirren sich kaum Touristen in dieses Gebiet. Später begaben wir uns wieder in den ersten Stock der Kirche, wo uns jemand erklärte, das Museum sei seit zwei Jahren geschlossen.
17.
Mit dem Bus in zwei Stunden nach Sorsogon. Da kein Hotel in Sicht, weiter nach Gubat und per Tricycle zum «schönen» Rizal-Beach. Das dortige Hotel ist primitiv, Bambusliegen ohne Matratzen. Wir entschlossen uns zur Weiterreise.
Seit Legazpi praktisch keine Weissen mehr in Sicht. Ob sie alle in Kalibo beim Festival sind? An den neugierigen Blicken der hiesigen Bewohner zu beurteilen, sind Weisse wohl recht selten.
Wären gerne einige Tage hiergeblieben, doch leider ist das Wetter schlecht: windig, kühl und regnerisch.
Um die Zeit bis zur Abfahrt des Busses um 1 Uhr rumzukriegen, besuchten wir das Kino, wo ein philippinischer Film gezeigt wurde. Wir staunten über die relativ vielen Besucher. Das Kino war alt, der Balkon aus Holz, so dass bei jedem Schritt alles vibrierte und knarrte. Auch die Bestuhlung war aus hartem Holz. Der Film selbst war doof, brutal, man sah allerdings keine Gräuelbilder, bisschen Love, alles in philippinisch gesprochen. Danach kam ein Sexfilm (ah, daher die vielen Leute!) aus Amerika. Die Szenen waren zwar etwas durcheinander, die heissen herausgeschnitten. Wahrscheinlich hatten sie so viele kritische Szenen herausgeschnitten, dass sie das ganze nicht mehr richtig zusammenkriegten! Jedenfalls haben wir jetzt gesehen, wie einheimischer Schund erfolgreich verkauft wird!
18. Tagloba / Leyte
Um 1 Uhr kam zwar der Bus, aber er war voll. Fünf Minuten später kam aber bereits einer, der zur Fähre fuhr. Während der Wartezeit lernten wir im Restaurant Alex kennen, einen 19jährigen Kondukteur der Busgesellschaft. Von ihm erhielten wir gute Informationen. Er meinte zwar mehrmals, wir sollten hier in Tagloban keinem trauen. Es habe viele schlechte Leute, welche Touristen ausrauben und sogar töten.
In eineinhalb Stunden fuhren wir zur Fähre. Der Kondukteur riet uns im Bus zu bleiben, da dieser nicht weiterfährt, bis derjenige kommt, welcher auf die Fähre fährt. Da nur wenige Leute im Bus waren, konnte ich mich auf einer Dreierbank hinlegen und eine gute Stunde lang schlafen. Um 04.30 hätte der Bus kommen sollen, doch keine Spur davon. Also entschlossen wir uns auf eigene Faust hinzukommen. Eine Kaffeeverkäuferin sagte uns, es sei nicht weit und schickte einen Jungen mit uns. Nach fünf Minuten waren wir bereits am Pier, die Fähre war da, aber nicht angelegt. Dies gelang ihr wegen Wind und Sturm erst um 7.30 Uhr. Endlich konnten wir an Bord der Fähre, die sich in bedenklichem Zustand befand. (Anmerkung: Zu jener Zeit ging immer mal wieder eine Fähre unter. Bemerkt wurde das oft erst, als Leichen angeschwemmt wurden. So mussten wir uns manchmal vor der Reise in einem Buch registrieren.)
Nach mehr als zwei Stunden kamen wir in Allen an. Bezüglich eines Anschlussbusses waren sich die Befragten uneinig. Jemand meinte, wir sollten per Tricycle zum Busterminal. Dort befanden sich zwar viele Jeepneys, doch ein Bus kam erst nach zwei Stunden in Sicht. Endlich!!!
Wir suchten uns anhand unseres Führers eine Pension aus. Auf der Suche nach dieser boten sich zwei Frauen und ein Mann an mitzukommen. Das Hotel war eine arge Enttäuschung und erst noch ausserhalb gelegen. Per Tricycle fuhren wir ins Zentrum. Unser Fahrer bot sofort an, bei ihm zu übernachten, er sei ein good Boy. Das gesuchte Hotel fand er zwar nicht, doch liessen wir uns bald vor einer Pension abladen um ihn loszuwerden. Zurück auf der Hauptstrasse, standen wir dann auch schon vor der gesuchten Traveller Lodge. Begeistert waren wir nicht, denn das «Bad» war nur über eine offene Veranda zu erreichen, die Duschtüre konnte nicht abgeschlossen werden. Wir dachten an Alex’ Warnung. Doch nach einer Dusche und Haarewaschen fühlten wir uns wie neu geboren. Wir sahen beinahe schon aus wie Neger. Wir fühlten uns todmüde. Endlich mal wieder ein Bett!
Ja, das dachten wir! Aber es kam anders. Joschi weckte mich, denn er sah eine riesige Ratte unter dem Tisch. Ich sah sie gerade noch unter mein Bett springen. Weg. Also schliefen wir, denn wir waren so müde. Nicht lange, da weckte uns ein Geräusch auf. Drei Ratten auf dem Tisch im Kampf um unseren Käse. Durch unser Geräusch verschwanden sie. Auch eine Maus war mit von der Partie. Am liebsten hätten wir das Hotel gewechselt. Aber um Mitternacht? Und was mit der eingeweichten Wäsche?
19.
Schliesslich schliefen wir durch bis 9 Uhr. Dann folgte Inventar: Zigaretten und Streichhölzer angeknabbert, meine Tasche resp. Aussentasche aufgebissen und Kaugummis weg, Inhalt des Mistkübels überall verstreut. Also beschlossen wir zu frühstücken, Waschpulver aufzutreiben und nach der Wäsche ein anderes Hotel zu suchen. Beim Essen berieten wir nochmals die Lage. Wer weiss, ob andere Hotels rattenfrei sind? Zudem ist unser Zimmer wirklich gemütlich, und so saubere Dusche/WC hatten wir praktisch noch nirgends. Also blieben wir, aber ohne Futteralien und verseuchten mit unserem Tränengas die Rattengänge. Mal sehen, ob’s was nützt.
An der Rezeption meldete ich die Vorfälle der vergangenen Nacht. Die Besitzerin entschuldigte sich mehrmals und bot uns ein anderes Zimmer an. Dieses ist auch wirklich besser, mit Mauern, grösser und schöner, Riesenspiegel, Polsterstühle, hell, WC/Dusche gleich angebaut und auch sehr sauber.
Ich war anfangs sehr faul und las statt zu waschen. Schliesslich erledigte ich die Arbeit, dann gingen wir ins (ziemliche uninteressante) Museum innerhalb der Uni. Wieder draussen, regnete es. Wir gingen Kaffee trinken und Kuchen essen, dann zum Harbour. Bezüglich unserer bevorstehenden Schiffsreisen nicht so ermunternd.
Wir gingen ins Kino, sahen noch das Ende von The Concrete Jungle und danach Blue Lagoon. Zwar ohne inhaltlichen Wert, aber Filme irgendwelcher Brutalität – und andere gibt’s kaum – kann ich einfach nicht sehen. Im Kino stank es schrecklich, jemand muss zu faul gewesen sein, draussen das Klo aufzusuchen. Wir wechselten den Platz. Da läuft Joschi eine Maus über den Fuss, später tritt ihm ein Besucher voll drauf. Nach Blue Lagoon blieben wir, wie die meisten anderen, sitzen. Nach mehreren Vorfilmen und Reklame begann wieder The Concrete Jungle. Schade, haben wir diesen Film schon in Legazpi gesehen. Jedenfalls wissen wir jetzt, dass man im Kino beliebig lange sitzen bleiben kann.
Später besuchten wir ein american style Restaurant, assen Pizza und genossen den besten Kaffee der Philippinen – Filterkaffee!!!
Zu 99% gibt’s auf den Philippinen Nescafé-Pulver. Man kriegt also heisses Wasser und eine Büchse mit halb Kondensmilch, halb Milch. Konfitüre gibt’s hier nicht, nur in Sagada/Banaue bekamen wir selbstgemachten, sehr klebrigen, und Honig (es gibt keine Kühlschränke!). Das Essen ist sowieso ein Problem, denn fleischlose Gerichte werden nicht angeboten. Selbst in der Eiersuppe und im Fried Rice hats irgendwelche Abfälle. Darum essen wir täglich Kuchen, am liebsten Schokoladekuchen mit Glasur.
Motorräder und Personenwagen in unserem Sinn fehlen fast ganz im Strassenbild. Dieses wird meist dominiert von den Trycicles, also überdachtes Motorrad mit Seitenwagen als Taxi. Auf dem Lande sieht man häufig anstelle des Motorrades ein Velo. Die Fahrer sind oft Kinder, welche kaum sitzend treten können. Nebst diesen Dreirädern hats natürlich Jeepneys und auch Busse, wenige Lastwagen. Privatwagen sind meist Land Rover oder Jeepneys.
Fotos
Eine Spezialität hier ist, wie auch in Thailand, das mit Fleisch und Gemüse gefüllte Teigbrötchen, nur im Dampf gegart.
Auf dem Trottoir findet man alle paar Meter einen Verkaufsstand, hauptsächlich Zigaretten, welche meist einzeln gekauft werden, in Verbindung mit einzelnen Bonbons und Kaugummis, welche auch als Change (Rückgeld) gebraucht werden können. Besonders in Manila werden Zigaretten auch mitten auf der Strasse verkauft, dort, wo der Verkehr oft stillsteht. In einem Kästli, einem Setzkasten ähnlichen Gebilde, befindet sich ein sich hin und her schiebbares Holzstück, mit welchem bei Betätigung ein Klopfen entsteht, durch welches der Verkäufer aufmerksam gemacht wird (geweckt wird).
Nebst diesen Verkaufsständen gibt’s auch jene mit Comic-Heftlis und Ähnlichem zum Ausleihen. Davor stehen Bänke. Diese Hefte sind, wie in Europa, sehr beliebt, und so sieht man oft etwa ein Dutzend Jungs, meist jüngeren Jahrgangs, ganz vertieft die Lektüre verschlingen.
Wie in allen asiatischen Ländern, welche wir bisher besuchten, tragen alle Schüler und Studenten Uniformen mit Namensschild und Foto. Die Kleidung ist aber verschieden, wahrscheinlich nach Schule oder sogar nach Klasse. Jedenfalls sehen die Mädchen immer sehr chic aus. Sie wissen sich auch sehr gut anzuziehen, immer sauber, und die Blusen strahlend weiss und gebügelt. Ausser in den Zentren der Städte gibt’s ja ausschliesslich Bambushütten. Ich kann mir kaum vorstellen, wie deren Bewohner immer so chic und sauber erscheinen können. Höchst selten ist jemand in schmutzigen oder zerrissenen Kleidern zu sehen.
Die Menschen scheinen sehr religiös zu sein, in jedem Haus, Jeepney, usw. sieht man Jesusbilder und Spruchbänder. Wenn in den Kirchen die Messe stattfindet, sind die Seitentüren offen, und die Gläubigen stehen auch draussen, wenn drinnen schon voll ist, um der Messe beizuwohnen.
Männer sind stolz auf ihre Hähne und unterhalten sich bei Hähnenkämpfen in Cock-Pits.
Überall ertönt Pop/Rock-Musik, auch in manchem Jeepneys, oft ganz moderne, häufig werden Deep Purple gespielt.
Im hintersten Kaff Asiens hängen Bilder aus der Schweiz, auch gerade hier in Maasy, Lad-Leyte.
20.
Endlich mal eine ruhige Nacht. D.h. bis etwa 1 Uhr laute Musik aus dem benachbarten Nightclub. Zwar wäre die Musik spitze gewesen, aber die Anlage …. Dazu wars so heiss im Zimmer, der Fan funktionierte nur auf der höchsten Stufe, aber so laut. Schliesslich schliefen wir doch noch und dazu so lange, dass wir den Nationalpark heute vergessen können.
So nahmen wir einen Jeepney bis ans Ende der Marcos Brücke. Die Brücke hat eine Länge von 2’162 m. (Nach Marcos Sturz wurde sie umbenannt in San-Juanico-Brücke).
Zu Fuss gingen wir über die Brücke zurück. Ein imposantes Bauwerk für asiatische Verhältnisse. Schöne Gegend und Aussicht. Fast auf dem höchsten Punkt angelangt, kamen uns ein Lastwagen und Bus entgegen. Dadurch kam die Brücke dermassen ins Schwanken, dass Joschi anfing zu schreien. Erst dann bemerkte ich’s auch und bekam Angst. Es dauerte eine Weile, bis wir uns vom Schrecken erholt hatten. Der Weiterweg machte uns nicht mehr so viel Spass.
Wieder am Festland fing’s an stark zu regnen, fast wie Monsunregen. Da kamen auch noch einige Jungs «give me money». Zum Glück kam bald ein Jeepney, der uns zurück in die Stadt brachte, wo wir noch etwas bummelten, uns danach im Hotel hinlegten und lasen. Nach einem Beizenbummel jassten wir noch, bis wir fast im Sitzen einschliefen, danach wars eine recht ruhelose Nacht, mit Musik bis 3 Uhr und nimmersatten Moskitos.
21. Maasy (Maasin)? Eureka-Hotel
Wir standen um 10 Uhr beim Busterminal und erhielten die Information, dass wir erst um ca. 15 Uhr hier einen Bus haben werden. Wir setzten uns ins nächste Restaurant, einer Bäckerei mit Coffee-Shop, ohne warmes Essen, bloss Süssigkeiten. Darin bestand dann eben unsere Verpflegung für diesen Tag. Wir jassten mehrmals, fühlten uns nicht wohl, es war heiss und feucht. Schliesslich gingen wir zurück zum Terminal. Die Warterei war quälend. Schliesslich fuhren wir, nachdem wir noch eine halbe Stunde im Bus warteten, um 17 Uhr doch noch los. Um 22.15 Uhr kamen wir erst hier an, denn die zweite Hälfte der Strecke war Naturstrasse.
Sightseeing gibt’s hier ja kaum, doch wichtiger wäre ja, wir könnten uns hier in einer schönen Umgebung wohlfühlen. Mal sehen!
22.
Ich glaube, wir haben auf der ganzen Reise noch nie so geschwitzt wie heute. Ich hatte das Gefühl, meine Kopfhaut ziehe sich zusammen, also kaufte ich mir einen Jeans-«Tschäpper».
Wir haben viel unternommen, kennen die meisten Beizen des Ortes. Der überall herumstehende Frass entlockt uns keine Begeisterung, also griffen wir zur Selbsthilfe und kauften im hiesigen Supermarkt ein. Zum Dinner gabs also Sandwiches bestehend aus Büchsen-Wienerlis (pfui Teufel!), Thon-Mayonnaise-Brotaufstrich, Zwiebeln und Knoblauch. Zum Dessert süsse Weggen. Den Apéro habe ich vergessen, das Beste! Orangen-Schokolade und -Waffeln.
Wie schon einen Teil des Nachmittages, verbrachten wir auch den Abend mit Jassen. Zudem war Stromausfall bis am nächsten Morgen um 9 Uhr.
23.
Ein kurzer Blick auf den Gemüse-, Fleisch- und Fischstand hat uns gereicht! Der Hafen ist auch ziemlich verschmutzt – also viel gibt’s hier nicht zu sehen. Die Hitze macht uns auch echt zu schaffen. So haben wir uns in die Badehosen gestürzt und fuhren nach Padre Burgos. Die Fahrt dorthin war trotz zeitweiligem Regen sehr schön, wir konnten im Jeepney vorne sitzen. Burgos selbst war enttäuschend, es gab wirklich gar nichts Interessantes. Mit Mühe fanden wir ein Restaurant. Joschi bestellte Reis mit Geschnetzeltem, liess fast alles stehen. Ich hatte auf der Rückfahrt während etwa zehn Minuten starke Bauch- und Magenkrämpfe. Wir stiegen dann direkt vor dem Haus aus mit der Anschrift «Books for sale». Eigentlich war’s irgendein Büro, an der Wand stand ein etwa eins fünfzig auf zwei Meter grosses Bücherregal, alles Secondhand-Bücher, gut die Hälfte wissenschaftliche. Der Rest war ausgesprochen gute Literatur, so dass ich gleich vier Bücher kaufte. Zwei von Camus, je eines von Kafka und einer Französin. Jetzt bin ich wieder zufrieden, habe auch schon einen Teil von «The Plague» gelesen.
17.30 Uhr, wir sitzen in unserer Stammbeiz, da wir noch immer von der Notstromgruppe abhängig sind.
24.
Mit dem Frühstück klappte es nicht. Wir bestellten zweimal, doch keine Spur von Fried Eggs und buttered Toasts. Von der Bäckerei kam Joschi mit leeren Händen zurück – alle Regale leer.
So gingen wir mit leerem Magen zum Bus-Stop, um nach Baybay zu gelangen. Dies eigentlich nur wegen des Schiffes nach Bohol. Wir waren noch nicht beim Bus, als uns ein Pumpboat-Besitzer die Überfahrt anbot. Wir begutachteten das Schiff, welches relativ gross war und in gutem Zustand schien. 27P Fare fanden wir auch ok. Also gingen wir an Bord. Es wurde gewartet in der Hoffnung, mehr Passagiere zu bekommen.
Der Himmel wurde immer dunkler. Es begann in Strömen zu regnen. Nach etwa zweieinhalb Stunden liefen wir endlich aus. Neun Personen, inklusive Besatzung. Das Wasser war relativ ruhig, doch wegen des Regens wurde nichts mit Sonnendach. Wieder faszinierend das erst tiefblaue, später dunkelgrüne Wasser. Während kurzer Zeit kamen wir in hohe Wellen, so dass der Motor einige Male auszusetzen drohte. Doch nach drei Stunden konnten wir heil Bohol betreten. Ubay ist nur ein Kaff, schmutzig, besonders wegen des Regens. Gemäss unserem Führer gibt’s in Carmen ein Hotel. Wir fragten nach einem Bus. Auf dem Dorfplatz angelangt, kam gleich einer, fuhr allerdings nicht nach Carmen. Zwei junge Touristen aus Cebu erklärten uns, dass dies der letzte Bus sei, und dass dieser ohnehin in unsere gesuchte Richtung fuhr. Also stiegen wir ein und fuhren bis Alicia. Dieses Dorf schien noch kleiner zu sein. Wir gingen in einen Laden, in welchem zwei Tische standen, und tranken ein 7-up. Dabei erfuhren wir von einem alten Mann, dass es erst morgen früh wieder einen Bus gibt nach Carmen, auch dass es weder in Alicia noch in Ubay ein Hotel gibt. Da gab’s nicht viel zu beraten, stumm tranken wir aus. Da kam eine feine Dame mittleren Alters und lud uns ein, bei ihr zu schlafen. Sie war die Tochter des Alten, der nun schon die ganze geografische Lage der Philippinen erklärte und vieles mehr. Er schien einfach das Bedürfnis zu haben, zu reden. Er stellte keine Fragen, unterstrich aber seine Reden mit schauspielerischem Talent. Später im Haus erzählte er uns viel von Amerika, wo er zwar nie war. Und dann noch die Geschichte von Wilhelm Tell. Er ist 78 und scheint viel gelesen zu haben. Seine Tochter war Lehrerin hier im Dorf, sie wohnte mit ihrem Vater und ihrer Schwester zusammen in einem Haus, das in dieser Umgebung als Villa bezeichnet werden kann. Es gab einen riesigen Wohnraum mit einem sehr langen Tisch, dazu passend etwa ein dutzend Stühle, sehr massive Holzstühle, eine Polstergruppe mit Polsterbank, mehrere Holzstühle standen entlang der Wand, Tonbandgerät, Fernseher, Fan. Für uns beide wurde dann gekocht: Reis, Spiegelei, drei Plätzli. Nach dem feinen Essen stellte unsere Gastgeberin zwei flache Liegestühle in den Raum, Bastdecken drauf, Kissen, Decken, und alles wurde mit zwei Moskitonetzen überspannt. Dies war auch nötig, denn noch nirgends haben wir so viele Moskitos gesehen. Vorher wurde eine Spirale angezündet sowie Kokosnussschale. Aber noch immer wurden wir gestochen. Es gab auch viele, ganz helle Geckos, dazu sahen wir auch erstmals einen Riesengecko. Der war wohl etwa 25 cm lang, dunkel gestreift – mir graute. Zum Glück hatten wir Moskitonetze.
(Geschrieben habe ich dazu nichts, doch erinnere ich mich, dass die Steine der Hausmauer versetzt angeordnet waren, sie dadurch viele offene Zwischenräume hatte. Kaum waren wir da, kamen die Kinder des Dorfes reinschauen, um uns Exoten zu begutachten. Das Haus hatte keine Kanalisation, aber einen Waschraum mit fliessendem Wasser und dadurch einen Abfluss im Boden. Als Gäste durften wir dieses als WC fürs kleine Geschäft nutzen, fürs grosse mussten wir wie alle Dorfbewohner zur «Zentral-Toilette». Das war irgendwo im Dorf eine ausgehobene Grube, umgeben von Holzpfählen, um etwas Sichtschutz zu schaffen.)
25.
Zum Frühstück gab’s Kaffee, frische, noch ganz heisse Brötchen und Reispappe mit Zucker, zum Nachtisch frisch gepflückte Bananen. Wir konnten allerdings nicht fertig essen, der Bus wartete schon. Die Frau gab uns die Brötchen und Bananen mit. Ich gab ihr 50P, was sie erstaunlicherweise ohne Zögern annahm. Hinterher dachte ich, ob es nicht ein Fehler war, so «viel» zu geben, denn nun wird sie das von jedem Touristen erwarten.
Schliesslich sassen wir im Bus, welcher auf einer Seite offen war, aber durchgehende Sitze hatte.
Die Fahrt war echt mühsam, denn die Bänke waren schmal und tief, die Strasse sehr schlecht. Zudem wurde mehrmals angehalten um bei Getreidemühlen viele Reissäcke ein- resp. auszuladen. In der Hauptstadt Tagbilaran angekommen, gingen wir erst ins Hotel um zu duschen und die Haare zu waschen. Dann quälte uns der Hunger. Wir suchten lange nach einem gemütlichen Restaurant, konnten aber nichts Derartiges finden. Schliesslich assen wir eine Miniportion Reis-Fleisch, dann draussen ein süsses Weggli, ein einem Café herrlichen Schokoladenkuchen, nur Kaffee gab’s keinen, das Teewasser war lauwarm.
26.
Heute sassen wir schon um etwa 8.30 Uhr in einem Bus, welcher die Westküste entlang nach Carmen fuhr. An der Abzweigung mussten wir umsteigen in einen völlig überladenen Minibus. Wir konnten auch wieder vorne sitzen. Die Umgebung war stets interessant, doch die Strecke zwang zu durchschnittlichem Schritttempo. Eine längere Strecke lang war’s sumpfig. Erst etwa um 13 Uhr erreichten wir mit schmerzenden Hintern und Beinen Carmen. Nach einem Kaffee nahmen wir den Bus bis zur Abzweigung zum Hotel. Bis dahin waren wir echt enttäuscht von den Chocolate Hills. Zwar haben wir einzelne und auch wenige Gruppen à etwa drei bis vier Hügel gesehen, diese entsprachen aber längst nicht unseren Vorstellungen. So war ich ziemlich entmutigt. Als wir im bequemen Bus mit Supersound sassen, wäre ich am liebsten nach Tagbilaran zurückgefahren. Aber Joschi gab nicht auf – zum Glück, denn von der Spitze dieses Berges hatten wir einen fantastischen Rundblick auf die doch zahlreichen Chocolate Hills. Das Hotel war auch nicht schlecht, die Preise des Restaurants günstig, ein Double bei Cottages hätte bloss 60 P gekostet. Dabei war ein schöner, recht grosser Swimming-Pool. Da bereute ich wirklich, gestern nicht gleich dort geblieben zu sein. Wir hätten uns ein gutes Stück strapaziöse Fahrt ersparen können. Und dann eben nochmals die holprige Strasse zurück in die Stadt, wo wir beim Eindunkeln erst ankamen, müde und staubig.
Mehr als 7’000 Inseln
zusammen eine Einheit,
viele sind dennoch einsam.
Die Philippinen sind gespalten
Die Bewohner verehren Jesus, Amerika und Hitler.
Im Norden werden die Reisgötter vor die Hütten gestellt,
noch heute wird aus Rache getötet.
27.
Heute beabsichtigen wir nach dem Besorgen der Schiffstickets, auf die Bohol vorgelagerte Insel zu fahren. Als wir im Hotel die Schifffahrtspläne angesehen hatten, entschieden wir uns, gleich nach Cebu zu fahren, denn ab Tubicon gibt’s täglich vier Schiffe. Nur mussten wir halt eben nochmals die gleiche, mühsame Busfahrt wie gestern in Kauf nehmen. Um 13.30 Uhr fuhr das Schiff aus. Wir lösten 1. Klasse, um auf dem oberen, offenen Deck sein zu können. Ansonsten war kein Unterschied zur 2. Klasse festzustellen, ausser dem noch nicht eingeschalteten Fernseher. Die 3. Klasse war unten, mit Holzbänken ausgestattet.
Das Schiff selbst war das langsamste, das wir je hatten, zudem total verrostet. Andererseits wars auch die ruhigste Fahrt. Wir kamen an einigen kleinen Inseln vorbei. Eine war traumhaft schön: weiter, weisser Strand. Darauf gab’s ein scheinbar modernes Hotel.
28. Cebu City
Eigentlich wollten wir heute auf eine kleine Insel, um endlich Ferien zu machen. Doch als wir erwachten, regnete es in Strömen. Also gingen wir in die Stadt, kauften Ansichtskarten, schrieben diese bei Kaffee und Kuchen, marschierten zur Basilika. Das berühmte Jesuskind konnten wir nicht sehen, die Kirche war geschlossen. Aber nicht weit von dieser entfernt liegt das Fort, sehr klein und uninteressant. Gingen gleich gegenüber zum Post Office, entledigten uns der Karten. Von der Post aus fuhren wir mit einem Taxi auf die Beverly Hills, zum sehr eindrücklichen Chinesentempel. Von da geniesst man eine fantastische Aussicht auf die umliegenden Villen, die Stadt und das Meer. Zu Fuss gingen wir zur Hauptstrasse zurück, wo wir einen Jeepney erwischten.
Was wir heute noch kauften: 2 Flugtickets von Roxas (Panay) nach Manila für den 14.2.84. Kostetet nach Abzug von je 50%, je 177.15, also etwa sFr. 26.-.
29.
Den letzten Abend in Cebu City verbrachten wir mit Shopping. Nach dem Inspizieren sämtlicher Warenhäuser der Stadt, kaufte ich mir einen Jupe und eine Bluse. Unwahrscheinlich, das Chaos in der Stadt nachts bis nach 2 Uhr, wo mittags kaum Menschen und Autos zu sehen waren. Nach dem Shopping kamen wir an einem chinesischen Aufbahrungsort vorbei. Sah aus wie eine Villa, mit Säulen, zweistöckig. Zuerst getrauten wir uns nicht so recht hineinzugehen. Doch anhand der ein- und ausgehenden Menschen wagten wir es doch, denn es gab viele schlecht angezogene und Verkäufer. Gemäss einem angeschlagenen Plan gab’s verschiedene Kapellen. Wie wir dann sahen, waren dies Räume, mit etlichen Bänken ausgestattet, vom Mittelgang bloss mit einer Scheibe abgetrennt. Wir sahen in einen Raum, in welchem ein am Kopfende geöffneter Sarg stand. Etwa fünfzehn Angehörige sassen dort, schwatzend, lachend und Comic-Heftlis lesend.
Da es bewölkt war, entschlossen wir uns zur Weiterreise. Nach zwei, wegen des Gepäcks und der Hitze mühsamen Jeepney-Fahrten, kamen wir beim Bus-Stop an. Wir konnten gleich einsteigen, mussten uns auf den schmalen, vorderen Sitz setzen, vor unseren Füssen noch den einen Rucksack. Der zweite wurde in den Gang gelegt, wo mehrmals Leute drauftraten. Nach etwa eineinhalb Stunden Fahrt kamen wir zur Fähre, welche bis rüber nach Negros eineinhalb Stunden benötigte. Per Velo-Tricycle fuhren wir zum Busterminal, von da direkt in vierstündiger Fahrt nach Bacolod. Wir trafen zwei Franzosen, welche die gleiche Route reisten, und suchten mit ihnen zusammen ein Hotel. Der eine reist seit zwölf Jahren herum! Wir gingen noch gemeinsam essen. Die beiden nahmen heute Morgen früh die Fähre, um möglichst rasch nach Boracay zu gelangen. Vielleicht treffen wir sie noch.
Die Inselwelt der Philippinen bietet schon nicht viele Sehenswürdigkeiten, alle Inseln sehen gleich aus. Zwar wunderschön die Bambushütten, Palmen, Bananenbäume und Strände, doch sieht es überall gleich aus. Auf unserer Reise hatten wir allerdings auch Pech mit dem Wetter, denn immer, wenn wir uns an Ausgangspunkten zu Trecks oder Stränden befanden, regnete es. Wir wären besser länger im Norden geblieben. Trotzdem bereue ich nicht, den ganzen Inseltrip gemacht zu haben. Langweilig wurde es nie, die Zeit war zu kurz. Wir haben jetzt nur noch zwei Wochen, welche wir grösstenteils am Strand von Boracay verbringen wollen. (1991 bereiste ich dennoch die Philippinen wieder, während zwei Monaten!)
30. Iloilo
Um 15 Uhr läuft die Fähre aus nach Iloilo. Ein wunderschönes, dreistöckiges Schiff, das recht schnell vorankam. Bei der Billett-Kontrolle tauchten etwa fünf strahlendweiss angezogene Matrosen gleichzeitig auf. Man fühlte sich also wirklich wie auf einem Schiff, nicht wie sonst, wo man sich eher auf einem Schrottplatz glaubte. Nach zwei Stunden Fahrt kamen wir in Iloilo an. Wir nahmen ein Tricycle, da sich die Hotels gemäss Reiseführer recht weit von den Anlagen entfernt befinden. Mit uns auf dem Tricycle fuhren nebst dem Fahrer noch eine Frau mit und deren zwei Kinder sowie ein junger Mann.
Wir fanden zwar ein günstiges Hotel, doch die Zimmer sind sehr hoch, oben mit Holzstäbchen, wie im Gefängnis. Die Duschen und Toiletten sind sehr schmutzig, letztere haben keine Spülung, Wasser muss draussen geholt werden. Heute Morgen waren sie alle, inklusive Lavabos verstopft. Wirklich schrecklich.
31. Bacolod (Negros) – Kalibo
Die Fahrt nach Kalibo war mühsam, staubig und dauerte etwa sieben Stunden. Dafür sind wir jetzt im schönsten Zimmer, das wir je hatten, zwar auch eines der teuersten. Viel zu sehen gibt’s hier nicht, die Restaurants sind amerikanisch, teuer, und das Essen ziemlich schlecht. Morgen geht’s dann nach Boracay!
1.12. Boracay, damals ohne Strom, fliessendem Wasser und Fahrzeuge
Der Weg von Kalibo hierher war wiederum staubig und dauerte mit dem Jeepney, Radwechsel inbegriffen, ca. zweieinhalb Stunden. Dann umsteigen auf ein Pumpboat. Die anderen wartenden Passagiere, Deutsche, liessen bereits erahnen, was auf Boracay zu erwarten war – sie waren recht gut gekleidet, getrauten sich kaum aufs Boot und waren mit Koffern bewaffnet. Unsere Vorstellung wurde bestätigt, der Strand ist von Bungalows gesäumt, die Touristen sehr zahlreich, der Strand übersät von Pump-, Segelbooten und Surfbrettern. All dies erklärt auch die relativ hohen Preise. Andererseits ist der Strand wirklich aus sehr feinem, schneeweissem Sand, das Wasser ganz sauber, wirklich schön mit den vielen Palmen. Die Besitzer unseres Bungalows haben auch einen Nähstand, bei welchem wir uns Mass nehmen liessen für Shorts. Unsere Wertsachen konnten wir abgeben, die Kleider haben wir auch gewaschen.
Bis zu uns tönt das Gitarrenspiel und der Gesang der beiden besoffenen Schweizern mit ihren einheimischen «Mietfrauen» im Restaurant vorne, wo wir vor kurzem zu Nacht assen. Immerhin gibt’s vegetable fried rice und -curry, sowie Salate, auch Fruchtsalat.
Vor wenigen Jahren muss es hier wie im Paradies gewesen sein – doch auch wir sind Traveller!
Abends sassen wir am Tisch auf der Veranda unseres Bungalows. Der Himmel ist rot, es ist schon recht dunkel. Eine Petrollampe spendet uns Licht. Den grossen Tisch haben wir mit einer Bettdecke wohnlich gemacht, dazu haben wir zwei Schemel, eine Holzbank und einen Bambusliegestuhl. Nebst der Lampe erhält man auch eine Thermosflasche mit heissem Wasser. Also haben wir uns Kaffee und Dosenmilch besorgt, Gläser und Löffel bekamen wir ja auch. Also recht gemütlich, wir fühlen uns wohl.
Der Bungalow ist praktisch neu, hat zwei französische Betten, wobei uns eines als Abstellfläche dient. Dazu hats auf der ganzen Länge ein Wandregal – also Platz genug.
2.
Wir sassen schon vor der Frühstückszeit draussen an unserem Tisch. Da kam eine Frau, welche uns Brot verkaufte. Das heisse Wasser traf ein. Die Eierfrau liess nicht mehr lange auf sich warten – wir kauften vier heisse Dreiminuteneier in einem Plastiksack verpackt mit einer Brise Salz. War das ein herrliches Frühstück draussen!
Ich bastelte mir einen Bikini: blaue Unterhose, in fast gleicher Farbe diente mir das Tuch, welches ich als Kopfbedeckung in Amritsar beim goldenen Tempel kaufte, als Oberteil. Gut eingecremt und betucht gings zur Begrüssung des Strandes. Wir spazierten bis zum Felsen, also etwa zwei Kilometer weit. Der Strand ist herrlich, das Meer ganz ruhig und sauber. Nur wird eben die ganze Strecke von Bungalows und Touristen gesäumt. Wieder zurück, machten wir’s uns auf der Veranda bequem, lasen und sonnten uns. Das alles habe ich ohne Sonnenbrand geschafft! Unser Lunch bestand aus Brot, Thon, frischen Zwiebeln, Schweppes und Bier. Den Nachmittag verbrachten wir mit Lesen, Bekanntmachung mit unserem deutschen Nachbarn Bernhard und Nichtstun. Bis zum Eindunkeln jassten wir, dann gingen wir ins Restaurant, wo wir uns das vegetable Curry und den Fruchtsalat schmecken liessen. Als mich das Krabbeln am Rücken doch nervte, griff ich mal nach hinten – ein junger Gecko flog auf den Tisch! Ich konnte nicht mehr dort sitzen bleiben. Wir gingen in ein anderes Restaurant, eine schöne, grosse Beiz. Die Gäste waren fast ausschliesslich Deutsche, viele Ältere, die jassten und Schach spielten. Wir diskutierten mit zwei an unserem Tisch sitzenden jungen Deutschen, der eine mit mehrjähriger Asienerfahrung. «Zu Hause» haben wir unseren Jass zu Ende gespielt.
3.
Heute Morgen marschierten wir dieselbe Strecke wie gestern, nur wissen wir unterdessen, dass dort das Dorf ist. Wir wollten einen Farb-Papierfilm kaufen, da ich gestern auf die Idee kam, Papierbilder nach Hause zu schicken um unserer Familie einen Einblick in unsere gegenwärtigen Tätigkeiten zu ermöglichen. Sie sollen sich auch von unseren guten «Zustand» überzeugen können. Der Film war teuer, 50P. Ich brachte noch den Brief für Edi und Madelaine zur Post, welcher ich ja schon vor etwa zwölf Tagen schrieb. Der Postangestellte war gesprächig, wollte uns Ansichtskarten, Muschelketten und von Schülern gezeichnete Pläne von Boracay verkaufen. Eine solche Karte erstanden wir dann auch, nebst Kaugummi (in der Dunkelheit ist das Zähneputzen ein Problem) und einen echten Bikini, hergestellt aus dem weissen Boracay-Stoff. Später wurden auch noch unsere Mass-Shorts geliefert. Wie’s aussieht, fabrizierte er zweimal dieselbe – ich kann sie nicht tragen, da sie ums Bein zu eng ist. Wir werden sie trotzdem behalten. Dazu kauften wir uns noch zwei Boracay-Leibchen, denn wir finden den Schnitt gut. War ein teurer Tag. Andererseits hatten wir Einnahmen von 20P, welche wir gestern auf unserer Treppe fanden. Wir waren ziemlich sicher, dass sie die Brotfrau verloren hatte. Für sie denke ich, sind 20P schon ein Betrag. Heute Morgen nun sprach ich sie darauf an, doch sie verstand nicht, was ich meinte. Da kam gerade unser Vermieter dazu, so erklärte ich ihm eben die Sache. Aber die Brotfrau erklärte, ihr gehöre das Geld bestimmt nicht. Der Mann lächelte nur mit einem Ausdruck wie: Was sind schon 20P. Ich meinte, er soll mal seine Frau fragen, ob sie Geld vermisse. Tatsächlich kam diese kurz darauf das Geld einziehen. Ich glaubte nicht recht, dass es ihr gehörte und ging nicht auf ihre fast verlegen darstellenden Erklärungen ein. Keine zehn Minuten später brachte sie das Geld zurück – es gehöre ihr doch nicht. Ob sie ihr Mann zurückgeschickt hat? Da Bernhard gerade draussen sass, fragte ich noch ihn, doch ihm gehörte es ebenfalls nicht. Zuletzt hat es Joschi noch selbst verloren!!
Lunchzeit! Wir fragten uns in etwa fünf Läden durch, bis wir endlich Tomaten, Zwiebeln und Dosen-Hackfleisch zusammen hatten. Schmeckte nicht schlecht. Das Angebot hier ist sehr beschränkt, vor allem ohne Kochgelegenheit kann man fast nichts selber zubereiten.
Abends assen wir im Restaurant, spielten Schach und jenes Chipspiel, wo man versuchen muss, vier seiner Farbe in eine Horizontal-, Vertikal- oder Diagonal-Linie zu bringen. War noch ganz interessant, so dass wir relativ spät erst zurückkamen.
4.
Am Morgen gingen wir an den Strand, abends nochmals, die restliche Zeit verbrachten wir mit Jassen, Essen (die Besitzerin dieser Cottages schenkte uns eine riesige Papaya), Lesen, Nichtstun und nach Sonnenuntergang eine längere Diskussion mit Bernhard, welcher gleichzeitig wie wir ankam, aber schon die ganze Insel zu kennen scheint.
Genau gegenüber unserer Hütte befindet sich die Kirche, sie sieht aus wie im Rohbau. Heute ist Sonntag, also Gottesdienst. Zuerst kam ein Mann mit einer etwa dreisaitigen Gitarre, dann nach dem Einfinden einiger Gläubiger kam auch der Pfarrer mit Gebetsbüchern, in einem einfachen Hemd und Hosen. Die Leute singen sehr schöne Lieder. Sie tragen ihre besten Kleider. Ein älterer Deutscher, hier mit einer Mieze und jeden Abend besoffen und schreiend in der Bar zu finden, war anfangs in der Kirche. Bald stellte er sich mit sicherem Abstand an einen Baum mit guter Sicht in die Kirche. Sein Mädchen kam zweimal vorbei während des Gottesdienstes, hochnäsig, als wollte sie ihm zeigen, dass sie nicht zu diesen unzivilisierten Menschen in der Kirche gehöre. Er hat sich inzwischen gewagt, sich an die Türe zu stellen. Nicht nur dieser Mann ist beschämend – auch wir, gegenüber der Kirche auf der Veranda sitzend, im Bikini resp. Badehose wie zwei Fremdkörper in einer Welt, die wir nur mitzerstören können.
Diese Einheimischen in der Kirche scheinen eine lockere, zufriedene Gemeinschaft zu sein. Sie haben ihren Lebensinhalt (Zusammengehörigkeit und Glauben) noch nicht dem Tourismus geopfert. Doch scheint es, dass sich die Touristen noch in diesem letzten Ort einmischen. Wie lange es noch dauern wird, bis ein englisch- und ein deutschsprechender Pfarrer sonntags eingeflogen wird? Gott wird nichts dagegen haben, wenn sich Weisse in die letzte Gemeinschaft der Einheimischen einmischen. Doch sind die Folgen dieses Einbruchs nicht schlimmer als versäumte Gottesdienste? Gehen die hier in der Kirche anzutreffenden Touristen zu Hause wohl auch hin? Könnten sie nicht auch in der Cottage beten? Gott würde sie überall anhören. Ist ein Gotteshaus nicht in ersten Linie da, eine Gemeinschaft nicht nur von Gläubigern, sondern von miteinander, aber oft nebeneinander lebenden Mitmenschen zusammenzubringen, ihr ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu vermitteln, durch welches sie lernen sollten, zusammen und nicht gegeneinander zu leben? Vielleicht, oder sogar sicher, wird der Tourismus auch hier böses Blut schaffen, denn nur einige können profitieren, manche mehr, andere weniger. Die einen werden reich werden, die anderen ganz verarmen, da sie sich die immer teurer werdenden Produkte nicht mehr leisten können. Ob’s schon so weit ist? Ob die Gemeinschaft in der Kirche nur noch aus Gewohnheit besteht?
Es finden sich noch immer Menschen ein. Schon stehen einige Einheimische hinter dem Touristen, welcher somit immer tiefer in die Gemeinschaft eindringt, auch hineingestossen wird. Wenn sich die untereinander fremden Touristen die Mehrzahl der Kirchengänger ausmachen, existiert keine Gemeinschaft mehr.
So wird es auch einst einen Kampf geben aus finanziellen Gründen, jeder gegen jeden. Können sich die Einheimischen nicht zu einer Meinung und Abmachung durchringen, kommt ein Dritter regieren, und die Ureinwohner müssen nach seiner Pfeife tanzen.
Inzwischen knien alle Gläubige in und ausserhalb der Kirche, nur der Tourist steht noch stramm da, alles überragend.
Bei der Gelegenheit kommt mir wieder in den Sinn (letztes Mal in Sagada an Silvester mit den Gongschlägern), dass wir auf unsere nächste Reise unbedingt einen Walkman mitnehmen müssen, denn mit diesem könnte auch aufgenommen werden, was ich früher nicht wusste. Es ist so schön, wie die Kirchenlieder hier gesungen werden. Gerade wurde die Melodie vom deutschen Song (resp. umgekehrt) «Tränen lügen nicht» erst ganz leise gesummt, dann gesungen. Einfach schön! Der Gottesdienst ist nun zu Ende, die Leute sind hinausgeströmt, auch ein weisses Paar darunter. Es war eine wirklich schöne, lockere Messe, ein Kommen und Gehen, Kinder haben gespielt, geweint, miteinander getanzt zu den Liedern. Eben kam als letzter der Pfarrer heraus, auf seinen Gebetsbüchern ein Teller mit dem Opfergeld!
5.
Wir waren etwa zwei Stunden am Meer, während denen ich meinen allerersten Schwimmtest des Lebens im Meer absolvierte.
War das herrlich, bei diesem sauberen Wasser und den leichten Wellen. Danach hatte ich einen Sonnenbrand, dazu schwachen Husten und Katarrh. War richtig schlapp, selbst zum Lesen musste ich mich zwingen.
6.
Tagsüber blieb ich im Bett, gegen Abend machten wir einen Spaziergang in die andere Richtung des Strandes. Es hat dort schöne kleine Buchten mit Felsbrocken, zum Teil von Wasser unterspült. Weit konnte man nicht gehen. Auf dem Rückweg trafen wir einen Deutschen, mit welchem wir das Essproblem schon mal diskutierten. Er empfahl uns das Starfire-Restaurant. Da gingen wir gleich hin, es ist bloss etwa 200m von hier entfernt. Gemäss diesem Typ nahmen wir Dahnatche (??), schmeckte ausgezeichnet: viel Gemüse, Zwiebeln und Knoblauch, alles in Kartoffelstock und im Fett gebacken. War wie eine Omelette, so gross wie ein mittlerer Teller. Wir mochten nicht einmal alles essen.
7.
Am Morgen ging ich zweimal schwimmen. Der Himmel war bewölkt. Am Nachmittag fing es an zu regnen, ohne Unterbruch bis zum nächsten Tag. So verbrachten wir den Tag auf der Veranda – war das langweilig! Gegen Abend konnte ich Joschi doch noch zum Jassen überreden. Wir luden noch Bernhard ein, brachten ihm den Schieber bei, und der Abend war gerettet!
8.
Durch das schlechte Wetter bedingt, konnten wir die Korrespondenz erledigen. Die Briefe geben wir dann Bernhard mit, der sie in Manila aufgeben wird.
9.
Das Wetter ist noch nicht besser, so dass wir bloss faul rumliegen. Na ja, zum Ruhen sind wir da. Joschi konnte zwei deutsche Taschenbücher mit Kurzgeschichten auftreiben. Endlich ein erster Sonnenstrahl – husch, ans Meer. Dort trafen wir einen der Schweizer, welchen wir von Pagsanjan kennen. Das erste Mal, dass wir jemanden wiedererkannten. Zurück in unserem Häuschen, verabschiedeten wir uns von Bernhard, der uns sein grosses Moskitonetz schenkte. Können wir in Indonesien sicher noch gut gebrauchen.
10.
Heute gibt’s bereits zum dritten Mal kein Brot, man hat kein Mehl. So machten wir uns früher als üblich bereit ins Restaurant zu gehen. Da stand gerade die Sonne ganz rot knapp über dem Wasserspiegel – mit der Kamera eilten wir hin. Etwas zehn Minuten später kamen doch Beate und Michael daher spaziert. Haben uns riesig gefreut, die beiden wieder zu treffen. Sie reisten inzwischen mit einem anderen deutschen Paar zusammen. Gemeinsam gingen wir zum Nachtessen. Wir kamen mit zwei Schweizern ins Gespräch, die uns weitere Informationen lieferten, denn der eine kam aus Australien. Der zweite hat ausser Indien die gleiche Route wie wir hinter sich, auch die gleichen weiteren Reisepläne wie wir: Australien und Indonesien.
Beate war nicht erstaunt, dass es kein Mehl gab. Sie meinte, so langsam werden die Produkte zurückbehalten. In Manila hätte es keinen Zucker gegeben!!
Heute in einer Woche werden wir in Australien sein – kann ich mir noch gar nicht vorstellen!
Diese Nacht konnte ich erstmals überhaupt hier durchschlafen: zehn Tage hier und immer noch Sonnenbrand. Es ist wirklich mühsam!
11.
Ich sitze auf der Veranda bei Kaffee. Rauche eine Zigarette, Kinder spielen draussen, der Himmel ist bedeckt, die Palmen rauschen in Würde, eine Sau schreit, ein Hahn kräht, das Meer rauscht – morgen um diese Zeit werde ich im Jeepney sitzen, weiterreisen. Schon heute begann eigentlich die Abreise: Kleider waschen, gelesene Bücher zurückbringen resp. umtauschen.
Nicht nur wegen der Abreise bin ich traurig. Hier auf der Insel haben wir zu niemandem und nichts eine enge persönliche Beziehung, doch auch beim Entspannen wird man müde. Die nächsten drei Monate werden wir kaum Zeit haben auszuspannen – immer weiter, die Zeit drängt. Nicht dass ich des Reisens satt bin, doch ich bin an der Wende angelangt – ich breche den Heimweg an. Während den letzten Tagen habe ich mir ständig Gedanken gemacht um meine Zukunft zu Hause. Ich freue mich auch, wieder heim zu gehen. Ich sehe im Leben, in meiner Zukunft wieder einen neuen Sinn. Nur ich kann ihn noch nicht definieren. Ich habe wieder Illusionen, zu Hause werden diese wahrscheinlich im Stress verloren gehen.
Fasnacht – die Menschen ziehen sich über die alltägliche Maske eine fremde – und werden sich selbst!
22.30 Uhr, nein 23.30 Uhr (kaum lesbar gekribbelt)! Ich bin zu wie schon lange nicht mehr – und das kommt so: Wir suchten Beate und Michael, um uns zu verabschieden, denn heute ist unser letzter Tag in Boracay. Wen haben wir stattdessen getroffen? – Lis! Wir sassen auf ihrer Veranda. Bei ihr waren zwei Mädchen aus Biel. Als wir später im Starfire sassen, kamen diese mit einer weiteren Freundin daher, und auch Lis. Sie verabschiedeten sich nach dem Essen. Ich trank zwei Bier. Später gingen wir mit den drei Bielerinnen in die *Kissenbar, wo ich mir drei Drinks genehmigte, bestehend aus Pinapple-Saft, Kokosnuss und Rum. War extrem stark, das merkt man schon an meiner Schrift. Es ist ja auch dunkel um diese Zeit – bei Petrollampenlicht – und das war ja auch unser letzter Abend auf Boracay. Boracay adieu!! Leider!!
(*Kissenbar: Wenn ich mich richtig erinnere, war das der einzige Ort auf der Insel mit Generator, also Elektrizität. Jeweils am Donnerstagabend war Disco!)
12.
Muttis Geburtstag – ich habe heute schon oft an sie gedacht. Schade, kann ich ihr keine Freude bereiten. Aber ich kanns ja noch nachholen!
Vom letzten Abend habe ich mich wieder erholt. Das Zeug war ja echt stark – so gut habe ich schon lange nicht mehr geschlafen, wenigstens nachdem ich endlich ins Bett gefunden hatte! Heute Morgen war ich erstaunlicherweise sehr früh draussen. Zwar stand ich noch immer etwas unsicher auf den Beinen, das Packen zögerte ich immer wieder hinaus, doch schliesslich blieb mir keine andere Wahl. Erstaunlicherweise hatte alles bestens Platz in den Rucksäcken. Die Resten Margarine und Konfi haben wir den Hunden gegeben, bis diese nichts mehr mochten. Zu Hause kriegten die wohl kaum was, bei der geldgierigen Frau. Sie fiel auch immer nach Auszug eines Gastes über die Hütte her, um Resten ausfindig zu machen! Heute, während wir packten, hatte sie ständig um unser Hütte herum gewischt, als könnte sie unser Verschwinden kaum erwarten.
Endlich war ich dann auch startklar. Wir mussten nicht lange auf ein Schiff warten, nur dieses Mal machte uns die Hühnerleiter zu schaffen. Um 9 Uhr sassen wir bereits in einem Jeepney. Nach gut zwei Stunden fuhren wir in Kalibo per Tricycle zum Bus. Nach etwa 30 Kilometer schlechter Strasse mussten wir in einen anderen Jeepney umsteigen. So um etwa 15.30 Uhr erreichten wir endlich Roxas City. Obwohl wir mit dem Jeepney eine längere Stadtrundfahrt machten, fanden wir bloss ein Hotel, das uns nicht passte. Wieder auf der Strasse, sprach uns ein älterer, schleimiger Typ an. Er empfahl uns ein billiges Hotel, schrieb uns dessen Namen auf, und zu Fuss machten uns auf. Die Gegend war uns nicht ganz geheuer, die Menschen noch weniger. Das Hotel war zwar billig, nicht allzu schlecht, doch unfreundliche Leute, dunkle Zimmer, schmutzige WC/Dusche. Wir gingen weiter. Um die Ecke nahmen wir ein Tricycle. Als wir am Gepäck verstauen waren, hält doch tatsächlich der Schleimige im Tricycle hinter uns an und fragt, ob wir’s nicht gefunden hätten! Ich erklärte ihm, warum wir nicht bleiben wollten, was er kaum verstehen konnte. Dann entschuldigte er sich und meinte, er hätte nicht daran gedacht, empfahl den River Inn. Da sind wir jetzt auch, für 40P, da die einzigen Gäste sehr sauberes WC und Dusche, Fan, saubere Bettwäsche und sogar Papierkorb. Ein Tisch, an dem wir eben sitzen, steht im Gang, direkt vor unserem Zimmer. Also alles schön und gut, nur wegen dem anderen Typen ists uns doch nicht ganz geheuer. Immerhin erkundigte ich mich nach ihm bei unserem Driver, welcher ihn ja sah, er habe irgendein Business beim Bazar. Na ja, mal abwarten! Von der Stadt haben wir einiges schon gesehen – ist ja klein. Wahrscheinlich ist ein eintägiger Aufenthalt schon zu lang. Immerhin konnten wir in Erfahrung bringen, dass der Flughafen nur etwa drei Kilometer ausserhalb liegt, und mit Tricycle erreichbar ist. Das Philippine Airline Office liegt auch gleich hier um die Ecke, so dass wir morgen unsere Flüge rückbestätigen können. Noch vier Tage Philippinen!
13. Roxas City
Heute wurden wir zu unserem Erstaunen früh geweckt. Ich döste weiter, war müde. Da klopft’s schon wieder: Frühstück steht bereit. Da stehen doch draussen auf dem Tisch wirklich zwei Tabletts mit frischen Butterwegglis, Spiegelei, Kaffee – herrlich! Danach legten wir uns wieder ins Bett und diskutierten über Australien. Schliesslich schafften wir’s doch noch zum PAL-Office. Brachte nicht viel, nur ein ok, den Flug nach Melbourne müssen wir in Manila rückbestätigen. Wir gingen der Hauptstrasse entlang, suchten vergebens Schraubenzieher und Fotoapparat-Batterien. Schliesslich landete ich beim Friseur – Haare waschen, schneiden und Dauerwelle für 60P=sFr. 8.50! Sieht nicht allzu schlecht aus, allerdings sehr kurz. Bis zu Hause wird’s wieder ok sein.
Später beschlossen wir einen Arzt aufzusuchen wegen Joschis wochenlangem Ekzem an den Beinen. Nach ewigem Warten in der Notfallabteilung und bewundert werden von sämtlichem Personal, Patienten und Besuchern, kam endlich ein sehr junger Arzt. Zwar wurde eine Art Vorhang halbwegs zugezogen, doch die neugierigen Blicke störten uns. Der Arzt schaute kurz hin, stellte einige Fragen, nahm ein Medikamentenheft hervor, las da über einzelne Symptome, nach denen er dann immer wieder fragte, liess schliesslich eine Krankenschwester Formulare ausfüllen, zwei für Medikamente, eines über die Anwendung, eine Rechnung über 25P. Damit ins Büro zum Bezahlen. Mit den Rezepten gingen wir in die gleich gegenüber liegende Drogerie, wo sich inzwischen auch der Arzt eingefunden hatte. Fünfzehn Kapseln und eine kleine Tube Crème für 82P. Weiter in ein Warenhaus, wo wir die einzigen Kunden waren, etwa wie in Thailand, kauften Zahnpasta und Haarshampoo – wäre in Australien kaum teurer gewesen!
Nach einer Gemüsesuppe und einem Nescafé hier in der Nähe, gingen wir zurück ins Hotel. Zum Glück müssen wir nicht länger hierbleiben – eine langweilige Stadt!
14.
Der Flug nach Manila dauerte 35 Minuten in einem etwa 100plätzigen Jet. Wir hatten fantastische Aussicht auf den Taal-See.
Im Flugzeug las ich in der Zeitung unter Zürich, dass Mitteleuropa von einem Schneesturm heimgesucht wurde, welcher nahezu fünfzig Tote forderte. Hoffentlich wurde Büsserach verschont.
Am Flughafen liessen wir noch den Melbourne-Flug bestätigen, quartierten uns wieder im der Traveller Pension ein, und nichts wie ab auf die Post. War wie Weihnachten – fünf Briefe!! Darunter zwei lange von Mutti. Ich bin glücklich – alles in Ordnung. Werner veranstaltet bereits Dia-Shows mit unseren Bildern. Von den Teppichen allerdings noch keine Spur. Na ja, diese Briefe wurden ja auch schon vor einem Monat geschrieben! Jemand heiratet, die Kollegin hat gekündigt, und Mutti bekam zu Weihnachten eine Kaffeemaschine!
Wir müssen noch vier Papierfotos schiessen, damit wir den Film entwickeln lassen können. Die Qualität der Entwicklung und Vergrösserung ist furchtbar. Bei einem Drink beschriftete ich die Fotos.
Um 19.30 Uhr sitzen wir in einem Fast-Food-Center an der Mabini-Street. Bauarbeiter und Musikboxes verursachen so viel Lärm, dass man sein eigenes Wort nicht versteht. Dabei sind wir sonst schon ganz fertig von dieser Stink- und Lärmstadt. Wir sind heute gleich zweimal in die Einkaufsstrassen von Quiapo gefahren. Doch die restlichen 1000P sind wir noch immer nicht ganz los geworden. Dafür kennen wir jetzt einige Beizen mehr, denn es ist so schwül und durstig hier. Die letzte Post in die Schweiz ist auch unterwegs, es hält uns hier also nichts mehr. Zum Glück kommen wir morgen weg von hier.
Nachts wollten wir uns eigentlich ins Nachtleben stürzen, doch schliesslich landeten wir im Shakes’s Pizza und hörten uns die Musik an. Wir fanden noch 200P und investierten sie in eine Levi’s -Jeans und Windjacke mit abnehmbaren Ärmeln und Kapuze. Wo das noch alles Platz haben wird!!
Auf den Philippinen brauchten wir zu zweit pro Tag im Schnitt sFr. 36.-, haben bis jetzt alles ohne Diebstahl hinter uns gebracht. Soweit sind wir von Krankheiten verschont geblieben – Gott sei Dank! In fünf Monaten werden wir schon wieder zu Hause sein, doch ich freue mich auch darauf!