1983 Pakistan – Indien Tagebuch

Am 30. August 1983 starteten wir zum Abenteuer

Wir sind frei wie Vögel! Keine Wohnung, keinen Job. Nichts, ausser einem vollgestopften, 11 kg schweren Tramper-Rucksack und einer 3 kg schweren Handtasche. Zehn Jahre lang träumte ich von so einem Trip. Heute bin ich doch nicht sooo glücklich. Erstens erschöpft vom Packen (und Wohnung räumen) und zweitens voller gemischter Gefühle. Die Reise wird bestimmt voller Strapazen sein. Mein grösster Wunsch, Rückkehr nach Hause gesund und munter. Gesund zu bleiben ist das wichtigste.
In Frankfurt schluckte jeder 3 Beruhigungstabletten. Nervös sind wir eigentlich gar nicht, wir hatten keine Zeit dazu.
Zwischenstopp in Abu Dhabi: bald geht’s weiter in eine andere, uns hoffentlich gut gesinnte Welt.

31.-3.9. Karachi

Truck in Karachi, Pakistan
Lastwagen auf Karachis Strassen

Ankunft um 5 Uhr: dunkel, heiss, feucht. Erster Besuch eines muslimischen Landes: Moscheen, Kleidung, aufdringliche Taxifahrer, Linksverkehr, kein WC-Papier, kaum englischsprechende Menschen, Basar; Handwerksbetriebe, frühes Einnachten – exotisch!
Doch die Exoten sind wir. Keine weiteren Weissen in der Stadt. Wir sind eine Attraktion. Getraut uns mal jemand anzusprechen, sind wir sofort von einer Menschenmenge umringt.
Unser Plan war, sofort per Bahn nach Indien zu reisen. Nach Karachi flogen wir aus flugplantechnischen Gründen. Unsere Reisetour war nicht anders buchbar. Doch die Eisenbahnlinie, die wir zu Hause im Atlas entdeckten, war bloss für den Güterverkehr bestimmt. Einen Personenübergang gab es lediglich zwischen Lahore und Amritsar. Die Züge waren für 16 Tage ausgebucht. Mit Hilfe von *Arthur Benjamin schafften wir es früher. Erst eine Stunde Marsch zum Ticketschalter. Hunderte Menschen stehen Schlange. Wir brauchten noch Bargeld. Keiner in der Stadt akzeptiert unsere American Express Traveller Checks. Weder am Bahnhof, noch Banken oder gute Hotels, ausser wir buchten ein Zimmer. Nach zwei Stunden checkten wir in ein Hotel ein und beschlossen, zum Flughafen zu fahren, um Cheques einzulösen. Nach ¼ Std. kriegten wir einen Bus. Ohne Arthur hätten wir’s wohl nie geschafft. Nach ¾ Std. Fahrt und ½ Std. Fussmarsch hatten wir Cash!
Tickets gab es aber erst in 17 Tagen. Doch Arthur fand einen Mann, der uns Tickets für den nächsten Tag verkaufte.
Abends Besuch eines Vergnügungsparks. Für uns sehr komischer Anblick: Moslems in wehenden Kleidern auf Berg- und Talbahn, in Scooters, … Erstmals sahen wir auch Frauen und Kinder. Jene gehen erst um ca. 1 Uhr zu Bett, denn davor müssen sie unbedingt TV schauen, vor allem englische Spielfilme. Sie schlafen am Nachmittag. Die Schule beginnt um 7 Uhr, sie wird besucht vom 5. Bis 25. Lebensjahr.

Hotel in Karachi 1983
Im Hotel in Karachi

Arthur sprach uns auf der Strasse an. Er ist gebildet, spricht fliessend Englisch, arbeitet in einem guten Hotel, verdient sFr. 320.-/Monat. Wie alle Leute arbeitet er 8 Std. pro Tag. Er wohnt zusammen mit seinen Eltern und 4 Geschwister in einem 3stöckigen Haus. Wir wurden dorthin zum Essen eingeladen.

3.-6. Lahore: Hotel New Venus Lahore und Park Way Hotel

Die Zugfahrt war schrecklich. Sie dauerte 24 Stunden! Bis wir erst unsere Plätze fanden! Wir waren eingeklemmt zwischen Menschen, Gepäckstücken, Eisenbahn. Drinnen war es nicht besser. Laute reiche Männer, die geschäftlich reisten. Nackte Füsse überall. Alle fünf Minuten kommt ein Bettler oder Händler.
Die Schlafplätze oben konnten abwechselnd belegt werden. Ein Reisender betete regelmässig auf seinem Teppich. Neben mir sass ein Mann, der seinen 13jährigen Sohn in die Schule bringt, er bedrängt mich verbal, er könne ja einer meiner Ehemänner werden.
Irgendwo stieg ein Polizist zu mit einem weinenden Jungen an Handschellen und setzte sich zu uns. Sofort waren wir von ca. 20 lachenden Menschen umzingelt, die den Jungen dann freikauften. Sein Vergehen: er reiste ohne Ticket.
Zum Hotel nahmen wir eine Kutsche.
Joschi fühlte sich bereits während der Zugfahrt krank, im Hotel erhielt er eine Massage, er fühlte sich sehr schwach. Der Hotelboss entschied, mit uns zum Arzt zu fahren. Aufbruch schnell und hektisch. Fahrt mit Rikscha. Der Arzt meinte, typisch Typhus. Wir sagten, wir seien geimpft. Dann ist es typisch Malaria. Wir nahmen die Prophylaxe. Dann ist es Cholera, auch dagegen liessen wir uns impfen. Da meinte er, dann ist es typisch die Klimaveränderung und ungewohntes Essen.
Als Joschi die Glasspritze mit verbogener Nadel sah, musste er sich gleich übergeben. Der Arzt wischte mit dem Fuss mit einem Stück Zeitung zusammen und stiess die Sache nach draussen, auf die Strasse. J erhielt je 3 verschiedene Pillen, die in Papier eingewickelt wurden.

Gestohlene Cheques
Kaum zurück im Hotel, folgte die nächste Aufregung: 2/3 von Joschis Cheques waren weg! 3’000 $. Wir meldeten dies dem Boss, der darüber nicht erstaunt war. Das sei ja kein Problem, wir haben die Nummern der Cheques und können diese problemlos in Delhi zurückerhalten. Allerdings mussten wir den Diebstahl melden. Dazu musste ich mit dem Boss alleine ausser Haus. Ich sagte ihm, dass ich Angst habe. Er lachte mich aus und versprach, dass wir in einer halben Stunde zurück sein werden. Wir nahmen ein Taxi, das in einer Seitenstrasse hielt. Ein Händler sass neben dem nächsten. Wir begaben uns zu einem alten Mann, der unter einem Baum sass (als Sonnenschutz war ein Tuch darüber gespannt) hinter einem Museumsstück von Schreibmaschine. Ich durfte mich setzen, während der Hotelboss dem Mann die Details zum Diebstahl diktierte.
Danach gingen wir durch mehrere Gassen zu einem grossen Platz. Dort waren mehrere Männer mit Schreibmaschinen und Stempeln. Der Boss liess sich das geschriebene Blatt mit zwei Stempeln versehen und bezahlte.
Wir gingen den Weg zurück. Bald bog er in einen dunklen Raum ein, wo sich einige Männer befanden. Wir tranken mit ihnen Tee und gingen weiter zum Telegrafenamt. Unterwegs kaufte er sich ein Schweisstuch und grosses Bild.
Auf dem Amt nahmen wir ein Formular «Ausland-Telegramm». Er füllte dieses aus mit einem Holzstäbchen, das in schwarze Tinte getaucht wurde. Am Schalter bezahlte er 200 Rp. Nun hatte ich das Schreiben und die Kopie des Telegramms für die Kantonalbank Breitenbach sowie die Quittung für den Versand des Telegramms.
Später tauchte ein Mann in unserem Hotelzimmer auf. Er fragte, ob wir etwas verloren hätten und nannte gleich Cheques. Er wollte den Betrag wissen. Etwas ist da faul. Im Reiseführer lasen wir über ähnliche Erfahrungen in Lahore, dass das Hotelmanagement klaut. Es kamen oft mehrere Leute gleichzeitig in unser Zimmer, so dass ich den Überblick verlor. Von Gästen allein kann der Boss ja nicht so reich geworden sein. Das Doppelzimmer kostete Fr. 4.-/Nacht.

Ein weiterer Mann tauchte auf, den wir bei der Ankunft am Bahnhof trafen. Er wollte wissen, was ich am Morgen mit diesem Zettel machte. Erst gab ich mich unwissend, doch er war beharrlich. Ich erzählte vom Telegramm. Er wollte genau wissen warum und an wen. Letztlich fragte er, ob uns wirklich Cheques gestohlen wurden und in welchem Wert. Ob wir noch welche hätten, und diese liquidieren wollten. Später erfuhren wir, dass viele Touris ihre Cheques «verkauften» und gestohlen meldeten. Daher wurde es immer schwieriger, Cheques einzulösen.
Im Reiseführer wurde von noch Schlimmerem berichtet. So soll mehreren Reisenden 1 kg Haschisch unters Bett gelegt worden sein. Die Polizei brachten die Erwischten ins Gefängnis, wo sie sich freikaufen mussten. Das Geld teilten sich dann Polizist und Hotelbesitzer. Das erschreckte mich dann sehr. Lahore sei der gefährlichste Ort auf dem Landweg von Europa nach Indien.

Wir wechselten das Hotel, zogen ins Park Way Hotel. Dort durchsuchten wir unser Gepäck sehr genau nach Drogen. Da es im Hotel einen Plastikkübel gab, machte ich Wäsche. J ging es besser, das Rice Chicken schmeckt auch gut – wir fühlten uns gleich besser!

Indien 31.8. bis 22.10.1983

Scooter in New Delhi
Scooter in Delhi

indian butcher on the market
Metzger auf dem Markt in Indien
Medicin man in India with snakes
Indischer Medizinmann mit Heilsäften von Schlangen, Echsen, usw.

6.-8. Amritsar

Golden Temple in Amritsar, India
Im Goldenen Tempel von Amritsar

Besichtigung des Goldenen Tempels. Wir mussten Kopfbedeckung kaufen und Schuhe gegen Jeton abgeben. Wir waren die einzigen Nicht-Sikhs in der Anlage, wurden von allen angestarrt, mussten uns immer wieder einen Weg bahnen durch die um uns versammelten Menschen. Einige wollten sich mit uns fotografieren lassen.

Golden Temple in Amritsar, India 1983
Goldener Tempel in Amritsar, Indien

Ein alter Sikh übergab mir seine von Hand geschriebene Adresse und erzählte uns die Geschichte der Sikhs und führte uns durch den Tempel.

Amritsar Golden Temple 1983
Im Goldenen Tempel von Amritsar

Abends fuhren wir nochmals hin, um die Beleuchtung mit hunderten bunten Lämpchen zu bewundern.

Golden Temple in Amritsar by night
Goldener Tempel in Amritsar bei Nacht

Ankunft am Grenzübergang. Zeit ist um, wir können nicht mehr durch. Nächster Zug morgen um 08.30 Uhr. Mit Lächeln und Bakschisch von 50 Rp liessen sich die Tore öffnen. Wir konnten auch mehrmals Schlangen von Menschen überholen bei den langwierigen Pass- und Gepäckkontrollen.
In Amritsar wollten wir Bahntickets nach New Delhi kaufen. Nach einstündigem Anstehen wurden wir zu einem anderen Schalter geschickt. Der Beamte teilte uns mit, dass er jetzt Feierabend mache.

Street kitchen in Amritsar, India 1983
Strassenküche in Indien 1983
Holy cows in the street of Amritsar India
Heilige Kühe in der Strasse von Amritsar

Das «Geschäftsviertel» von Amritsar war der grösste Basar, den ich je gesehen habe.

Basar in Amritsar India 1983
Basar in Amritsar
Amritsar - Main Street
Strassenszene in Amritsar

Bei einem Snack machte ich die erste Bekanntschaft mit einem Gecko. Meine Furcht und Ekel vor diesen Echsen konnte ich nie überwinden.
Den bereits geschriebene Brief an die Eltern mussten wir vernichten – die Luftfeuchtigkeit!

Slum in India
Auf der Zugfahrt von Amritsar nach Delhi

8.-13. New Delhi Sunny’s Guest House

New Delhi Sunny’s Guest House 1983
New Delhi Sunny’s Guest House

Ghandi Guest House: teuer, 70 Rp, Etagen-Dusche und WC können nicht abgeschlossen werden.

Fahrt mit dem Luxior-Zug, Ticket dafür gab’s ohne Schlange zu stehen.
Erste Aktion war Gang zum American Express Büro, lang und mühsam, bei der dritten Geschäftsstelle waren wir dann endlich richtig. Wir erhielten ein Formular, welches wir am Folgetag ausgefüllt zurückbringen mussten.

New Delhi Connaught Place
Delhi Connaught Place
Motor bikes at Connaught Place in New Delhi
Motorräder am Delhi Connaught Place

Erster Monsunregen erlebt, Strassen innert Kürze bis ca. 15 cm überschwemmt. Die Cheques wurden problemlos ersetzt, abgesehen vom Papierkrieg. Ich fragte naiv, wie ein Dieb diese einlösen könne, ohne Pass. Da öffnete der Angestellte einen Schrank voller Pässe – das sei überhaupt kein Problem!
Den «Geldsegen» feierten wir in einem Luxus-Restaurant. Doch wegen Stromausfall gab es nur Chicken-Sandwiches.
Sightseeing: Ghandi-Gedenkstätte, Nehru-Grab, Red Fort, dort Demo.
Für Zugtickets nach Agra eine Stunde Schlage gestanden.
Im Hotel liess ein Afghane Joints kreisen bei den Touris aus England, Frankreich und Japan. Wir waren die einzigen Nichtraucher, kamen uns etwas blöd und ausgestossen vor.
Zähne putzen open-air – die Nasszellen befanden sich unter freiem Himmel.

Lawnmower with cow in New Delhi
Indischer Rasenmäher in New Delhi
Snake charmer in New Delhi
Schlangenbeschwörer in Delhi

11.9.13 Wie wohl die Abstimmung in Laufen ausgefallen war? Verbleib im Kanton Bern, oder zu Baselland?

Sightseeing: India Gate, Schneider gesucht, um Paket einnähen zu lassen, GPO. Auf Botschaft eine Stunde gewartet und Formulare ausgefüllt um zu erfahren, dass man sich bzgl. Militär (Joschi, Auslandaufenthalt) seit dem 1.8.83 nicht mehr melden muss.
Unterwegs kamen wir zu einer Bestattung, hunderte Menschen, Polizei. Im Hotel sagte man uns, der Tote war ein Sikh, welcher während einer Demonstration erschossen wurde. «Die Sikhs spinnen, wenn sie einen eigenen Staat haben wollen, denn in Indien sind alle Religionen vor dem Gesetz gleich.»
Nach dem Besuch eines Grabmahls wurde der gesamte Verkehr gestoppt um einige Staatskarossen passieren zu lassen. In der ersten sass Indiens Staatspräsident – unser Fahrer zeigte ihn uns. Er war Sikh, zeigte uns die Metallsäule die jenem Glück bringt, welcher sie hinter mit den Händen hinter dem Rücken umarmen konnten. Auf der Rückfahrt fuhr er uns in ein Juweliergeschäft mit ca. 8 Angestellten, die uns umgarnten. Doch wir schafften es, nur die Gratis-Kola zu trinken.
Auf der Botschaft erfuhren wir, dass der Grenzübergang bei Lahore der einzige auf dem Landweg ist zu Pakistan. Wir beschliessen, später von Delhi nach Karachi zu fliegen.

13. Agra

Taj Mahal in India
Taj Mahal in Agra
Coffin in the Taj Mahal
Der Taj Mahal wurde einst vom Großmogul Shah Jahan für seine verstorbene dritte Frau Mumtaz Mahal errichtet. Sie starb im Jahr 1631 während der Geburt ihres 14. Kindes und erbat als letzten Wunsch von ihrem Mann, dass er ihr die schönste aller Grabstätten bauen müsse.

Ja, der 13te!! Morgenessen verspätet, der Motor der Rikscha zum Bahnhof starb dreimal ab, mussten Gefährt wechseln, im Zug liessen wir uns abschleppen für eine Tagestour, wurden abgezockt und ausgetrickst.
Das Taj Mahal war aber traumhaft!

Agra, cows in the street
Strassenszene in Agra
Kids on the roof in Agra
Kinder auf dem Hausdach in Agra

14.  Zugfahrt von Agra nach Jhansi

Strom mit Halbdampf, lesen nicht möglich, dann Geckos und Frosch im Zimmer.

15.-16. Bus nach Khajuraho. Statt vier Stunden Fahrt, sieben!

Bus-stop in India
Bei einem Bus-Stopo

Durch den Monsunregen gab es Hochwasser, ein Damm war gebrochen, wir mussten zu Fuss zu einer Fähre, die uns zum anderen Ufer brachte. «Antrieb» durch vier Ruderer.

Transport by boat after the street was flooded
Fähre als Ersatz für den Bus – die Strasse war überschwemmt

Mit einem Franzosen gingen wir zum Restaurant unter «Swiss Management» – eine Enttäuschung. Das Klo war das übelste, das ich bis dahin in Indien sah, das Öl der Frites muss schwarz gewesen sein!

Temple in Khajuraho, India
Tempel von Khajuraho

Die Tempel gefielen uns sehr, doch als Nicht-Kunstkenner sehen sie alle gleich aus. Ein Yogi erkannte unsere Charaktereigenschaften ziemlich treffend anhand unseres Geburtsdatums. Das war Akquise, wie wir herausfanden. Weitere drei Männer und ein Junge versuchten uns abzuschleppen in ihre Shops …. Immer wollten sie unsere Adresse, wir gaben eine falsche.
Im Hotelzimmer eine Maus – «Die Hoteltierwelt wird immer vielseitiger.»

16./17. Fahrt über Nacht mit Bus und Bahn nach Varanasi West. Imperial Hotel.

Flooded street in Varanasi
Strasse in Benares nach Monsunregen
Benares - on the flower market
Benares, auf dem Blumenmarkt
Vegitables on the market in Benares
Benares – Marktfrauen mit Gemüse
Boat on the Ganges in Varanasi
Boot auf dem Ganges bei Varanasi

Varanasi war überschwemmt. Darum fanden wir die Ghats nicht. Wir irrten durch enge Gassen, an hunderten Kindern vorbei und noch mehr Kuhfladen.
Ein alter Mann zeigte uns die Sehenswürdigkeiten, führte uns zu den Verbrennungsorten. Drei Leichen wurde eingeäschert, vier warteten darauf, eine wurde durch die Stadt getragen.
Ausnahmsweise waren die wiederkehrenden und lange anhaltenden Stromausfälle eine Wohltat. Denn wegen eines Festivals erschall ständig laute Musik. Vor unserem Hotel war ein Lautsprecher positioniert.
Die Stadt bzw. die Strassen sind überschwemmt. Dank den hohen Sitzen auf den Rikschas bleiben wir trocken.
Am letzten Abend Spaziergang. Um 20 Uhr erstmals Strom. Briefe geschrieben nach Hause, an die Eltern, drei Seiten. «Und heute Morgen erwachte ich mit einem komischen Gefühl – Heimweh, ganz allgemein nach der Schweiz. Plötzlich kam mir wieder Nunningen in den Sinn, später Grindelwald. Auch jetzt, um 15 Uhr, bin ich irgendwie von einem unruhigen, traurigen Gefühl erfüllt. Aber andererseits weiss ich genau, wie’s zu Hause wäre und ich bin sicher, es würde dort bald nicht mehr gefallen, respektive ich würde fliehen wollen vor Stress, Job, kochen, putzen, bügeln, usw. Andererseits macht es mich irgendwie froh, dass ich Heimweh habe. So weiss ich, dass ich eine Heimat habe, dass es einen Ort gibt, den ich liebe, mit dem ich verwurzelt bin und wo ich mich geborgen fühle. ….. Nun, ich hoffe, dass diese Traurigkeit wieder vorbeigeht, denn schliesslich bin ich erst drei Wochen unterwegs. Ich werde jetzt mein Tagebuch einmal durchlesen, zum ersten Mal.»

Incense sticks on indian market
Räucherstäbchen

18. Zug nach Ilarsi – Bhopur – Sanchi

20. Bhopal

Stupas in Bhopal
Stupas von Bhopal

Weil der Express-Zug zwei Stunden verspätet war, verpassten wir die Anschlüsse. Frühstück am Bahnhof Ilarsi, doch Kaffee und Tee ungeniessbar. Dann weiter mit Bus nach Bhopur. Bei diesem schien etwas mit dem Vorderrad nicht zu stimmen. Die Reparatur dauerte eine halbe Stunde. Trotz der selbstmörderischen Fahrt des Chauffeurs, kamen wir heil an.
Schwierig, Cheques zu wechseln. Lange mit schwerem Rucksack auf Hotelsuche. Die meisten waren ausgebucht.

21. Sanchi: Schönes, gemütliches **Hotel für 70. Rp, Ashok-Group-Hotel

Traveller’s Lodge, im Bungalowstil mit Arkade und schöner Gartenanlage. Und es ist so ruhig, kein Auto, gar nichts.
Checks cashen: Der Mann vom Hotel zeigte einen unserer Checks einem Bank- und einem Hotelboss. Bei der Bank konnten wir cashen, doch bis wir diese fanden! Sie war nicht in Englisch angeschrieben. Auf dem Weg dorthin fanden wir immerhin eine Post und konnten endlich unsere Briefe abgeben.
Ausflug zu Stupas. Diese enttäuschten, doch der Abstieg über der Treppe war märchenhaft mit toller Aussicht übers Land und das Dorf.
Danach waren wir ausgeruht und wie frisch aufgetankt.

Indian wash and irioning shop
Bügelservice in Amritsar ohne Strom

22. Zug nach Jalgaor bis 21 Uhr.

Auf dem ganzen Weg gab’s nichts zu essen und zu trinken, wenigstens nicht für unsere Mägen. Wir fanden in einer Lodge ein 2-Bett-Zimmer für 22 Rp. Rundherum standen auf Terrassen etwa 20 Betten unter einem Dach. Ich fühlte mich etwas unsicher, aber am nächsten Morgen war alles ok.

23. Ajanta

Temple in caves in Ajanta
Höhlentempel in Ajanta

Auch hier gibt es kaum etwas zum Essen, aber 24 in den Felsen gehauene Tempel. Ist sehr imposant, vor allem die «weltberühmten» Gemälde.
Wir wurden von «Händlern» bedrängt, widerstanden allen, doch gelinkt hat uns schliesslich der Kellner. Der Luxusbus kostete nicht wie der Regular 15 Rp, sondern 50. Immerhin konnten wir die Rucksäcke im Inneren unterbringen, sogar unter Verschluss. Doch der Monsunregen unterwegs war so heftig, dass trotzdem alles nass und dreckig war, und ich die Jeans waschen musste.
Das schöne Restaurant war ein Reinfall und teuer: 45 Rp – wir verliessen es hungrig und besuchten eines, wo es für 30 Rp Znacht geben sollte. Doch wieder reingefallen. Man kann nur trinken: Glas Tee, Glas Kaffee oder heisses Wasser. Dies allerdings nur von 6-9 und 16-18 Uhr. Na ja, wir hatten am Abend genug zu tun mit Waschen, Geckos und Vogelpaar aus dem Zimmer zu vertreiben.

Cave temples in Ellora, India
Höhlentempel in Ellora
Cave temples in Ellora, India
Höhlenempel in Ellora

Stadtbesichtigung Ellora-Tour, gemäss Prospekt um 07.30 ab Bahnhof. Statt Bus empfing und ein Hotelboy. Billige Tour, 35 Rp. Der Bus kam um 9.30 Uhr wirklich, der Junge stieg ein, nahm unsere 100 Rp und stieg wieder aus. Eine Quittung hatten wir nicht. Wie wir uns nervten. Doch nach Stopps bei zig Hotels, kam der Junge tatsächlich mit dem Wechselgeld zurück. «Glück gehabt. Wenigstens diesmal. Wir lernen nie aus.»
Die Tour war ganz interessant. Grosses Fort mit langem Spaziergang, später ging ein Monsunregen auf uns nieder. Tempel mit Affen. Höhlentempel Ellora, davor Lunch in schrecklichem Restaurant. Ausser Reisplatte gab’s nichts. Zum Glück hatten wir uns gut eingedeckt mit Bananen, Äpfeln und Biskuits. Znacht assen wir zweimal, weil wir nach dem ersten überhaupt nicht satt waren. Dafür fand ich einen besoffenen Verehrer. In einem der seltenen Restaurant mit Alkoholausschank waren die Tische auf jeder Seite durch Trennwände geschützt. In der Mitte alles offen.

Ja, unsere grössten Probleme sind Dreck und Mahlzeiten. Diese sind meist miserabel. Und schmeckt es mal, gehen wir hungrig vom Tisch. Also kompensiere ich mit Biskuits – habe wohl schon mehrere Kilos zugelegt.

Spices at the market in India

25. Aurangabad

Eines der besten Nachtessen, das wir in Indien hatten: 2 Gemüse-Kartoffel-Plätzli, gekochte Tomaten, Pommes frites, gebutterte Toasts plus zwei Kannen Tee für sage und schreibe 15 Rp.
Im vollen Zug erhaschten wir noch 2 Plätze. Beim Umsteigen warteten wir lange auf den nächsten Zug. Doch der war so voll, dass sich die Türen nicht öffnen liessen. Die meisten Leute kamen zwar irgendwie rein, wir zogen es vor, auf den nächsten zu warten. Doch da war es nicht besser. Mitten in der Nacht fand ich doch noch ein Plätzchen in einem Zug bzw. zwischen zwei Wagen, eingeklemmt zwischen Gepäck, ein Fuss fand grad noch Platz zum Abstehen.
Vor dem Einsteigen kam es zu einem Zwischenfall. Ein Mann klaute einer Bettlerin das Geld. Danach wurde er von fünf Männern festgehalten, bis ein Polizist erschien, welcher ihm dann mit dem Bambusstab den Rücken versohlte (unter Gelächter der Zuschauer). Rauhe Sitten zwar, doch ich habe den Eindruck, dass dies positive Auswirkungen hat.

25.-29. Bombay

Bombay, India Gate
India Gate in Bambay

Bus zur Billighotelgegend. Aber erstes Zimmer ohne Dusche/WC 100 Rp. Nächste Etage noch schmutziger 70 Rp, dann 60 Rp. Auf 3. Etage nahmen wir Zimmer mit 2 Betten, Kommode, Tischchen und wunderschöne Sicht auf die Bay mit vielen Schiffen, Gemeinschafts-Dusche und -WC, aber relativ sauber für 80 Rp. Wir sind zufrieden, haben uns die Suche schwieriger vorgestellt.
Wir liefen kilometerweit zu Fuss, konnten Checks einlösen (durch Buchungsfehler machten wir einen Gewinn von 42 Rp Juhihui!), Adressen Philippine Airlane und Thai Embassy ausfindig gemacht, aber doch nicht gefunden!? Auch Luftpost-Couverts konnten wir endlich kaufen, Postkarten und Schreibpapier.
Hängende Gärten, Nehru-Park (wunderschön und wunderbare Sicht auf Stadt). Die schweigenden Türme sahen wir zwar nicht, aber die Geier. (Himmelbestattung: Leichen werden auf einen Turm gelegt und dort von Geiern gefressen. Begräbnisstätte der Sekte der Parsen, sind Anhänger der Zoroaster, die aus Persien kamen.)

The Towers of Silence in the Indian city of Bombay
Turm des Schweigens. Auf diesem umfriedeten Gelände setzen die Parsen ihre Toten den Geiern aus.Foto: picture alliance / arkivi

Im Restaurant bestellten wir ohne zu überlegen Gemüsesandwiches. Hoffentlich ist der Magen guter Laune, wenn die rohen Tomaten und Gurken ankommen. Und ebenso bei unserem heute neu getesteten Milchshake.

Am 28. konnten wir einiges erledigen. Bei der Philippine Airlane (bei der Wahl der Richtung gewann Joschi die Wette – einen Ring), buchten wir Flug ab Karachi am 20.10, dann gingen wir zur Telefonkabine.

Public telephone in Bombay 1983
Bediente Telefonkabine in Bombay

Das ist ein Häuschen, vorne mit Gitter, dahinter ein Mann mit Telefon, ein anderes, von aussen erreichbar. Pro Gespräch 50 Paise, wenn möglich, Gespräch auf drei Minuten beschränken. Dann suchte ich im Telefonbuch India und PIA-Airlanes, wollte den Preis fragen für Flug Delhi-Karachi. Erstes mal PIA langes Hin und Her, dann Unterbruch. Zweites Mal 1’148 Rp. Dann India, Nummer war falsch. Nummer nach neuem Verzeichnis nicht erreichbar. Also gingen wir zu Fuss hin. Flüge nur DI und DO. Wir buchten, müssen aber morgen nochmals hingehen um Bestätigung für Plätze einzuholen. Danach zurück zur Philippine Airlane, buchten für 22.10, wäre perfekt, wenn es dann noch Plätze gibt.

Zugtickets nach Ahmedabad. Zuerst Church Gate Terminal. Keine Inquiry. 1. Klasse-Schalter hat gerade keine Kunden. Der Mann ist sehr freundlich und schreibt alles ganz genau auf. Es gibt drei verschiedene Züge abends. Aber wir müssen mit der Bahn zum Bombay Central, um die Tickets zu kaufen. Gehen hin, marschieren dort einen Kilometer bis zu den Formularen, fülle diese aus, gehe zum Schalter – stehen sehr viele Leute bereits an – und sehe, dass dieser Zug für vier Tage ausgebucht ist. Der Zug um 20.05 ist noch frei. Also zurück, neues Formular ausfüllen. Nach zwei Stunden anstehen macht der Schalterbeamte irgendwelche Einwände, ich werde schon ganz aufgeregt. Einzig 3 Rp mehr pro Ticket verstehe ich und sage ja. Dann erzählt er wieder lange, wir verstehen nur Dadar-Station. Sage wieder ja und bezahle 50! Rp pro Ticket. Dann bin ich mir der Sache doch nicht so sicher und gehe zur Auskunft, denn auf dem Ticket steht Bombay Central. Frau am Schalter meint, dass man nach Ahmedabad keine Sleeper reservieren muss, daher Ticket bis nächste Stadt. Abends Auskunft im Hotel am Bahnhof, dass wir doch Dadar Station einsteigen müssen. Also morgen nochmals checken.
Elephanta-Insel mit guided Tour.
Dann Marsch zu Air India, Flugdatum klappt, $ 114.90 jeder.

Bus zum Thai Konsulat, war aber geschlossen.
Besuch Hl. Grabmahl, ein ca. 300m langer Steg übers Meer führt dazu. Das Benehmen der Menschen war interessant: Tücher küssen, sich mit dem Tuch übers Gesicht fahren, sich segnen lassen, usw.
Besuch des Puffs von Bombay. Wie im Reiseführer beschrieben: Häuserreihenweise Zimmer, untereinander und gegen die Strasse nur durch Gitterwände unterteilt, dann meist hinter einem Vorhang ein Bett, hunderte Mädchen, stark geschminkt. Es soll in Bombay 100’000 Huren geben, Weltrekord. Sie werden von ihren Familien verkauft oder verstossen, verschleppt, usw. Abhauen können sie mangels Finanzen und Heiratschancen kaum. Jedenfalls war diese Strasse schon ziemlich zweifelhaft auch die umliegenden.
Den «Heimweg» mit diversen Bussen und zu Fuss fanden wir nicht auf Anhieb. Waren ca. zwei Stunden unterwegs. Beim Znacht stellten wir den grossen Schnitt in Joschis Tasche fest. Zum Glück kam das Messer nicht durch die Polsterung. Wir wurden von vielen gewarnt. Ein Schweizer erzählte vorgestern, dass ihm aus dem Schlafsack das Necessaire geklaut mit Rupien und Golduhr.

Die meiste Zeit verbringen wir mit dem Besorgen der Tickets. Keinen halben Tag konnten wir echt ruhen.

29. Dadar Station Bombay, Befinden: schlaff, enttäuscht und traurig.

Die Busse lösten einen Wutanfall aus, nervten uns wahnsinnig. Zig mal im falschen, überfüllt, oder keiner hält an, wir wurden vorzeitig abgeladen, ….. Irgendwann landeten wir doch noch bei Air India, dann zum Konsulat um zu erfahren, dass wir ein neues Visum in Delhi einholen müssen und zwar nach Ablauf unseres jetzigen. Wieder warteten wir eine halbe Stunde auf einen Bus, versuchten mehrmals vergeblich einen zu besteigen. Irgendwann kamen wir auf Dadar Station an. Liessen noch die aufgeschlitzte Tasche nähen. Der Schneider wollte partout kein Geld. Er schämte sich für seinen Landsmann, der das getan hat.

Maxi scooter in India
Maxi-Scoouter

30. Ahmedabad.

Bei Ankunft um 5 Uhr wurde ich von Schreien geweckt: Wir sind da! Alles noch geschlossen. Wir marschierten Richtung Fluss, durch enge, dunkle, menschenleere Strassen. Dann gab’s ein Bellkonzert, sogar die Hunde merken, dass wir fremd sind. Da die Stadt uns enttäuschte – verwachsene und zerfallene Stadtmauer und Häuser -, reisten wir am Abend gleich weiter nach Abu Road.

Fast food at the bus stop
Fast food-Angebot vor dem Bus-Fenster

30.-3.9. Abu Road

Abgesehen von den verkommenen Sehenswürdigkeiten ist es noch eine schöne, typisch indische Stadt. Ein Menschengedränge und Verkehrschaos. Hunderte von Läden, kaum Restaurants, gar keine Möglichkeit, sich irgendwo hinzusetzen. Daher machten wir einige Beizenbesuche, doch kaum hat man ausgetrunken, wird man schon sanft «rausgeekelt». Noch sechs Stunden, bis unser Zug fährt. Ist das langweilig!

1.10. Mount Abu

Temple in Mount Abu
Temple in Mount Abu

Sitzen gemütlich auf einem «künstlichen» Schiff, sprich Restaurant, draussen, im Schatten und geniessen den Blick auf den See, die Bötli und Umgebung. Verdient haben wir’s! Im Nachtzug sassen drei etwas durchgedrehte Männer im Abteil neben uns. Wir beschlossen, abwechselnd zu schlafen bzw. zu wachen.
Nach dem Frühstück mit ungeniessbarem Tee und Kaffee, fuhren wir mit dem Bus ca. eine Stunde hierher. War ganz abenteuerlich: enge Strasse, steile Abhänge.
Wunderschön hier. Palmen und gepflegte Gartenanlagen. Schönes Zimmer im Tourist Bungalow für 30 Rp. Nach der Ankunft nahmen wir eine Dusche, wuschen die Haare, und dann auch noch die Kleider inklusive Schlafsäcke und Geldbeutel (Bauchbeutel). Das war auch nötig. Wir mussten mehrmals waschen, so schmutzig war alles. Während dem Prozedere glitt die Seife in den Abguss, Kamm und Joschis neuer Ring folgten. Es kostete einige Anstrengung, alles zu retten!
Spaziergang um den See. Wunderschön, geteertes, kurvenreiches, romantisches Strässchen. Kein Mensch weit und breit. Affen beim Tempel, am Fluss waschende Frauen. Doch dann waren wir alleine, als plötzlich drei gurrende und zähnefletschende Hunde auftauchten. Mir sass die Angst im Nacken. Als sie endlich verschwanden, fiel uns Stein vom Herzen. Tollwut können wir nun wirklich nicht gebrauchen.

Wasching women at lake Mount Abu
Waschende Frauen am See bei Mount Abu

Das Nachtessen mussten wir bis 19 Uhr bestellen, Essen um 21 Uhr. Obwohl wir verschlafen haben, mussten wir noch warten. Die Gemüsesuppe war spitze, aber Poulet und Reis mager wie immer. Bezahlen mussten wir zwar nur 25 Rp. Das Morgenessen kostete gleich viel, war gut, aber Toasts gab’s nur halb so viele wie in anderen Restaurants.
Auf dem Weg zum Tempel trafen wir keine zehn Menschen, im Tempel aber hunderte! Alle sind sie mit Taxis und Bussen gekommen. Der Tempel ist wirklich einmalig!
Kauften Bustickets nach Udaipur für 50 Rp für beide.

3. Nach Udaipur

Shops at a bus-stop in India
Haus und Geschäfte an einer Bushaltestelle

Der Bus war alt, die Strasse holprig, bergauf und bergab, doch wir haben’s genossen. In Udaipur ging der Rummel wieder los. Etwa zehn Jungs mit Pferdekutschen warben für schöne, billige Hotels. Wir wollten sie loswerden, doch zwei folgten uns auch ins Restaurant. Wir gingen mit demjenigen, welcher uns für 1 Rp zum See bringen wollte, ausführlich zwei Personen, inklusive Gepäck. Er wollte dann 5 Rp, Diskussionen, Ärger, Moralpredigt, …. Auf anschliessender Entdeckungstour folgte uns wieder ein Junge, Student für Malen auf Seide. An ihm liessen wir unsere Wut aus. Er führte uns zwar in «seine Schule» (Laden), getraute sich aber nicht mal zu fragen, ob wir was kaufen möchten. Draussen belästigten uns weitere Jungs. Alle gaben vor, Studenten der Kunstmalerei zu sein.
Besichtigung des Maharadscha-Palastes.

Hotel in the lake of Udaipur
Udaipur – Hotel auf Insel im See
Vieuw from the fort in Udaipur
Udaipur, Blick vom Fort

4.-5. Chitogarh, Tourist Bungalow

Wunderschöne Busfahrt hierher. Nur einmal wurde eine Kuh angefahren, später ein aufgebockter Lieferwagen «abgeschleppt». Wir sind dann aber heil angekommen.
Wanderung ca. 4 km zum Bootssteg, Überfahrt zur Insel Nehru-Park. Gepflegt, viele Spritzbrunnen in Betrieb, Restaurant unter guter Führung, und Toiletten geputzt (wie’s aussah, gab’s schon lange keine Wasserspülung mehr). Es wäre ein wunderschöner Ort, doch so, wie wir ihn vorfanden, enttäuschend. Interessant wars, den vielen Frauen und Männern beim Waschen und Baden zuzusehen, die engen Gassen. Weisse, oft mit Elefantenbilder, verzierte Häuser, im Grossen und Ganzen eine schöne Stadt. Endlich kamen wir auch zu einem Post Office und gaben viele Briefe und Karten auf.

Indian farmer

5. Ajmer

Vor Hinfahrt Ausflug zum Fort von Chittorgarh (grösstes Indiens) mit Hotelbus. Imposant, aber ungepflegt.
Mit Rosswagen zum Bahnhof, in letzter Sekunde noch auf den Zug gesprungen. Ein Bummler! War das langweilig und russig. So schlimm war’s noch nie. Während der Fahrt kam plötzlich ein völlig aufgeregter junger Mann in unser Abteil und zog die Notbremse – diese funktionierte aber nicht.
Nach der Ankunft in Ajmer wollten wir erst was essen, doch im Refreshment Room gab’s ausser Wasser keine Getränke. Zu Fuss fanden wir kein Hotel, fuhren per Rikscha zum etwas abgelegenen Tourist Bungalow.

Indian fort
Ein Fort, das wir besichtigten – irgendwo?

6. Ajmer

Nach Kurzwäsche Ausflug nach Pushkar. Vom malerisch gelegenen Dorf inmitten von Bergen an einem See haben wir kaum was gesehen. D.h. das Dorf schon, aber in den engen Gassen sieht man vor lauter Mauern nichts von der Umgebung. Aber es war trotzdem schön. In Pushkar gab es diverse Shops mit deutschsprachigen Büchern, welche Touristen verkauften.
Zum Znacht bestellte ich Omu (?) Alu und fragte, ob das mit Reis sei. Der Kellner nickte und brachte einen Teller Reis. Auf die Beilage wartete ich eine Stunde, ich reklamierte und bestellte nochmals. Nach einer weiteren halben Stunde beschlossen wir, ohne zu essen ins Zimmer zurückzukehren. Doch dann fiel der Strom aus. Und da kam auch schon mein Frass – zwei Kartoffeln an einer zwar guten Sauce, doch im Dunkeln biss ich auf diverse Gewürze – keine Gaumenfreude.

Street food in India
Fahrende Strassenküche

8. Jaipur

Von Ajmer aus nahmen wir den Bus nach Jaipur und standen Todesängste aus. Nach einem Fast-Crash mit einem entgegenkommenden Lastwagen, übernahm ein mitfahrender Polizist das Steuer durch fliegenden Wechsel. Er schien jahrelang keinen Bus gefahren zu sein. Nach einem weiteren selbstmörderischen Überholmanöver vertiefte ich mich in eine Zeitung und war überglücklich, heil aus dem Bus aussteigen zu können. Aber das Glück war nur von kurzer Dauer. Zwei Rikschafahrer und Hotelkommissionsjäger folgten uns dicht auf den Fersen. Es dauerte lange, bis wir ein Hotel fanden. Abends Palast der Winde.

Palace of the wind in Jaipur and Yogi
Palast der Winde und ein Yogi in Jaipur

9. Ausflug nach Amber

Der Bus kostete 3.20 Rp für zwei, ein Elefant hoch zum Maharadscha-Palast 65 Rp. Da keine weiteren Touristen da waren, mit denen wir uns hätten zusammenschliessen können, marschierten wir hoch. Palast war gut erhalten, ein Labyrinth von Gängen, keine Möbel. Das Fort sahen wir nur von unten – es ist riesig.
Zurück in Jaipur besichtigten wir die Sternwarte und den Stadtpalast (Museum). Nicht sehr interessant, aber teuer.

Jaipur street market
Strassenmarkt in Jaipur

Am Sonntag auf dem Weg in die City, konnten wir einen Zahnarzt in Action sehen. Er hatte seine primitiven Geräte auf einem Tuch auf dem Trottoir ausgebreitet und verpasste seinem Patienten, welcher auf dem Boden kniete, gerade eine Spritze. Dann nahm er die Zange und riss wie ein Verrückter. Der Patient war sehr unruhig. Als der Zahn draussen war, bekam er immerhin Wasser zum Spülen.

Dentist on the foot-walk in Jaipur
Zahnarztpraxis auf dem Trottoir in Jaipur

10. New Delhi, Sunny’ Guest House
Ziemlich erschlagen, aber hier sind wir. Sechs Stunden Busfahrt. Zwar sassen wieder auf dem Hinterrad, aber trotzdem sahen wir etwa zweimal, wie glücklich ein Überholmanöver zu Ende ging. Aber unsere Angst wuchs, denn unterwegs sahen wir drei Unfälle: zwei Frontalkollisionen und einen umgekippten Lastwagen.
Nach der Ankunft gleich zur Post, war aber doch nichts, dann WC, schlimmer kann’s nirgends sein, später Businformation für Mussoorie, Café trinken, Schuhe putzen lassen, und der Scootermann war schon wieder da ….. ich schrie ihn an. Wir wollten nur den Preis wissen zum Connaught Place. Um weiteren Ärger zu vermeiden, nahmen wir den Bus. Leider gabs nur noch Dormitery.

11. New Delhi

So verbrachten wir eine wunderbare Nacht draussen. Noch nie habe ich, wenn ich im Bett die Augen öffnete, den Sternenhimmel gesehen. Oft kam ich auch letzte Nacht nicht dazu, denn ich schlief wunderbar.
Beim Fotografen kamen wir eine Stunde zu früh an, er öffnete erst um 10 Uhr, wie alle anderen Geschäfte auch. So gingen wir Cheques einlösen. Danach konnten wir die Fotos für die Visa machen lassen auf eine Art, wie uns schien, wie vor hundert Jahren. Die grosse Linse vorne wurde etwa drei Sekunden lang von einem Mann mittels Deckel geöffnet. Wir mussten dann ganz ruhig halten. War lustig. 4 Fotos 20 Rp. Na, ja.

Danach zur Thai-Botschaft, die wir nicht auf Anhieb fanden. Es fanden Demonstrationen von Tibetern statt, deswegen viel Polizei in den Strassen und Umleitungen. Formulare ausfüllen mit zwei Durchschlägen. Dann schwierige Verständigung mit der anwesenden, ersten Sekretärin des Konsuls, ein halber Mann. Nach langem Hin und Her, während dem sie immer wieder mit irgendjemand anderem sprach, bezahlten wir zusammen 320 Rp und hinterliessen auch noch den Pass, alles ohne Quittung. Die Dame sagte, wir müssen morgen um 09.00 Uhr wieder da sein um Quittung für Geld sowie Pass zurück zu erhalten. So eine hässige, unanständige Frau ist mir selten begegnet.

Nach dem Mittagessen ging’s weiter im Programm: Indian Airlanes (natürlich wurde der Pass, welcher ja bei der Thai Embassy übernachtet, verlangt. Nach einigem Hin und Her zwischen drei Angestellten ging’s dann tatsächlich mit den Kopien), dann Philippines Airlanes (angeschrieben steht nur Jetair, so haben wir länger gesucht und es auch nur dank einem aufdringlichen Geschäftsmann gefunden) und zuletzt, ganz geschafft schon, zum GPO. Für uns war (zum Glück) keine Post da. Keine Nachricht, gute Nachricht. Aber in Bangkok spätestens wäre ich schon glücklich, etwas Gutes vorzufinden. Ich glaube, ich mache mir mehr Sorgen um meine Familie zu Hause, als diese um mich, auch haben mich schon Träume geplagt. Manchmal denke ich, dass während der langen Zeit meiner Reise irgendjemandem etwas zustossen könnte. Aber zum Glück hatten wir auf dem GPO keine schlechten Nachrichten.

Nach dem Essen zur Air India, shoppen, morgen zur Thai-Botschaft, zum Bahnhof, um Tickets nach Mussoorie zu kaufen. Es nimmt kein Ende!

Arm rings in every colour
Armreifen für jeden Geschmack

13. New Delhi

Nach einer Nacht auf schlechten Betten (zu kurz, Löcher im Rost), standen wir um 9 Uhr in der Thai-Botschaft. Die uns bereits bekannte Dame erschien und fragte nur – Swiss? – und legte die Pässe hin. Zum Glück kontrollierte ich die Visa. Jenes von Joschi war für zwei Einreisen, meines aber bloss für eine. Ich sagte es, und die Dame änderte es, indem sie darüber «double» schrieb und dem ganzen einen Stempel verpasste. Ich fragte, ob das nicht Schwierigkeiten am Zoll gebe? Sie sagte, ich soll die Quittung für 160 Rp aufbewahren.

Per Bus fuhren wir für 80 Paise – beide zusammen – zum Connaught Place. Wir erkundigten uns auf dem Tourist-Informationbüro nach Zügen nach Mussoorie und wussten danach nicht mehr, ob wir überhaupt hinfahren wollten. Denn Tickets müssen irgendwo hier (d.h. per Scooter zu erreichen) gekauft werden und für die letzten 50km muss man dann doch einen Bus nehmen. Wir gaben uns eine Galgenfrist und tranken in einem nahen Hotel Tee. Wir haben beschlossen Gepäck hierzulassen, essen zu gehen, dann Dessert an einem Patisserie-Stand und dann zum Busstand. Hoffentlich klappt’s dann wenigstens mit dem Bus um 22.30 Uhr, denn sonst hätten wir kein Zimmer. Es wird zwar eine mühsame Nacht werden, aber Busfahren braucht doch weniger Organisation, sprich Zeitaufwand und Taxigeld, als Zugfahren.

Nach ausgiebiger Shoppingtour fanden wir ein Hotel mit Patisserie-Ecke, Chinarestaurant, Fast Food und Glacé. Letzterem konnte ich nicht widerstehen. Wir assen zusammen drei Cornets und es waren die besten, die ich je gegessen habe. Ich merkte mir die Ecke gut, so dass wir wieder dorthin gehen können in einigen Tagen, bevor wir dann nach Karachi abfliegen.

Ich schreibe jeden Tag mehr in das Tagebuch, erstens aus langer Weile, aber ich habe auch ein gewisses Bedürfnis. Dieses Buch wurde irgendwie zu einem Teil von mir. Ich sehe hier jeden Tag tausend Menschen. Von all dem kann ich aber praktisch nichts aufschreiben, es würde Bücher füllen und unendlich Zeit erfordern. Aber, wenn ich zu Hause dann die hoffentlich gelungenen Dias sehe, kann ich vielleicht das Geschehen doch wieder ziemlich genau in Erinnerung rufen. Auch ist am ganzen Reisen die Atmosphäre das wichtigste, und diese kann man in Worten kaum wiedergeben. Ich selbst fühle mich gut, zufrieden und ewig hungrig. Letzteres kann man von Joschi nicht behaupten, denn er kann, ausser den Suppen, das Essen hier nicht ausstehen, abgesehen von Patisserie und Glacé. Im Moment hat er eine starke Erkältung. Er ist härzig, wie er sich hier durchschlägt mit so wenig englisch. Hätte er nur etwas mehr Geduld und bessere Nerven, es wäre alles noch viel einfacher. Er sitzt mir jetzt gegenüber mit einem Chapati-Essen, denn der Rest hat der Kellner nicht verstanden, was wir erst nach langem Warten erfuhren.
Auf dem Busbahnhof kaufte ich noch eine Zeitung, kratzte die 30 Paise zusammen und legte meinen Geldbeutel in die Tasche, die ich mir – wegen des Gedränge beim Einsteigen in den Bus – so umhängte, dass sie vorne hing, vor meinen Augen. Jemand muss mich beobachtet haben. Obwohl wir uns hinten, abseits des Gedränges anstellten, entdeckten wir im Bus, dass Joschis Tasche aufgeschlitzt war, aber zum Glück nichts fehlte. Erst nach dem Abchecken seiner Tasche bemerkte ich, dass an meiner der Reissverschluss offen ist, und der Geldbeutel mit 230 Rp weg. Hätte schlimmer sein können.

Inside an indian bus 1983
In einem indischen Bus

13.-16. Mussoorie

Den Bus fanden wir einmal mehr nicht auf Anhieb. Mehrere Angestellte verhalfen uns zu Tickets, Bus und Sitzplätzen. Die Fahrt war wieder ganz gefährlich, zumal wir auf dem vordersten Sitz alles genau sehen konnten. Ich finde es grenzt an ein Wunder, dass nicht täglich mehrere Menschen von Bussen totgefahren werden. Unser Bus hatte dann einen Schaden, welcher provisorisch bei einem Halt behoben wurde, später dann bei einem Bus-Stand. Schliesslich kamen wir um 03.00 Uhr in Deha Dun an, wo uns jemand sagte, der Bus nach Mussoorie fahre um 03.00 Uhr. Wir entschlossen uns zu warten. Um 04.00 Uhr machten wir uns mal auf die Socken, doch der abfahrtbereite Bus hatte ein anderes Ziel. Auf der Information teilte man uns mit, unser gesuchte Bus sei schon abgefahren, er fahre aber immer nur ab Bahnhof. Also nahmen wir eine Pferdekutsche und konnten dann um 06.30 Uhr abreisen. Was das eine Strecke! Noch schlimmer als nach Mount Abu. Viele enge Kurven und unendlich tiefe, steile Abgründe. Aber zum Glück kamen wir heil an. Endlich! Und geschlafen hat jeder höchstens zwei Stunden im Ganzen.

Unterkunft im «Regal» für 35 Rp., schön und gross mit Kommode, Clubtischchen und vierplätzigem Esstisch. Nur Warmwasser müssen wir für 1 Rp pro Kessel irgendwo holen.

Nach der Einquartierung machten wir einen Spaziergang und liessen uns von der wunderschönen Gegend überwältigen. Nur froren wir unwahrscheinlich, denn immerhin sind wir im Himalaya-Gebirge auf 2200 m.

Im Rahmen eines mehrtägigen Festivals fand eine Folkloredarbietung statt, unter freiem Himmel. Wunderschöne Tänze wurden aufgeführt, doch wir froren wie Schlosshunde und verliessen die Aufführung vorzeitig, was uns peinlich war, denn Einheimische boten uns einzigen Touristen gute Plätze in der vordersten Reihe an. Wir befürchteten, dass die Leute denken, uns hätten die Tänze nicht gefallen.

15.Mussoorie

Aerial passenger line in Mussoorie
Mussoorie

Wir bestellten heisses Wasser, erhielten sogar zwei Kessel, doch gewaschen hatten wir uns angesichts der eisigen Temperaturen sehr schnell mit wenig Wasser. Das restliche nutzten wir für die Wäsche.

Wir beschlossen, auf den «Gun Hill», den Aussichtspunkt zu klettern. Aber die Bergriesen lagen in Wolken. Für den Rückweg wählten wir den «Hinterkamelweg», 3 km lang und irrsinnig schön, ruhig, ausser ab und zu eine Rikscha oder Pferde.

Später, auf dem Rückweg vom Essen, kamen wir zu einer Prozession. Zuvorderst ein Säbeltänzer, dann eine Musikgruppe, gefolgt von zwei Reitern und einer Rikscha. Der Säbeltänzer war verkleidet wie ein Pirat, mit einer Augenbinde. Die Männer auf Pferden sahen in etwas aus wie Samichläuse, in Glittermänteln, Glitterkopfbedeckung, farbigen Perücken, Schnäuzen und Bärten. Die Musik tönte wie Gugge, dazu knallten Frauenfürze, brannten Raketen und Zuckerstöcklis ab. War also in etwa eine Zusammenfassung vieler verschiedener Schweizer Feste.

Am nächsten Morgen wanderten wir früh zum Aussichtspunkt und konnten bis 6300 m hohe Berge sehen. Vor 08.00 Uhr war auch weit und breit kein Mensch anzutreffen. Nach einem Kaffee und Snack genossen wir auf einer Bank die wärmenden Sonnenstrahlen.

Im Dorf gingen wir auf die Post und trafen auf einen Demonstrationszug von einigen hundert Tibetern. Gegen 16 Uhr fand wieder ein Umzug statt, hauptsächlich mit Kindern und Jugendlichen, etwa ein Viertel der Mitwirkenden waren Weisse. Auf einem Plakat lasen wir Jndo-German … und Book. Ob es deutsche Kinder waren? Jedenfalls gab’s eine Musikgesellschaft, eine Gruppe Kinder auf Pferden, dann eine Gruppe Jungs in blau, welche wie alle andern einen Turban trugen. Nächste Gruppe trug rote Uniformen und die letzte gelbe. Dann folgte noch ein geschmückter Wagen. Die weissen Kinder führten Tänze und «Schlachten» auf mit Dolchen, Speer und Panzern, sowie mit Säbeln. Wir mussten uns regelrecht durch die Menschenmassen zwängen, um noch rechtzeitig ins Kino zu kommen.

Der amerikanische Film war schrecklich. Ein Sängerpaar trennte sich, als das Mädchen einen Vertrag unterschrieb, welcher es zum Star machte. Er verweigerte nach bösen Vorahnungen. Es wurde dann gezeigt, wie das Mädchen zum Weltstar wurde, aber total abhängig war von seinen «Bossen». Der ganze Ego und die persönliche Freiheit gingen verloren. Zudem wurde das Mädchen mittels Drogen willig gemacht. Als sie merkte, dass ihr Freund sie sucht und braucht, kehrt sie zu ihm zurück in das einfache Leben (war zwar auch ein spezielles). Das Ganze war noch verpackt in selbst für uns futuristische Umgebung bzgl. Häuser, Einrichtung, Autos. Echt kitschig, ausser dass wir mal wieder Sound aus der Zivilisation hörten. Als ich aus dem Kino in die indische Welt trat fragte ich mich, wie Inder solche Filme wahrnehmen. Als westliche Realität?

Nach einem einfachen Znacht fiel das Dessert umso grösser aus. Schade, dass wir gerade jetzt Indien verlassen, wo wir gerade anfangen die indische Küche zu lieben, uns getrauen, fast alles zu essen. Damit ich es auch vertrage, gönne ich mir gleich noch einen Whisky. Die Flasche kauften wir in der Schweiz im Duty Free-Shop, weil uns jemand sagte, ein Schluck jeden Tag hält den Magen gesund. Doch tranken wir selten, denn meist war der Whisky zu warm.

Am Abreisetag mussten wir bereits um 10.00 Uhr auschecken. So sassen wir drei Stunden lang auf einer Bank, sonnten, plauderten, lasen und genossen die Aussicht. Einige Patisserien später bezahlten uns Sikhs den Pot Tea und unterhielten sich mit uns. Wir gingen mit ihnen spazieren. Die drei Männer wurden von Tony angeführt, welcher gut englisch spricht und meint, er müsse uns beschützen. Wir verabredeten uns für abends in Delhi, wo er uns abholen wird zu einem Kinoabend. Wir trafen sie dann schon bei der Ankunft um 3.30 Uhr. Sie hatten ziemlich viel Whisky getrunken und blödelten rum.

Den letzten Tag in Delhi verbrachten wir mit schlafen, Körper- und Wäschereinigung (eine Wohltat, mal wieder die Zähne zu putzen), dann Shopping-Tour mit Bewundern von Patisserie und kunstvollen Geburtstagstorten in Form eines Telefons, Schiffes, Strohhauses, usw. Auch Tickets zum Airport kauften wir.

Tony kam wirklich mit einem Freund zusammen. Ich fuhr auf dem Sozi mit Tonys Vespa durch das nächtliche Delhi, Joschi mit dem anderen Mann. Mir war unwohl bei der Sache. Ob der mich wirklich ins Kino fährt? Doch alles klappte. Die Vorstellung war allerdings ausverkauft. Wir setzten uns in einen Park, danach wollten die Männer in unserem Zimmer Whisky probieren. Der eine verabschiedete sich vorher. Im Zimmer wollte Tony, dass Joschi Fotos von ihm macht von ihm mit mir zusammen. Dabei fing er auch an zu fummeln. Dann liess er Joschi die Gläser hinausbringen, ich bat ihn aber zu bleiben. Tony stellte noch zweideutige Fragen und grabschte, wollte uns am nächsten Tag unbedingt noch am Flughafen treffen. Eines habe ich immerhin gelernt: Mann bleibt Mann, auch in Indien, auch ein Sikh. Und somit haben wir nicht einen Freund in Indien gefunden. Ein jeder wollte nur etwas von uns haben. Dieser Gedanke trübt nun die letzten Stunden in diesem Lande. Ich hoffe sehr, dass es mit Arthur nicht dieselben Probleme geben wird. (Anmerkung: Als ich Arthur Monate später schrieb, dass ich mich von Joschi trennte, schrieb er mir einen Heiratsantrag und sandte mal ein «Faden-Bild».)

18. Karachi, Hotel Excelsior

In Delhi gingen wir nach dem Aufstehen gleich noch Glacé essen. Das Einchecken war mühsam, die Beamten überfordert. In Karachi erblickten wir nach der Ankunft gleich Arthur, was uns aufstellte. So weit und so lange von zu Hause weg, und man wird am Flughafen abgeholt. Er reservierte uns bereits ein Zimmer im Excelsior, handelte bei unserer Ankunft den Preis runter auf 23 Rp. Er musste dann wieder in die Arbeit, wir machten einen Abendspaziergang nach einem feinen Vegetable Curry mit Chapati-Znacht. Wir kamen nicht aus dem Staunen bei diesen modernen Einrichtungen. Wir waren’s schon gar nicht mehr gewohnt. Und erst noch die vielen Bäckereien (sprich Süssigkeiten)! Ich glaube, die hatte ich letztes Mal gar nicht gesehen. Und die schönen, billigen Schuhe!

19.

Karachi beach
Am Strand von Karachi

Wir duschten seit langem wieder einmal mit heissem Wasser. Arthur holte uns ab. Wir fuhren zum Strand. War wunderschön. Ausser Business-Männern hatte es keine Leute. Aber von jenen umso mehr. Einige hatten Sofortbildkameras, andere Pferde und Kamele zum Reiten. Für 20 Rp liessen wir uns ablichten, das Bild schenkten wir Arthur. Als er dann aber endlich sah, dass wir auch eine Kamera haben, mussten wir noch einige Fotos machen. Danach ritten wir zu dritt auf einem Kamel. War das lustig, vor allem das Auf- und Absteigen.

Zurück in der Stadt nahmen wir in unserer «Stammbeiz» Lunch. Danach ging Arthur arbeiten, wir zum GPO. Welch Aufsteller! Drei Briefe von daheim – im ersten ein Brief, im zweiten einen Gruss mit Zeitungsausschnitt zur Laufental-Abstimmung und im dritten, am gleichen Tag geschickt, wieder ein Zeitungsausschnitt. Alles fein säuberlich auf Maschine geschrieben. Es war bestimmt Werner (damals 13jährig). Zuerst konnte ich es zwar gar nicht glauben, denn das gute Deutsch überraschte mich vollkommen. – Laufen bleibt also bei Bern (effektiv wechselte es zu Baselland???), dies bei einer Stimmbeteiligung von beinahe 93%!! Die Briefe wurden am 7. resp. 14. September geschickt. Ist schon lange her. Hoffentlich erwarten mich in Bangkok auch wieder gute Nachrichten.

20.
War das heute wieder ein Stress! Frühstücken, Teppichläden suchen. Wir brauchten länger als eine Stunde, bis wir einen fanden. Dann aber reihte sich einer an den anderen. In jedem liessen wir uns einen Teppich reservieren. Als Arthur kam, gingen wir zum GPO um uns über Paketsendungen zu informieren. Das hörte sich ganz einfach an: mit dem Teppich an den Schalter, dort wird er eingepackt und die Papiere ausgefüllt. No problem! Das Problem war aber dann das Cashen von Cheques. Keiner akzeptierte. Einzig am Flughafen liessen sie sich einlösen. Morgen ist aber Holiday. Nicht nur das löste Stress bei uns aus. Irgendwie gefiel uns keiner der Teppiche wirklich. Joschi war dem Zusammenbruch nahe. Der Verkäufer brach ebenfalls in Schweiss aus und rechnete ununterbrochen, nachdem ich ihm sagte, dass 3’400 Rp etwas teuer sei. Das Handeln begann, wir verliessen letztlich das Geschäft mit einem Teppich für 3’000.-.

Arthur lud uns in «sein» Hotel zum Dinner ein. Die Hall befand sich im 8. Stock, die Aussicht auf die Lichter der Stadt ist wunderschön. Und dann erst die Liebenswürdigkeit, mit welcher wir bedient wurden! Wir waren die einzigen Gäste, aber auf unserem Tisch stand réservé. Arthur bat seine Kollegen uns nett zu bedienen. Diese stellten sich uns vor und begrüssten uns herzlich. Mit seinem Chef diskutierte ich lange über das Leben in USA, Asien und Europa. Er war schon überall, auch beruflich. Arthur hat das ganze auch bezahlt und wir merkten wirklich, wie gerne er das für uns tat. Es ist so lieb, so härzig.

Zurück im Hotel bewunderten wir den Teppich während einer Stunde in allen Lagen und Lichteinfällen. Den Trick mit dem Zusammenlegen kennen wir noch nicht.

21.
Arthur holte uns im Hotel ab. Wir fuhren zu ihm nach Hause, lernten seine Mutter, die Schwester, zwei Brüder und den Vater kennen. Ausser seinem Bruder spricht niemand englisch, zumindest sagten sie nichts. Wir assen Spinat, Egg Omelette und Chapati. Für uns gab’s jedem ein Fläschli Cola mit Röhrli. Wurde bestimmt irgendwo extra für uns aufgetrieben. Nach dem Tee wurden uns Fotos der Familie gezeigt, die sehr religiös ist. So machen Arthur und seine Geschwister jährlich bei Ostern- und Weihnachtsspielen mit. Arthur ist auch Mitglied des Kirchenchors, spielt Hammondorgel und war früher Athlet, vor allem Sprinter, dann auch Fussballer. Unter seinem Bett liegt ein Überseekoffer voller Abzeichen und Pokale.

22.
Letzter Tag in Karachi. War einer der schlimmsten bis jetzt überhaupt. Am Vorabend plauderte Arthur noch mit mir bis 01.00 Uhr. Da seine Heimfahrt mit Bus schwierig gewesen wäre, schlief er bei uns. Wohl war mir dabei nicht. Plötzlich traute ich ihm nicht mehr. Doch heute Morgen lebten wir noch und konnten keinen Verlust entdecken.

Wir fuhren zum Teppichgeschäft. Natürlich wurde nun ein höherer Preis genannt, Checks nicht mehr akzeptiert. So fuhren wir zur State Bank. Dort kannten sie allerdings den neuen Dollarkurs noch nicht und schickten uns zur Habib Bank, wo unserer Checks endlich akzeptiert wurden nach einigem Papierkrieg. Wir gingen den blauen Teppich kaufen, holten den roten im Hotel und rasten zur Post mit all den anderen Souvenirs, welche wir zu unserer Entlastung nach Hause schicken wollten. Nach einigem Anstehen erfuhren wir, dass wir das Paket eingenäht bringen müssen. Nach weiterem Hin und Her fanden wir vor der Post Männer, die Pakete einnähen.

Parcel of cotton from Karachi
Pakethülle aus Baumwolle
Parcel for carpet in cotton
Baumwollhülle als Verpackung für den Teppich

Telefonnummer von Arthur: 481605

Das dauerte … So wollten wir mit dem Ausfüllen der Zollpapiere beginnen und gingen zum Schalter. Dort kam dann beinahe der erste Nervenzusammenbruch, denn es ist verboten, Teppiche auszuführen, zudem ist der Wert pro Paket auf 200 Rp !! beschränkt. Wir gingen ins Parterre zum Chefzöllner. Von ihm erhielten wir die gleiche Auskunft. Er sagte, wir müssten auf eine Bank gehen, unsere Situation (Zeitknappheit) erklären, so dass wir eine Ausfuhrbewilligung erhielten. Damit muss man dann wieder an einen anderen Ort gehen, bezahlen und die Erklärung zur Post bringen. Ich dachte, ich höre nicht recht. Mir wurde echt schwindlig. Die Zeit wurde zu knapp. Ich überlegte bereits, ob wir die Teppiche zurückbringen sollen. Doch dies wäre bestimmt nicht einfach. Erstens haben wir beide signiert, zweitens hätten wir wohl das Geld nicht so leicht zurückerhalten. Arthur diskutierte sehr lange, dann sagte er mir, dass der Mann die Pakete durch die Kontrolle lässt, wenn wir Schmiergeld bezahlten. Was blieb mir übrig? Also gingen wir zurück zu Joschi, warteten auf die eingenähten Päcklis, adressierten diese und gaben sie auf. Komischerweise mussten wir keine Formulare ausfüllen, die Quittungen aber waren in Ordnung. Zusammen kostete der Spass 375 Rp plus 50 Rp das Einnähen und 23$ Schmiergeld (300 Rp). Also sFr. 120.-. Und dann war ich trotzdem deprimiert, denn wer weiss, ob die Teppiche durchkommen? Schliesslich kennt der Mann jetzt auch den Inhalt und Wert. Und auch wenn sie nach etwa vier Monaten in der Schweiz ankommen, wie hoch wird der Zoll sein, keine Rechnung beiliegend? Welche Schwierigkeiten wohl unsere Eltern haben werden oder bei Rücksendung Arthur und seine Familie? Aber andererseits kann man jetzt überhaupt nichts mehr machen oder ändern, zudem begehen wir kein Verbrechen, auch ist die Ware nicht «heiss». Zu meinen Bedenken, dass der Mann unsere Pakete abfängt, meinte Arthur, wegen zwei Teppichen wird der sich kaum vom Hocker erheben. Der kassiert so viel Bakschisch fürs Durchlassen von Drogen u.ä. Was für ein Trost!

Abends sahen wir im Flughafen Duty Free ähnliche Teppiche zum doppelten Preis, wie wir bezahlten: 250 $.

Das waren die Stationen unserer Reise

India Tour 1983
Stationen der Pakistan-Indien-Pakistan-Reise 1983

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