Von Ullapool via Edinburgh nach Hause

Am Frühstückstisch mit Meerblick führten wir spannende Gespräche mit einem Reisenden aus London und der Hauherrin. Sie hat kein Auge für Schottlands Schönheiten, vermisst die Kultur. Um einen neuen Film zu sehen, muss sie zweieinhalb Stunden lang fahren bis zum nächsten Kino. Einmal pro Monat wird im Wartesaal des Docks ein alter Film gezeigt. Alle paar Monate kommt das fahrende Kino vorbei, klappt die Leinwand aus und zeigt einen aktuellen Film in einem Raum für ca. 80 Zuschauer. Später sahen wir am Strassenrand im Nirgendwo eine fahrende Bibliothek.

Einheimische mögen Abgeschiedenheit oft als Entbehrung empfinden, uns fasziniert sie durch unberührte Natur. Auf unserer Rundreise durch den Norden legten wir mit dem Auto 870 Kilometer zurück. Die Strasse ist meistens eine single track road, kreuzen ist nicht möglich. Allerdings sind die Strassen recht übersichtlich, die nächste Ausweichstellen meist sichtbar. Trotzdem erfordert das Fahren die volle Aufmerksamkeit des Lenkers. So hielten wir immer wieder an, damit auch ich die Landschaft geniessen konnte. Dabei kamen wir mit anderen Touristen ins Gespräch, oft Schweizer.

Auf der Weiterfahrt konnten wir uns kaum sattsehen. Das Wetter war perfekt, meine Tochter nahm sogar ein Bad am White Beach.

Mal Lust, in einem Leuchtturm zu wohnen? Da hätten wir einen Tipp:

Bis Durness beeindruckte und faszinierte uns die Landschaft immer wieder aufs Neue.

Zum Glück kriegten wir noch die letzten Betten im Ort, ein «Notfallzimmer» im Hostel, kaum grösser als das Kajütenbett. Von der Veranda und vom Aufenthaltsraum konnten wir den Sonnenuntergang miterleben. Am Morgen holten wir uns im Shop Cappuccino und Croissants und frühstückten am noch menschenleeren Strand.


Nach der Besichtigung der nahen Höhle fuhren wir am Ufer eines Sees durch eine endlos scheinende Gegend, kaum ein Auto kam uns entgegen. Für einen Teil der Strecke wählten wir die noch engere Strasse und fühlten uns fast etwas einsam.


So empfanden wir später Inverness als hektisch, besichtigten die Stadt mit den eindrücklichen Bauten nur kurz.

Loch Ness hatte ich mir ganz anders vorgestellt, viel kleiner! Leider führt kein Weg am See entlang. Von der Hauptstrasse oberhalb ist das Schloss zu erreichen. Auf eine Besichtigung verzichteten wir, genossen jedoch den Blick auf die Umgebung.


In Nairn fanden wir ein schönes B&B am Meer, nach einem Strandspaziergang und Stadterkundigung dinierten wir mit Meerblick direkt neben unserer Unterkunft. Danach genossen wir den Sonnenuntergang.

Da wir am Morgen zeitig wegfuhren, konnten wir den Umweg über die Berge nach Fort William fahren, wo wir das Auto um 12 Uhr zurückbringen mussten. Die Gegend war total faszinierend: Wälder, Seen, einsame Hochebenen, wunderschöne Dörfer, subtropische Flora, ……

Kurz vor der Stadt bestaunten wir ein Ski- und Snowboard-Paradies. Jetzt im Sommer scheint es ein Hotspot für Biker zu sein. Sie lassen sich mit der Gondel hochfahren und geniessen dann den downhill course.

Wir stellten das Auto exakt zur Zeit auf dem Parkplatz ab und kauften gleich Tickets für den Bus nach Edinburgh via Glasgow. Dritte Fahrt mit ÖV, und auch dieses Mal ein Zwischenfall. Am See standen wir fast eine Stunde an Ort, nachdem sich vor uns ein Unfall ereignet hatte. Ein Motorrad prallte frontal in ein entgegenkommendes Auto (oder umgekehrt?). Nach dem Umsteigen in Glasgow informierte uns der Bus-Chauffeur nach kurzer Fahrt über eine Panne, sein Kollege wird uns bald mit einem anderen Car abholen. So sonnten sich die meisten Passagiere im frisch gemähten Gras und erreichten das Ziel leicht verspätet.
Im Abendlicht fuhren wir in Edinburgh ein. Ich war total begeistert. Selten sah ich eine so schöne Stadt.

Am nächsten Morgen nahmen wir an einer zweieinhalbstündigen Tour teil, zu Fuss. War total interessant. Danach streiften wir nochmals zu den schönsten Orten.

Im Museum erblickten wir Dolly, das geklonte Schaf.

Dolly unten rechts im Bild


Natürlich begleitete uns Harry Potter auf Schritt und Tritt.

Der Geburtsorts von Harry Potter. Hier schrieb J.K. Rowling die ersten Bücher
George Heriot’s School


Dann nahm die Reise ein abruptes Ende. Wir planten am Samstag und Sonntag Liverpool zu entdecken, danach ein bis zwei Tage für die Heimreise per Bahn via London und Paris. So setzten wir uns am Freitagabend entspannt ins Pub und wollten Bahn und Hotel buchen. Doch mit der Kreditkarte klappte es einfach nicht. Busse waren übers Wochenende ausgebucht. Wir fragten uns, ob das auch beim Eurostar und TGV der Fall sein könnte? Ich fühlte mich plötzlich in der Falle und gestresst. Da brauchte ich echt einen Whiskey. Zu später Stunde buchten wir die letzten Plätze in einem Easyjet-Flug nach Basel am Samstag um 07.40 Uhr. So hiess es schnell packen und kurz schlafen. Hat dann alles bestens geklappt. Flexibilität und Spontanität haben manchmal ihren Preis. Aber es ist fast immer perfekt, wie es sich ergibt.


Diese drei Wochen in Irland und Schottland waren traumhaft schön. Bezaubernde Landschaften, einsame und unberührte Natur, eindrückliche Bauwerke und nette Menschen. Doppelt so viel Zeit wäre ideal. Es wird noch eine Weile dauern, bis ich die Eindrücke und Erlebnisse verarbeitet habe.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.