Kosovo: Pristina und Prizren

Sieben Stunden dauerte die Busfahrt von Belgrad nach Pristina, inkl. mehreren Pausen, eine zum Mittagessen.
Den Zoll passierte kein weiteres Fahrzeug, während wir kontrolliert wurden.
Gleich nach der Grenze beginnen Wohngegenden mit vielen neuen Einfamilienhäusern, einige noch im Bau. Auch die Strasse/Autobahn wird ausgebaut.

Ich werde bestens «fernbetreut» – ganz herzlichen Dank für die tollen Tipps. Ich muss wohl wiederkommen, um auch die Hotspots des Nachtlebens kennenzulernen 😉

Am 17. Februar 2008, neun Jahre nach dem Kosovo-Krieg, erklärte sich die südserbische Provinz für unabhängig. 117 Staaten haben Kosovo mittlerweile völkerrechtlich anerkannt, nicht aber u.a. Serbien. Dies führt immer wieder zu Spannungen und Unruhen.

Von meinem Appartement blicke ich auf den Sheshi Zahir Platz, der am Bulevardi Nënë Tereza liegt.

An dieser Fussgängerzone gibt es eine Statue der Mutter Teresa. Sie wurde in Skopje, Mazedonien, geboren, ihre Mutter stammt aus dem Kosovo.
Die Mutter Teresa Kirche
Die Statue von Bill Clinton am gleichnamigen Boulevard. Sie erinnert an den Einzug der NATO-Schutztruppe KFOR. Unter Clinton hatte die NATO-Allianz im März 1999 in den bewaffneten Konflikt zwischen Serbien und aufständischen Albanern eingegriffen. Clinton am 20. Jahrestag: «Ich liebe dieses Land. Es wird immer zu den großen Ehren meines Lebens zählen, dass ich mit Ihnen gegen die ethnischen Säuberungen (der serbischen Kräfte) und für die Freiheit stand.»
Blick vom Turm der Teresa Kirche auf den Wohnkomplex Kurrizi (Albanisch: Wirbelsäule), hinten links, bei der Clinton Statue. Es ist eines der wichtigsten Bauwerke der 1980er Jahre in Pristina. Er bot nicht nur eine Vielzahl von Wohnmöglichkeiten für die wachsenden Ansprüche der Mittelschicht, sondern umfasste auch Versorgungs- und Einkaufsmöglichkeiten.
Architektur auf dem Weg zur Nationalbibliothek
Die Nationalbibliothek. Eines der hässlichsten Gebäude der Welt?
Auf jeden Fall aussergewöhnlich
Und noch vom Turm der Teresa Kirche gesehen
Wikipedia: Newborn (oft als NEWBORN stilisiert) ist ein Monument in Pristina. Es wurde am 17. Februar 2008, am Tag der einseitigen kosovarischen Unabhängigkeitserklärung von Serbien, öffentlich enthüllt und gehört seitdem zu den bekanntesten Denkmälern der Stadt. Es hat mehrere renommierte Preise gewonnen. Jeweils am 17. Februar werden die Buchstaben neu gestaltet.
Newborn von hinten
Am Bulevardi Nënë Tereza
Das ethnografische Museum. In den beiden Häusern (jenes links wird gerade umgebaut) lebten 30 Menschen. 1958 wurden sie in die Türkei deportiert.
Dies ist das älteste Haus in Pristina, 300jährig. Es zeigt die damalige, osmanische Einrichtung
Das Geburtszimmer
Spa. Rechts das «Heizungssystem»
The old green market
Als ich zurück zum Appartement komme, sitzt der Herr noch immer da.
Seit Freitag werden Stände aufgebaut und eine Bühne. Ich staune über die deutschen Stände wie vom Goethe Institut, Sprachkurse, Ausbildungen in Deutsch, usw. Ein Banner verrät den Grund: 25 years of Kosovar – German partnership
Ich warte auf den Bus und werfe nochmals einen Blick auf das NEWBORN
Gleich gegenüber das Heroinat-Mahnmal. Es zeigt ein Gesicht einer albanischen Frau, das aus 20.000 stilisierten großen Stecknadeln ein Relief ergibt. Jede Nadel steht für eine albanische Frau, die im Kosovo-Krieg 1998-1999 vergewaltigt wurde. Bis heute gibt es keine gerichtliche Verfolgung der Täter.
Mit dem 4er Bus fahre ich zum Gërmia-Park, ein Erholungsgebiet am Stadtrand. Gleich beim Eingang gibt es ein riesiges Schwimmbad. Leider ist die Saison bereits vorbei. Ich spaziere ca. 2km weit bis zum Restaurant. Autos können hinfahren, der Eintritt beträgt für diese einen Euro.
Menschen flanieren, picknicken, Kinder lassen Drachen steigen, spielen Fussball, …

Ich bin soo hungrig! Das Wort Curry lässt mich sogar zu Chicken verführen. Das Knoblauch-Käse-Brot wird dazu serviert.

Eine Beobachtung in Pristina, die mich sehr beeindruckte. In einem Restaurant setzte sich eine junge Frau an den Tisch vor mir. Sie stellte ihren Trolley hin, die Handtasche auf einen Stuhl, das Handy verband sie mit der Steckdose und legte es auf den Tisch. Dann ging sie ins Lokalinnere um zu bestellen. Danach legte sie ihr zweites Handy auf dem Tisch. Später verschwand sie für längere Zeit drinnen, liess ihre Wertsachen unbeaufsichtigt. In ihrer Handtasche hatte sie einen grossen Geldbeutel voller Karten. Das sah ich, als sie einem Bonbons verkaufenden Kind Geld aus der Börse suchte. Ja, der Kosovo scheint ein sicheres Land zu sein mit vertrauenswürdige Menschen.

Prizren

Mal eine kurze Sonntagsfahrt, keine zwei Stunden lang. Der Bus hielt immer wieder an um Passagiere ein- und aussteigen zu lassen. Meistens an Bushaltestellen. Beim Fernbus aus Sarajevo war das anders. Immer wieder liessen sich Mitfahrende an Autobahnausfahrten ausladen. Praktisch, aber bei uns unvorstellbar.

So kam ich pünktlich zu Kaffee und Kuchen in Prizren an. In drei Vitrinen waren leckerste und schönste Patisserie sowie Kuchen ausgestellt. Ich wählte ein Pistazientörtchen zum Cappuccino. 2.60 Euros.
Gestärkt machte ich mich auf die Suche nach meinem Hotel im Zentrum. Und dort erschlugen mich fast die Touristenströme!

Das wichtiste Wahrzeichen der Stadt ist die alte Steinbrücke. Sie wurde bei der Überschwemmung im November 1979 zerstört, aber im Juni 1982 wieder aufgebaut. Am Horizont die Festung Kaljaja.
Nebst einem Touristenzüglein gibt es sogar ein Pferd mit Kutsche.
Sonntagnachmittag bevölkern Ausflügler das Zentrum
Die Stadt mit der alten steinernen Brücke von der Burg aus gesehen. Der Aufstieg war kurz, aber steil.
Die Festung Dusan oder Kaljaja wurde 1915 während des Ersten Weltkriegs zerstört.
Bei dieser Hitze war ich fast alleine.
Es gäbe in den Bergen herrliche Wandermöglichkeiten!
Zurück im Zentrum, orientalische Athmosphäre
Das alte Gazi-Mehmet-Pascha-Hamas, erbaut 1563-74
Natürlich zog es mich in die Shoppingstrasse.
Da gibt es in edlem Umfeld alles, was zu einem rauschenden Fest gehört.
Glitzern muss es!
Zu diesen Roben gehören natürlich schicke Schuhe.
Goldschmuck scheint hier sehr wichtig zu sein. Auch in Pristina gibt es ein Quartier der Goldschmiede.
Die Kinder gehen natürlich nicht vergessen!
Nach diesem Rausch des Goldes und Glitters brauchte ich eine Stärkung bei der Brücke.
Nun habe ich meinen Laptop auf der Dachterrasse aufgeklappt mit Blick auf die Kirche, die Sinan-Pascha-Moschee und die Burg, die ich vorhin bestieg.

Gerade klangen die Kirchenglocken. Erstmals heute hörte ich sie um 7 Uhr. Der Muezzin war noch viel früher, um 5.35 Uhr rief er zum Gebet.

Nach dem Bloggen auf der Dachterrasse genoss ich ein feines Znach in einem Restaurant mit regionaler Küche.
Auf dem Heimweg über die Steinbrücke bewunderte ich die beleuchtete Moschee und Festung.
Einen letzten Snack bei der Brücke. Bruschetta gemischt: die Hälfte waren mit Rohschinken belegt.
An meinem letzten Tag im Kosovo durchstreifte ich Prizren und kam zufällig beim ethnologischen Museum vorbei.
Das Haus ist ca. 200 Jahre alt.

In den letzten Jahren bereiste ich fast jedes euroäische Land und hatte den Eindruck, das Verkehrschaos ist nirgendwo so gross wie in der Schweiz. Doch der Balkan übertrifft das, zumindest in den Ortszentren. Ständig Stau, die Abgase sind als Fussgänger kaum erträglich. Das Auto geniesst hier einen hohen Stellenwert. Autos machen Leute?

Weiterreise nach Nordmazedonien, Skopje:
https://www.travel-memories.ch/nordmazedonien-skopje/