1984 Neuseeland – Tagebuch

Neuseeland  1.4. bis 4.5.1984

Nach Neuseeland zu reisen hatten wir eigentlich nicht geplant. Doch Australien begeisterte uns nicht wirklich. Wir hatten quasi einen Kulturschock.

Hitchhiking in New Zealand

1.4. Auckland
Eben tranken wir unseren ersten Kaffee in Neuseeland. Gestern lagen wir in einem Park, hatten keine Lust mehr etwas zu unternehmen. Heute mussten wir früh aufstehen. Unwahrscheinlich die vielen Leute auf dem Flughafen. So etwas haben wir noch nie gesehen. Dementsprechend lange dauerte das Einchecken. Im Flugzeug mussten wir lange aufs Essen warten, doch dann schmeckte es umso besser – besonders der Rotwein, von dem ich etwas zu viel genoss. Wie in Australien dürfen auch hier keine Lebensmittel eingeführt werden. Also packte ich den Käse, Salz, Pfeffer schon im Flugzeug wieder aus. Hier mussten wir dann auf dem Airport nichts öffnen, so dass also unsere Kaugummis, Kaffeepulver, Spaghetti, Saucen und Suppen gerettet sind. Für $ 4.- nahmen wir den Airport-Bus zum Hyatt-Hotel, welches gleich neben der Jugi liegt. Nach dem Einchecken stellten wir bloss unsere Rucksäcke in die Schlafräume, dann machten wir uns eben auf die Suche nach einem Kaffee. Ich war zu faul selbst einen zu machen, das obwohl es hier einen Heisswasserautomaten hat. Aber ich fühle mich müde wie lange nicht mehr, und dabei ist’s in Australien jetzt erst 16 Uhr.
Heute ist Sonntag und Auckland wie ausgestorben. Übermorgen wollen wir zwar ohnehin schon weiter. Viel Zeit haben wir ja nicht in Neuseeland.

2.4.
Gestern Abend sprachen wir noch einem Basler. Joschi ging nicht allzu spät ins Bett, ich aber diskutierte mit dem Guy noch bis 23.30 Uhr. Da ich noch zwei Kaffees getrunken hatte, fand ich lange keinen Schlaf. (Wenn ich nicht irre, war das eine besondere Jugi. Eine Riesenhalle, die Zimmer waren mit nicht raumhohen Wänden getrennt. Ich fühlte mich wie in einem Wartesaal am Bahnhof. Es war sehr laut.) Aber morgen muss man halt raus: 10.00 Uhr geschlossen und vorher noch Duties (Ämtlis). Wir entschlossen uns das War Memorial Museum zu besuchen. Wir fuhren per Bus hin, auf welchen wir allerdings lange warten mussten. Das Gebäude überraschte uns wegen seiner Bauweise, Umgebung und Standort. Ein riesiges Gebäude umgeben von einer grossen Rasenfläche auf einem Hügel mit schöner Sicht auf die Stadt und den Hafen. Bei unserer Ankunft standen unterhalb des Eingangsportals einige Leute, darunter etwa je zehn weibliche und männliche Maoris in ihrer Volkstracht. Einige ältere Leute sassen auf einer Art Bühne, auch im Maori-Stil. Als wir näherkamen, entdeckten wir zwei Kameras und einen Helikopter, von welchem aus ebenfalls gefilmt wurde. Als wir bei der Ansammlung von Menschen ankamen, finden die Leute gerade zu tanzen und singen an, was uns vermuten liess, dass es sich um ein Festival handelt. Nach dem Tanz allerdings strömten die Menschen zu einem Essensstand, wir gingen ins Museum. Beim Eingang erkundigte ich mich nach dem Grund der Veranstaltung: Ein Film wurde gedreht, ich habe keine Ahnung welchen Inhaltes. Nachdem wir uns auf der ersten Etage umgesehen hatten und auch den Lunch hinter uns lag, sah ich aus dem Fenster, dass draussen wieder getanzt wurde. Joschi blieb im Museum, ich ging dem Treiben zusehen. Einerseits war’s langweilig, andererseits eine neue, gute Erfahrung. Jede Szene wurde mehrmals gedreht mit langen Diskussionszeiten dazwischen. Bei einigen Szenen wurden dann «Rauchbomben» gelegt und drei Motorradfahrer traten in Aktion. Auch dies wurde dreimal durchgespielt. Als Joschi zurückkam, machten wir uns zu Fuss auf den Rückweg zur Stadt. Zuerst ging’s einer Strasse entlang, sehr kurvenreich durch wunderschöne Dschungellandschaft, und das mitten in der grössten Stadt Neuseelands. Einen Supermarkt konnten wir nicht finden, doch immerhin Gemüse für ein Vegetable-Curry und mit Mühe sogar Brot.

3.4.
Gestern früh ins Bett und heute früh aufstehen und lange auf Joschi warten. Er schlief schlecht, weil’s in einem Zwanzigerschlag ja auch nicht ruhig sein kann. Nachdem ich den riesigen Gang mit dem Staubsauger ausgekundschaftet hatte, konnte unser erster Neuseelandtrip beginnen. Erst fuhren wir per Bus gemäss Jugi-Anschlag nach Albany. Diesem Tipp folgten noch etwa vier andere Leute. Lange mussten wir eigentlich nie warten, grosse Distanzen wurden jeweils auch nicht zurückgelegt – die längste mit einem Truck. Die letzten fast 100 km konnten wir mit Ruth zurücklegen. Sie lud uns zu sich nach Hause ein. Sie lebt seit zwei Monaten in einem abgelegenen Haus, doch nahe der Hauptstrasse, mit einer Freundin zusammen. Einfach toll! Wir tranken Kaffee, währenddessen sie sich entschloss, uns nach Kerikeri zu fahren, etwa dreiviertel Stunden dauerte dieser Extra Weg. Natürlich wollten wir sie zum Nachtessen einladen, fanden aber vorerst nichts Passendes. Also gingen wir einchecken und fuhren danach zum «Stone Store», dem ältesten Steinhaus Neuseelands.

Stone store in New Zealand
Stone Store House und halbautomatische Waschmaschine

Wir besuchten das darin untergebrachte Museum. Danach kamen wir doch noch zu einem Dinner, während dem wir uns gut unterhielten. Ruth ist als Job «Milchmuster-Sammlerin». Sie fährt also früh morgens zu einem Bauer, nimmt beim Melken Milch mit, welche sie dann ins Büro fährt. Mittags nochmals dasselbe. Sicher interessante Arbeit mit viel Kontakt zur Bevölkerung und ohne Boss hinter dem Rücken.
Endlich bekam ich mal wieder eine anständige Zeitung in die Finger – vier Leute bei Saas Grund in einer Lawine umgekommen, darunter zwei Neuseeländer (erzählte uns bereits ein Fahrer).
Bis jetzt scheint dieses Land vielversprechend. Wir hatten eine wirklich schöne Zeit hier, einen guten, hoffnungsvollen Start.

4.4.
Regen und Gewitter während der Nacht, Regen heute Morgen. Trotzdem entschlossen wir uns zum Wasserfall zu gehen. Keine zehn Minuten waren wir unterwegs als es aufhörte zu regnen. Wir wanderten also die dreieinhalb Kilometer durch den nassen, aber wunderschönen Dschungel. Der Wasserfall war ebenso imposant. Leider nahmen wir keine Verpflegung mit, ein Restaurant gab’s nicht unterwegs. So entschlossen wir uns, der Strasse entlang zurück in die Stadt zu gehen. Zum Glück bekamen wir jedoch einen Lift. Nach einem Sandwich-Schoggi-Eclair-Lunch kauften wir Postkarten, schrieben sie gleich und brachten sie zur Post. Danach Checks cashen, einkaufen und zurück zur Jugi. Unterwegs kamen wir bei einem Brockenhaus vorbei, wo ich mir einen Pullover kaufte. Wir stehen eben vor der Entscheidung hier zu bleiben oder weiterzureisen.

5.4.
Gestern Nacht unterhielten wir uns noch länger mit Ulrike, da kam ein Deutscher und fragte, ob wir Interesse hätten am Segeln, denn der Warten fährt, wenn wir zu fünft sind, am Morgen um 8.30 Uhr hinaus. Für $ 10.- pro Person können wir den ganzen Tag lang mit herumsegeln. Da waren wir natürlich sofort dabei. Wir waren gestern auch gerade dabei Schiffstouren zu studieren, denn eigentlich kamen wir hierher wegen der Bay of (150) Islands. Doch hier sind wir ziemlich schlecht gelegen für Schiffstouren. So hatten wir uns eben den Kopf zerbrochen darüber, ob wir in einer Stadt nahe dem Meer in ein privates Hostel umziehen sollten um ein Absprungbrett zu haben. So kam uns also diese Gelegenheit wie gerufen. Einziges Wenn – das Wetter muss schön sein. Heute Morgen war bereits um 7 Uhr Tagwache. Wir rannten herum wie die Wilden, denn die Duties sind hier wirklich gesalzen. Endlich startklar, wurden wir über Start orientiert – erst um 9.30 Uhr. So fand ich halt jetzt eben noch Zeit zum Schreiben. Früh war der Himmel wolkenlos. Nach einigen vorüberziehenden Wolken scheint jetzt wieder die Sonne – hoffen wir das Beste!
Also die Segeltour heute war ein Hit.

Sailing Bay of Islands

Schon die Fahrt zum Hafen auf der Brücke des Miniwagens war sehr schön durch die grünen Felder mit Kühen und Schafen, über viele Hügel mit fantastischer Aussicht auch auf die Bucht. Das Segelschiff ist recht gross und gut eingerichtet, der Himmel war wolkenlos, bloss der Wind fehlte, vor allem anfangs. Das war eine neue, tolle Erfahrung. Was mir nicht so gefiel: eine Schnur mit Widerhaken wurde hinter dem Boot hergezogen. Irgendwann biss tatsächlich ein grosser Fisch an. Mit einem Gummihammer wurde er erschlagen. Einige genossen den Fang zum Znacht.

 

6.4. Kaitaia
Heute trampten wir nach Kaitaia. Kaum standen wir vor der Jugi, hielt ein Wagen mit drei Maori-Frauen. Sie nahmen uns ein Stück weit mit, allerdings in die falsche Richtung. Wir hatten uns missverstanden. Doch sie fuhren uns dann an die richtige Strasse. Dies war allerdings eine Nebenstrasse, wo kaum Verkehr herrschte. Doch wir standen nicht lange, da kam ein Deutscher, welcher sich eine Auto kaufte, Jahrgang 1957, stark verrostet und sehr klein. Doch der Typ war echt nett, fuhr uns zur Jugi. Beim einem Essen unterhielten wir uns noch lange, dann buchten wir unsere Cape-Tour, kauften ein und schon war Einchecktime. Tolle Jugi, ganz sauber, grosser schöner common room und Doppelzimmer!! So konnten wir zusammen ein Zimmer nehmen, erst noch mit Lavabo, Tisch und zwei Stühlen. Rund um den ersten Stock hat’s eine Veranda – also hier könnte ich’s länger aushalten. Ja, ja, die Zeit! Hätten wir mehr davon, wären wir gleich mit dem Deutschen zum Cape hochgefahren, doch er will noch einige Tage campen. Da wir keine Zeit haben, hätten wir Cabins finden müssen (fest installierte Häuschen auf Campingplätzen), danach eventuell wieder zurücktrampen, da wir kaum so lange hätten dort oben bleiben können. Schade, schade!

7.4.
Heute waren wir auf der Cape-Reinga-Fern-Bus-Tour. Das Cape, resp. die Landschaft ist ganz toll. Was mich fast noch mehr faszinierte, war die Besteigung einer riesigen Sanddüne.

Sanddunes cape Reinga

 

Auf dem Hinweg fuhren wir dem Ninety-Mile-Beach entlang, was schön war. Nachdem wir das Cape besichtigt hatten, fuhren wir an eine Bay hinunter zum Schwimmen, Sonnenbaden, Bootfahren und dem Wichtigsten – einem Barbecue. Die Steaks und zwei gemischte Salate schmeckten ausgezeichnet. Den Fruchtsaft mussten wir bezahlen. Das war eine schöne Zeit. Speziell fasziniert hatten mich die Delphine, welche während wir assen, nahe ans Ufer kamen und die tollsten Sprünge vorführten. So was habe ich noch nie in der freien Natur gesehen.

 

Horse at ninety mile beach new zealand

Gestern Nacht ging die «Jugi-Besatzung» in den Pub. Es gab deren zwei im gleichen Gebäude. Wo wir zuerst waren, hatte es ganz verschiedenes Publikum, meist mittleren bis hohen Alters. An unserem Nebentisch spielte eine Maori-Frau Gitarre, einige andere sangen dazu schöne Lieder. Gefiel mir ganz gut. Nur konnten wir nicht alle um den gleichen Tisch stehen, so dass wir dann den Pub wechselten, wo wir einen grossen Tisch mit Sitzgelegenheit fanden. Beide Pubs waren überfüllt, es befanden sich wahrscheinlich etwa 200 Personen in jedem. War ja auch Freitag. Um zehn Uhr gab’s dann Schlummertrunk und ein Wecker ertönte. Dieser jämmerliche, anhaltende Ton musste ja das Volk hinaustreiben. So gingen wir dann ziemlich angeheitert um ca. 22.30 Uhr zu Bett. Wenigstens habe ich lange nicht mehr so gut geschlafen.

8.4. Opononi
Heute fühlte ich mich besonders aufgestellt und unternehmenslustig. Die letzten Tage waren auch schön und erlebnisreich. Eben habe ich in einem deutschen Cosmopolitan-Magazin Reiseberichte gelesen und das Reisefieber packte mich von neuem. Manchmal glaube ich nicht, zu Hause wieder zu arbeiten, sondern gleich wieder zu verreisen. Wahrscheinlich würde mir das eines Tages auch verleiden, doch bis dahin wird es bestimmt lange dauern.
Heute Sonntag stoppten wir also hierher. In Kaitaia warteten wir länger als zwei Stunden, kriegten dann einen Lift zur Fähre, auf welcher wir jemanden fanden, der uns hier zur Jugi brachte. Nur einchecken und ab ins «Dorf», bestehend aus zwei Hotels, einem Restaurant, einer Tankstelle mit Laden und Schiffsanlegeplatz. Drei Kilometer weit mussten wir schon gehen für Zigaretten, Eis, Kaffee und Dessert. Die Landschaft ist aber fantastisch, auf der anderen Seite hat’s Sanddünen, so hoch wie Berge – einmalig schön. Zurück bekamen wir einen Lift, hatten also noch Kraftreserven für einen Tennismatch – ja, wirklich. Ein Tennisplatz gehört zur Jugi. Das Netz (nur noch oberes Band) wird in der Mitte von einem Pfeiler gestützt, der Teer ist ziemlich grasig, Schlägel und Ball stehen gratis zur Verfügung. Das machte Spass!! Von Tennisspielen konnte ja keine Rede sein, eher von «Dem-Ball-Nachspringen». Da kommt man schon ganz ausser Atem – bin noch jetzt ganz atemlos, und mein Arm – kraftlos. Die Jugi selbst war mal ein Schulhaus, ist sehr einfach, nicht allzu sauber – aber ausgeflippt, wie die Bewohner! Stereoanlage hat’s – Supersound! Also hier kann man sich wohlfühlen. Echt gemütlich. Ob wir morgen wirklich weiterreisen werden??!!

9.4. Auckland
Scheinbar sind wir weitergereist! Wir hetzen da von Ort zu Ort – einfach wahnsinnig! Aber heute Morgen nahmen wir uns Zeit fürs Frühstück, diskutierten noch lange mit dem Warden und einem amerikanischen Couple, etwa 35 bis 40jährig, welches schon seit zwei Jahren unterwegs ist. Danach wollte ich noch Tennis spielen. Endlich konnten wir auch schon ein paarmal den Ball zurückgeben – echt ein Fortschritt. Doch die Freude währte nicht lange, denn Joschi schlug einen Ball zu kräftig, zwar gekonnt, doch in die falsche Richtung, ins hohe Gras. Also gingen wir suchen – vergebens! Wir meldeten dem Warden den Verlust. Er sagte, dass Tennisbälle in jener Gegend schwer zu kaufen seien und wollte eine neue Suchaktion starten. Zusammen mit einem Deutschen suchten wir also zu viert, doch erfolglos. Also zahlten wir $ 2.- und versprachen, trotzdem einen zu schicken – mal sehen. Endlich konnten wir aufbrechen. Wir marschierten etwa einen Kilometer weit – kein Fahrzeug in Sicht. Doch da kommt eines, ein Lastwägelchen, hinten eine Holzbrücke ohne Geländer. Und wer war im Wagen? – Der Warden. Wir konnten hinten aufsitzen und etwa 20 Kilometer weit mitfahren. Allerdings mit zwei Zwischenstopps. Erster bei einem Alternativ-Farmer, dessen Frau dann mit uns fuhr und auch ein Spinnrad mitführte. Zweitens kauften die Leute dann bei einem Bauer Gemüse und Äpfel ein. Bald danach wurde der Wagen am Wegrand abgestellt, die anderen marschierten über eine Weide und wir standen da, an einer Steinstrasse, weitab jeglichen Lebens. So wenigstens kam’s uns vor. Doch wir standen ja an der Hauptstrasse und mussten nicht lange warten, bis uns ein junger Typ aus Wellington, ebenfalls auf der Reise, mitnahm. Glück gehabt, denn auch ihn interessierten die Riesen-Kauri-Bäume, so dass wir alle interessanten Orte des Waldes besichtigen konnten.  Die Riesenbäume haben uns schon beeindruckt mit etwa 7 m Umfang, fünf Meter Durchmesser und etwa 40 m hoch.

Kauri trees

Wir konnten weiter auf der Steinstrasse bis Dargaville mitfahren, mussten dann jedoch wieder etwas 1 km «tschumpeln» bis zu Abzweigung. Aber auch dort hatten wir Glück, nach kurzer Wartezeit nahm uns ein Mann mit, welcher uns hier direkt vor die Jugi fuhr. Vorhin mussten wir aber noch bei zwei Farmern vorbeigehen, beide etwa 3 km abseits der Hauptstrasse und nahe Auckland. Beim ersten war ein junges Paar auf Pferden dabei die vielen Schafe mit Hilfe dreier Schäferhunde einzutreiben. Also Schafe sind tatsächlich sehr dumme Kreaturen. War interessant dem Treiben zuzusehen, hoch auf einem Hügel, bei tiefstehender Sonne, also bei fantastischem Licht und mit einer Aussicht über viele Hügel bis aufs Meer. Ich fühlte mich wie in einer anderen Welt – das müsste ein Leben sein! Der zweite Bauer besass Kühe. Auch da war die Lage und Aussicht einmalig.
Wir verbrachten also auch heute einen eindrücklichen, erlebnisreichen Tag!

10.4.
Heute nahmen wir den Bus nach Bombay Hills um 10.15 Uhr. Länger als eine Stunde dauerte die fast 50 km lange Fahrt. Kurze Wartezeit – kurze Fahrt bis zur nächsten Kreuzung. Aber bald kriegten wir wieder einen Lift bis zur nächsten Stadt. Danach dauerte es eine Weile, bis uns einer mitnahm nach Hamilton. Auch dort standen wir einige Zeit, dann nahm uns aber eine Frau mit bis Rotorua. Von ihr bekamen wir viele Informationen. Für heute Nacht lud sie uns zum Schwimmen ein in ihrem Motel. Dort gibt es einen natürlich geheizten Pool, allerdings mit Kaltwasser gemischt, damit es nicht zu heiss ist. Bin gespannt.
Die Jugi hier ist recht neu und modern. Wir liessen uns aber bloss führen um die Rucksäcke zu deponieren, dann wurden wir zu McDonalds gefahren. War ja auch Zeit für Lunch um 17.30 Uhr!
Von dort gingen wir zu Fuss zurück zur Jugi. Wie das überall in der Stadt nach Schwefel stinkt – und wie’s überall dampft, aus der Strasse, aus den Gärten, aus dem Park und natürlich aus den Kaminen, denn immer mehr Leute brauchen diese Energie um ihr Haus zu wärmen. Daher gibt’s allerdings immer weniger Geysire und die Dampfstellen schwächen sich ab, was sehr negative Auswirkungen auf den Tourismus haben wird. Auf unserem Rückweg streiften wir quer durch einen Park, wo es einen Mini-Kinder-Lunapark hat und Spielplätze, auf denen wir uns noch etwas vergnügten. Überall dampft’s aus der Erde.

11.4.
Also mit schwimmen wurde gestern nichts, denn der runde Pool, dem Hotelzimmer angegliedert, hatte einen Durchmesser von etwa zwei Metern. Aber herrlich war’s da drinnen zu sitzen und durch die Tür fern zu sehen, die Oscar-Verleihung wurde übertragen. Das Hotelzimmer kostet $ 36.- single, $ 40.- double. Dafür gibt’s im Parterre eine Küche mit Kühlschrank, zwei Fauteuils mit Clubtischchen, ein Doppelbett, Farbfernseher, Pool, Dusche und Toilette. Alles ist sehr luxuriös ausgestattet, war auch neu. Im ersten Stockwerk hat man, wenn man double bezahlt, noch ein Schlafzimmer. Natürlich gibt’s auch Telefon und Geschirr waschen muss man auch nicht, das erledigen die Angestellten – also echt toll für den Preis. Die Küchenbänke sind aus Holz, ebenfalls die Bar mit den drei Hockern, auf welchen dunkelrote Kissen sind, dies auch auf den beiden Rattan-Sesseln. Auch dunkelrot ist der Bettüberwurf. Die Decke ist ebenfalls aus Holz. So was sollten wir uns öfters leisten können. Uns wurde dann noch Kaffee, Ananaskäse (schmeckt sehr gut) und Brötchen mit Butter und Pfefferleberpastete serviert. War ein schöner Abend mit Marilyn. (Sie ist Aussendienst-Mitarbeiterin)
Wir kamen erst nach 23 Uhr ins Bett, so dass wir heute nach dem Ausschlafen hammerstressen mussten, dafür kriegten wir auch noch speziell leichte Duties. Wir beschlossen Fahrräder zu mieten, was nicht ganz billig ist, $ 6.50 eines, sind aber Zehngang-Rennvelos, so dass wir leicht und schnell vorankamen.
Mit den Velos bekamen wir auch eine Karte, wo eine Tour eingezeichnet ist. So kamen wir halt auch zu dem touristischen Gelände mit Maorihandwerken, natürlich auch zum Kaufen, Maorihäuser und ein -Schiff, Kiwihaus, Blubleu-Blubber-Pool, viel dampfendes Gestein und Geysire, welche natürlich, kaum waren wir dort angekommen, auch kräftig zu spritzen anfingen, etwa 10 m hoch. War wirklich schön, besonders natürlich, wenn man so etwas zum ersten Mal sieht.

Rotorua by bike

 

Später kamen wir zum Stadthaus, in welchem wir das Museum und die Art Gallery besuchten, bevor wir uns am See stationierten um den Landungen und Starts der beiden Sightseeing-Flugzeugen zuzusehen. Habe ich auch noch nicht gesehen, Flugzeug mit Flughafen auf dem See. Ja, und eben genossen wir eine Pizza. Es ist erst 15 Uhr, doch natürlich haben wir keinen Reiseführer mit und somit auch keine Karte weiterer Sehenswürdigkeiten. Doch vielleicht bleiben wir einen Tag länger. Wir konnten heute auch in ein Doppelzimmer einziehen mit Lavabo – echt Spitze.

12.4. Turangi
Gestern radelten wir noch zu den Rainbow-Springs, doch der hohe Eintrittspreis liess uns draussen bleiben. Wir haben zwar das Shopping-Center angeschaut, wo ich zwei Büchlein über Maoris kaufte und Joschi ein Aufnäh-Neuseelandwappen. Später in der Jugi kamen wir mit einem Schweizer ins Gespräch, danach gingen wir um etwa 1 Uhr endlich zu Bett. Wir haben uns bestens unterhalten, war ein netter Typ. Natürlich kamen wir heute mal wieder spät zum Frühstück, mussten also alles rasend schnell erledigen. Draussen war der andere Schweizer mit einem jungen Kiwi, welcher seine 125er Honda einfach nicht starten konnte. So half auch Joschi mit, stiessen an, doch der Motor blieb ruhig. Schliesslich checkte Joschi die Kerze, verkleinerte den Abstand, und der Motor heulte auf. Alsdann machten wir uns endlich auf den Weg, marschierten fast 3 km weit und standen etwa drei Stunden lang – war schrecklich. Da hielt mal einer an, unterhielt sich ein bisschen mit uns, schenkt uns sechs Päcklis Kaugummis und zwei Äpfel und meint, falls wir noch dastünden, wenn er zurückfährt, würde er uns bis zur letzten Abzweigung fahren – war ein Lichtblick. Nach weiteren fünfzehn Minuten hielt dann endlich einer an, der nach Tampa fuhr. Ein Manager einer exklusiven Schokoladenfabrik. Hatten wir doch Glück, denn er fuhr uns noch zu einer Touristenattraktion, zahlte uns den Eintritt (je $ 3.50), und wir gingen im Park umher zu einem heissen, dampfenden See, zu einem Kratersee, einem kochenden Fluss, usw. Nach etwa eineinhalb Stunden kamen wir zurück und er bezahlte uns auch noch den Lunch! Bei Tampa zeigte er uns auch noch einen fantastischen Wasserfall. Noch nie haben wir in einem Fluss so klares, blaues und schäumendes Wasser gesehen.

 

Hot sea Rotorua

Rotorua Nationalpark

Da wir uns schon vormittags entschlossen gleich zum Tongario-Nationalpark zu trampen, führte er uns auch noch etwa 50 km weiter und suchte uns eine billige Unterkunft, Cabins in einem Caravanpark. Dann schenkte er uns auch noch eine 500 g Schachtel Pralinen!! Also das war echt lieb! Er fuhr dann wieder nach Tampa zurück. Wir erfreuten uns natürlich an den Pralinés, war wie Weihnachten. Wir machten sogar noch ein Foto, denn das war für uns wirklich sensationell, sowas hatten wir lange nicht mehr. Für die Zwei-Bett-Cabin bezahlten wir $ 14.-. Es hat zwei Einzelbetten, einen Stuhl, Tisch, Kästchen und Kleiderhaken und -bügel, eine sehr saubere Common-Küche, allerdings ohne Geschirr, einen Shop, TV-Zimmer, Tischtennis, Billiard – also nicht schlecht. War heute wieder ein Glückstag!!

13.4. Ohakune
Auf dem Campingplatz spielten wir gestern lange Billiard – war auch noch free. Am Nebentisch spielte ein Vater mit seinem Sohn. Sie sprachen durcheinander englisch und schweizerdeutsch!! Uns grüssten sie nicht, doch als ich meine Zigarette auf den Tischrand legte sagte der Alte auf Englisch, ich sollte die Zigarette dort wegnehmen, es hätte schon genug kaputte Tische!! Das konnte ja nur ein Schweizer sein. So etwas Unfreundliches ist uns noch nie begegnet.
Heute Morgen mussten wir noch Cheques cashen und etwas laufen bis zu einem Hitchpoint. Nach etwa einer Viertelstunde nahm uns eine nette, junge Frau mit, die uns direkt vor die Jugi fuhr, welche immerhin etwa 10 km abseits der Hauptstrasse liegt. Die Jugi ist toll, Zweierzimmer mit Stuhl, Schrank, vielen Blankets und abschliessbar. Da wir ja morgen auf eine mindestens drei Tage lange Trekkingtour gehen, wuschen wir noch alle unsere Kleider in der halbautomatischen Maschine – war ein Erlebnis! Wäsche und Pulver einfüllen, mittels eines Schlauches Wasser einlaufen lassen und dann je nach Belieben lang waschen lassen. Wasser auspumpen lassen, Spülwasser einlaufen, abpumpen, nochmals einlassen und dann noch ausringen! Dazu gibt’s über der Waschmaschine eine spezielle Vorrichtung, bestehend aus zwei Walzen, durch welche man die Wäsche durchlässt. Die Walzen drehten automatisch, die Wäsche kam flach raus.

Stone store in New Zealand
Stone Store House, das älteste Steinhaus Neuseelands und halbautomatische Waschmaschine

Nachdem wir das endlich erledig hatten, marschierten wir ca. 2.5 km weit zur Ranger Station um Karten mit eingezeichneten Treks zu kaufen. Danach zum Shopping für vier Tage! Wir haben auch schon erste Packvorbereitungen getroffen. In etwa einer halben Stunde gibt’s für $ 1.50 ein vegetarisches Dinner, bestehend aus Blumenkohl und Käse, mal sehen!

15.4.
Gestern wollten wir eigentlich zum Chateau hitchen, doch am Vorabend unterhielten wir uns lange mit einem Schweizerpaar, welches gestern von Ohakune aus hochfuhr und uns mitnahm. So mussten wir halt einen Tag länger laufen, waren aber sicher zum Track zu kommen. Wir starteten also bei wolkenlosem Himmel um 11.30 Uhr. Der Track war sehr, sehr schlecht, oft sumpfig, viele Geröllhalden. Dann mussten wir wieder hinunter zum Fluss laufen, zehn Minuten nach einer für die Überquerung geeigneten Steinformation suchen, lange wieder hinauflaufen. Oft hatte es einen meterhohen nassen Dreckhügel, wo wir nur schwer runter resp. hinauf kamen.

trekking in Tongariro

Aber trotz allem kamen wir doch noch um 18 Uhr zur Hütte, knapp vor Eindunkeln. Wir waren alleine, hatten keine Kerzen. Es dauerte lange, bis wir mit dem nassen Holz ein Feuer entfachen konnten. Nach etwa zwei Stunden durften wir dann endlich unsere Quick-Soup geniessen. Wir liessen das Wasser fünfzehn Minuten lang kochen, denn wir entnahmen es dem Bach. Aber herrlich war’s da oben im Dunkeln zu sitzen am Ofen. Wir legten uns früh schlafen. Joschi hatte die ganzen sechseinhalb Stunden lang den grossen Rucksack mit den zwei Schlafsäcken geschleppt. Damit ist er auch noch wie ein Reh von Stein zu Stein gehüpft. Ich trug nur den kleinen Rucksack und die Tasche mit der kompletten Fotoausrüstung. Der Fotoapparat liebt scheinbar die Höhe nicht, denn wir mussten wieder einige Versuche starten bis der Spiegel hochging.
Joschi hatte sich eine Blase geholt, so dass wir heute Morgen noch nicht wussten, wie weit wir’s schaffen werden. Also beeilten wir uns auch nicht, kochten gemütlich das Frühstück und polierten die Hütte auf Hochglanz. Um 9.30 Uhr starteten wir dann endlich. Langsam verzogen sich die Wolken, doch es blieb neblig und ein paarmal nieselte es. Erst war der Track nicht so toll, doch nach etwa einer halben Stunde gings durch wunderschönen Wald, ziemlich flach. Nach zweieinhalb Stunden kamen wir zum Chateau, kauften Joghurts und zwei Drinks und diskutierten länger, ob wir weiter gehen wollten oder nicht. Doch anhand unserer Unterlagen war anzunehmen, dass es ein relativ leichter Track von etwa drei Stunden war bis zur nächsten Hütte. So kamen wir hier also vor 16 Uhr an. Im Gegensatz zu gestern war’s ein Spaziergang, doch jetzt, nach eineinhalb Stunden Ruhe merke ich doch, dass die Beine schwer sind. Leider ist’s etwas neblig, doch wir hoffen, dass es morgen schön sein wird, denn es ist der interessanteste und auch anstrengendste Teil, es geht ständig aufwärts. Aber das werden wir hoffentlich auch noch schaffen!

16.4.
So schlimm war der heutige Tag nicht, doch fantastisch schön! Wir gingen also etwa eine halbe Stunde lang eben oder leicht bergauf, bevor dann der eigentliche Aufstieg begann. Wir gingen sehr langsam, so dass wir nur einmal länger anhalten mussten. Dann ging’s ganz eben durch einen riesigen Vulkankrater – wir hatten schon eine halbe Stunde gewonnen. Dann nochmals eine Steigung, und wir hatten Blick auf den Red Krater, wirklich toll. Als wir auf der anderen Seite runterstiegen, war der Track sehr steil und sandig von der Asche. Also runter ging’s noch, man konnte recht gut auf den Fersen rutschten. Und diese Aussicht! – fast senkrecht runter auf die drei Emerald Lakes! Dann wieder eine Kraterdurchquerung, ein Aufstieg, und wir waren beim Blue Lake.

 

Tongariro crater

Danach gings über Wiesen hinunter zu Hütte. Wir waren die ersten, so dass wir anfeuerten, bevor wir rüber zu den Hot Springs gingen, wo sich Joschi ein Bad genehmigte. Mir war’s zu kalt. Inzwischen sind schon etwa fünfzehn Leute in der Hütte. Leider hat’s kein Wasser. Wir haben zwar noch genug, aber einige andere haben überhaupt keines mit. Diese Hütte liegt wunderschön mit Blick über den Lake Rotario und Taupe, auf der anderen Seite sieht man über viele Bergketten hinweg. Also das war heute wirklich ein Supertag, obwohl zwar die Sonne nicht schien und der Mount Tongariro in den Wolken lag. Doch wir blieben trocken, und die Aussicht ist super!

 

Lakes in Tongariro

Und der Sonnenuntergang war ein Traum! Ich sass auf einem Bett am Fenster und schrieb noch einen Brief nach Hause, als ich die feuerrote Sonne am ebenso roten Himmel entdeckte. Direkt vor der Sonne stieg der Dampf der Hot Springs auf wie Feuer.

Hot springs in tongariro Nationalpark

Ich konnte viele Kilometer weit sehen, über etwa zehn Bergketten. Stand man vor der Eingangstüre, sah man über zwei Seen – echt fantastisch! Leider nur hatte ich wieder eine schlechte Nacht, denn alle waren schon um 20 Uhr im Bett, während wir uns mit einem amerikanischen Paar bestens unterhielten. Aber man muss halt Rücksicht nehmen, es waren ja immerhin etwas fünfzehn Personen in der Hütte.

17.4.
Ein Problem machte uns der leere Wassertank – der nächste Bach war ganz versalzen. Wir hatten zwar genug Wasser, doch da kamen Leute mit Superausrüstung, aber ohne Wasser. So nett wie wir sind, liessen wir dann auch noch unser mühsam abgekochtes Wasser zusammen mit dem versalzenen der anderen kochen, in unserer Pfanne, die halt jetzt verrusst ist. Aber auf dem Ofen resp. in dessen Öffnung passte nur eine Pfanne, und auf der Platte wurde nichts heiss. Elke, das deutsche Mädchen, welches seit gestern mit uns zusammen trekkte, hat noch ganz schön von unseren Süssigkeiten schmarotzt. Zudem waren wir, soweit ich das beobachtete, jeweils die einzigen Hüttenbenützer, welche die $ 2.- pro Nacht und Person bezahlten, was ich von den andern eine Gemeinheit finde. Nur all das konnte unsere Stimmung nicht verdriessen. Es waren drei wunderschöne und unvergessliche Tage. Die Mühe hatten wir dann heute. Wir marschierten etwa zwei Stunden lang talwärts bis zum Car Park. Nach einer Stunde gingen wir noch 1.1 km bis zur Hauptstrasse. Elke blieb dann dort stehen, während wir noch zu Fuss etwa 10 km bis zur Kreuzung marschierten. Auf dem Weg überholte uns Elke in einem Auto. Wir hatten weniger Glück, doch an der Kreuzung hatte es ein Restaurant, wo wir uns wenigstens mal verpflegen konnten. Danach mochte ich einfach nicht weiterlaufen, denn die Strasse macht einen so müde. Nach geraumer Zeit nahm und dann ein junges, deutsches Paar mit. Dieses fuhr von Tampa aus um den Nationalpark herum zurück. Kaum sind wir wenige Kilometer weit gefahren, da kamen uns zwei deutsche Hitch-Hiker entgegen, welche unsere Fahrer schon kannten, und die auch nach Tampa wollten und keinen Lift kriegten. Unser Fahrer entschloss sich uns zuerst nach Ohakune zu bringen und dann die andern zu holen. Sie glaubten, es seien etwa 10 km, doch die Fahrt schien kein Ende zu nehmen und ich fühlte mich miserabel. Nach etwa 20 km liessen wir uns eben an der Abzweigung absetzen. Noch 8 km bis Ohakune – ich mochte nicht mehr! Wir gingen doch noch einen Kilometer weiter und liessen uns nieder. Nach etwa einer halben Stunde nahm uns doch noch ein älterer Herr mit zur Jugi. Da das Office geschlossen war konnten wir unser Gepäck nicht bekommen und somit weder duschen noch Kleider waschen. Also gingen wir einkaufen, auch zwei Tennisbälle. Eben sitzen wir in einem Café um die Zeit bis 17 Uhr totzuschlagen

19.4. Nelson
Danach checkten wir ein, duschten, wuschen die Wäsche (Joschi ganz alleine) und genossen ein herrliches, vegetarisches Menu von Bob. Auch im weiteren Verlauf des Abends ass und ass und ass ich. Hatte echt Nachholbedarf. Wir waren eine fröhliche Runde und plauderten bis nach 1 Uhr. Am Morgen standen wir dann um 10 wieder an der Strasse, bekamen sofort einen Lift zur Hauptstrasse, wo wir nach einer Stunde von einem Truck aufgepickt wurden. Nach längerer Fahrt mussten wir an einer Abzweigung aussteigen, nahmen Lunch und kriegten nach kurzem Warten einen Lift in einem anderen Truck. Mit dem Fahrer, einem Maori, habe ich mich gut unterhalten bis zu einem lauten Knall – ein Pneu platzte. Der Mann meinte, die Reparatur würde etwa eineinhalb bis zwei Stunden dauern, so dass wir auf einen anderen Lift warteten. Aber nicht lange, da hielt eine alte Dame. Sie erklärte uns vieles auf dem Weg nach Wellington und lud uns zu sich nach Hause ein. Die Frau lebte alleine in einem riesigen Haus mit grossem, wunderschönem Garten im Villenviertel. Das Haus hat mindestens sieben Zimmer und ist luxuriös und mit jeglichem Komfort ausgestattet. Ihr Gatte starb vor fünf Jahren, die «Kinder» sind alle ausser Haus. Wie wir vermuteten war ihr Mann Jurist und hoher Politiker oder Bürgermeister, denn im Haus gingen Fotos, auf welchen er Queen Elizabeth begrüsst. Dies alles ist zwar Vermutung, da wir ja den Herrn bloss von einem Portrait kannten und nicht weiter fragen wollten. Doch auch die Frau ist sehr gebildet, war oft im Ausland an Konferenzen und hat lauter Juristen als Freunde. Jedenfalls wurde uns bei der Ankunft ein Snack serviert, danach rüstete ich zusammen mit der Dame das Znacht, während Joschi fernsah. Dann wurde uns Wellington bei night gezeigt. Wir fuhren dem Hafen entlang, dann auf einen Hügel, von wo aus wir mit dem Cable Car hinunter und dann wieder hochfuhren.

Wellingen view point

Wellington New Zealand

War wunderschön. Wieder zurück, kochten wir zu Ende und um etwa 21.30 Uhr speisten wir: Lamm-Kotelettes, Erbsen, gedämpfte Tomaten und Kartoffeln. Zum Dessert gab’s frischen Fruchtsalat mit Schlagsahne, Kaffee und Milchschokolade. So fürstlich und viel hatten wir lange nicht mehr gegessen. Und wie wir erst schliefen! Ein richtiges Bett! Mit Bettdecke! Alle Zimmer haben riesige Fenster, wodurch man bloss grüne Bäume und Palmen sieht – ein Paradies. Heute Morgen frühstückten wir dann ausgiebig. Unsere Gastgeberin rief noch das Schifffahrtsunternehmen an, wo man ihr sagte, dass die 08.00 Uhr-Fähre noch nicht ausgelaufen sei wegen dem Streik einiger Angestellten. Wir wussten nicht, ob und wann wir also fahren konnten. Einen Flug hätten wir kaum gekriegt, denn morgen ist Karfreitag und alle Leute verreisen über die Festtage. Aber wir dachten, dass es schon klappen würde, wir haben ja immer Glück! Wir brachen noch zu einer Sightseeing-Fahrt auf. Wir fuhren auf einen Hügel, von wo aus wir einen fantastischen Ausblick auf die Stadt und auf die beidseitigen Meeresarme hatten. Dann ging’s zur Fähre – beide standen noch da, beide waren «bevölkert». Wir gingen kurz vor 10 Uhr zum Ticketschalter, kriegten Billets für die sofort auslaufende 8 Uhr-Fähre. Die Dame brachte uns noch zum Schiff. Als wir uns verabschiedeten, schenkte sie uns noch $ 10.- für Schokolade. Wir haben bei ihr so viel gegessen, dass sie wahrscheinlich dachte, wir hätten kein Geld um uns etwas zum Essen zu kaufen.
Dann mussten wir an Bord, waren ohnehin die Letzten. Irgendwie fanden wir den richtigen Eingang nicht und gingen halt den Eisenbahnschienen entlang. Das war nämlich eine Riesenfähre mit Eisenbahnwaggons, Autos, Cars, oben hatte es zwei Personendecks mit Restaurant, Cafeteria, Pub, TV Room, Musik-Room, Spielsachen, alles Spannteppiche, also toll. Die sehr ruhige Überfahrt dauerte etwa drei Stunden, während denen wir zwei St. Moritzer kennenlernten, die uns dann mitnahmen nach Blenheim. Für die 11 Kilometer bis ganz ausserhalb der Kleinstadt brauchten wir fast vier Stunden und drei Lifts. Nach Sonnenuntergang nahm uns dann endlich einer mit für 100 km, also bis zur Tür der Jugi. Diese ist wunderschön, doch schon fast steril. Jedenfalls werden wir morgen versuchen zum Track zu kommen, was wahrscheinlich nicht ganz leicht sein wird. Zudem müssen wir noch viel packen und sehen, ob wir hier im Jugi-Shop Esswaren für etwa vier Tage zusammenkriegen, denn da morgen Karfreitag ist, wird bestimmt alles geschlossen sein.

21.4. Able Tasman Nationalpark
Gestern brauchten wir bis zum Trackanfang (etwa 80 km) fünf Stunden mit vier Lifts. Dabei lernten wir ein weiteres Problem des Hitchens kennen, denn einmal nahm uns eine junge Frau mit einem Kleinkind mit. Diesem erschienen wir gar nicht geheuer – es schreite wie am Spiess. Auch mit Biskuits war’s nicht zu trösten. Ich war froh, dass wir bald aussteigen konnten. Ein anderes Handicap mussten wir feststellen: einzelne Boys, Girls oder zwei Girls zusammen kommen immer innerhalb weniger Minuten weg. Wie wir das beobachtet hatten, war Joschi erst recht deprimiert. Auch mich scheisst das ewige am Strassenrand-Stehen natürlich an. Die ersten Schläge trafen uns auch schon am Morgen in der Jugi, denn am Anschlagbrett hingen die Duties, schön nummeriert. Meine Bettnummer hatte Herrentoiletten-Wäsche. Also tauschte ich kurzerhand mit denen von Joschi. Ich war schon erstaunt. Als wir dann nach dem ganzen Herumstressen unsere Jugi-Karten abholen wollten, gab uns der Warden unsere Duties. Ich erklärte ihm, dass wir diese bereits anhand des Anschlages erledigt hätten. Da erklärte er mir, dass oberhalb jenes Zettels ein Anschlag hing, welcher deutlich besagt, dass die Bettnummern nichts mit den Duties zu tun hätten. Das habe ich zwar gelesen, doch Nr. sah für mich aus wir 05, so dass ich das Ganze wie folgt verstand: Duties der Bettnummern bis 5 dürfen nicht verspätet verrichtet werden. Na ja, alle Ausreden nutzten nichts, er hielt mir sogar eine barsche Moralpredigt. Wir mussten also nochmals Duties machen und zwar recht Vieles. Ein Trost war, dass es uns nicht als einzigen so erging. Dann endlich konnten wir losziehen. In der Dairy kauften wir noch gross ein – $ 26.- – der Inhaber freute sich. Um 15.10 Uhr konnten wir auch noch ganz Widererwarten lostrampen. Wir waren schon müde und frustriert. Dann kam nach etwa zwei Kilometern auch noch ein Schild: bis zu Hütte vier Stunden. Also hetzten wir los. Bald hatte uns die schöne Buschlandschaft, die Fliegenpilze, Vögel und traumhafte Buchten wieder aufgemuntert.

Able Tasman trek

Able Tasman Trek

Able Tasman Trek

Able Tasman Trek

Kurz nach 18 Uhr kamen wir bei der bereits überfüllten Hütte an. Viele hatten auch schon ihr Zelt aufgeschlagen. Wir liessen uns nicht entmutigen, setzten uns an einen Tisch und assen ausgiebig. In der Hütte grölten einige Besoffene, den Ofen hatten sie dermassen mit Holz aufgefüllt, dass das Feuer nicht mehr richtig brennen konnte. Als Joschi blasen wollte, bekam er einen Zusammenschiss. Also kochten wir das Wasser draussen an der Feuerstelle, was auch innert wenigen Minuten so weit war. Wir blieben noch etwas sitzen und legten uns auf der Veranda schlafen. Zum Glück waren wir sehr müde, aber die Knochen spürten wir heute Morgen doch.
Natürlich sind wir arg in Zeitnot, so dass wir heute fast sieben Stunden lang wanderten. Zwar war der Track durchwegs ganz gut, ein schön geebnetes Weglein, kaum Steigungen, und doch fühlten wir uns nicht fit. Dreimal mussten wir durchs Wasser waten, so dass wir danach immer mit nassen und sandigen Füssen in die Schuhe mussten. Zudem war es mühsam, auch entlang von schönen Sandstränden, und zeitaufwändig. Aber wir haben’s mal wieder geschafft – wie immer. Jetzt sind wir wieder in einer Hütte nahe einer Strasse. So hoffen wir morgen zurück nach Nelson zu kommen. Dieser ganze Trek hat uns längst nicht so gut gefallen wie derjenige im Tongariro Nationalpark. Vielleicht haben wir in letzter Zeit zu viele Strände gesehen? Doch für drei Tage hat’s sich gelohnt, war wieder etwas anderes. Und mit dem Wetter haben wir’s natürlich auch getroffen – wolkenloser Himmel. Von den berühmten Sandflöhen wurden wir auch ganz verschont. Also beschweren wollen wir uns nicht.

22.4.
Gestern gingen wir wie immer früh zu Bett, ausnahmsweise schlief ich aber herrlich. Am Morgen waren wir natürlich fast die Letzten. Auch waren wir die einzigen, die schon zur Strasse marschierten. Weit war’s nicht, aber wieder zweimal Schuhe ausziehen und danach auch noch durch den Sumpf waten. Auf dem Parkplatz standen einige Autos, doch von Fahrern keine Spur. Also marschierten wir los. Da hatte es auch noch zweimal einen Bach über die Steinstrasse. Wir waren halt zu faul die Schuhe auszuziehen. Joschi holte Anlauf und schaffte den Sprung halbwegs. Dann kam ich an die Reihe. Ich schwang zuerst die Fototasche zu Joschi hinüber, damit er auch meinen Supersprung im Bild festhalten konnte. Dann holte ich Anlauf – und sprach voll in die Mitte des Flusses, wobei ich noch beinahe vornüberfiel. Muss das ein Bild gegeben haben! Die Schuhe blieben innen trocken, doch alles andere war nass, sogar auch das Gesicht.

Sailing Bay of Islands

Nach total etwa 12 km Marsch, wobei uns bloss ein überfülltes Auto passierte, sassen wir erschöpft im Gras und nahmen Lunch. Bald darauf jedoch kriegten wir auch einen kurzen Lift, dann noch einer bis zur Abzweigung, wo wir uns erst eine Eis-Creme mit Chocolate-Top leisteten. Kurz danach kam ein Ehepaar mit ihrer Tochter und führte uns direkt vor die Jugi-Tür – hatten wir heute mal wieder Glück!

24.4
Gestern nahm uns in Nelson eine alte Dame mit, die ursprünglich aus der Schweiz kam. Weit konnten wir nicht mitfahren. Auch danach kriegten wir meist kurze Lifts bis vor Westport. Dort nahm uns gegen 18 Uhr ein ausgeflippter Farmer mit einem Kind mit. Er hatte einen roten VW-Bus und lud uns für die Nacht zu ihm nach Haue ein, resp. in seinen Van, ein Mobilheim. Dieses hatte er im Busch stehen und es diente als Unterkunft für bei ihm arbeitende Traveller (Stundenlohn $ 5.-), welche zwischen einem Tag und etwa zwei Wochen blieben. Erst aber konnten wir in seinem Haus Nachtessen. Er wohnte mit seiner Freundin und drei Kindern zusammen in einem einmaligen Haus. Alles war aus Naturholz. Wir sahen nur ein Zimmer, dies war ein grosser, hoher Raum mit grossen Fenstern gegen das Meer. Dadurch sahen wir den fantastischen Sonnenuntergang. Der Raum hatte eigentlich keine Möbel, bloss um ein Cheminée standen vier «Sessel». Auf einem kleinen Holzherd wurde gekocht. Geschlossene Schränke hatte es keine, doch viele Holzregale an den Wänden, wo viel Eingemachtes steht. Ich kann das Haus und die Atmosphäre schwer beschreiben, doch es war einmalig.
Heute Morgen stellten wir uns halt wieder an die Strasse. Wir fuhren heute etwa 70 km mit zwei Lifts, auf welche wir nicht lange warten mussten. Doch bis Franz Josef ist’s noch weit, ob wir das auch noch schaffen werden? Haben wir natürlich geschafft. Der nächste Lift war etwa 25 km nach Ross. Dort konnten wir endlich einmal einkaufen, Kaffee trinken und Cheese-Sandwiches essen. Danach warteten wir etwas zwei Stunden lang. Haben uns dabei bestens unterhalten und Zukunftspläne geschmiedet. Nicht viele Autos fuhren an uns vorbei, die meisten waren auch schon gut besetzt. Doch wer hält da, lichtblinkend? Das Ehepaar, welches uns schon nach dem Track von Takaka nach Nelson mitnahm. Sie fuhren ebenfalls hierher, nach Franz Josef. Auch gestern fuhren sie in Nelson an uns vorbei, doch wie sie uns heute sagten, wollten sie alleine sein. Ist auch gut verständlich, denn sie sind auch auf Ferientour, und diese kann man nicht oft geniessen.

Da wir jetzt zwei Tage lang immer per Auto unterwegs waren, konnten wir überhaupt nicht fotografieren. Deshalb versuche ich die wunderschöne Landschaft auf dem Papier festzuhalten. Zwischen Nelson und Murchison war die Strasse sehr kurvig, berghoch und bergrunter. Von oben konnten wir oft schöne Fernsicht geniessen. Wir fuhren an einigen «angepflanzten» Wäldern vorbei, welche gestreift waren in der Farbe, denn die eine Reihe war jeweils mit Laubbäumen, die andere mit Immergrün besetzt. Laubbäume hat’s überhaupt sehr wenige in Neuseeland, doch die, welche wir sahen, waren ganz toll goldgelb oder rot. Von Murchison bis Westport führte die Strasse teils einspurig den Felsen entlang, auf der anderen Seite war tiefer Abgrund ins Tal. Den Blick zum Fluss hinunter fand ich besonders schön.
Zwischen Westport und Franz Josef fuhren wir also der Küste entlang, vorbei an zwei Seen. Der Blick auf den Strand war oft gut, beeindruckend die vielen Felsbrocken und Steine, sowie die Buchten. Manchmal hatte es allerdings beidseits der Strasse dichten Busch mit viel Farn. Beeindruckend sind die vielen langen, einspurigen Brücken, über welche auch die Bahngeleise führen. Die Flüsse hatten meist sehr wenig Wasser, die breiten Bachbetten waren voller Geröll.
Eben unterhielten wir uns mit einem vor zehn Jahren nach Vancouver ausgewanderten Schweizer. Das Wetter sieht schlecht aus, so dass wir von den Schneebergen und Gletschern noch gar nichts sahen. Wenn’s morgen etwas besser ist, marschieren wir vielleicht zu einem Aussichtspunkt, die Wanderzeit würde etwa sechs Stunden betragen hin und zurück. Bis jetzt hatten wir ja immer gutes Wetter, also ……. !!

26.4.
Gestern Morgen regnete es in Strömen, wie auch schon die ganze Nacht hindurch. Doch als wir loszogen war’s trocken, aber stark bewölkt. Der Schweizer führte uns zum Trek-Start. Erst ging’s eben durch einen fantastischen Wald, es kam mir vor wie in einem Märchen. Der Weg war mit Steinen gepflastert, beidseitig hatte es einen Teppich aus Moos und anderen kleinen Pflanzen. Der Busch war wild und dunkel.

 

Nach der ersten langen Swing-Bridge ging’s dann langsam bergan, der Weg war sehr nass und schlüpfrig, er führte über die vom Gletscher geglätteten Felsen. Wir mussten noch zwei Hängebrücken überqueren, beide schwankten stark und führten über tiefe Abgründe. Nach dem Überqueren eines Baches mussten wir auf der anderen Seite den Felsen über eine Aluminiumleiter erklimmen.

Für diesen wirklich wunderschönen Trek brauchten wir total mehr als sechs Stunden, wobei wir auf dem gleichen Weg zurück mussten. Der Roberts View Point war auch ganz schön, wir genossen einen Blick auf einen Teil des Gletschers, konnten aber weder den Anfang noch das Ende sehen. Todmüde kamen wir zurück und konnten dann wenigstens unsere Kleider waschen, war ja höchste Zeit. Aber alle Leute wollten waschen, so dass wir beinahe um Waschmaschine und Tumbler kämpfen mussten.
Nach dem Nachtessen wurde eine Diashow ausserhalb der Jugi angesagt. Ausser dem Genfer und wir gingen alle hin. War das danach friedlich im Haus, ruhige Musik, Feuer im Holzofen und Lektüre – war ein Hit!
Heute Morgen regnete es in Strömen, ans Hitchen war überhaupt nicht zu denken Der Warden meinte, um 11.20 Uhr fährt ein Bus nach Fox. Also blieben wir noch im common room, welcher wegen des Regens geöffnet blieb. Wir unterhielten uns gut mit einem Deutschen. Wir fragten auch noch im Shop und auf der Post nach dem Bus. Zwar nannten alle die gleiche Zeit, doch keiner zwar ganz sicher, ob der Bus heute kam. Da erblickte uns das Ehepaar, welches uns schon nach Franz Josef führte, und wir bekamen den dritten Lift mit ihnen nach Fox. Zusammen gingen wir zum Visitor Center und sie nahmen uns mit zum Fox Gletscher. Auf dem Weg dorthin kam uns der Genfer entgegen. Unsere Fahrer trafen ihn gestern beim Walk Nähe Franz Josef-Gletscher und hielten an. Dadurch vernahmen wir, dass das Hotel bereits voll sei. Daher sitzen wir jetzt im Dining-Room des Motorcamps, bei strömendem Regen. Aber zuerst waren wir also beim Gletscher, welcher eine Enttäuschung war, denn dieser geht sehr schnell zurück. Wir gingen deshalb etwa 2 km weit auf der Talseite hoch, von wo aus wir dann auf den Gletscher resp. was von ihm übrigblieb, blicken konnten. Das Eis war besonders unten sehr staubig, bedeckt von Steinen, welche beidseits hinuntergefallen waren. Zurück im Dorf wurden wir zum Motorcamp gefahren, checkten ein, verabschiedeten uns, und Joschi und ich gingen zurück ins Dorf, kauften ein, gingen Kaffee trinken. Das Tea-Room wurde geschlossen und draussen regnete es. Da sahen wir übrigens auch etwas Einmaliges: Ein Lieferwagen, welcher als Bank diente und vor dem Shop stand. Jedenfalls gingen wir in den Souvenirshop, wo wir für Briggis Bébé Finkchen kauften. Diese sind natürlich aus 100% Neuseelandwolle, haben aussen Ledersohle, innen Fell, dies auch über dem Fuss, dort ist allerdings das Fell aussen. Sieht schnusig aus. Der Regen scheint eben etwas abgegeben, die Sonne fängt an zu scheinen.
Habe eben auf einer Postkarte gelesen, dass ein guter Schafschärer pro Tag, also während neun Stunden, 300 Schafe schärt. Jährlich werden in Neuseeland 80 Millionen Schafe geboren.

27.4. Queenstown
Heute sind wir zum ersten Mal mit dem Bus gereist – nach Queenstown. Abfahrt 8.45 Uhr, Ankunft 17.30 Uhr, kosten pro Person $ 34.-, Kommentar: nie wieder! Der Bus war zwar sehr schön, doch diente er auch als Postzusteller, d.h. bei jedem Kaff anhalten und Post abgeben. Beim xten mal verschwand unser Chauffeur auf einer Post für etwa eine halbe Stunde. Den Motor liess er laufen. Hat wahrscheinlich gefrühstückt.
Der Bus hatte Aschenbecher, so setzten wir uns fast zuhinterst hin, wo normalerweise der «Raucher» ist. Kein Schild verbot das. Wir waren von den wenigen Fahrgästen die einzigen Raucher, so dass wir uns, so rücksichtsvoll wir sind, sehr einschränkten im Genuss. Vor uns sassen zwei ältere Herren, zugestiegen beim Fox-Hotel. Sie froren offensichtlich, suchten nach dem «Loch», einer setzte sich mal für eine Weile auf einen anderen Sitz, versuchte von dort aus den Hebel fürs Notausgangs-Fenster in Bewegung zu setzen. Als unser Fahrer für lange Zeit ins Office verschwand, schauten sie ständig auf die Uhr und regten sich auf. Alsdann gingen sie auch zum Fahrer um sich zu beschweren, dieser schloss darauf das Dachfenster. Wir hielten dann für zehn Minuten bei einem Aussichtsplatz – man konnte das Meer und einige darinstehende Felsen bewundern. Um 11.15. Uhr hielten wir bei einem Hotel für 45 Minuten zum Lunch. Danach gings weiter mit der Postverteilung bis uns ein Bus der gleichen Gesellschaft entgegenkam. Wir standen etwa 20 Minuten, die Fahrer wurden ausgetauscht. Joschi zündete sich eine Zigarette an, und es dauerte nicht lange bis der Herr vor uns für längere Zeit sich mit dem Fahrer unterhalten ging. Ich dachte mir’s schon, denn er hatte schon beim Anzünden unserer ersten Zigarette nasenrümpfend nach hinten geschaut. Als ich dann eine Zigarette anzündete, hielt der Fahrer am Strassenrand und hielt etwa fünf Minuten lang eine Predigt übers Rauchen. Aber ausser Smoking verstand ich überhaupt nichts. Die Herren vor uns haben sich einen triumphierenden Blick zugeworfen. Das Ganze hat mich im Moment ziemlich aufgeregt, nicht wegen des Rauchverbots, das war ok, aber dass der Herr nicht mit uns sprechen konnte. Na ja, nach ein paar Minuten war’s vergessen.
Die Fahrt war dann wunderschön, wir fuhren über drei Pässe, sahen dabei tief hinunter in die Schluchten, fuhren über mehrere Hängebrücken, sahen viele Schneeberge. Wunderschön war’s auch entlang von zwei Seen, mitten in den Bergen gelegen. Du Jugi ist zu gross, zu viele Leute, zu kalt.

28.4.
Gestern unterhielten wir uns bis spät mit Harald, heute verbrachten wir auch den ganzen Tag mit ihm zusammen. Am Morgen regnete es noch stark, alle Berge wurden weiss. Aber morgens mussten wir trotz Nässe und Kälte hinaus. Wir kauften erst ganz gross ein, es soll heute Nacht Kartoffelstock geben mit Geschnetzeltem und Champignons-Rahmsauce mit Lauch, zum Dessert frischen Fruchtsalat mit Sahne – mal sehen, wie uns das schmecken wird. Die Einkaufstaschen deponierten wir bei der Tourist-Information und fuhren mit der Schwebebahn noch zum Aussichtspunkt. Da sieht man wunderschön über das Dorf, den See, die umliegenden Schneeberge und die farbigen Laubbäume. Ansonsten haben wir den Tag in Tea-Rooms verbracht.

Queenstown New Zealand

29.4.
Das Nachtessen gestern war ne Wucht, nur fühlte ich mich danach nicht mehr ganz wohl. Den Rest des Fruchtsalates assen wir heute zum Frühstück. Nach dem Essen gestern unterhielten wir uns noch bis der Warden uns hinausschickte. Es war nicht einmal 23 Uhr. Heute hitchten wir. Nach fast einer Stunde nahm uns einer 6 km weit mit bis zur Kreuzung. Wir standen im Regen und froren erbärmlich. Wir gingen ins nahegelegene Tea-Room um uns zu erwärmen, tranken Kaffee und assen eine Kleinigkeit. Danach harrten wir noch bis etwa 16 Uhr aus. Wir hatten an Füssen und Händen kaum noch Gefühl, derart fror uns. Nochmals gingen wir einen Kaffee trinken, kauften ein und gingen ins nächste Motorcamp. Also weit haben wir’s heute nicht gebracht – ganz im Gegensatz zu Harald. Als wir aus der Jugi kamen erzählte er Wolf, dass er um 16.15 Uhr einen Bus nehme nach Dunedin, dort nach 22 Uhr ankäme und nicht wisse, wann er einen Anschluss hätte nach Christchurch – Wellington – Auckland, denn er fliege ab da am 3.5. Da meinte Wolf, er wäre eben von einem gefragt worden, ob er mit nach Christchurch fahren wolle. Derjenige startete auch gleich hinter uns den Wagen, Harald ging fragen, stieg ein, und weg war er. So gut geht das manchmal
Wir hatten halt heute weniger Glück. Dafür stellte uns das Motorcamp resp. unsere Cabin auf. Wir bezahlten zusammen inkl. Heizungszuschlag $ 16.-, was sonst $ 12.- oder $ 14.– kostete. Wir dachten mal wieder: Touristenort. Doch die Cabin ist ja tatsächlich ein Hit. Grosser Raum, grosses Fenster, blaugemusterte Tapeten und Spannteppiche, ein Doppel- und ein Einzelbett, Kommode mit grossem Spiegel, Nachttischchen mit Lämpchen, fünf Stühle, einen Tisch, einen Aschenbecher, einen Schrank mit Geschirr und Besteck für drei Personen, einen Toaster und einen Wasserkocher, typisch für hier, eine Chromstahlkanne, welche einen Stromanschluss hat. Also wirklich toll. Wären wir lieber schon mittags gekommen, anstatt da in Nässe und Kälte zu stehen. Zudem war ich schon gestern etwas erkältet. Obwohl es hier schön ist, hoffen wir doch morgen endlich wegzukommen – in vier Tagen fliegen wir ja schon!

30.4. Christchurch
Heute hatten wir ja doch wieder einmal Glück. Wir standen höchstens zwanzig Minuten an der Strasse, als uns Holländer mitnahmen, die seit drei Jahren für Shell in der Brunei arbeiteten. Er hatte ein Auto gemietet und in wenigen Tagen Neuseeland besichtigt. Wir fuhren zuerst nach Mt. Cook. Die Landschaft war wunderschön, wir glaubten uns abseits aller Menschen. Auch das Wetter war ziemlich gut. Bei der Abzweigung nach Mt. Cook endete der See, welcher ursprünglich Gletscher war und so auch heute noch von den Eismassen, welche sich ebenfalls viele Kilometer weit zurückgebildet haben, gespeist wird. Dieser See ist, wie auch die vielen Flüsse, welche wir unterwegs sahen, von einem fantastischen Blau. Ich konnte mich kaum sattsehen.

Lake in New Zealand

 

Wir mussten vom Ende des Sees etwa 60 km weit fahren bis zur Siedlung und auf dem gleichen Weg wieder zurück. Am Ende des Sees war ein Steinbecken, dann kam das Dorf. Im berühmtesten Hotel des Landes gingen wir ein Bier trinken. Das Hotel war enttäuschend, nichts Besonderes. Überrascht haben uns die Preise, welche tiefer waren als in einem Shop. Draussen wars eisig kalt und sehr stürmisch. Wir fuhren etwa 15 km weit auf einer sehr schlechten Steinstrasse, am Ende dieser bestiegen wir eine Moräne, von der wir auf den Gletscher sehen konnten. Doch welch eine Enttäuschung – das Eis war mit Geröll bedeckt, nur stellenweise sah man, dass es sich um Eis handelte. Dazwischen hatten sich auch zwei Seelein gebildet. Dann fuhren wir von einigen Fotohalten abgesehen direkt nach Christchurch. Dabei konnten wir einen faszinierenden Sonnenuntergang beobachten. Zwar sahen wir die Sonne nie, doch die Wolken waren einzigartige Gebilde in sehr verschiedenen Formen und Höhenlange. Hinter uns lagen dann die Schneeberge, vor uns eigenartig geformte Berge ohne Pflanzen, welche rot aufleuchteten. Viele Stellen blieben jedoch im Schatten, so dass sie wie Gemälde aussahen. Als wir zum nächsten See kamen, war’s schon ziemlich dunkel, doch einmalig schön: hellblauer See, weisse Berge, rote Wolken. Einen so schönen Abendhimmel habe ich selten gesehen. Nachdem es ganz dunkel war, schien die Fahrt kein Ende zu nehmen, ich konnte kaum noch sitzen. Aber Hauptsache wir kamen an, um 20.30 Uhr.

1.5.
Wir hatten den ersten Tag unserer letzten Station in Neuseeland hinter uns. Zuerst gingen wir den Flug rückbestätigen, danach schauten wir uns im Geschäftsviertel der City um ohne etwas zu kaufen. Doch – ein Post-Handibag für die beiden Tennisbälle. Haben sie eben verpackt, wurde auch endlich Zeit. Wir gingen auch ins Art-Zentrum, wo sich verschiedene Gebäude befinden. Doch ausser dem Coffee-Shop konnten wir nichts Interessantes entdecken. Der Bau selbst ist zwar schön. Ganz in der Nähe befindet sich auch das Museum, welches mir sehr gut gefiel, speziell das nachgebildete Dorf aus der Pionierzeit. Dieses ist wirklich schön, mit Kutschen, Schule, Schmiede, Läden, usw. Auch die vielen Bewohner, lebensgrosse Puppen, sind sehr schön. Danach gingen wir noch einmal in die City um das Nachtessen einzukaufen. Es ist jetzt sehr kalt hier, Handschuhe und Mütze wären kein Luxus.

 

 

Architecture in New Zealand
Neuseländische Architektur am Hang

Street in Christchurch

Christchurch view

2.5.
Heute hatten wir den Ferrymead Historic Park auf dem Programm. Das Wetter war herrlich, zwar sehr kalt, aber wolkenloser Himmel. Zuerst gingen wir zur Post mit den Tennisbällen und einem Brief für meine Familie, diesen schrieb ich gestern, weil das Aerogramm bereits frankiert war. So habe ich halt dann in Australien weniger Arbeit. Gemäss dem Anschlag bei der Busstation fuhr erst nach 45 Minuten der nächste zum Park. Fünf Minuten nur hielten wir’s aus in der Kälte draussen, dann gingen wir einen Kaffee trinken. Nach 15 Minuten fuhr plötzlich «unser» Bus vorbei. Er fuhr also alle halbe Stunde, war wir auch beim nochmaligen, genauerem Studieren des Fahrplans bestätigt sahen. Um den Rest der Zeit totzuschlagen wollten wir noch um einen Block spazieren. Da kamen wir gleich zur Bibliothek, ein neues, modernes Gebäude, wo man sogar Musik hören kann. Man wählt eine Platte aus, setzt sich auf einen Sessel und lässt sich den entsprechenden Kopfhörer geben. Aber dazu war unsere Zeit zu knapp. Wir gingen ins erste Stockwerk, Joschi zu den Eisenbahnbüchern, ich zu den Reisebüchern. Wir verabredeten uns bei der Rolltreppe fünf Minuten vor Busabfahrt. Also blieben uns bloss acht Minuten. Ich war pünktlich zurück, doch von Joschi keine Spur. Ich eilte durch die Bücherwände und muss ihn übersehen haben. Ich fand ihn auch draussen nicht. Wartete kurz unten an der Rolltreppe, eilte dann aber in letzter Minute zum Bus-Stop. Der Bus fuhr gerade ab, kein Joschi in Sicht. Ich spurtete zurück zur Bibliothek, und da sucht mich Joschi. Entschuldigung: bei den Eisenbahnbüchern hätte er glatt die Zeit vergessen. Na ja, den nächsten Bus erwischten wir dann tatsächlich. Der Park war für mich eine Enttäuschung. Ausser einer Schulklasse befanden sich noch etwa zehn Leute auf dem Areal, welches einer Baustelle glich. Bloss zwei Museen waren ok. In die beiden Flugzeuge konnte man nicht gehen, viele der nachgebauten Häuser waren geschlossen, da nicht so viele Leute beschäftigt sind, dass alles Mobiliar bewacht werden kann. So war auch das Haus mit der Modelleisenbahn geschlossen. Dafür hatte es mehrere richtige Züge, die meisten aber befanden sich in der Werkstatt.
Zurück beim Square marschierten wir zur Town Hall. Zuerst natürlich in den Coffee-Shop. Kaum sassen wir da, drängten sich dutzende von Leuten in die Mittelhalle. Aua, deswegen die vielen Buffets. Es handelte sich um die Graduation Ceremonie, also dutzende von Leuten in ihren schwarzen Ponchoroben und Quadratmütze, mit ihnen die Verwandten. Es war interessant dem Treiben zuzusehen, doch mit einer Tour wurde nichts. Sind danach noch herumspaziert bis die Jugi ihre Tore öffnete.

4.5.
Gestern Morgen lernten wir in der Jugi zwei Schweizer kennen, Kurt und Richard. Zu viert zogen wir los, die andern beiden hatten sowieso keinen Unternehmungsgeist, verbrachten schon den Tag vorher mit Kaffeetrinken, obwohl sie noch gar nichts von der Stadt gesehen hatten. Wir gingen zuerst zur Town Hall, wo wir an einer Führung teilnahmen. Dieses Haus gefiel mir besser als Sydneys Opera. Nach einem Kaffee gingen wir für etwa eine Stunde auf den Cathedrale Square, bestiegen den Turm und sassen draussen in der Sonne. Danach gingen wir Mittagessen und entschlossen uns gemeinsam ein Nachtessen zu kochen. Die beiden anderen hatten von Kochen überhaupt keine Ahnung, sie essen auswärts oder kalt. Nach dem Grosseinkauf gingen wir wieder in die Bibliothek, danach setzten wir uns in ein Tea-Room um die Zeit bis 17 Uhr totzuschlagen. Gemeinsam kochten wir wieder den obligaten Kartoffelstock, Geschnetzeltes an Pilzsauce mit Rüebli und Peperoni, Blumenkohl und weisser Sauce. Schmeckte ausgezeichnet. Nach dem Abwasch packte uns das Billard-Fieber und wir spielten bis um 23 Uhr. Heute Morgen trafen wir wie telefonisch gestern Abend abgemacht Mrs. Roper zu einer Rundfahrt. Sie ist eine wirklich nette Dame. Sie brachte auch ihre mongoloide Tochter mit. Wir machten eine wunderschöne Fahrt dem Meer entlang, dann über die Hügel zum Hafen. Wieder auf dem Hügel hatten wir einen fantastischen Blick, einerseits auf den Strand, Stadt und Schneeberge, auf der anderen Seit auf den Hafen, zwei Inseln und die schöne Hügellandschaft drumherum. Der Hafen ist eigentlich in einem Vulkankratersee gelegen. Unser Guide hatte schon Pläne für den Nachmittag, so dass wir uns um 12 Uhr in der Nähe der Cathedrale Square trennten. Wir gingen unsere Rucksäcke einstellen und sitzen eben beim Lunch.

Christchurch Airport
Vom Lunch aufgestanden dachte ich mit Schrecken an die vergessene Jugi-Karte. Also hetzten wir zur Jugi, klopften beim Warden und bekamen sie zum Glück. Wieder zurück am Square trafen wir einen Schweizer, welchen wir vorhin einmal in der Jugi sahen. Wir setzten uns auf eine Bank und plauderten noch ein bisschen. Dann nahmen wir den Bus zum Airport. Vorher schauten wir noch dem Wizard zu, welcher vor der Kirch Witze machte. War noch interessant.

 

1.-3.             Auckland
3.-6.             Kerikeri
6.-8.             Kaitaia
8.-9.             Opononi
9.-10.           Auckland
10.-12.         Rotorua
12.-13.         Turangi
13.-14.         Ohakune
14.-17.         Tongario Nationalpark Trekking
17.-18.         Ohakune
18.-19.         Wellington
19.-20.         Nelson
20.-22.         Abel Tasman Nationalpark Trekking
22.-23.         Nelson
23.-24.         Farm zwischen Newport und Greymouth
24.-26.         Franz Josef
26.-27.         Fox
27.-29.         Queenstown
29.-30.         Frankton Motor Camp
30.4.-4.5.     Christchurch

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